blog.arthistoricum.net

Schon wieder ein neuer Leonardo

Nach intensiver Diskussion in der italienischen Presse berichtet nun auch Frank Zöllner in der FAZ (hier) von der vermeintlichen Entdeckung des Porträts von Isabella d'Este in einem Schweizer Tresor. Die Zuschreibung Carlo Pedrettis an Leonardo wird nicht nur von Zöllner für unseriös gehalten, der darüber hinaus einen interessanten Einblick in die kunsthistorische Zuschreibungsindustrie veschafft (einschließlich der fälligen Honorare).  Bei erfolgreicher Zuschreibungen winken "Großes Geld und Ruhm" (Zöllner). Dass jedoch auch angedrohte Rückzahlungen und öffentlicher Misskredit die Folgen sein können, zeigt der Fall des angeblichen Holzkruzifixes von Michelangelo, der vor einigen Jahren vom italienischen Staat für etwas mehr als 3 Millionen Euro angekauft wurde. Nach einem neuerlichen Gerichtsurteil wurden die den Ankauf maßgeblich betreibenden Kollegen zwar freigesprochen und mussten für den Schaden nicht aufkommen, die dubiosen Zuschreibungspraktiken werden aber ausdrücklich als solche in der Urteilsbegrüdung festgehalten (dazu Tomaso Montanari; dank an Walter Cupperi für den Hinweis!).

0 Kommentar(e)