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Bühnen - Technik - Bilder : Perspektiven auf den digitalisierten Nachlass der Bühnentechniker-Familie Brandt

von Margret Schild (Theatermuseum + Filmmuseum Düsseldorf / Bibliothek)

Im Institut für Theaterwissenschaft an der Freien Universtiät Berlin konnte mit Unterstützung von digiS - Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung in einem halben Jahr der Nachlass der Theatertechnikerfamile Brandt digitalisiert und erschlossen werden. Die Senatskanzlei für Wissenschaft und Forschung finanzierte diese Maßnahme. Eingesetzt wurde die Open Source-Software Omeka S als neue Objektdatenbank der Theaterhistorischen Sammlungen. Am 21. Februar wurde das Projekt im Rahmen eines Online-Workshops vorgestellt. Ergänzt wurde die Präsentation durch zwei Vorträge aus der Forschungsperspektive zu Aspekten der Theatertechnik, die auch Bezug zum Nachlass nahmen, sowie eine Gesprächsrunde über die Nutzungspotenziale von digitalen Sammlungen (Programm).  

Der Nachlass scroll to top

Anhand von knapp 1.000 Objekten ermöglicht der Nachlass der Familie Brandt einen Blick hinter die Kulissen im Theater während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts: auf Hinter- und Seitenbühnen, in die Untermaschinerie, den Schnürboden, die Magazine und die Werkstätten. Eine systematische Ausbildung gab es noch nicht und das Wissen wurde von Generation zu Generation innerhalb der Familie weiter gegeben. Geboten werden verschiedene Sucheinstiege, die sich an Forschende und Interessierte richten (Link zur Einstiegseite):  

  • Theatergebäude in den Sammlungen
  • Objekte im Nachlass Brandt
  • Bauprojekte und Inszenierungen
  • Personen und Körperschaften
  • Kuratierte Sammlungen und Themen

Innerhalb der kuratierten Sammlung und Themen findet man auch 3-D-Rekonstruktionen anhand der vorhandenen Pläne, so beispielsweise die Rekonstruktion des fahrbaren Bühnenhimmels für das Königliche Operntheater (Krolloper) in Berlin. 

Forschungsperspektive scroll to top

Gundula Kreuzer (Yale University) und Ulf Otto (Ludwig-Maximilian-Universität München) gingen in ihren Vorträgen u.a. auf den Nachlass aus der Forschungsperspektive ein. So findet man im Nachlass den einzigen Beleg, wie der Orchestergraben des Festspielhauses in Bayreuth erweitert wurde. In allen anderen Publikationen wird immer die gleiche  (einen veralteten Stand enthaltende) Zeichnung publiziert. Andere Archivalien der Gestaltung des Orchestergrabens und der Theatertechnik, auf die in der Literatur verwiesen wurde, existieren leider nicht mehr - sie wurden - so wurde es der Referentin mitgeteilt - kassiert, weil sie nicht mehr als für die Forschung bzw. die Überlieferung relevant betrachtet wurden. Die Geschichte der Elektrizität ist ebenfalls eng mit dem Theater verbunden. Es wurden immer wieder zeitlich parallel vergleichbare technische Lösungen entwickelt, wobei es vorkommen konnte, dass sich einzelne eher durchsetzten als andere, die dann in Vergessenheit gerieten. Wie ist das Verhältnis zwischen der Technik (dem Ideenreichtum der in diesem Metier tätigen) und dem künstlerischen Konzept (des Regisseurs) bzw. wie beinflussen sie sich gegenseitig? Die (dargestellten) Objekte sind nicht unbedingt selbsterklärend: Wie haben sie funktioniert? Wofür und wie häufig wurden sie eingesetzt?

Nutzungspotentiale digitaler Sammlungen scroll to top

Den Abschluß bildete eine offene Gesprächsrunde mit Frank Fischer (Digital Humanities, FU Berlin), Gerd Müller (Stipendiat des Kulturhackathons Coding da Vinci), Bri Newesly (Szenografie & Theaterbau, BHT Berllin), Nora Probst (Theaterwissenschaftliche Sammlung Köln + Kultur der Digitalität an der Universität Paderborn) und Franziska Ritter (digital.DHTG, DFG-Projekt Theaterbauwissen an der TU Berlin). Welche Daten wünschen sie sich? Wie kann man die Daten nutzen? Als wichtige Punkte genannt wurden: die Offenheit der Daten und der Schnittstellen für eine Weiterbearbeitung oder -nutzung, Möglichkeiten der (automatischen) Vernetzung über standardisierte Referenzpunkte, die Notwendigkeit der kontinuierlichen Datenpflege und -anreicherung, die nachhaltige Sicherung des Wissens und der Daten aus den (zeitlich befristeten) Projekten, neue Kooperationen - so beispielsweise in Form von Hackathons wie Coding da Vinci, wo GLAM-Institutionen mit IT-Affinen zusammen kommen, neue kreative Anwendungen (auch und vor allem niedrig schwellig) entwickeln. Aber auch: die Vernetzung untereinander, der Austausch von Erfahrungen (Best Practice) und der Blick über den Tellerand auf verwandte Bereiche - thematisch (z.B. Kunstgeschichte, Architektur, Technikgeschichte) oder auch in Hinblick auf Werkzeuge zur inhaltlichen und formalen Beschreibung. 

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