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In langer Tradition. Dürers 550. Geburtstag

Jtem nach Christi gebũhrt 1471. Jahr in der
Sechsten stũndt, an St: Prũdentientag, an
einen Erichtag, in der Creũzwochen, gebahr
mir mein haũßfraũ Barbara, mein anderen
Sohn, Zũ dem war gevatter Anthonj Ko=
bũrger, ũnd nant Jhme Albrecht nach mir.

 

(Zur Geburt Dürers aus einer Abschrift der sogenannten Familienchronik, 2. Hälfte 17. Jh., Sign. Will Nor III 916 fol, 3v, Nürnberg, Stadtbibliothek im Bildungscampus.)

 

Die Geburt Albrecht Dürers (1471–1528) jährt sich am 21. Mai 2021 zum 550. Mal und zahlreiche Verehrer*innen erinnern. Das Germanische Nationalmuseum feiert den Geburtstag des Nürnberger Ausnahmekünstlers mit einem digitalen Gesprächsmarathon. In dem vielseitigen Programm werden Talk-Tandems verschiedenste Kontexte beleuchten, in denen sich Interesse rund um die Person, Kunst und Rezeption Dürers entfaltet.

Die Veranstaltung steht in langer Tradition. Seitdem Dürer am 6. April 1528 mit nur 56 Jahren starb, werden seine Geburts- und Todestage zum Anlass genommen, ihm auf unterschiedliche Art zu gedenken. Viele der heute populären Denkmale in Bild und Text entsprangen den Jubiläumsjahren. Beispielsweise prägte man 1628 Münzen auf den ‚deutschen Apelles‘, verfasste 1728 ein gedechtniß der ehren eines derer vollkom[m]nesten künstler seiner und aller nachfolgenden zeiten oder legte 1828 den Grundstein für Christian Daniel Rauchs (1777–1857) berühmtes Standbild, das noch heute auf dem nachfolgend so benannten „Albrecht-Dürer-Platz“ in der Sebalder Altstadt in Nürnberg zu finden ist. Eine ebensolche Erinnerungskultur etablierte sich für die überlieferten Stationen seines Lebens. So jährte sich 2020/21 die niederländische Reise des Künstlers zum 500. Mal. Durch zwei Abschriften des sogenannten Reisetagebuchs detailliert tradiert, findet sie diesjährig in Ausstellungen und Katalogen international Aufmerksamkeit.

Das ehrende Gedenken begünstigt gleichzeitig die Erhaltung. Ein eindrückliches Beispiel hierfür ist das Haus, in dem der Künstler bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. Im Jahr 1826, also als sich der 300. Todestag Dürers näherte, kaufte der Verleger Friedrich Campe (1777–1846) als „Mitglied des Magistrats” das legendäre Fachwerkhaus am Tiergärtnertor für die Stadt (vgl. Campe 1828, S. 185). Pünktlich zum Dürer-Jahr 1828 diente es als Künstlermuseum und Feststätte. Anlässlich der Feierlichkeiten zu Dürers 400. Geburtstag im Jahr 1871 wurde die Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V. gegründet, die sich der erneuten Instandsetzung und dauerhaften Erhaltung des Hauses annahm. Seither können der Geburtstag Dürers und die Geburtsstunde der Stiftung im Gleichklang gefeiert werden. 1928 zeigten zahlreiche Museen international Albrecht-Dürer-Ausstellungen, darunter das Germanische Museum (heute Germanisches Nationalmuseum). Von einigen dort ausgestellten Gemälden ließ die Stadt Nürnberg, die spätestens seit dem 17. Jahrhundert zahlreiche Werke an regierende Dürer-Anhänger verloren hatte, Kopien der zeitweise als Exponate zurückgekehrten anfertigen (vgl. Schauerte 2012). Während die Originale heute in Florenz, Lissabon, Madrid, New York oder Paris zu suchen sind, repräsentieren die Kopien im Dürerhaus ein Stück Rezeptionsgeschichte.

Jubiläen wirkten zudem über Jahrhunderte wie ein Katalysator für die Forschung. Aufgrund der langen Tradition der Feiern und der durch sie entstandenen Memoria veröffentlichte beispielsweise Matthias Mende im Gedenkjahr 1971 einen Ausstellungskatalog alleine über die Nürnberger Dürerfeiern 1828–1928 sowie eine 700-seitige Dürer-Bibliographie. 50 Jahre später arbeiten die Universitätsbibliothek Heidelberg, die Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg und die Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V. gemeinsam an dem DFG-Projekt duerer.online - Virtuelles Forschungsnetzwerk Albrecht Dürer und interagieren mit den vielseitigen Forschungsansätzen der Gedenkjahre 2020/21.

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