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Virtuell auferstanden aus Ruinen - Der historische Stadtraum um den Nürnberger Hauptmarkt wird interaktiv erlebbar

Im Hirsvogelsaal beim Tucherschloss werden am 22. März die Ergebnisse des innovativen Forschungsprojektes TRANSRAZ (Nürnberger Topographie in Raum und Zeit) präsentiert, an dem Forschende der Universität Greifswald und des Leibniz-Instituts für Informationsinfrastruktur (FIZ Karlsruhe) drei Jahre lang intensiv gearbeitet haben. Dreidimensionale digitale Modelle rekonstruieren den Nürnberger Stadtraum von der Barockzeit bis zur Gegenwart. Sie wurden mit zahlreichen historischen Quellen und Bildern vernetzt. Die so entstandene virtuelle Forschungsumgebung ermöglicht neue Erkenntnisse für die Bürger und innovative Arbeitsweisen für die Digitalen Geisteswissenschaften.

Die Stadt Nürnberg eignet sich als Prototyp für das neuartige digitale Raum-Zeit-Modell in idealer Weise: Die Stadt Albrecht Dürers war über Jahrhunderte von größter künstlerischer und historischer Bedeutung. Außerdem bewahren ihre Archive und Sammlungen riesige, teilweise der Öffentlichkeit unbekannte Schätze. Nach den verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg ist die Nürnberger Altstadt weitgehend verloren – mit dem aktuellen Projekt TRANSRAZ entsteht sie auf wissenschaftlicher Basis virtuell neu und wird interaktiv erlebbar. Die Nürnberger Altstadt wird in vier Zeitebenen rekonstruiert, von der Barockzeit bis zur Gegenwart (17.-21. Jahrhundert). TRANSRAZ führt Forschungsliteratur und ganz unterschiedliche Quellen (Texte, Bilder) auf innovative Art zusammen. Dank umfassender Suchfunktionen werden Antworten auf viele Fragen möglich: Wie hat sich der Stadtraum über die Zeit verändert? Wo befanden sich im historischen Nürnberg Apotheken, Bäckereien oder Gaststätten? Wer lebte in den Häusern, und was wissen wir über ihre Bewohner? Antworten, die nicht nur für Forschende, sondern auch für Bürgerinnen und Bürger von Interesse sein dürften.

Gleichzeitig schafft die virtuelle Forschungsumgebung neue Möglichkeiten, die Geschichte und Kultur Nürnbergs im Wandel der Zeit zu erfahren. Methoden Künstlicher Intelligenz werden genutzt, um etwa die Adressbücher der Stadt Nürnberg zu erschließen. Die Forschungsumgebung ermöglicht neue Publikationsformen jenseits des gedruckten Buches im Sinne von Open Science mit Anschlussmöglichkeiten für Projekte der Bürgerwissenschaften. „Mit TRANSRAZ steht ein innovatives Werkzeug für die Erforschung der Nürnberger Kultur zur Verfügung, das ohne Beispiel ist. Es schafft einen ebenso anschaulichen wie umfassenden Zugang zur Vergangenheit, und zwar nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für engagierte Bürger“, sagt Prof. Dr. Gerhard Weilandt von der Universität Greifswald. Matthias Razum von FIZ Karlsruhe ergänzt: „Nur durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Kooperationspartner konnten wir die innovative virtuelle Forschungsumgebung TRANSRAZ schaffen und ihre Potenziale aufzeigen. Es freut mich sehr, wie positiv die Projektergebnisse durch die wissenschaftliche Community der Geisteswissenschaften, durch Archive und Museen, insbesondere aber die Stadt Nürnberg aufgenommen wurden“.

Die Leibniz-Gemeinschaft ermöglichte finanziell die interdisziplinäre, arbeitsteilige Zusammenarbeit an TRANSRAZ: Matthias Razum, Prof. Dr. Manfred Sack und ihre Teams entwickelten Datenstrukturen und Software bei FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur. Für die Erforschung der Nürnberger Topografie war Prof. Dr. Gerhard Weilandt von der Universität Greifswald mit seinem Team zuständig. Das Stadtarchiv Nürnberg, die Museen der Stadt Nürnberg, das Germanische Nationalmuseum und das Zentralinstitut für Kunstgeschichte unterstützten als assoziierte Partner das Projekt und stellten digitalisierte Quellen, Bilder, Pläne, bibliographische Daten und digitalisierte Forschungsliteratur zur Verfügung.
 

Veranstaltungsort: Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal, Eingang Hirsvogelsaal: Treibberg 6, 90403 Nürnberg
Termine: 22. März, 15.30 - 16.40 Uhr: Öffentliche Pressekonferenz / 23. März, 9.00 - 18.00 Uhr: Öffentliche Tagung
Anmeldung bis 20. März 2023 per E-Mail an: s-judein@uni-greifswald.de
Der Eintritt ist frei!

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