blog.arthistoricum.net
Crowdfunding
Crowdfunding nach oben
Über crowdsourcing haben wir ja hier schon diverse Male berichtet. Wie wäre es mal mit crowdfunding?
Vor ein paar Wochen berichtete die Süddeutsche Zeitung über einen begeisterten Fotografen aus Bad Tölz, der auf dem Weg nach China im Iran hängen geblieben und so beeindruckt von dem Land war, dass er dort ein Jahr lang fotografierte und filmte. Die Ergebnisse wollte er natürlich ausstellen, aber dann geschah, was in solchen Fällen immer geschieht. Er konnte das Geld nicht auftreiben, um dies zu bewerkstelligen. Da kam ihm die Idee des netztgestützten crowdfunding, die in den USA gerade bei kulturellen Projekten längst gang und gäbe ist, in Europa aber noch einen exotischen touch besitzt. Auch mit Hilfe der durch die SZ erreichten Öffentlichkeit gelang es ihm, 50.000 Euro für die Ausstellung aufzutreiben, die in der Münchener Kirche St. Maximilian am 15.7. eröffnet wird. Die Einzelbeträge waren bescheiden, aber viele (das Internet ist eben der Tummelplatz des long tail). Und die Stifter bekommen in einem gestaffelten System etwas zurück, je nach Höhe der Beiträge eine Einladung zur Vernissage, die Verpflegung dort, oder einen kompletten Satz der Fotografien.
Dieses crowdfunding könnte sich als eine famose Idee gerade für Projekte im künstlerischen Bereich erweisen. Sie setzt der zentralistischen top down-Kulturpolitik ein dezentrales Moment des bottom up entgegegen, dürfte aber erheblich witziger sein, als die geläufigen Stadtteil-Kulturbeglückungsprojekte, die man sonst so kennt - auch wenn sie aus dem gleichen Geist gespeist sind.
- Permalink
- Ansichten: 1822
- Ausstellung, digitale kunstgeschichte, Fotografie, Kulturpolitik, Medienkunst
10 Kommentar(e)
podcast zu "Ein Blick Iran" (Crowdfunding)
Gestern; am 16.07.12, kam über das Friedensprojekt des Fotografen und Videokünstlers Benedikt Fuhrmann auch ein - schöner! - Bericht von Laura Freisberg in Kulturwelt auf BR2 Radio.
Als podcast ist es weiterhin auf der Sendeseite anhörbar (3:57 min).
Da ich die Links nicht so elegant legen kann, hier mal so:
http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kulturwelt/ein-blick-iran-maximilianskirche-muenchen100.html
Die 50.000,- sind tatsächlich rechtzeitig zusammengekommen gewesen.
Find' ich echt auch toll!
!!!
Phantastisch, auf die Idee muss man erst mal kommen!
Wissen freikaufen …
"Das Portal unglue.it ist umgedrehtes Crowdfunding: Die Crowd kauft Bücher von Rechteinhabern frei und stellt sie anschließend unter Creative-Commons-Lizenz jedem zur Verfügung." (Zeit Online)
http://www.zeit.de/digital/internet/2012-07/unglue-ebook-creative-commons
Was wäre, wenn auch der Staat oder Stiftungen oder "freie Internet-User" nicht nur Bücher sondern auch Patente "freikauften"?
Störfaktor im kapitalistischen System?
"Amazon bremst die Bücherbefreier von Unglue.it aus
Unglue.it sammelt Geld, um Bücher von Rechteinhabern freizukaufen und unter Creative-Commons-Lizenz neu zu veröffentlichen. Amazon wickelte die Zahlungen ab – bis jetzt." (Zeit Online
http://www.zeit.de/digital/internet/2012-08/amazon-unglue-it-boykott
Patente
Das mit den Patenten könnte für Einzelanmelder (private Erfinder) funktionieren. Aber für Patentanmeldungen aus der Industrie kaum, denn die stecken damit ihre Claims ab.
Database of Historical Film Colours
Und hier noch ein erfolgreiches (und aktuelles) Beispiel: http://www.indiegogo.com/colorprocesses
Crowdfunding ist in aller Munde
Crowdfunding wird für immer mehr Menschen interessant. Einen sehr interessanten Artikel zu diesem Thema gibt es auch auf http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2015-04/33476321-bundestag-beschliesst-regeln-fuer-crowdinvesting-046.htm
Film
Beim Film sind die Summen noch höher.
http://de.wikipedia.org/wiki/Iron_Sky
Crowdfunding für Spiele
Auch im Computerspielebereich funktioniert Crowdfunding sehr erfolgreich. Wenn für ein Spiel auf Kickstarter mehr als 3,3 Millionen Dollar zusammenkommen, dann ist das schon atemberaubend. Überhaupt sind unter der Kategorie "Spiele" viele, die über Crowdfunding mehr Geld erhalten, als sie geplant haben; sie werden mit weit mehr als 100% "gecrowdfunded".
Kann man das als Universität eigentlich auch machen? Ich denke da an ein bestimmtes Spiel, bei dem man Bilder taggt.
Kickstarter
Das vielleicht bekannteste (und erfolgreicheste) Beispiel dafür ist http://www.kickstarter.com/