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Neue Zeitschriften für Nachwuchswissenschaftler

In der Rubrik „Studium“ der Zeit Online ist kürzlich ein Beitrag unter der Überschrift „Wie veröffentliche ich einen Aufsatz in einer Fachzeitschrift?“ erschienen, in dem Studierenden der Hinweis gegeben wird, Aufsätze doch bei renommierten Fachzeitschriften einzureichen: „So hoch wie nur irgendwie möglich einzusteigen, dieses Prinzip gilt auch schon für Anfänger, denn der Trend geht zu Qualität statt Quantität.“ Ob ein Aufsatz, den man im Studium verfasst hat, in der eigenen Publikationsliste später im Qualitätsranking tatsächlich ganz oben steht, ist fraglich – dies freilich unabhängig vom Publikationsort. Und da durchaus die Möglichkeit besteht, dass man es als Student mit dem ersten Aufsatz nicht gleich in die „Zeitschrift für Kunstgeschichte“ oder das „Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft“ schafft – man mag es ja nach der Lektüre des Beitrags kaum glauben –, sei hier in aller Kürze auf die neuesten Zeitschriften für den wissenschaftlichen Nachwuchs verwiesen.

 

 

Jüngst ist die erste Ausgabe von „All-Over. Magazin für Kunst und Ästhetik“ erschienen, das von Basler und Wiener Studenten herausgegeben wird und sich an junge Wissenschaftler und fortgeschrittene Studierende richtet. Zusätzlich zum Online-Angebot gibt es eine Print-Version des Magazins, das Essays, Interviews und Ausstellungsbesprechungen beinhaltet. In der ersten Ausgabe findet sich beispielsweise gemäß dem Basler Sitz des Magazins ein Interview mit Gottfried Boehm zum Thema „‚Bildkritik‘ – Zur Konvergenz von Anschauung und Reflexion“.

 

„Helikon. Multidisciplinary Online Journal“ verzichtet, wie bereits der Titel verrät, auf eine Printausgabe und erscheint jährlich. Herausgegeben wird das Journal von Fabian Bross, Martin Höppl und Elias Kreuzmair. Der Zielgruppe der Studenten und Nachwuchswissenschaftler soll hier die Möglichkeit gegeben werden, einen Blick „über den Tellerrand“ der jeweiligen Fachrichtung zu werfen. Das Journal ist in die Fachbereiche „Sprache & Sprechen“, „Literatur und Philosophie“, „Bildkünste, Architektur und Stadt“, „Film, Video & Neue Medien“ sowie „Theater, Musik und Oper“ unterteilt. Die erste Ausgabe ist unter dem Titel „Revolutionen & Turns“ erschienen.

 

In Arbeit ist aktuell die erste Ausgabe von „Bozzetto“, die als Printausgabe Mitte September 2011 erscheinen soll. „Bozzetto“ ist ein Projekt von Züricher Studenten, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die verschiedenen Fachbereiche der beteiligten Züricher Hochschulen zusammen zu bringen. Der Call for Papers für die erste Ausgabe stand unter dem Motto „Stadt(t)räume – die Stadt als Traum, Vision und Lebenswelt“.

 

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, um noch einmal auf Fachzeitschriften zumindest im Online-Bereich zu sprechen zu kommen, dass beispielsweise Autoren von „Kunstgeschichte. Open Peer Reviewed Journal“ über einen einschlägigen Studienabschluss verfügen sollen, allerdings sind in Rücksprache mit den Herausgebern Ausnahmen möglich.

8 Comment(s)

  • Thefashionlog.com
    14.04.2023 08:07

    Exciting news for young researchers in the field of art history, these new journals will surely broaden the scope of knowledge and understanding in the discipline."

  • he
    03.08.2011 11:42

    @Anika Meier

    Wie bereits gesagt: "Kritik" ist aus meiner Sicht ein zu hoch gegriffener Begriff, als dass ich ihn für die paar Sätze, die ich in emotionaler Reaktion losgelassen habe, in Anspruch nehmen würde. Und solche emotionale Ausbrüche sind hier von meiner Adresse nicht die Seltenheit. Im Gegenteil: unabhängig von der länge der Beiträge lasse ich ihnen ziemlich von Anfang an - nicht immer zur Begeisterung der Leserschaft - freien Lauf.

    Der andere Kommentar war eine längere Antwort auf den hier veröffentlichten Einwand von Gabriel Hubmann. Dazu sah ich mich verpflichtet, um Missverständnisse auszuräumen. Eine aus meiner Sicht sehr verhaltene Kritik an der Form des Postings könnte natürlich dabei zum Ausdruck gekommen sein, war aber nur der Versuch, die Ursache meiner anfänglich geäußerten Missstimmung deutlicher zu machen.

    Ich bitte um Entschuldigung, aber in die Lektüre der "Zeit-online" bzw. in den zu den verschiedensten Beiträgen abgegebenen Randbemerkungen werde ich mich nicht vertiefen. Für mich gilt auch: Das hier ist ein Blog und keine wissenschaftliche Arbeit. Entweder ist die Intention (der Autors oder des Kommentators) sofort erkennbar, oder sie ist es nicht.

    Für Fußnoten, Erklärungen, langatmigen Nachträgen ist, so glaube ich, nicht viel Platz und leider auch nicht so viel Zeit vorhanden. Das gilt auch für die von Ihnen zitierten Schlusssätze aus meiner vorherigen Antwort.

    :)

  • hallo
    03.08.2011 10:58

    @he

    Das war dann ein bisschen missverständlich. Mir war nicht ganz klar, ob sich die Kritik nun gegen das Magazin oder gegen seine Posting-Präsentation richtete, das schien sich in meinen Augen etwas zu überlagern (bzw. schien die Kritik an der Form des Postings auch das Magazin einzufärben). Aber auch zur Präsentation muss ich sagen, dass bei solchen Vorstellungen meistens stichprobenartig etwas vom Inhalt entnommen wird (was sich für ein Kurzposting und eine schnelle Verbreitung anbietet), was ein Lesen des gesamten Inhalts anregen sollte (eine andere Kategorie wäre natürlich eine Rezension, wo auf den gesamten Inhalt kritisch eingegangen wird). Der Zweck der Verbreitung wurde dadurch aber auf alle Fälle erfüllt: sobald man über etwas Bescheid weiß, kann man sich ja selbst ein Bild machen.
    LG,

    Gabriel

  • Anika Meier
    03.08.2011 10:35

    Ich habe Ihre Kritik zur Kenntnis genommen. Eigentlich sehe ich keinen Grund mich zu rechtfertigen, dennoch antworte ich kurz. Interessant ist nebenbei erwähnt, dass Sie gerade auf einen der längeren Beiträge in diesem Blog mit einer derartigen Kritik reagieren.

    Der Beitrag in der "Zeit" war nicht mehr und nicht weniger als ein Aufhänger und damit eine Hinführung zum eigentlichen Thema - den ironischen Unterton sollte man nicht überlesen (vllt werfen Sie einmal einen Blick in die Kommentare zu erwähntem Beitrag in der Zeit): Der kurze Hinweis auf einige neue Zeitschriften für Nachwuchswissenschaftler. Ebenfalls nebenbei sei erwähnt, dass dieser Hinweis in diesem Blog erfolgt, da H-Arthist TOCs von Zeitschriften für Nachwuchswissenschaftler nicht versendet - es wird in der Regel einmalig ein CfA versendet. Wie gesagt, es handelt sich hier um einen Blog und nicht um ein Rezensionsjournal wie "Kunstform" oder "Sehepunkte". Es erübrigt sich also aus meiner Perspektive an dieser Stelle drei Zeitschriften zu rezensieren.

    Warum habe ich das Interview über Gottfried Boehm erwähnt? Nun, das lässt sich eigentlich meinem Beitrag entnehmen: Der Redaktionssitz ist Basel, ich habe kurz auf den Lokalkolorit des Magazins verwiesen.

    Was Sie mir hiermit sagen möchten, erschließt sich mir nicht - vielleicht möchten Sie das Gesagte noch einmal kurz erläutern, ich würde mich freuen:
    "Den Grundton der Beiträge finde ich mit Rücksicht auf Qualität immer sehr differenziert und auf Erkennung verschiedener Wertvorstellungen bedacht. Es wäre aus meiner Sicht schön, wenn man darin einstimmen oder es zumindest ohne Rückgriff auf marktkonforme Stereotype dabei belassen könnte."

  • he
    03.08.2011 09:52

    @Gabriel Hubmann

    Meine Kritik richtete sich nicht gegen "All-Over-Magazin" genauso wenig, wie gegen die anderen hier genannten Online-Zeitschriften. Im Gegenteil, ihre Erscheinung halte ich für begrüssenswert! Allein schon die Tatsache, dass bei Ihnen die Beiträge als pdf-Dateien abrufbar sind, ist phantastisch!

    Die Online-Präsentation finde ich auch sehr gut und zweifele nicht an der Qualität des Inhalts, auch wenn ich ihn bislang nicht so eindringlich untersucht habe. Meine, wie Sie sagen, "etwas überzogene Kritik" würde ich eher als verbale Artikulation eines nicht weniger "überzogenen" Missmuts bezeichnen, dessen Ursache in der Lektüre von Postings wurzelt, die nicht nur schnell, sondern auch erfolgs- (und leistungs-)orientiert geschrieben sind. Wir sind nicht in der Wirtschaft (da haben Sie recht!) und sind es doch (ohne es zu wollen).

    Denn, ohne es zu wollen, wurde ich hier aus meinen gelegentlichen kunsthistorischen "Blogträumen" von der Mitteilung herausgerissen, dass "Die Zeit" etwas geschrieben hat. Okay, wenn "Die Zeit" es geschrieben hat (eine bessere Adresse kunst- und kulturbefließener Presse in Deutschland gibt es wohl gar nicht), dann muss es doch wichtig sein. Gut, so wichtig war es dann zwar nicht, was ich gelesen habe, aber es gab zumindest die Mitteilung, dass es neue Online-Zeitschriften für Kunstwissenschaft gibt.

    Bevor ich jedoch dieser Mitteilung in Ruhe Folge leisten (die Zeitschriften ggfs. durchblättern) konnte, holte mich eine zweite "wichtige" Nachricht ein, nämlich jene, dass einer der bekanntesten Kunsthistoriker unserer Zeit in eben einer dieser soeben genannten Publikationen ein Interview gegeben hat. Wie Sie auch richtig sagen: Gab es sonst in der erwähnten Zeitschrift nichts anderes zu lesen, was erwähnenswert gewesen wäre? Oder weshalb sollte ich mir gerade dieses Interview zu Gemüte führen?

    Kurz: Dass sich in der Schweiz (wie in anderen europäischen Nachbarländern) etwas tut, merken wir in diesem Blog mal in diskreter mal in manifester Art schon seit einiger Zeit. Den Grundton der Beiträge finde ich mit Rücksicht auf Qualität immer sehr differenziert und auf Erkennung verschiedener Wertvorstellungen bedacht. Es wäre aus meiner Sicht schön, wenn man darin einstimmen oder es zumindest ohne Rückgriff auf marktkonforme Stereotype dabei belassen könnte.

    :)

  • hallo
    02.08.2011 18:38

    Liebe/r he!

    Mir ist leider nicht ganz verständlich, wogegen sich deine etwas überzogen wirkende Kritik richtet, vielmehr scheint sie im Leeren zu verlaufen. Wer zitiert hier was abgehoben? Was soll hier ereignislos und unproduktiv sein? Wer spricht von Arbeit mit Nutzen (sind wir etwa in der Wirtschaft)? Zur Kritik an selbstgefälliger Nabelschau sehe ich auf alle Fälle keinen Anlass. Die beiden von dir verglichenen Publikationen gehören völlig unterschiedlichen Kategorien an - das eine ist ein Magazin, in dem junge ForscherInnen mitunter erstmals ihre aktuellen Forschungen publizieren können, das andere ein Buch für bereits viel weiter fortgeschrittene Leute mit viel größerer finanzieller Unterstützung und auf ein anderes Publikum ausgerichtet. Was nicht heißen soll, dass die Beiträge in ALL-OVER in ihrem wissenschaftlichen Wert niedriger einzustufen wären als die in Das Bild im Plural. Aber es sind dennoch zwei völlig unterschiedliche Publikationskategorien mit unterschiedlichen AdressatInnen. Gegen Mehrsprachigkeit im wissenschaftlichen Diskurs ist überhaupt nichts einzuwenden, so etwas sprengt jedoch oft den zur Verfügung stehend Rahmen, natürlich abhängig von der Größe des Projekts. Außerdem wurden in Das Bild im Plural fremdsprachige Texte ins Deutsche übersetzt. Mir ist auch nicht ganz klar, warum sich deine Kritik nur an das Interview mit Boehm richtet. Was ist mit dem Rest? Die einzelnen Artikel spiegeln jeweils ein aktuelles Interesse der AutorInnen wider und haben doch keinen Anspruch auf eine erschöpfende Abhandlung, vor allem nicht bei dem Platzangebot (auch ein Unterschied zur Größe von Das Bild im Plural). Also von medienwirksamem, großspurigem und leerem Gerede keine Spur auf weiter Flur. Man sollte ALL-OVER und Das Bild im Plural also nicht gegeneinander ausspielen, sondern sich beides ansehen (der Vorteil von ALL-OVER, dass alle Beiträge einzeln im Netz als pdf-Dateien abrufbar sind) und je individuell bewerten, von welchen Arbeiten man sich bereichert fühlt - Anlass dazu ist in beiden Publikationen in Fülle gegeben.

    Gabriel Hubmann

  • he
    30.07.2011 06:37

    p.s. Auch finde ich mehrsprachige (!) neue Fachzeitschriften hier empfehlenswerter. Die Gefahr allzu tief in selbstgefälliger Nabelschau zu versinken und über "Nationale Schwerpunkte" zu reflektieren ist geringer. Damit eröffnen sich für Nachwuchswissenschaftler mit Sicherheit ganz andere Perspektiven, mal abgesehen davon, dass sich auch im Kopf vielleicht etwas bewegt!

  • he
    30.07.2011 06:20

    Danke! Zum Glück gibt es in der Bildforschung auch Publikationen, die man nur nicht abgehoben zitieren, sondern auch produktiv nutzen kann. Statt ergebnislos über das http://allover-magazin.com/?p=360 zu sinnieren, ziehe ich es vor über das http://www.reimer-mann-verlag.de/controller.php?cmd=detail&titelnummer=101426&verlag=4 zu bestellen, zu lesen und zu verwenden. Über die "ikonische Differenz" wird man in 50 Jahren immer noch medienwirksam, großspurig und leer reden. Derweil wird man aber in der Forschung mit Publikationen wie die von David Ganz und Felix Thürlemann mit Nutzen gearbeitet haben. Das ist nämlich der Unterschied! :)

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