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Ebooks

Die scharfen Kritiken des deutschen (und internationalen) Verlagswesens an googles "Raubzug", also dem Versuch des amerikanischen Suchmaschinengiganten, unter Vernachlässigung des Urheberrechtes im Internet eine universelle Bibliothek aufzubauen, mögen darüber hinwegtäuschen, dass dieses deutsche (und internationale) Verlagswesen nicht allem Neuen abhold ist. Solange die eigenen Verdienstmöglichkeiten nicht durch kostenloses Herunterladen von ganzen Büchern im Netz geschmälert werden, sind die Verlage durchaus bereit, innovative  elektronische Lösungen zur Distribution ihrer Inhalte ins Auge zu fassen. Traditionalisten sollten also berücksichtigen, dass sie im Verlagswesen, das sich gerne anheischig macht, die Rechte der Autoren und Autorinnen zu vertreten, keinen natürlichen Verbündeten haben. Wer sich einfach nicht vorstellen kann,  das Buch in Zukunft in einer anderen als der papierenen Aggregatform zu nutzen, sollte sich also nicht allzu sehr auf die Verlage verlassen.

 

Die UB der Universität München bietet schon an die 20.000 sogenannte Ebooks an, digitalisierte Versionen eines ursprünglich gedruckt vorliegenden Buches. Über ein sogenanntes Digital Rights Management (DRM) werden diese Bücher vor unbefugter Nutzung geschützt. Je nach Vertrag mit dem Anbieter heißt das also vor allem, dass nur Angehörige der Uni München darauf zugreifen können, weil eben nur die Uni München gezahlt hat. Aber der Fortschritt gegenüber dem alten Zustand liegt auf der Hand: Man mag sich über die massiven Nutzungseinschränkungen ärgern, die natürlich einer unkontrollierten Proliferation der Buchinhalte im Internet vorbeugen sollen, die neue Form hat aber doch entscheidende Vorteile: Der Inhalt ist punktgenau durchsuchbar, und eines der fundamentalsten Probleme von häufig innerstädtisch gelegenen Bibliotheken kann damit auch gelöst werden: Deren Platzbedarf, der schon jetzt an vielen Stellen zu massiven Entwicklungshemmungen führt. Wer nun gar nicht am Bildschirm lesen will, kann sich die Bücher im übrigen natürlich ausdrucken. Und wer das DRM für zu restriktiv hält, sollte eben darüber nachdenken, ob er selber nicht gleich im open access publiziert - oder es doch zumindestens weiterempfiehlt!

1 Kommentar(e)

  • Hubertus Kohle
    01.02.2010 15:01

    Ich kommentiere mich mal wieder selber und möchte darauf hinweisen, wie man es nicht machen sollte. Bei de Gruyter sehe ich folgendes Angebot:
    http://www.reference-global.com/doi/book/10.1515/9783110217834
    Klicke ich dort auf eines der Aufsatz-Angebote in dem auch für Kunsthistoriker/innen interessanten Band "Die Lesbarkeit der Romantik", so wird mir folgendes Angebot gemacht.
    Zugang für 24 Stunden für US $40.00
    Eine Unverschämtheit, und es bliebe auch eine Unverschämtheit, wenn ich den Zugang für 24 Jahre bekäme. Wie viel davon wohl der Autor/ die Autorin bekommt? Soll ich es Ihnen sagen? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Cent. So macht man das Medium von vorneherein unakzeptabel. Aber das ist es ja wohl auch, was die deutschen Verlage wollen! Also noch mal: dann doch gleich lieber direkt open access! Z.B. http://www.kunstgeschichte-ejournal.net/

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