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Astrid Nippoldt im kunstraum münchen

Im kunstraum münchen kann man noch bis zum 20. November die Ausstellung "Patterns of Paradise" von Astrid Nippoldt sehen (übrigens von einer Studentin des Münchener Instituts für Kunstgeschichte kuratiert). In der Video- und Fotoinstallation "Cape Coral" (2010/11) verarbeitet die Berliner Künstlerin in einer Mischung aus (teils historischer, teils aktueller) Dokumentation und Inszenierung ihre persönlichen Vorstellungen, Recherchen und Eindrücke zu "Cape Coral", einer Ende der 1950er Jahre angelegten Stadt an der Küste Floridas, die mit 640 km künstlichen Kanälen jedermann die Realisierung des Traums vom Haus am Wasser, vom eigenen Bootsanlegeplatz im Garten ermöglichen sollte.

 

Bereits die zentrale Videoprojektion ist eigentlich gar kein Video, sondern eine animierte GoogleEarth-Aufnahme, eine in regelmäßigem Rhythmus mäandernde Bewegung durch die unendliche Anlage aus Kanälen und Einfamilienhäusern, die durch einen monotonen und gleichzeitig betont harmlosen, Computerspielen entlehnten Soundloop noch zusätzlich

verfremdet wird. Ergänzt wird diese Projektion durch dokumentarisches  Filmmaterial, die reale (dadurch aber nicht weniger skurrile), akribische Beschreibung eines der Häuser durch einen Immobilienmakler, sowie von der Künstlerin selbst inszenierte fotographische und filmische Szenen. Es entsteht ein latent verstörender Gesamteindruck, der wohl vor allem durch die subtil eingesetzten (formalen wie inhaltlichen) Perspektivverschiebungen innerhalb der verschiedenen Bild- und Tonspuren sowie die Dominanz von Rhythmen und Wiederholungen entsteht, deren leichte Abweichungen oft erst auf den zweiten Blick deutlich werden. Insgesamt erhält die künstlerische Bearbeitung dieser ja als solche schon interessanten urbanistischen Utopie damit eine seltsame Zeitlosigkeit, die diese Installation – wie ich finde – sehr spannend macht.

 

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