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ART+COM im Linzer Ars Electronica Center

Das im Januar diesen Jahres neu eröffnete Ars Electronica Center in Linz zeigt zur Zeit eine Ausstellung zu den Arbeiten von „ART+COM".

Schon die Frage, als was man ART+COM bezeichnen soll, ist nicht einfach zu beantworten. Um eine ‚Künstlergruppe' handelt es sich sicher nicht.

ART+COM Retrospektive im AEC (Bild: artcom.de)

 

Zunächst als Verein, später als GmbH, heute als Aktiengesellschaft geführt, handelt es sich um eine inzwischen über zwanzig Jahre aktive Gruppierung von Designern, Architekten, Informatikern und Künstlern, die sich - so beschreiben sie es selbst - mit der Forschung und Entwicklung interaktiver medialer Lösungen beschäftigen. Ihr Spektrum reicht von interaktiven Stadtmodellen über wissenschaftliche Visualisierungen bis zu Medienarchitekturen, etwa im neu eröffneten BMW-Museum in München. Ihre Projekte sind damit ein gutes Beispiel dafür, wie fließend die Grenzen zwischen Medienkunst, Design, Architektur und wissenschaftlicher Forschung, zwischen  autonomer künstlerischer Arbeit und Auftragsarbeiten sind. Zwei dieser Arbeiten seien hier kurz beschrieben:

 

Der Zerseher

 

ART+COM: Der Zerseher (Bild: artcom.de)

 Bereits 1992 präsentierten Joachim Sauter und Dirk Lüsebrink den ‚Zerseher', eine Installation, bei der die Augenbewegungen des Betrachters der digitalen Reproduktion eines Gemäldes von Giovanni Francesco Carotos erfasst werden und die sukzessive Zerstörung der Bildinformationen steuern. Die damals innovative Technologie des eye-tracking wird hier eingesetzt, um unsere Wahrnehmung von Bildern nicht nur zu visualisieren, sondern auch zu reflektieren: Inwieweit bestimmt die Motivik und Komposition eines Gemäldes unsere Blickbewegungen? Ist schon die Betrachtung eines Gemäldes interaktiv? Sieht jeder Betrachter im Endeffekt auf einem Bild etwas anderes? Zerstört die digitale Reproduktion von Bildern deren Aura?

 

The Invisible Shape of Things Past

 

Image converted using ifftoany

 Das von 1995 bis 2007 entwickelte Projekt ‚The Invisible Shape of Things Past' ging von einer konkreten Vermittlungsidee aus: der Einbindung historischer Filmmaterialien in virtuelle Stadtmodelle. Die Produzenten wollten die Filme als Objekte im Stadtmodell positionieren und kamen zu der Lösung, die mit der Kamera durchfahrenen Räume als plastisch modellierte Folge von hintereinander gereihten Frames darzustellen. Das Projekt mündete schließlich in Skulpturen, die - als ‚Kunst über Medien' -  die Kamerafahrten von Filmen als räumliche Zeitskulpturen konservieren und damit eine interessante Reflexion der Zusammenhänge von Zeit und Raum in Film, Wahrnehmung und Kunst bieten.

 

 

Viele weitere Projekte sind in der Ausstellung im Ars Electronica Center -  aber auch auf der umfangreichen Website von http://www.artcom.de

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