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Max Halberstadt. Der vergessene Hamburger Fotograf - Eine Ausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte, 7. Mai 2021 bis 3. Januar 2022

Max Halberstadt (1882-1940) galt in den 1920er Jahren als einer der bekanntesten Porträtfotografen Hamburgs. Seine Popularität verdankte sich nicht zuletzt den Aufnahmen seines Schwiegervaters Sigmund Freud, die zu den bis heute weltweit publizierten Porträts des Begründers der Psychoanalyse zählen. Doch auch wenn seine Freud-Porträts fortwährende Verwendung finden, ist der Name Max Halberstadt heute fast vergessen. In den einschlägigen Fotografenlexika sucht man ihn vergeblich. Die von dem Hamburger Publizisten Wilfried Weinke kuratierte Ausstellung Der Fotograf Max Halberstadt. "‚... eine künstlerisch begabte Persönlichkeit." im Museum für Hamburgische Geschichte möchte ihm die gebührende Würdigung und den verdienten Platz in der Fotogeschichte Hamburgs verschaffen.

1882 in Hamburg geboren, hatte sich Halberstadt nach seiner Lehrzeit im renommierten Atelier von Rudolf Dührkoop 1907 als Fotograf in der Hansestadt niedergelassen. Dank seines Erfolgs als Porträt- und Landschaftsfotograf betrieb er bereits 1912 in der Hamburger Innenstadt ein eigenes Atelier. Nach dem Ersten Weltkrieg zählte Max Halberstadt zu den Gründungsvätern der „Gesellschaft Deutscher Lichtbildner“, der heutigen „Deutschen Fotografischen Akademie“. Halberstadts Bilder erschienen in verschiedenen Presseorganen wie Fachzeitschriften. Dazu gehörten vor allem die illustrierten Beilagen Hamburger Tageszeitungen, die seine Porträtaufnahmen sowie seine Collagen und Fotomontagen druckten. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 und der damit einhergehenden antisemitischen Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik erfuhr Max Halberstadt sehr bald eine dramatische Verschlechterung seiner wirtschaftlichen und sozialen Lebenssituation. Führende Industriefirmen zogen sich wegen seiner jüdischen Herkunft als Kunden zurück. Nach dem erzwungenen Verkauf seines Ateliers emigrierte er 1936 nach Südafrika. Im Exil gelang ihm zwar die Neugründung eines Ateliers, doch war es ihm nicht vergönnt, seine Karriere auch nur annähernd erfolgreich fortzusetzen. Max Halberstadt starb im Alter von nur 58 Jahren in Johannesburg.

Das Leben Max Halberstadts steht beispielhaft für die Zwangslage jüdischer Bürger im Nationalsozialismus, in ihrer Heimat nicht mehr leben zu können und sich nur durch die Emigration der Bedrohung und Verfolgung entziehen zu können. In der Ausstellung werden neben Porträts von Hamburger Künstlern und Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde atmosphärische Einblicke in das Stadtleben Hamburgs der 1920er Jahre gezeigt. Ein museumspädagogisches Begleitprogramm zur Ausstellung für Jugendliche und Erwachsene soll die Themen der deutschen Judenverfolgung, der Emigration und des erzwungenen Exils thematisieren.

 

In einer digitalen Einführung zur Ausstellung geben der Kurator Wilfried Weinke, die Museumsdirektorin Bettina Probst und Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda Einblicke in die facettenreiche Präsentation von Leben und Werk eines aufgrund seiner Verfolgung und Vertreibung vergessenen Fotografen.

Autor: Matthias Seeberg, Pressesprecher der Stiftung Historische Museen Hamburg. Stand: 06/2021

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