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ILLUMInazioni: 54. Biennale Venedig

Es ist mal wieder soweit: die 54. Biennale in Venedig hat ihre Tore geöffnet und präsentiert sich unter dem von Bice Curiger gewählten Titel ‚ILLUMInazioni / ILLUMInations’ bis in den Herbst hinein (27. November 2011). Wer sich beim Überqueren des Markusplatzes auf dem Weg zu Arsenale und Giardini fragt, ob beim letzten Venedigbesuch nicht viel mehr Tauben da waren, wird ein mögliche Antwort im Padiglione Centrale finden, wenn er den Blick nach oben Richtung Decke wirft: Tausende ausgestopfte Tauben sitzen auf den Rohren und Stangen unter der Decke und bringen Venedigs wohl unbeliebteste Berühmtheiten in die heiligen Hallen der größten zeitgenössischen Kunstschau der Welt. Maurizio Cattelan enttäuscht auch mit seinem neuesten Werk Dove nicht und sorgt für Schlagzeilen und heftige Kritik von Tierschützern. Es bleibt zu hoffen, dass Cattelan viele fleißige Helfer hatte um die venezianischen „Ratten der Lüfte“ zu fangen und auszustopfen..

 

Unter den beliebtesten Pavillons während den ersten beiden Tagen waren – gemessen an der Menge der schlangestehenden Menschen vor den Eingängen – Großbritannien, USA, Österreich und Deutschland. Es schien, als wollten sich zahllose Pressevertreter und Kunstbeflissene mal wieder ein Bild davon machen wie Deutschland die immer wiederkehrende Problematik mit der Architektur des Pavillons diesmal wohl gelöst hat. Und siehe da, im Gegensatz zu Liam Gillicks ‚Küchenzeile in Fichte natur’ von 2009 war die Resonanz auf den von Susanne Gaensheimer (Direktorin des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main) kuratierten Pavillon durchweg positiv. Nachdem man den schweren Samtvorhang zur Seite gezogen hat, befindet man sich inmitten eines Kirchenraumes, in dem eine andächtige Atmosphäre herrscht, die jeden Besucher sofort verstummen lässt. Auf den Kirchenbänken niedergelassen, kann der Besucher Bilder und Videosequenzen der Arbeiten an Christoph Schlingensiefs Opernprojekt in Burkina Faso betrachten, die an die Innenwände des ‚Kirchenraumes’ projiziert werden. Susanne Gaensheimer ist es gelungen Cristoph Schliengensiefs Lebenswerk zu präsentieren ohne jedoch in eine pathetische Gedenkschau an den 2010 verstorbenen Künstler und Theaterregisseur zu verfallen. Der Deutsche Pavillon hat zu Recht den diesjährigen Goldenen Löwen für den besten Pavillon der 54. Biennale erhalten.

 

Auch die von Bice Curiger kuratierte Ausstellung in den Arsenale glänzt durch zahlreiche Künstlerpositionen, die durch ihre Vielfalt überzeugen und sich in den kommenden Monaten der kritischen Begutachtung durch die Besuchermassen stellen werden.

 

Ein Geheimtipp unter den zahllosen Ausstellungen, die zeitgleich mit der Biennale eröffnet wurden, ist die Ausstellung ‚illuminated shadows’ mit Gemälden aus der Sotiris Felios Sammlung im Hellenic Institute for Byzantine and Post-Byzantine Studies inSan Giorgio dei Greci (Castello 3412). Besonders die Werke des griechischen Künstlers Christos Bokoros beeindrucken durch ihre Materialwahl und Glanzleistung in ihrer künstlerische Ausführung. Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Juli zu sehen.

 

Kurz und gut, es bleibt zu empfehlen die ersten Wochen der Biennale vorüber ziehen zu lassen und in den kommenden Monaten in die Lagunenstadt zurückzukehren, um dann vielleicht sogar einen längeren Blick auf die Werke und nicht nur die Kunstweltvertreter werfen zu können...

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