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Theorien des Internet

 

Martin Warnke schreibt nicht nur ab und zu einmal für diesen Blog, sondern auch Bücher. So zuletzt "Theorien des Internet" in der Reihe "Zur Einführung" des Junius-Verlages. "Theorien" statt "Theorie" muss man wohl als Gestus der Bescheidenheit verstehen, denn der Autor will nicht etwa die Theorie des Internets liefern, sondern er geht historisch vor, wenn auch seine Neigung zu systemtheoretischen Ansätzen unverkennbar ist. Medientheoretisches Geschwurbel wird man umsonst erwarten. Warnke arbeitet zwar hauptsächlich kulturwissenschaftlich, ist aber von der Ausbildung her Mathetmatiker und Physiker, hat sogar mal eine Weile das Rechenzentrum der Universität Lüneburg geleitet. In dem kurzen Buch geht es entsprechend auch erst einmal eher technisch zu. Ein Kapitel widmet sich der Geschichte des Internets (zur Erinnerung: der erst vierzig-jährige Geburtstag des Mediums wurde auch in diesem Blog gefeiert), ein weiteres dessen Technik. Besonders eindrücklich dann die Wissenschaft von den Netzen mit dem Hinweis auf die skalenfreie Natur des Internets, das gerade aufgrund seiner dem Pareto-Prinzip gehorchenden ungleichen Verteiltheit besonders stabil ist. Ein weiteres Kapitel klärt über die Ökonomie des Internet auf, die manche scheinbar eherne Wahrheit volkswirtschaftlichen Handelns über den Haufen wirft. Ziemlich spät dann (eigentlich hätte man es eher am Anfang erwartet) das Kapitel über den Hypertext als Grundlage des Internets, und dann das eigentlich theoretische Kapitel über die "Theorie des Internet". Hard stuff , ich weiß auch nicht, ob ich das alles richtig verstanden habe. Aber den Autor fasziniert am meisten die emergente Struktur dieses "Mediums des 21. Jahrhunderts", d.i. die in der Summierung der Millionen und Milliarden beitragenden Einzelrechner diese Summe übertreffende Gesamtleistung des Netzes. Ausgesprochen wird es im Text nicht, aber könnte die Emergenz in der Tatsache bestehen, dass aus diesen Milliarden Maschinen dann einmal ein großes neues Lebewesen entsteht?

 

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