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Studieren in Münster

In Münster, dieser beschaulichen Stadt im Herzen Westfalens, wird eine wirklich radikale Kunstgeschichte gepflegt. Gerade hat man dort eine Professur ausgeschrieben, Schwerpunkt soll die Kunstgeschichte Italiens des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sein. Wohlan! Außer dieser gibt es noch 3 weitere Professoren, einer macht italienische Renaissance (und anderes), der zweite hat einen klaren Schwerpunkt in der italienischen Architektur der Renaissance, und der dritte widmet sich dem italienischen Barock. Das nenne ich mal eine entschiedene Schwerpunktbildung! Außerhalb Italiens wurde ja nun in der Tat meist Minderwertiges produziert. Und mit dem ganzen Dreck nach 1800 (vgl. hierzu Hans Sedlmayr, Verlust der Mitte, 1948)  muss man sich dann auch nicht mehr beschäftigen! Gerade für besorgte Eltern wohlerzogener Mädchen, die sich ja immer noch gerne studienhalber den schönen Künsten zuwenden, könnte das ein entscheidendes Argument sein.

Also liebe Studierende: Auf nach Münster!

 

15 Kommentar(e)

  • ok, dann passt's. danke!

  • ... I surrender. Irgendwo bin ich steckengeblieben- seit wann ist Transzendenz immer ideal? Sie sind ein hartnäckiger Zeitgenosse...

  • mit dem übergang zur transzendenz tue ich mich nur etwas schwer... das geht mir manchmal etwas zu schnell. vielleicht einigen wir uns auf einen zwischenraum? in dem halt die vorstellungen passieren, ohne ideale zu werden?

  • ...tod/barock/herrschaftsikonographie lässt sich doch trefflich verbinden: so wird der repräsentation der schönheit von der immanenz sogar zur transzendenz verholfen... ob das heute auch noch so ist? ist gar das www mittlerweile der ort, an dem unsere transzendenz wirkt? deshalb die getunten profile auf gemeinschaftsforen wie facebook?

  • ha, ha, ha... :D sehr erfrischend! danke schön! Über die Auseinandersetzung mit der Allgegenwärtigkeit des Todes im Barock hätte ich beinahe die Kehrseite der Medaille vergessen. Klasse! vielen Dank!

  • ...womit Sie wunderbar aufgeschlüsselt haben, warum herzlich wenige Kunsthistoriker Stilsicherheit im eigenen Auftreten beweisen. Künftig werde ich also nicht mehr denken "welch unmögliche Aufmachung", sondern "welch autonomer Geist".
    Dennoch- persönlich halte ich es mit der Herrschaftsikonographie: Äußere Schönheit repräsentiert innere Macht.

  • Ohne mich allzusehr in die Diskussion einmischen zu wollen, möchte ich zu bedenken geben, dass dabei in der Sache dem Geschmack wie mir scheint zu wenig Rechnung getragen wird. Als Kunsthistoriker sind wir Ästheten mehr als uns das lieb sein kann. Während des Studiums wird zwar der Geschmack ausgebildet, dafür werden aber die Sinne nicht gezähmt, sondern viel eher geschärft. (s.a. griechische Bedeutung des Begriffs "derjenige, der Wahrnimmt") Wenn man das begriffen hat, ist es in der Regel schon zu spät. Geschmack ist nicht tolerant, nicht demokratisch und weiß sich erstaunlich gut gegen Vernunft durchzusetzen. Wer diesen Beruf hat und dabei noch offen bleiben will (dazu gehört neben mehreren Eigenschaften eine nicht zu unterschätzende Portion Ehrgeiz), hat so viele Alternativen nicht. Wer sich dem Diktat des Geschmacks nicht beugen und auch kein Stoiker werden will, entscheidet sich über kurz oder lang für die Schönheit des Geistes und macht (zugleich oder im unmittelbaren Anschluß daran) den Stilbruch zum Lebensinhalt. Mehr Möglichkeiten sind da leider nicht drin...

  • nele putz
    27.10.2009 10:11

    ich muss in einem punkt widersprechen: die höheren töchter studieren ganz im gegensatz zu Ihrer annahme in erster linie die kunstgeschichte der letzten 200 jahre, weil unsere köpfchen mit der zeitreise in frühere jahrhunderte überfordert wären - wen interessieren im übrigen unzivilisierte kriege und schlechte abwassersysteme. darüber vermögen auch farbige holztafeln mit wohlklingenden signaturen nicht hinwegzutäuschen. für uns junge damen ist die schnittstelle 1789 in erster linie deshalb relevant, weil sie mit der gründung der ersten frauenzeitschriften koinzidiert. ergo wurde im selben moment die moderne frau geboren. im ürbigen ist es doch die ästhetik für den hausgebrauch, die uns umtreibt. die praxis interessiert uns - seit ich schinkels raumkonzepte kenne, erinnert mein backofen an eine antike opferstelle, davids recamière steht im wohnzimmer und selbst ein duchamp ziert das badezimmer. höhere töchter haben stil.

  • keimelion
    14.10.2009 10:11

    Es wäre schön, die zerlegten Teile dieser 50 Jahre zurückliegenden Theorie neu zusammenzufügen. Auch wenn das vielleicht nicht so wissenschaftlich ist, könnte das eigentlich jemand schon gemacht haben... Wie sich so etwas wohl liest?

  • keimelion
    13.10.2009 11:43

    Also ich bin nur dem von Professor Kohle empfohlenen Link gefolgt und habe erstmal das gelesen, was bei wikipedia steht. Es geht um ein wie auch immer der Abstraktion verpflichtetes Gedankenkonstrukt, das die Dekonstruktion geradezu herausfordern muss. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat die Kunsthistoriographie darin bereits ganze Arbeit geleistet.

  • keimelion
    12.10.2009 05:57

    ok. Vielen Dank, passt schon. Ich bleibe jetzt eine Weile weg (samt alter egos), weil ich dringend etwas anderes erledigen muss. Danke nochmals + tschüss.

  • Ioana Herbert
    12.10.2009 05:54

    Nein, tut mir leid, ich weiß es nicht.
    Ich kann Dir höchstens sagen, wie eine dreifache Egge zum Umpflüggen des Spargels funktioniert, weil ich das neulich im "Europäischen Spargelmuseum" in Schrobenhausen, der "Lenbachstadt im Spargelland", in drei Weltsprachen gelesen habe.
    Das Geburtshaus eines Malers steht auch noch da rum, aber das ist nichts für Dich. Museum 1937 eröffnet (das gibt Bauchschmerzen), 500 Exponate (das klingt nach Arbeit), kein Werk dabei, das den Maler berühmt gemacht hat (das verspricht wenig Anerkennung), Gemälde eines befreundeten, wenig bekannten Tiermalers dabei(das gibt Kopfschmerzen). Der Katalog von 1986 könnte eine Aktualisierung vertragen, Geldgeber sind nicht auszuschließen (Verwandte aus Kölner Verlegerfamilie schauen angeblich regelmäßig vorbei), aber Du bleibst lieber bei Deinem Thema. Die Gemälde aus dem Geburtshaus von La Fontaine (französischer Dichter) sind zwar nicht von einem "Malerfürsten", dafür stehen sie aber im Netz und Du kannst damit arbeiten.
    Warum das so ist, weiß ich auch nicht, tut aber weiter nichts zur Sache.
    Also nein, tut mir leid. Ich fürchte, Du musst das Buch schon selber lesen.

  • Hubertus Kohle
    11.10.2009 21:43

    An keimelion
    Schauen Sie mal unter
    http://de.wikipedia.org/wiki/Verlust_der_Mitte

  • keimelion
    11.10.2009 11:20

    Auch wenn es an dieser Stelle oberflächlich erscheinen mag, könnte bitte jemand so freundlich sein und in drei Sätzen den Inhalt der o.g. Publikation aus dem Jahr 1948 zusammenfassen? Der (spekulative) Titel und der hier angeschlagene Ton ermutigen nicht gerade zur Lektüre, dennoch würde ich gerne (wirklich nur ganz kurz) wissen, was drin steht. Wer soll nach Meinung des Autors was wann verloren haben und warum? (Bitte auch, falls möglich, um einen sachlichen Ton, ich mag es nicht, wenn man mit mir schreit.)

  • Marco Heßdörfer
    11.10.2009 11:11

    Köstlich!

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