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Leonardos verschollenes Meisterwerk im Palazzo Vecchio in Florenz

„Die Inschrift "Suche und du wirst finden" („cerca, trova“) auf einem Fresko im Palazzo Vecchio in Florenz ist für Kunstexperten schon lange ein entscheidender Hinweis, dass sich hinter seinen Mauern ein Meisterwerk von Da Vinci befindet. Jetzt soll ernsthaft mit der Suche begonnen werden.“ So berichtete DER SPIEGEL am 22.03.2007. Jetzt ist es so weit. Die gestrige Ausgabe des SPIEGEL enthält eine zweiseitige Reportage über die Ereignisse in Florenz („Löcher im Palazzo Vecchio; Nr. 2/9.1.12, pp. 126-127). Die Suche nach dem verschollenen Wandgemälde Leonardos ("Die Schlacht von Anghiari") im Palazzo Vecchio ist ein sehr umstrittenes Unternehmen. Mit einer Petition haben mehr als 500 Kunsthistoriker und Museumfachleute aus aller Welt gefordert, das Projekt sofort zu stoppen. Die Unterzeichner halten es für undenkbar, dass Vasari ein Wandgemälde Leonardos übermalt haben könnte. Die Petition mit Unterzeichnern: http://www.patrimoniosos.it/rsol.php?op=getarticle&id=91798 . Man kann über die Webseite Patriomoniosos.it – „In difesa dei beni culturali e ambentali“: (http://www.patrimoniosos.it/index.php) – das Geschehnis folgen (siehe: Rassegna Stampa, täglich aktualisiert).

4 Kommentar(e)

  • Hier identifiziert Frau Bickmann einen zentralen Punkt. Man braucht nur die oben zitierte National Geographic Internetseite zu besuchen: http://www.nationalgeographic.com/explorers/projects/anghiari/, zu verstehen, dass die National Geographic Society ist weder ein wissenschaftliches Unternehmen noch eine gemeinnützige Gesellschaft, wie behauptet wird – „one of the largest non-profit scientific and educational institutions in the world” : http://en.wikipedia.org/wiki/National_Geographic_Society; http://de.wikipedia.org/wiki/National_Geographic_Society. Die Gesellschaft ist eine äusserst wohlhabende Organisation. Die vielen Projekte erzeugen ein Bruttoeinkommen von rund 500 Millionen Dollar pro Jahr. Dies ergibt etwa 35 Millionen Dollar Gewinn (weitgehend steuerfrei). Daher wirkt National Geographic häufig wie ein ‚business’ – ein Medienkonzern, wie die Walt Disney Company, die u.a. Unterhaltung verkauft. Es ist schwer zu verstehen, was National Geographic im Salone del Cinquecento des Palazzo Vecchios in Florenz zu suchen hat. Übrigens ist National Geographic sehr umstritten was ihre Objektivität und aggressive und aufdringliche Ermittlungsmethoden betrifft: die vermeintliche Forschungsergebnisse ihrer wissenschaftlichen Projekte und Explorationen werden oft berichtet und aufgewertet in den zahlreichen National Geographic Medien (siehe z. B. http://findarticles.com/p/articles/mi_g1epc/is_tov/ai_2419100867/: Encyclopedia of Popular Culture, 2002). Diese Medien erreichen monatlich über 360 Millionen Menschen auf der ganzen Welt: nicht nur durch die gelbe Zeitschrift und sechs andere Zeitschriften, sondern auch durch Fernsehprogramme, den National Geographic Channel und den National Geographic Channel International (Murdoch/NBC), Reiseliteratur usw.

  • Isa Bickmann
    13.01.2012 14:11

    "Er versuche, Fakten zu liefern und so den Kunsthistorikern deren Forschung erleichtern, die selten auf Fakten beruhe. Auch der Kunstmarkt handle gern mit Werken, die nie eingehend geprüft worden seien. Der Kampf der Kunstwelt gegen ihn ... sei ein Kampf gegen die Möglichkeiten der Wissenschaft." (zit. nach o.g. Spiegel-Artikel)

    Dieses verlangt noch viel Protest von unserer Seite, den Kunsthistorikern, die nach seiner Meinung keine Wissenschaftler sind.

    Man sollte auch dem Finanzier, National Geographic (die den Mann mit dem Bohrer, Seracini, "art detective" nennen) seinen Unmut kundtun!! Und deren Produkte boykottieren.

    http://www.nationalgeographic.com/explorers/projects/anghiari/

  • storiedellarte
    11.01.2012 08:52

    We are pleased that the question begins to spread in Germany.
    We inform you that also our blog has supported the petition and that there are other useful information at this link: http://storiedellarte.com/tag/petizioni

    Best regards,
    sm

  • digi
    11.01.2012 07:21

    Ergänzend zum Thema auch der gestrige Beitrag im Deutschlandfunk, Kultur heute:
    http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2012/01/10/dlf_20120110_1736_0d2abb5c.mp3