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Wissenschaftler gründen das digitale Historische Archiv Köln

Nachdem am Montag hier bereits auf diese Initiave hingewiesen worden ist, folgt nun der offzielle Aufruf des digitalen Historischen Archivs Köln:

 

Wissenschaftler gründen das digitale Historische Archiv Köln

 

Initiative will kulturelle Erinnerung der Stadt Köln für die Zukunft sichern

 

Köln, den 10. März 2009. prometheus - Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung und Lehre e.V. hat am Wochenende das digitale Historische Archiv Köln ins Leben gerufen. Die Initiative will einen Beitrag zur Rettung und Sicherung der kulturellen Erinnerung der Stadt Köln leisten. Berufsverbände unterstützen das Projekt.

 

Der Einsturz des Historischen Archivs Köln am 3. März 2009 ist eine menschliche und kulturhistorische Katastrophe, deren Ausmaß man erst langsam begreift. Das Archiv war nicht nur eines der größten, sondern auch der ältesten Stadtarchive. Seit 1320 wurden die Beschlüsse des Rates protokolliert, und seit 1513 lagen sie lückenlos vor. Das "Gedächtnis" der Stadt Köln hütete Archivalien aus über 1000 Jahren Stadtgeschichte. Mehr als 65.000 Urkunden, 26 Regalkilometer Akten, 104.000 Karten und Pläne, 50.000 Plakate, 780 Nachlässe und rund eine halbe Million Fotos wurden hier aufbewahrt - materielle Zeugnisse, die kulturelle Erinnerung begründeten und von Forscherinnnen und Forschern aus der ganzen Welt rege konsultiert wurden.

 

Ein großer Teil dieser Zeugnisse ist vermutlich unwiederbringlich zerstört. In diesen Tagen konzentrieren sich alle Kräfte auf die Rettung der Realien vor Ort. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben ihre Fachkenntnisse angeboten und helfen tatkräftig mit.

 

Wir wollen einen Beitrag zur Rettung der kulturellen Erinnerung der Stadt Köln leisten. Mit dem Aufbau eines offenen digitalen Archivs unter www.historischesarchivkoeln.de möchten wir alle vorhandenen Vervielfältigungen der Archivalien zusammentragen, um eine Grundlage für die Zeit nach der Bergung zu schaffen.

 

Hierfür brauchen wir Ihre Mithilfe!

Wir bitten alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungsunterlagen nach Vervielfältigungen von Archivalien aus dem Historischen Archiv zu durchsuchen und ihre Fotografien, Kopien und Verfilmungen in das digitale Historische Archiv einzustellen.

Das digitale Historische Archiv Köln ist als ein offenes Archiv konzipiert und dient vor allem

• der Rekonstruktion und Sicherung der Archivalien nach der Bergung und

• der wissenschaftlichen Forschung, die nun über Jahre nicht auf die Originale wird zugreifen können.

 

Helfen Sie mit!

Stellen Sie unter www.historischesarchivkoeln.de Ihre digitalen Bilder ein!

 

Melden Sie uns Vervielfältigungen von Kölner Archivalien! Helfen Sie mit und tragen Sie dazu bei, das historischeGedächtnis der Stadt Köln zumindest in Teilen wieder zusammenzuführen.

 

Neben namhaften regionalen und überregionalen Partnern und Privatpersonen wird die Initiative besonders unterstützt von den drei großen Berufsverbänden:

• Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V., Prof. Dr. Robert Kretzschmar (Präsident)

• Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V., Prof. Dr. Werner Plumpe (Vorsitzender)

• Verband der Restauratoren e.V., Prof. Volker Schaible (Präsident)

 

Kontakt

Die Initiative wird koordiniert von "Prometheus – Das digitale Bildarchiv für Forschung und Lehre e.V." (www.prometheus-bildarchiv.de) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichtswissenschaften, Abt. für Rheinische Landesgeschichte der Universität Bonn.

 

PD Dr. Holger Simon (prometheus e.V.), Dr. Andreas Rutz (Abt. f. Rhein. Landesgeschichte), Tel. 0221 / 470 4476, E-Mail: info@historischesarchivkoeln.de

4 Kommentar(e)

  • Das Bildarchiv hat sein Layout und die Funktionen geändert! Es ist viel übersichtlicher, funktionaler, einfacher. Man kann sehr schnell seine eigene Bildersammlung zusammenstellen... ein virtuelles eigenes Museum... :) Es ist phantastisch! Danke schön, ich bin begeistert!

  • Ute Verstegen
    13.03.2009 17:22

    Die Urheberrechtssachlage ist in diesem Fall teilweise sicher spezieller als im 'Normalfall', da einige Rechteinhaber mit dem Verlust der Archivalien auch ihre Originale verloren haben könnten, da im Historischen Archiv viele Familiennachlässe und auch Firmenarchive (z.B. von Kölner Verlagen) aufbewahrt wurden.
    Natürlich gilt es immer Urheberrechte zu achten. Auf der Website www.historischesarchivkoeln.de rufen wir daher die Recheinhaber extra dazu auf, sich bei mangelnder Zustimmung zur Publikation der Vorlage unbürokratisch mit uns in Verbindung zu setzen, damit die Abbildung gegebenenfalls gesperrt werden kann. Es kann ja wie bei einem Findbuch auch der reine Verweis auf das Vorhandensein einer Vorlage immer noch hilfreich sein, z.B. bei einer Recherche oder der Restaurierung einer Archivalie. Ich persönlich glaube aber nicht, dass sich angesichts dieser Katastrophe viele Rechteinhaber gegen die Zugänglichmachung ihrer Werke wenden. Insbesondere nicht, solange sie nicht wissen, ob diese überhaupt gerettet werden können.

  • Hubertus Kohle
    12.03.2009 15:20

    So weit ich weiß, waren zumindestens einige der Filme im Archiv der Stadt Köln selber gelagert - und sind damit wie die Originale jetzt im Bauschutt versunken. Und wenn ich mir den hoffentlich nicht zynisch wirkenden Vergleich erlauben darf: Spendenaufrufe gleich nach einer Naturkatstrophe haben ebenfalls mehr Erfolg, als solche, die man ein halbes Jahr später startet!
    Hubertus Kohle

  • Katja Kwastek
    11.03.2009 14:00

    So interessant ich diese Aktion medien-und kulturpolitisch finde, kann ich doch meine Zweifel nicht leugnen, dass hier vielleicht vorschneller Aktionismus am Werk ist: Es ist doch bekannt, dass eine ganze Menge (das ist natürlich relativ...)der Archivalien verfilmt wurden und (wenn ich mich recht erinnere irgendwo im Schwarzwald) gelagert werden. Nun eine vollständig heterogene Sammlung von Archivalien (ohne ein Ordnungssystem?) anzulegen, ohne dass zunächst systematisch erfasste Bestände als Grundlage genommen werden, erscheint mir nicht besonders sinnvoll. Obwohl das angesichts des katastrophalen Verlusts fast zynisch klingen mag: gilt es nicht auch hier vor der Online-Veröffentlichung Rechtsfragen zu klären (wobei ich weniger auf Nutzungsrechte, als vor allem auf Urheberrechte anspiele)?
    Ich möchte nochmals betonen, dass ich die Idee, die Dimension der Katastrophe auch in der Öffentlichkeit durch diese Aktion zu verdeutlichen (andererseits muss man natürlich auch aufpassen, nicht zu suggerieren, dass Digitalisate die Originale adäquat ersetzen könnten), kulturpolitisch sehr spannend finde und auch die Frage, inwieweit man tatsächlich auf so ein 'verteiltes Archiv' bauen kann. Dennoch würden mich weitere Meinungen dazu interessieren.

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