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Das Wölfflin Spiel

Eine neue Spielform auf der Artigo-Plattform nach oben

Heinrich Wölfflin hat mit seiner binären Typologie, mit der er Renaissance- und Barock-Kunstwerken unterscheiden wollte, eines der einflussreichsten stilanalytischen Paradigmen der Kunstgeschichte geschaffen. Vor ziemlich genau einem Jahrhundert mit den "Kunstgeschichtliichen Grundbegriffen", die 1915 erschienen sind. Die Eignung dieser Kategorien für eine digitale Simulation wurde schon vor ein paar Jahren von Wolfgang Ernst und Stefan Heidenreich bewiesen (Digitale Bildarchivierung: der Wölfflin-Kalkül, in: Sigrid Schade/ Georg Christoph Tholen (Hg.): Konfigurationen. Zwischen Kunst und Medien, München 1999, S. 306-320) Auf anderem Wege versuchen wir eine empirische Überprüfung dieser Typologie, und zwar mit einem crowdsourcing-Spiel, das sich an die breite Öffentlichkeit richtet und damit den Anspruch Wölfflins ernst nimmt, eine universelle, und nicht etwa nur an Experten gerichtete Methodologie entwickelt zu haben, die ganz vom Augeneindruck ausgeht. Die Anwendung ist noch im Beta-Stadium, daher sind manche Details zu kritisieren. Mich würde interessieren, was Sie von dem nicht ganz gewöhnlichen Verfahren als solchem halten.

3 Kommentar(e)

  • Hubertus Kohle
    12.10.2012 08:53
    Der wunde Punkt

    Ich fürchte, das ist das Problem. Die Punkte bei der Kategorien-Zuordnung (die ja das eigentlich Wichtige bei dem Spiel ist, und hier bekommt man die Joker) werden dann vergeben, wenn man den Wölfflinschen Kategorien entspricht. Das könnte auf Dauer dazu führen, dass die Spieler auf der Basis der Datierung der Bilder die Kategorien bestimmen und nicht - wie sie sollten - auf der Basis der Anschauung. Aber dafür müssten sie wiederum eine eigenständige Datierung vornehmen können. Verdammt intrikate Geschichte!

    • Ernst
      12.10.2012 09:54
      Punkte vergeben - aber wie?

      Ich denke, dass sich das auf die Verwertbarkeit des Ergebnisses auswirkt. Ich finde das Spiel wirklich gelungen; man muss schon genau hinschauen (wenn man es nicht schematisch nach dem Datum der Bilder macht) und ist ganz schön beschäftigt. Dazu noch immer die Frage nach dem Künstler, die zu beantworten ist... das fordert mich als Spieler auf sehr angenehmen Art und Weise.

      Vielleicht hat ja jemand eine Idee, wie eine "augenscheingerechte" Punktevergabe gestaltet sein könnte?

  • Ernst
    11.10.2012 17:25
    Bewertung des Augeneindrucks

    Ein interessanter Ansatz, die Masse (an die ja auch die Bilder der Maler gerichtet sind) eben diese Bilder nach der Typologie Wölfflins beurteilen zu lassen. Das geht tatsächlich am besten mit digitalen Crowdsourcing-Methoden, um in absehbarer Zeit ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen.

    Die Vergabe von Spielpunkten scheint mir in diesem Zusammenhang nicht ganz leicht: Ist die Punktevergabe an der kunsthistorisch korrekten Beurteilung gemäß Wölfflins Kategorien ausgerichtet oder wie wird der spontane Augeneindruck eines Laien mit Punkten bewertet, der ja davon abweichen kann, aber auf den es Ihnen anzukommen scheint?

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