blog.arthistoricum.net https://blog.arthistoricum.net/feed/ Der Blog von arthistoricum.net de-DE TYPO3 News Sat, 27 Jul 2024 08:17:28 +0200 Sat, 27 Jul 2024 08:17:28 +0200 TYPO3 EXT:news news-22456 Fri, 12 Jul 2024 13:01:41 +0200 Save the Date: VDB-Fortbildung “Services und Beratungsformate von arthistoricum.net und dem FID Darstellende Kunst - Ihre Fragen und Impulse aus der Arbeitspraxis” /beitrag/2024/07/12/vdb-fortbildung-2024 Donnerstag, den 07.11.2024 | 10:00-15:15 Uhr | Digital via Zoom

 

Die Fortbildung wird von Dr. Maria Effinger (Universitätsbibliothek Heidelberg / arthistoricum.net / NFDI4Culture), PD Dr. Dr. Grischka Petri (FIZ Karlsruhe / NFDI4Culture) und Franziska Voß
(Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg / FID Darstellende Kunst / UAG Sacherschließung der AG FID) in Kooperation mit Dr. Benjamin Auberer von der VDB-Kommission
für Fachreferatsarbeit durchgeführt und organisiert.


An der Schnittstelle zwischen den Gedächtniseinrichtungen und Informationsinfrastrukturen sowie den Forschenden ihrer jeweiligen Zielgruppen haben die Fachinformationsdienste (FID) in den vergangenen Jahren ein breites Angebot an Dienstleistungen aufgebaut, die sich gezielt an den Bedarfen ihrer Communities ausrichten.
In der VDB-Fortbildung stellen arthistoricum.net – Fachinformationsdienst Kunst - Fotografie - Design und der Fachinformationsdienst Darstellende Kunst (FID DK) ausgewählte Services und Beratungsformate, wie beispielsweise digitale Publikationsangebote und Normdatenservices für die Künste- und Kulturwissenschaften vor.

 

Ausgehend von der Vorstellung der Services nehmen wir auch Ihren Arbeitsalltag in den Blick und öffnen das Format, um praxisnah Ihre Fragen zu beantworten. Dabei wollen wir mit Ihnen u.a. die Herausforderungen von Publikations- und Immaterialgüterrechten vorstellen und diskutieren: Wie und wo können Veröffentlichungen aus den Künsten & Kulturwissenschaften auf Open-Access-Plattformen recherchiert und gefunden werden? Wie kann ich die Nutzenden meiner Einrichtung zu den Möglichkeiten von OA- Publikationen beraten? Wie sieht es mit der Förderung und Finanzierung von Open-Access-Publikationen aus? Welche Besonderheiten und Hürden, aber auch welche Möglichkeiten ergeben sich hier für das beständige Problem der Bildrechte und Lizenzen? Dürfen geschützte Bilder und Digitalisate frei publiziert werden, und hat der freie Zugang auch Vorteile bei der Einholung von Nutzungsrechten?


Mit welchen Herausforderungen ist man bei der Sacherschließung und Normdatenarbeit ethisch sensibler Objekte und Ressourcen konfrontiert? Welche Potenziale, aber auch Hürden, bietet die Arbeit mit und in der GND-Kooperative? Welche Rolle spielt die Sacherschließung und Normdatenarbeit für die zukünftige Entwicklung von Bibliotheken?

 

Der Link zur Anmeldung sowie das detaillierte Programm werden zeitnah vor der Fortbildung veröffentlicht. Die Fortbildung ist kostenfrei und richtet sich an die Fachreferate der Kunst-, Geistes- und Kulturwissenschaften und lädt zum Dialog über aktuelle Herausforderungen im Arbeitsalltag ein.

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news-22399 Tue, 02 Jul 2024 22:29:26 +0200 #arthistoCast Special #3: NFDI4Culture Cultural Community Plenary 2024, Podiumsdiskussion "Generative KI-Modelle und Forschungsdaten: Chancen und Herausforderungen" /beitrag/2024/07/02/special-3-nfdi4culture-cultural-community-plenary-2024

Auf dem 3. Culture Community Plenary von NFDI4Culture sendete der #arthistoCast Podcast erstmals als Livepodcast. Das Gespräch gibt es hier zum nachhören.

In dieser Sonderfolge des #arthistoCast sendet Jacqueline Klusik-Eckert live von der virtuellen Podiumsdiskussion mit ihren Gästen Miriam Akkermann, Susanne Kurz und Sonja Thiel, die im Rahmen des 4. Culture Community Plenary von NDFI4Culture am 6. Juni 2024 stattgefunden hat. Unter dem Motto „Generative KI-Modelle und Forschungsdaten: Chancen und Herausforderungen“ diskutierte sie mit den Expertinnen die aktuellen Entwicklungen im GLAM-Bereich (Galerien, Bibliotheken, Archive, Museen). Dabei bot das Gespräch wertvolle Einblicke aus dem Bereich Museum, Musikwissenschaft und Forschungsdaten.

Ein zentrales Thema war die Frage, wie generative KI-Modelle in der Kulturforschung eingesetzt werden können, ohne die Kontrolle und Transparenz zu verlieren. Es wurde betont, dass es wichtig sei, die technischen Prozesse und die Daten, die hinter diesen Modellen stehen, zu verstehen und zu hinterfragen, um eine aufgeklärte Nutzung zu gewährleisten. Dies verlangt sowohl die Entwicklung passgenauer Modelle als auch die Etablierung benutzerfreundlicher Anwendungen.

Das Gespräch beleuchtete die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten von KI-Systemen im Kulturbereich. So diskutierten die Teilnehmerinnen unter anderem über die Einsatzpotenziale von Chatbots in Museen, die Herausforderungen der Generierung und Archivierung von Computermusik sowie die ethischen Implikationen und die Notwendigkeit von Transparenz bei der Nutzung kommerzieller KI-Modelle.

Ein weiteres zentrales Thema war die Bedeutung von Vertrauen in die Arbeit von Institutionen beim Umgang mit digitalen Objekten, insbesondere im Hinblick auf generierte Medien. Es wurde betont, dass die Kennzeichnung von ordnungsgemäß transformierten Materialien und die Bereitstellung von Metadaten essenziell sind, um die Integrität und Authentizität digitaler Forschungsgrundlagen zu sichern.

Die Diskussion verdeutlichte, dass generative KI-Modelle nicht nur neue Möglichkeiten eröffnen, sondern auch neue Fragen aufwerfen, die einen kritischen Diskurs und eine aufgeklärte Nutzung erfordern. Die Expertinnen forderten eine realistische Betrachtung der Technologie und ihrer Möglichkeiten sowie eine kontinuierliche Reflexion über die ethischen Implikationen ihres Einsatzes.

Prof. Dr. Miriam Akkermann ist empirische Musikwissenschaftlerin und hat an der FU Berlin die Ernst-von-Siemens Musikstiftungsprofessur übernommen. Sie hat sich bereits seit der Promotion mit den Wechselbeziehungen von Algorithmus und Improvisation auseinandergesetzt. In ihrer Forschungstätigkeit interessiert sie sich auch für die Archivierung und Aufführbarkeit von Computer Musik.

ORCID: 0000-0001-7154-7917

 

Susanne Kurz M.A. ist Dozentin für Medieninformatik und Digital Humanities an der Universität zu Köln. Ihre wissenschaftliche Arbeit umfasst die vielschichtige Repräsentation, Modellierung und technische Abbildung von Vertrauen in digitale Objekte des Kulturerbes, sowie den damit verbundenen Herausforderungen für die akademische Forschung in einer frühen postnatalen KI-Gesellschaft.

ORCID: 0000-0002-2824-1485

 

Sonja Thiel M.A. ist freiberufliche Wissenschaftlerin und war als digitaler Katalysator für Künstliche Intelligenz am Badischen Landesmuseum in Karlsruhe tätig. Sie hat einen Hintergrund in Geschichte und Philosophie und hat als Kuratorin für partizipative Prozesse in kulturhistorischen Museen gearbeitet. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Überschneidungen zwischen Museologie, partizipativer kuratorischer Praxis und offener digitaler Bildung.

ORCID: 0000-0002-0443-3685

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Die Folge ist mit persistentem Identifier im Repositorium heidICON abgelegt und kann nach Belieben heruntergeladen und nachgenutzt werden

unter https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

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podcast@digitale-kunstgeschichte.de

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news-22380 Mon, 01 Jul 2024 13:39:29 +0200 Ausstellungsschluss „Kunst und Fälschung. Aus dem Falschen das Richtige Lernen“ /beitrag/2024/07/01/ausstellungsschluss-kunst-und-faelschung-aus-dem-falschen-das-richtige-lernen

Ende Juni schloss im Kurpfälzischen Museum Heidelberg die Ausstellung „Kunst und Fälschung. Aus dem Falschen das Richtige lernen“, kuratiert von Prof. Dr. Henry Keazor. Innerhalb der viermonatigen Laufzeit stellte die Sonderausstellung mit 25.000 Besucherinnen und Besuchern einen neuen Rekord auf. Das große Interesse an der Thematik wurde bereits am Eröffnungsabend deutlich sichtbar, als Kriminalhauptkommissar René Allonge vom LKA Berlin über den dortigen Umgang mit Kunstfälschungen sprach. Aufgrund des Andrangs wurde die Eröffnung zusätzlich in die Räumlichkeiten außerhalb des Saals übertragen und noch am selben Abend verhalf das heute journal der Ausstellung zu landesweiter Aufmerksamkeit. Auch die in den darauffolgenden Wochen stattfindenden Expertenvorträge wurden aus Platzgründen aus dem Museum in einen Hörsaal der Universität verlegt und man verdoppelte zudem die Zahl der öffentlichen Führungen, um die Nachfrage zu bewältigen. In Gesprächen mit Besucherinnen und Besuchern wurde der Wissenszuwachs deutlich. Viele waren im Nachhinein von den facettenreichen Erscheinungsformen des Phänomens der Kunstfälschung überrascht, die sie zuvor oftmals lediglich mit einer Kopie gleichgesetzt hatten. Gemäß dem Untertitel „Aus dem Falschen das Richtige lernen“ dürfte die Ausstellung, die auf dem am Institut für Europäische Kunstgeschichte angesiedelten Projekt „HeFäStuS“ basiert, dazu beigetragen haben, auch die breite Öffentlichkeit für die Charakteristiken und Strategien von Fälschungen verstärkt zu sensibilisieren.

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news-22312 Thu, 20 Jun 2024 16:05:47 +0200 Startschuss für die digitale Fälschungssammlung HeFäStuS /beitrag/2024/06/20/startschuss-fuer-die-digitale-faelschungssammlung-hefaestus

Die Heidelberger Fälschungs-Studiensammlung HeFäStuS veröffentlicht in Zukunft sukzessive Objekte aus ihrem Bestand über heidICON, die Objekt- und Multimediadatenbank der Universität Heidelberg. Die am Institut für Europäische Kunstgeschichte gewonnenen Erkenntnisse von Studierenden sowie hochauflösende Fotografien werden damit einem weiten Kreis an Interessierten zugänglich gemacht. Den Anfang macht die Recherche von Sandrine Dequin zu einem Gemälde, welches in den 1990er Jahren in täuschender Absicht als ein Werk Vincent van Goghs angeboten und anschließend vom LKA Baden-Württemberg sichergestellt wurde. Die Absolventin des internationalen Masters für Kunstgeschichte und Museologie (IMKM) an der Universität Heidelberg und der Ecole du Louvre in Paris konnte die Geschichte des Bildes über mehrere Länder bis 1913 zurückverfolgen. In Kürze folgen weitere Einträge über die bislang rund 140 Objekte der Sammlung, unter anderem zu Cranach und Renoir.

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news-22167 Tue, 04 Jun 2024 17:29:38 +0200 Symposium: »Ohne Erinnerung keine Zukunft. Strategien des Bewahrens in Kulturarchiven« /beitrag/2024/06/04/symposium-ohne-erinnerung-keine-zukunft

Archive sind Bindeglieder zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie bergen einen riesigen Schatz an Informationen und Wissen zum kulturellen Erbe. Im deutschsprachigen Raum gibt es rund 350 Architektur-, Design-, Film-, Foto-, Kunst-, Literatur-, Musik-, Tanz- und Theaterarchive, Kulturarchive im Kontext sozialer Bewegungen sowie kulturhistorische Archive.

In ihren jeweiligen Sammlungsgebieten haben diese Archive die unterschiedlichsten Informationsträger zusammengetragen, zu denen Akten, Bücher, Musiknoten oder Filmrollen, aber auch Objekte wie eine Perücke oder ein Stuhl zählen können. Sie werden von den Kulturarchiven nicht nur gesammelt, sondern auch erfasst, erhalten und der Allgemeinheit zugänglich gemacht.

Das Projekt »Wissensspeicher der Kultur – Geschichte, Funktion und Auftrag der Kulturarchive im deutschsprachigen Raum« zielt sowohl auf die Sichtbarmachung der vielfältigen Landschaft der Kulturarchive als auch auf die Darstellung ihrer kulturpolitischen Bedeutung, ihres Kreativpotentials und ihres besonderen Stellenwertes für unsere Gesellschaft. Das geschieht mit einer Ausstellung, einer Publikation sowie dem Symposium »Ohne Erinnerung keine Zukunft – Strategien des Bewahrens in Kulturarchiven«, zu dem wir Sie herzlich einladen.

Das Programm finden Sie auf unserer Netzwerkseite.

Symposium: »Ohne Erinnerung keine Zukunft. Strategien des Bewahrens in Kulturarchiven«
Termin: Donnerstag, 20. Juni bis Samstag, 22. Juni 2024
Veranstalter: Arbeitskreis Kunst- und Kulturarchive / Institut für moderne Kunst, Nürnberg
Veranstaltungsort: Auditorium im Neuen Museum Nürnberg, Luitpoldstraße 5, 90402 Nürnberg
Unkostenbeitrag: EUR 50,– (Studierende kostenfrei)
Agenda als PDF-Download.

Anmeldung zum Symposium: kulturarchive@moderne-kunst.org
Anmeldeformular als PDF-Download.

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news-22138 Thu, 30 May 2024 15:58:16 +0200 Digital Story von Dürer bis van Gogh: Neue Website lüftet Geheimnisse alter Meister /beitrag/2024/05/30/neue-digital-story-des-wallraf-richartz-museum-ueber-die-techniken-der-malerei-vom-mittelalter-bis-moderne

Faszinierende Blicke hinter die Kulissen von Kunst und Forschung bietet ab sofort das Wallraf-Richartz-Museum mit seiner neuen Internetseite www.maltechnik-wallraf.de. Dank spannendem Storytelling und spielerischem Design erscheinen hier 700 Jahre Malerei in neuem Licht und wird ein breites Publikum für die Tricks der alten Meister begeistert. Gemeinsam mit den Kunsttechnologinnen vom Wallraf können die User berühmten Malern von Dürer bis van Gogh über die Schultern schauen. Fesselnde Geschichten, aufwendige Videos und magische „Curtain Views“ machen dabei Unsichtbares sichtbar, spüren erstaunliche Techniken auf und offenbaren so manch heimlichen Kunstgriff.

In acht spannenden Kapiteln erzählen die Wallraf-Expertinnen der „Abteilung für Restaurierung und Kunsttechnologie“ von der Entstehung bedeutender Gemälde. Sie beginnen bei der Auswahl eines passenden Bildträgers und enden beim Firnisauftrag, dem perfekten Finish eines Gemäldes. In deutscher und englischer Sprache können Kunstliebhabende jederzeit und überall in die faszinierende Welt der Malerei eintauchen. Sie werden danach jedes Gemälde mit anderen Augen betrachten. Um die Digital Story auch im Museum zu erzählen, versieht das Wallraf einige seiner Bilder mit „Entdeckt!-Buttons“ und verbindet damit die digitale mit der analogen Kunstwelt. Die Website www.maltechnik-wallraf.de basiert auf der erfolgreichen Sonderausstellung „Entdeckt! Maltechniken von Martini bis Monet“, die im Winter 2021/22 im Wallraf zu sehen war.

Die Schau beleuchtete die Geschichte der europäischen Malerei und stellte dabei Materialien, Techniken und Entstehungsprozesse in den Mittelpunkt. Die drei Kölner Kunsttechnologinnen Iris Schaefer, Caroline von Saint-George und Kristin Krupa sind für die Digital Story verantwortlich, die von der Augsburger Agentur Waldmann + Weinold realisiert und von der Volkswagen Stiftung, der Universität Konstanz und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart unterstützt wurde.

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news-21940 Tue, 07 May 2024 11:10:00 +0200 Tagung: Sind das Forschungsdaten oder kann das weg? Forschungsdaten und Digitalstrategien in der Kunstgeschichte /beitrag/2024/05/07/tagung-forschungsdaten-digitalstrategien-2024

Termin: Freitag, 5. Juli / Samstag, 6. Juli 2024 

Veranstalter: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München, Deutschen Verband für Kunstgeschichte e.V., Universitätsbibliothek Heidelberg / arthistoricum.net

 

PROGRAMM >>

 

Forschungsdaten gab und gibt es in der Kunstgeschichte überall: Notizen, Exzerpte, Fotos, Tabellen, Skizzen, Transkriptionen, Textversionen, Rekonstruktionen… Jedes Projekt, jeder publizierte (oder auch nur vorläufige) Text, jeder inventarisierte Sammlungsbestand, jedes Erfassen, Untersuchen und Deuten von Kulturobjekten im weitesten Sinne beruht auf solchen Materialien. Gerade in einer historischen Wissenschaft enthalten diese Potentiale für die weitere Nutzung. Das weitere Schicksal dieser vorbereitenden oder auch ‚Hilfsmaterialien‘ war  bislang ganz den einzelnen Forschenden, Projekten oder Institutionen überlassen. Im besten Fall wurden sie in irgendeiner Weise archiviert, im schlechtesten vernichtet.

Das digitale Format bietet nun nicht nur für die Erarbeitung von Forschungsdaten ganz neue Möglichkeiten, sondern fordert auch immer stärker dazu heraus, über deren Nachnutzung und Weiterverwendung nachzudenken. Dies betrifft einzelne Forschende ebenso wie Institutionen oder die kommerzielle Beschäftigung mit Kunst und Kultur. Zu fragen ist dabei nicht nur, was aufgehoben und zur allgemeinen Verfügung gestellt werden kann, soll und darf. Entscheidend ist auch, wie diese Daten aufbereitet, strukturiert und publiziert werden. Klar ist, dass damit nicht nur zentrale Fragen der Ressourcen (Arbeitszeit, Finanzierung, aber etwa auch Speicherplatz usw.) angesprochen sind. In neuer Weise zu überdenken sind Fragen von wissenschaftlicher Kategorisierung, von (geteilter, kollaborativer, fortschreibender) Autorschaft, von Formen des wissenschaftlichen Nachweisens, von bibliographischem Erfassen, usw. 

Von Forschungsdaten-Management (FDM, engl. RDM) ist aktuell überall die Rede. Mit der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) hat die Wissenschaftspolitik einen Prozess angeschoben, in dessen Mittelpunkt Forschungsdaten stehen. Allerdings unterscheiden sich die Forschungsdaten der Kunstgeschichte teils mehr, teils weniger von denen anderer Disziplinen. Auch die Erwartungen und Anforderungen von Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern an für sie relevante Forschungsdaten dürften nicht einfach deckungsgleich mit denen anderer Wissenschaften sein. Die Arbeitstagung adressiert diese zentralen Fragen und will darauf aufbauend einen gemeinsamen Vorschlag für das weitere Vorgehen erarbeiten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die für das Fach relevanten Forschungsdaten erkannt und in nachhaltiger Form auch erarbeitet und zur Verfügung gestellt werden können.

 

PROGRAMM
 
5. Juli 2024
 

12:00 Imbiss / Get-together
 

13:00 Begrüßung

  • Ulrich Pfisterer (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München), Kerstin Thomas (Deutscher Verband für Kunstgeschichte e.V.), Maria Effinger (Universitätsbibliothek Heidelberg / arthistoricum.net)
     

13:15 Status Quo und Einführung

  • Was sind Forschungsdaten in der Kunstgeschichte?
    Georg Schelbert, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München
  • Wo sind die kunsthistorischen Forschungsdaten?
    Maria Effinger, Universitätsbibliothek Heidelberg
     

13:45  Keynote: Datafizierung und digitale Wissensinfrastrukturen: Herausforderungen, Methoden, Erkenntnispotentiale aus Perspektive der Digital Humanities

  • Torsten Schrade, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz

 

Forschungsdaten in der Kunstgeschichte:  Use Cases – Desiderate – Strategien 
Moderation: Lisa Dieckmann, Universität zu Köln

 

14:15 I. Individuelles Forschen

  • Nils Büttner, Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
  • Constanze Keilholz, Universitätsbibliothek, RWTH Aachen University
  • Franziska Klemstein, Hochschule Mainz / Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz
     

15:15 Pause
 

15:45 II. Projekte und Forschungsverbünde

  • Sarah Pittroff, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 
  • Thorsten Wübbena, Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz
  • Paula Schulze, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, SFB 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ 
     

16:45  III.  Institutionelles: Museen, Denkmalpflege, Forschungsinstitute/Bildarchive.

  • Christian Gries, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart
  • Ulrich Knufinke, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Hannover
  • Petra Winter, Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz 
     

17:45 Pause

 

18:15 Podiumsdiskussion (Moderation: Sebastian Preuss, Berlin)

  • Hubertus Kohle, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Ulrich Pfisterer, Zentralinstitut für Kunstgeschichte / Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Anna Schreurs-Morét, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • Julia Trinkert, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

 

19:15 Apéro riche

 

6. Juli 2024
 

9:30–13:00 Arbeitsgespräch

 

Teilnahme am 5. Juli 2024 in Präsenz ohne Anmeldung und online möglich.
Die Veranstaltung wird parallel via Zoom übertragen. Dem Zoom-Meeting können Sie unter folgendem Link beitreten: https://us02web.zoom.us/j/85659345839?pwd=UmFZYU0xN1NxMGJ1MjlQM054NXgvZz09. Meeting-ID: 856 5934 5839 | Passwort: 148258. 
Das Mitschneiden der Veranstaltung oder von Teilen der Veranstaltung sowie Screenshots sind nicht gestattet. Mit der Teilnahme akzeptieren Sie diese Nutzungsbedingung.

Teilnahme am 6. Juli 2024 nur in Präsenz nach Anmeldung (forschungsdaten@zikg.eu) und Einladung möglich.

Veranstaltungsort:
Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Str. 10, München, Vortragssaal 242, II. OG

 

Dr. Maria Effinger
Universitätsbibliothek Heidelberg
E-Mail: effinger@ub.uni-heidelberg.de

Anmeldung: forschungsdaten@zikg.eu

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news-21893 Wed, 01 May 2024 08:55:05 +0200 #arthistoCast Special #2: Ausschnitte aus dem Forum Digitale Kunstgeschichte auf dem 37. Kongress für Kunstgeschichte /beitrag/2024/05/01/arthistocast-special-2

Rückblick auf das Forum Digitale Kunstgeschichte auf dem 37. Kongress für Kunstgeschichte

In dieser Sonderfolge des #arthistoCast verlässt Jacqueline Klusik-Eckert das Aufnahmestudio und gibt einen Zusammenschnitt des Forums Digitale Kunstgeschichte wieder, das während des 37. Kongresses für Kunstgeschichte in Erlangen am 16.03.2024 stattfand. Das Forum, von Jacqueline und Peter Bell konzipiert, konzentrierte sich auf die Auswirkungen und Möglichkeiten künstlicher Intelligenz in der Kunstgeschichte. Unter dem Motto „Raum für KI – Bildgeneratoren und Wissensmaschinen. Die KI-Debatte im Fachkontext“ waren die drei Gäste Andreas Maier, Roland Meyer und Christian Huemer eingeladen, um mit ihnen aus unterschiedlichen Perspektiven auf die aktuellen Debatten zu schauen. 

Die Podiumsdiskussion, geprägt von den drei Experten aus den Bereichen Technik, Theorie und Praxis, beleuchtete, wie KI-Verfahren bereits in der Kunstgeschichte angewendet werden und was sie für das Fach bedeuten. Es wurden konkrete Beispiele und laufende Projekte vorgestellt, um ein umfassendes Verständnis der Materie zu fördern. Zudem wurden kritische Fragen zur Zukunft der KI in der Kunstgeschichte gestellt, einschließlich ethischer Überlegungen und der Rolle von KI in der Forschung und Lehre.

Diese Episode gibt nicht nur einen Einblick in die Veranstaltung für diejenigen, die nicht teilnehmen konnten, sondern bietet auch einen Startpunkt für weiterführende Diskussionen über die Rolle der KI in der Kunstgeschichte. 

 

Prof. Dr.-Ing. habil. Andeas Maier ist Leiter des Pattern Recognition Labs an der FAU Erlangen-Nürnberg und hat in unterschiedlichen Projekten den Einsatz von Pattern Recognition in der Kunstgeschichte erprobt. 

Dr. Roland Meyer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am SFB »Virtuelle Lebenswelten« an der Ruhr-Universität Bochum und forscht über die Theorie generierter Bilder und den Einsatz von KI-Verfahren. 

Dr. Christian Huemer ist Hauptabteilungsleiter des Research Center am Belvedere, Speaker des DArtHist Austria und hat zahlreiche digitale Projekte im Museum betreut.

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Die Folge ist mit persistentem Identifier im Repositorium heidICON abgelegt und kann nach Belieben heruntergeladen und nachgenutzt werden

unter https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

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news-21892 Wed, 01 May 2024 08:28:42 +0200 Deutsche Tafelmalerei des Spätmittelalters am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg – Datenbank jetzt online verfügbar /beitrag/2024/05/01/deutsche-tafelmalerei-des-spaetmittelalters-am-germanischen-nationalmuseum-in-nuernberg-datenbank-jetzt-online-verfuegbar-1

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg hat sich in den letzten 10 Jahren zu einem Kompetenzzentrum in der Erforschung spätmittelalterlicher Malerei entwickelt. Die umfangreiche Sammlung des Museums umfasst etwa 250 Gemälde des 13. bis 15. Jahrhunderts aus dem gesamten deutschen Sprachraum, darunter Meisterwerke von Stefan Lochner, Konrad Witz, Hans Pleydenwurff und dem jungen Albrecht Dürer. Im Rahmen mehrerer Forschungsprojekte konnte ein Großteil der Gemälde in den letzten Jahren grundlegend kunsttechnologisch und kunsthistorisch untersucht werden. Die Ergebnisse zu den Werken aus Franken und den Regionen Westdeutschlands (u.a. Köln, Westfalen, Oberrhein) sind jüngst in gedruckten Bestandskatalogen publiziert, ein weiterer Katalog zu den Werken aus Bayern, Österreich und Südtirol ist aktuell in Bearbeitung.

Zur Datenbank des Projekts https://tafelmalerei.gnm.de/

 

Die umfangreichen Forschungsdaten aller bisherigen Untersuchungen werden nun in einer reich bebilderten Datenbank der breiten Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Community zur Verfügung gestellt. Herzstück der Datenbank ist das hochaufgelöste Bildmaterial, bestehend aus mehr als 2000 Gesamt- und Detailfotos der untersuchten Gemälde. Hinzu kommen technologische Aufnahmen wie Röntgenbilder, Infrarotreflektogramme und technologische Kartierungen aller Bilder. Die zahlreichen technischen Aufnahmen stellen eine einzigartige Materialbasis für die künftige Erforschung spätmittelalterlicher Tafelgemälde dar.

Mithilfe eines speziellen Open-Source-Bildviewers, dem Mirador-Viewer, können verschiedene technologische Aufnahmen eines Gemäldes im direkten Vergleich nebeneinander betrachtet und in paralleler Ansicht in die Aufnahmen hinein gezoomt werden. So kann man beispielsweise das ausgeführte Gemälde der in der Infrarotaufnahme sichtbar gemachten Unterzeichnung gegenüberstellen, wodurch der Betrachter im Detail Veränderungen zwischen zeichnerischem Entwurf und malerischer Ausführung nachvollziehen kann. Zudem ist über den Mirador-Viewer auch eine direkte Gegenüberstellung der Werke des GNM mit Objekten in anderen internationalen Sammlungen möglich (sofern diese über ein IIIF-Manifest verfügen).

Alle in der Datenbank vorhandenen Werke können nach Künstler, Datierung, Auftraggeber oder Herstellungsort gefiltert werden. Eine Suche nach Gemälden mit Wappendarstellungen oder Inschriften ist ebenfalls möglich, wie auch Auftraggeber*Innen bzw. Stifter*Innen einzelner Werke recherchiert werden können. Auch das Sortieren des Materials nach funktionellen Objektgattungen wie Retabel, Epitaph oder Porträt ist durchführbar. Die Filterfunktion ermöglicht es außerdem, noch spezifischer nach einzelnen Bestandteilen von Retabeln zu suchen, etwa den Flügeln oder Predellen. Die Datenbank bietet zudem Rekonstruktionen größerer Altaraufbauten, deren einzelne Gemälde einst demontiert wurden und sich nun weltweit in unterschiedlichen Museen befinden. Eine Karte verzeichnet die früheren Standorte dieser Werke – in der Regel Kirchen oder Kapellen.

Über den Suchfilter können sogar spezielle Herstellungstechniken abgefragt werden. So ist es bspw. möglich, nach Angaben zur Konstruktion der Holztafeln oder zu Blattmetallauflagen und Verzierungstechniken zu filtern. Ein Musterkatalog zeigt mehr als 100 Umzeichnungen von Mustern z.B. der gravierten Goldgründe oder Pressbrokatauflagen. Zugleich ist vermerkt, wenn identische oder ähnliche Muster auf unterschiedlichen Gemälden zum Einsatz kamen. So werden Arbeits- und Transferprozesse innerhalb spätmittelalterlicher Werkstätten besser nachvollziehbar.

Die Datenbank zur spätmittelalterlichen Tafelmalerei am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ist damit nicht nur eine Ergänzung zu den gedruckten Bestandskatalogen, sondern bietet in ihrer Fülle an Bildmaterial und technologischen Informationen eine reichhaltige Ressource für das Studium spätmittelalterlichen Kunstschaffens.

https://tafelmalerei.gnm.de/

 

Autorin: Judith Hentschel

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news-21734 Fri, 12 Apr 2024 17:26:00 +0200 Albrecht Dürer Tattoo Art /beitrag/2024/04/12/albrecht-duerer-tattoo-art

Haut als Träger druckgrafischer Motive des Nürnberger Meisters nach oben

Dürer geht unter die Haut: Tätowierte und Tattoo Artists aus aller Welt folgten einem Aufruf des Museums Albrecht-Dürer-Haus  und reichten Fotografien, Geschichten und Anekdoten zu ihren Dürer-Tattoos ein. Vom 12. April bis zum 1. September 2024 sind diese Liebeserklärungen der besonderen Art zu sehen.1

Der Körper eines Menschen und die Verzierung desselben sind eine überaus persönliche Angelegenheit. Die Beweggründe für Körperschmuck und die Wahl des Motivs können ganz unterschiedlicher Art sein. Welcher genau? Das fragte das Museum und erhielt Antworten aus Brisbane, Tel Aviv, Charkiv, Rio de Janeiro, San Francisco, Montreal und direkt von nebenan, von heimatverbundenen Nürnbergern.

„Ich bin Nürnbergerin mit Leib und Seele und u.a. mit Christkindlesmarkt, 3 im Weggla und Albrecht Dürer aufgewachsen. […] Was läge da näher, als meinen Körper mit Dürer zu verschönern?“

beschreibt beispielsweise eine Tattoo-Trägerin ihre verbildlichte Liebeserklärung an Nürnberg.2

In über 300 Einsendungen beschrieben Tattoo-Enthusiasten ihre ganz individuellen Beziehungen zu Albrecht Dürer, seiner Heimatstadt Nürnberg, seinem Œuvre oder zum Medium der Druckgrafik. Insbesondere die große Ähnlichkeit in der Vorgehensweise beim Stechen eines Tattoos und druckgrafischen Techniken machen die Gegenüberstellungen von Vorbild und Adaption in der Ausstellung zu einer reizvollen Symbiose. Gleichsam wie der Kupferstecher oder Radierer Linien in die Druckplatte arbeitet und anschließend einfärbt, sticht die Tätowiernadel die Farbe in die Haut der Kundin oder des Kunden. Linie für Linie entsteht beide Male ein bleibendes Kunstwerk.
Diese enge und gleichzeitig intime Verbindung der beiden Techniken beschreibt der Kunsthistoriker und Druckgrafiker Alejandro M. Sanz Guillén, der sein Oberarm-Tattoo des Rhinocerus (1515) für die Ausstellung einreichte.3 Gestochen wurde es von dem spanischen Universalkünstler LeonKa4, der allen voran durch seine Schwarz-Gold-Kunstwerke in Galerien weltweit Berühmtheit erlangte.5

Vor seinem dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Lissabon – dem Ort, an dem das erste Nashorn das europäische Festland erreichte – identifizierte sich Guillén als Fremder an einem neuen Ort mit ebendiesem und verewigte es auf seiner Haut. Das Rhinocerus, von Dürer nur nach Augenzeugenberichten verbildlicht, steht für Guillén stellvertretend für den globalen Wissenstranfer:

„As you may already know, this image became a real icon, a graphic representation that ended up almost surpassing reality and transforming it.”  

Bei den eingereichten Tattoos handelt es sich ebenso nicht um bloße Reproduktionen von Werken Dürers. Die Tattoo Artists schaffen medienübergreifend ihre ganz eigene Kunst – so wie Dürer mit seinem Holzschnitt Rhinocerus. Stile wie engraving, etching oder woodcut wurden in Anlehnung an die Druckgrafik für den Bildträger Haut adaptiert. Die eigene Handschrift des Tattoo Artists fließt klar in das ins Medium Tattoo übersetzte Motiv ein: Linien und Schatten werden reduziert, der menschliche Körper mit seinen Rundungen und Hautbeschaffenheit berücksichtigt, die Linienführung des Holzschnitts für die Tattoonadel angepasst.
Das virtuelle Forschungsnetzwerk duerer.online  wird in der Ausstellung die Schnittstelle zwischen Dürers Vorlagen und den Tattoo-Rezeptionen herstellen, indem QR-Codes auf die entsprechenden Originale verweisen.

Im Anschluss werden ausgewählte Dürer-Tattoos in einem digitalen Fotoarchiv  unter dem Titel der Ausstellung „Dürer under your skin: Tattoo art“ online zur nichtkommerziellen Weiternutzung bereitgestellt. Gemeinsam reihen sie sich in das umfangreiche und bis heute andauernde Dürer-Nachleben ein.

In der Ausstellung werden - neben dem gezeigten Oberarm mit Tattoo - Fotografien weiterer Körperteile, die als Bildträger zur künstlerisch-technischen wie persönlichen Verewigung dienten, zu sehen sein. Die Motive reichen vom Rhinocerus  (1515) über den Feldhasen (1502) und dem bildgewaltigen Zyklus der Apokalypse (1496–1498) bis zu weniger bekannten Werken Dürers.
Unerheblich, ob die Tattoos als spontane Urlaubserinnerungen, zur Verarbeitung persönlicher Schicksalsschläge oder sorgfältig geplante Kunst-Projekte entstanden sind: Die Ausstellung gibt allen Raum.
Eindrucksvoll zeigt sich dabei, dass das Gesamtwerk Dürers interdisziplinär und über Ländergrenzen hinweg längst ikonisch verstanden wird. Mit dem Sprung hinaus aus den klassischen Disziplinen der Kunstgeschichte hinein in die – längst nicht mehr als bloße Modeerscheinung zu verstehende – Szene der Körperkunst, bietet das Albrecht-Dürer-Haus eine Bühne, die keine Gattungs-, Generations- oder Milieugrenzen kennt.
Für Guillén steht fest:

„It's a piece of a tattoo project that I hope will grow, with artists as good as Leonka, specialized in tattoo engravings. That's why I thought it was also nice to start with one of the classic masters.“

Dürer under your skin: Tattoo art
12. April bis 01. September 2024
Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus
Weitere Infos, auch zum umfangreichen Rahmenprogramm,
finden Sie auf der Homepage des Museums.

1 Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (deutsch/ englisch): Dürer under your skin. Tattoo art, Christine Demele (Hrsg.) mit einem Essay von Anna Lisa Schwartz, Petersberg 2024, vgl. Ausst.-Kat. Nürnberg 2024.

2 Statement von Sylvia Bader (Tattoo Trägerin/Wearer), Nürnberg (Germany).

3 Für das Projekt eingereichtes Foto und Statement von Alejandro M. Sanz Guillén (Tattoo-Träger/Wearer), Valencia (Spain).

4 Instagramaccount von LeonKa. www.instagram.com/leonka.art (Stand: 04.04.2024).

5 Art in Rug: LeonKa. artinrug.com/artist/leonka (Stand: 04.04.2024).

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news-21136 Tue, 09 Apr 2024 13:15:00 +0200 Vom Forschungsmehrwert schriftlicher Quellen auf duerer.online /beitrag/2024/04/09/schriftliche-quellen-auf-duereronline

Seit Juni 2020 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit duerer.online das Virtuelle Forschungsnetzwerk Albrecht Dürer. Die als Gemeinschaftsprojekt der Universitätsbibliothek Heidelberg und der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg/ Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V. entstandene Plattform wird perspektivisch ein vollständiges Werkverzeichnis, eine stetig wachsende Anzahl von Werken der Rezeption, des Nachlebens und Forschungsliteratur enthalten, aber auch handschriftlich verfasste Quellen vom Künstler selbst und über ihn. duerer.online organisiert alle eingepflegten Daten durch die Verwendung der wissenschaftlichen Kommunikationsinfrastruktur WissKI und setzt sie untereinander in Beziehung. Diese Art der Erschließung zeichnet Zusammenhänge nach und offenbart spannende Forschungspotenziale.

 

Quellenmaterial von und über Dürer

Schriftquellen, die Archive, Bibliotheken oder Museen international in digitalisierter Form bereitstellen, werden zunächst gesammelt. Hier zu nennen sind die handschriftlichen Vorarbeiten, mit denen Dürer seine in den 1520er Jahren erschienenen kunsttheoretischen Bücher vorbereitete, aber auch Abschriften seiner Autographe, Kollektaneen und Korrespondenz. Zu Letzterer gehören sowohl Briefe, von denen der Künstler selbst Verfasser oder Empfänger gewesen ist, als auch welche, in denen sich Bewunder:innen über ihn austauschten. Bereits seit dem 16. Jahrhundert trugen Freunde, Sammler:innen und Fans des Künstlers schriftliche Lebenszeugnisse zusammen, kombinierten diese durch Abschreiben, um sie zu besitzen, zu bewahren und zu verbreiten. Manch eine prominente Schrift ist heute sogar nur noch durch Abschriften überliefert, genannt seien das sogenannte „Tagebuch der niederländischen Reise” oder die „Familienchronik”. Das jeweilige Original von Dürers Hand ist verloren.

 

Aspekte der Online-Präsentation

Die Art und Weise, wie das handschriftliche Quellenmaterial des 16. bis 19. Jahrhunderts in die Forschungsplattform eingebunden wird, ist abhängig von seiner Bearbeitungstiefe.

Quellen sammeln und verknüpfen

Sobald Quellentexte in duerer.online aufgenommen worden sind, können sie mit Objekten digital verknüpft werden, zu denen ein inhaltlicher oder historischer Zusammenhang besteht. Beispielsweise finden sich Kataloge privat gesammelter (Dürer-)Zeichnungen darunter, die mit dem Nachlass des Bamberger Sammlers Joseph Heller (1798-1849) in den Bestand der damals noch Königlichen Bibliothek Bamberg (heute Staatsbibliothek) übergingen: Beim Aufrufen des handschriftlichen Verzeichnisses der populären Sammlung des Wieners Joseph Grünling (1785-1845) sind - neben einem Kommentar, der den Quellenkontext erläutert - alle darin erwähnten Zeichnungen, die bereits in duerer.online verzeichnet sind, unter Angabe ihres heutigen Besitzverhältnisses zu finden.

Aber nicht nur die Kunstwerke können verknüpft werden, sondern auch weitere, in Zusammenhang stehende Schriftquellen. Im Catalog der Handzeichnungen, welche sich in der Derschau’schen Sammlung zu Nürnberg befanden erwähnte der Verfasser beispielsweise das sogenannte „Gedenkbuch” Dürers, das sich seit 1835 im Berliner Kupferstichkabinett befindet. Interessierte gelangen durch die digitale Verknüpfung in solchen Fällen also von einem Quellendatensatz zum anderen.

Transkription und Edition

Des Weiteren präsentiert die Universitätsbibliothek Heidelberg im Rahmen des Projekts neu erarbeitete Transkriptionen (Editionsprinzipien). In der alphabetisch geordneten Listenübersicht der Quellen ist hinter jedem Quellentitel das Vorhandensein einer Transkription gekennzeichnet. In den Quellendatensätzen selbst sind ältere, bereits digital verfügbare Transkriptionen/ Editionen abrufbar. Durch das Nebeneinander von digitalen Faksimiles und Transkriptionen/ Editionen vom 16.-21. Jahrhundert entsteht nicht nur ein informativer Mehrwert, sondern wissenschaftliche Transparenz.

Um zur Transkription/ Edition von duerer.online zu gelangen, folgt man dem angegebenen Permalink zur Online-Ressource. Möchten Interessierte sich das digitale Faksimile und die Transkription/ Edition nebeneinander anzeigen lassen, so können die entsprechenden Reiter oben links nach Bedarf aktiviert oder deaktiviert werden. Zudem kann die Textdarstellung individuell angepasst werden. Wählen Sie entweder die zeichengenaue Transkription oder die dezent edierte Variante, lassen Sie sich Zeilennummerierungen anzeigen, Abkürzungen auflösen und/ oder editorische Eingriffe kenntlich machen - Sie selbst entscheiden, wie Sie sich den Quellen nähern möchten.

Identifikation genannter Personen, Orte und Kunstwerke

In der Anzeige der Transkription/ Edition sind Personen, Orte und Kunstwerke mit charakteristischen Icons versehen und über Normdaten der GND identifiziert. Beim Klick auf die Icons werden Informationen sichtbar, die Lesende dabei unterstützen, die jeweiligen Personen, Orte oder Werke einzuordnen. Bei den in der Quelle genannten Personen und Kunstwerken kommt zusätzlich eine weiterführende Verknüpfung zu duerer.online zum Vorschein, sobald auch dort ein Personen- oder Werkdatensatz angelegt worden ist. Natürlich gelangen Sie gleichermaßen aus den Personendatensätzen oder Werkdatensätzen auf duerer.online direkt zu(rück zu) den Quellenerwähnungen.

Ausblick

Im Zuge der zweiten Projektphase von duerer.online (DFG-gefördert bis 2026) werden weitere Quellen bereitgestellt und bearbeitet, doch auch alle bereits vorhandenen Inhalte und Funktionen der virtuellen Forschungsumgebung sind Work in Progress. Es werden nicht nur laufend neue Datensätze erfasst, auch bestehende werden sukzessive erweitert und inhaltlich miteinander in Beziehung gesetzt. Zu beachten ist also stets, dass zuweilen Zwischenschritte der Bearbeitung sichtbar sind, die nicht den letztgültigen Stand widerspiegeln.

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news-21623 Thu, 28 Mar 2024 11:13:48 +0100 »AI x AH« / »Artificial Intelligence meets Art History«, Vorabend des Tags der Provenienzforschung, 9. April 2024, 19.00 Uhr, online /beitrag/2024/03/28/ai-meets-ah-vorabend-des-tags-der-provenienzforschung-9-april-2024-1900-uhr-online

Beiträge von Ruth von dem Bussche, Fabio Mariani und Waltraud von Pippich im Rahmen der Online-Veranstaltung »AI x AH« / »Artificial Intelligence meets Art History« am Vorabend des Tags der Provenienzforschung 2024: am Dienstag, den 9. April 2024, 19.00 bis 20.30 Uhr.

Veranstaltung: »AI x AH« / »Artificial Intelligence meets Art History«
Dienstag, 9. April 2024, 19.00–20.30 Uhr, online 

Waltraud von Pippich (München): Artificial Intelligence meets Art History: Introductory note

Ruth von dem Bussche (Düsseldorf): Neue Herausforderungen für die Kunstgeschichte: Datengenerierung mit KI
Wie helfen uns LLMs dabei, Daten aus Texten zu generieren, z.B. OCR aus Auktionskatalogen oder Archivdokumenten?
Welche Prompts schreiben wir an LLMs und was liefern sie uns? Wie können wir die Qualität und die Grenzen des Outputs verstehen?

Fabio Mariani (Leuphana Universität Lüneburg): Provenance Language Processing: A Human-in-the-Loop Perspective

Chair: Waltraud von Pippich
Zugangslink: Meeting beitreten 

Herzliche Einladung!

 

 

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news-21443 Wed, 06 Mar 2024 18:35:08 +0100 Veranstaltung des NFDI4Culture "Brücken schlagen zwischen Terminologien: Herausforderungen und Perspektiven" /beitrag/2024/03/06/veranstaltung-bruecken-schlagen-zwischen-terminologien-herausforderungen-und-perspektiven

Daten unterschiedlicher Herkunft, die mit standardisierten Terminologien beschrieben werden, können übergreifend verstanden und genutzt werden, was ihre Eindeutigkeit, Interoperabilität, Wiederverwendbarkeit und damit ihre Qualität erheblich verbessern kann. Vokabulare, Normdaten und Anwendungsontologien spielen eine wichtige Rolle bei der semantischen Vernetzung dezentraler Datenbestände.
Insbesondere die Kultur- und Geisteswissenschaften stehen vor einer besonderen Herausforderung, denn sie benötigen eine große Bandbreite an Vokabular für die Beschreibung und Referenzierung ihrer Gegenstände und Konzepte (Personen, Geografika, Zeitangaben, Körperschaften, Werke/Objekte etc.), aber auch für die hinreichend spezifische Sachverschlagwortung.

Obwohl es kein Vokabular gibt, das alle Anforderungen gleichermaßen erfüllt oder in allen Domänen als Standard anerkannt ist, soll die Veranstaltung konsortienübergreifend Überschneidungen im Umgang mit und im Verständnis von Terminologien ausloten. Die uneinheitlichen Entwicklungs- und Anwendungskontexte sollen ebenso berücksichtigt werden wie die folgenden Leitfragen: Welche Bereiche können durch Services abgedeckt werden und auf welche Weise entfalten diese das Potenzial gemeinsam genutzter Terminologien? Wie kann einem Wettbewerb der Terminologien konstruktiv begegnet werden? Welche Methodiken versprechen eine breite Anwendbarkeit? Wie können Insellösungen in Projekten vermieden werden? Wie können Datenbestände mit lokaler Terminologie sinnvoll an große Referenzvokabulare angeschlossen werden? Wie kann eine größtmögliche Nachhaltigkeit bei Entwicklung, Beschreibung, Bereitstellung und Kuratierung von Vokabular hergestellt werden?

Die Online-Veranstaltung wird von Task Area 2 - Standards, Datenqualität und Kuratierung am 20.03. und 21.03., jeweils von 13-16 Uhr in deutscher Sprache durchgeführt. Die Kontaktdaten finden Sie im verlinkten Anmeldeformular.

Die Registrierung ist ab 15.02. bis zum 18.03.2024 möglich.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Coordination Office.

Programm

Tag 1 - 20.3.2024

13:00-13:10 Uhr: Begrüßung
13:10-13:20 Uhr: Einführung: Terminologien: Baustein für zukunftsfähige Daten (Alexander Faschon)
13:20-14:50 Uhr: Beiträge:

  • Susanne Al-Eryani, Barbara Fichtl, Text+: Vorstellung der GND-Agentur Text+
  • Katrin Moeller, NFDI4Memory: Geschichtswissenschaftliche Vokabulare: Ausgangslage, Bedarfsanalyse und Vorhaben
  • Jakob Voß, Florian Thiery, Anja Gerber, NFDI4Objects: Terminologien in NFDI4Objects

14:50-14:55 Uhr: kleine Pause
14:55-15:35 Uhr: Breakouträume zu den Vorträgen
15:35-16:00 Uhr: Zusammenfassung und Ergebnisse


Tag 2 - 21.3.2024

13:00-13:10 Uhr: Begrüßung und Zusammenfassung von Tag 1
13:10-14:10 Uhr: Beiträge:

  • Angela Kailus, NFDI4Culture: Terminologien in den Kulturwissenschaften: aktuelle Praxis, Herausforderungen, Weichenstellungen
  • Roman Baum, BASE4NFDI Terminology Service

14:10-14:55 Uhr: Breakouträume zu den Vorträgen
14:55-15:00 Uhr: kleine Pause
15:00-15:20 Uhr: Zusammenführen der Ergebnisse (Tag 1 und 2)
15:20-16:00 Uhr: Abschlussdiskussion und Feedback

 

Hier finden Sie alle Informationen zur Veranstaltung: https://nfdi4culture.de/id/E5304

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news-21410 Tue, 05 Mar 2024 08:32:30 +0100 #arthistoCast Folge 12: Digitalität und Kunstgeschichte – ein Theorie- und Metagespräch über aktuelle Debatten /beitrag/2024/03/05/arthistocast-folge-12-digitalitaet-und-kunstgeschichte-ein-theorie-und-metagespraech-ueber-aktuelle-debatten

Die digitale Kunstgeschichte ist nun kein neues Phänomen mehr. Publikationsformate haben sich etabliert, Forschungsschwerpunkte gebildet und es wurden die ersten (Junior-) Professuren besetzt. Und trotzdem scheinen sich die Kritikpunkte oder die Debatten an und über die Digitale Kunstgeschichte immer wieder um dieselben Themen zu drehen. Wie lässt sich da vernünftig miteinander reden, ohne dass man aneinander vorbeiredet?

In dieser Folge spricht Jacqueline Klusik-Eckert mit Katrin Glinka und Kilian Heck über die tiefgreifenden Veränderungen und aktuellen Debatten, die digitale Technologien in der Kunstgeschichte hervorgerufen haben. Dabei diskutieren die Gäste die unterschiedlichen Ebenen der Digitalität in der Kunstgeschichte: vom Scannen der Werke bis hin zu konkreten Anwendungen computationeller Verfahren eröffnet sich ein breites Spektrum. Es zeigt sich einmal mehr, wie vielschichtig die Perspektiven auf das Digitale sind. 


Es wird betont, dass viele in der Kunstgeschichte digitale Technologien noch immer auf die Digitalisierung von Material reduzieren. Die Potentiale digitaler Methoden werden dabei kaum gesehen oder vorschnell abgeurteilt. Unterstützungssysteme im Bereich Information Retrieval, die zu einer steigenden Zugänglichkeit und Auffindbarkeit von Forschungsmaterial sorgen, werden unreflektiert angenommen. Dagegen werden unter vorgehaltender Hand empirisch-statistische Verfahren als intransparent und verflachend abgeurteilt. Einig ist man sich hingegen wieder, wenn es um das Einsatzgebiet Provenienzforschung geht.

Doch diese scheinbare Transparenz von etablierten Wissensspeichern muss hinsichtlich der historisch belasteten Beschreibungskategorien hinterfragt werden. Gleiches gilt für die Beschaffenheit der aktuell genutzten technischen Lösungen wie beispielsweise Sammlungsdatenbanken, die aktuell nicht vollumfänglich eine Vielfalt an Interpretationen und die Koexistenz von Widersprüchen ermöglichen.
Hinzu kommt noch, dass sich Kunstgeschichtlerinnen und Kunstgeschichtler mit einer zunehmenden Komplexität und Vielfalt von Bildmaterial konfrontiert sehen. Das verlangt eine Anpassung der etablierten Analysemethoden und den Mut, sich außerhalb der traditionellen Komfortzonen zu bewegen. Es wird dafür plädiert, auch Fehler zu akzeptieren und tradierte, vorurteilsbehaftete Wissenssysteme kritisch zu reflektieren. Die Diskussion unterstreicht zudem die Bedeutung einer bildwissenschaftlichen Kompetenz und die anhaltende Notwendigkeit, die Fähigkeiten im Umgang mit modernen, auch KI-generierten Bildern zu schärfen. Schließlich wird auf die Rolle digitaler Technologien bei der Sicherung von Kulturerbe eingegangen, was die Relevanz und Dringlichkeit einer fortlaufenden Anpassung und Erweiterung der kunstgeschichtlichen Methoden und Curricula unterstreicht.
 

Abschließend wird die Herausforderung der Förderung innovativer Projekte, die digitale Technologien nutzen, thematisiert. Es wird kritisiert, dass solche Projekte oft aufgrund mangelnder Förderlinien oder fehlendem Verständnis für digitale Ansätze abgelehnt werden. Trotz der Potenziale dieser Forschungsansätze bleibt die Akzeptanz und Integration in die klassische Kunstgeschichte eine Herausforderung. Ob dies auch einer (unbegründeten) Sorge um die eigene Daseinsberechtigung herrührt, muss unbeantwortet bleiben. Es ist im Gespräch jedoch deutlich geworden, dass gerade die Koexistenz klassischer und digitaler Methoden notwendig ist. Denn am Ende haben wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschafler doch das gleiche Ziel: Wissen schaffen.

 

Dr. des. Katrin Glinka ist Kulturwissenschaftlerin und aktuell Head of HCC Data Lab an der Freien Universität Berlin bei der Forschungsgruppe Human-Centered Computing (HCC)

In ihrer Dissertation »Festgeschrieben« - Kulturtechnische Manifestationen musealer Sammlungsordnungenund transformative Effekte digitaler Technologien. widmet sie sich den Wissensräumen unserer Sammlungen.

​​Prof. Dr. Kilian Heck ist Kunsthistoriker und hat den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Greifswald inne. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der europäischen Kunstgeschichte vom 16. bis ins 21. Jahrhundert, auf der Kunst nach 1800, insbesondere den Erscheinungen der Romantik im europäischen und transdisziplinären Vergleich.

 

Der Podcast kann man auf vielen Wegen hören. Der auf dieser Seite eingebundene Player ist nur einer davon. 

Die Folge ist mit persistentem Identifier im Repositorium heidICON abgelegt und kann nach Belieben heruntergeladen und nachgenutzt werden

unter https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

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Bei Fragen, Anregungen, Kritik und gerne auch Lob kannst du gerne per Mail an uns schicken unter

podcast@digitale-kunstgeschichte.de

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news-21359 Mon, 26 Feb 2024 14:03:02 +0100 „Kunst und Fälschung. Aus dem Falschen das Richtige lernen“ /beitrag/2024/02/26/kunst-und-faelschung-aus-dem-falschen-das-richtige-lernen

Eine Ausstellung im Kurpfälzischen Museum Heidelberg in Kooperation mit der Heidelberger Fälschungs-Studien-Sammlung HeFäStuS des Instituts für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg.

Vom 29. Februar bis 30. Juni 2024 macht die Heidelberger Fälschungs-Studien-Sammlung HeFäStuS einen großen Teil ihres Bestandes erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Die von Prof. Dr. Henry Keazor kuratierte Ausstellung „Kunst und Fälschung. Aus dem Falschen das Richtige lernen“ vermittelt dem Publikum anhand der Gegenüberstellung mit Originalen, was Kunstfälschungen definiert, welche Strategien und Methoden hinter ihnen stecken, welche Konsequenzen ihre Lancierung für Kunsthandel und Kunstgeschichte haben kann und welche Fehler letztendlich doch zur Enttarnung führen. Begleitet wird die Ausstellung von einer fünfteiligen Vortragsreihe, die das Phänomen Kunstfälschung aus der Perspektive von Expertinnen und Experten mit kunsthistorischem, kriminologischem und naturwissenschaftlichem Hintergrund beleuchtet. Das Kino Gloriette zeigt in vier Sondervorstellungen Filme zu fiktiven und realen Fälschungsfällen. Vor Ort informieren ein Begleitheft, ein Audioguide in deutscher und englischer Sprache sowie regelmäßige Führungen über die gezeigten Werke. Bei den Exponaten handelt es sich größtenteils um beschlagnahmte Grafiken und Gemälde, die HeFäStuS von den Landeskriminalämtern in Stuttgart, München und Berlin als Leihgaben für die Forschung und Lehre überlassen wurden. Aber auch Privatsammlungen sind zunehmend auf das 2021 initiierte Projekt am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Kunstgeschichte aufmerksam geworden und tragen zum Wachstum der mittlerweile rund 140 Objekte umfassenden Sammlung bei. Diese ermöglicht die bislang in der kunsthistorischen Ausbildung generell vernachlässigte Auseinandersetzung mit Kunstfälschungen. In wiederkehrenden Seminaren und Workshops, ergänzt von Gastvorträgen und Exkursionen, untersuchen die Studierenden ohne die üblichen Berührungsängste die Beschaffenheit und Provenienz gefälschter Kunst von der Frühen Neuzeit bis ins 21. Jahrhundert, von Cranach bis A. R. Penck. Die Ergebnisse dieser bisher nicht publizierten Objekte fließen sukzessive in die universitätseigene Objekt- und Multimediadatenbank heidICON, wo sie zukünftig auch einem erweiterten Kreis zugänglich gemacht werden sollen. Im Sommersemester 2024 wird sich zudem mit „F for Fake: Fälschungen (in) der Kunstgeschichte“ erstmals auch eine Vorlesung der Sammlung widmen.

 

Kunst und Fälschung. Aus dem Falschen das Richtige lernen
29. Februar bis 30. Juni 2024
Heidelberg, Kurpfälzisches Museum
Weitere Infos finden Sie auf der Homepage des Museums.

 

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news-21168 Tue, 06 Feb 2024 11:40:23 +0100 Vom Wohnhaus zum Gedächtnisort – Das Albrecht-Dürer-Haus im ausgehenden 19. Jahrhundert /beitrag/2024/02/06/vom-wohnhaus-zum-gedaechtnisort-das-albrecht-duerer-haus-im-ausgehenden-19-jahrhundert

 

„Sie sehen es geschieht etwas, wenn es auch nicht regnet, tröpfelt’s doch.“


schrieb Friedrich Wilhelm Wanderer am 28. August 1880 über die Renovierungsmaßnahmen in Dürers ehemaligem Wohnhaus an Georg Kress von Kressenstein. Damit meinte er nicht etwa das undichte Dach, das ebenfalls dringend auszubessern war.1 Wanderer, der gemeinsam mit Kress der 1871 neu gegründeten Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung vorstand, bezog sich auf den Umbau und die Neugestaltung der beiden östlichen Zimmer im ersten Stockwerk des Hauses. Das Gebäude gelangte insbesondere mit dem Erwerb 1826 durch die Stadt Nürnberg in den Fokus des Interesses von Künstlern, Kunstinteressierten und Forschenden. Als zentraler Ereignisort von Dürers Wirken erlebte es eine facettenreiche Rezeption, von wissenschaftlicher Beschäftigung bis hin zu Künstlerverehrung und Mythenbildung. Die Wohn- und Arbeitsstätte des Künstlers entwickelte sich zunehmend zum Gedächtnisort und Wanderers gestalterisches Konzept trug maßgeblich dazu bei.

Nachdem zuvor – unter der Ägide Carl Alexander Heideloffs und durch den Albrecht-Dürer-Verein als vorherigen Mieter – die Wand zwischen den zwei östlichen Räumen im ersten Stock herausgebrochen worden war,2 ließ Wanderer sie wieder einfügen und entwarf ein Konzept zur grundlegend neuen Gestaltung der beiden Stuben. Hierzu fertigte er vier aquarellierte Federzeichnungen (Abb. 1), die heute in den Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg verwahrt werden (Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung, Inv.-Nr. Gr.A. 09075-1-Gr.A. 09075-4).

Dem Zeitgeschmack des Historismus verpflichtet, versuchte Wanderer den Anschein einer authentischen Wohnumgebung des Nürnberger Malers zu erschaffen. Nicht ohne Kritik von Zeitgenossen, etwa des Direktors des Germanischen Museums August von Essenwein,3 setzte er seine bereits in den Entwürfen von 1879 projektierte Vorstellung detailverliebt um, wie fotografische Aufnahmen des Nürnbergers Ferdinand Schmidt aus den 1880er Jahren zeigen (Abb. 2).
Die Einrichtung der beiden Stuben kompilierte Wanderer aus hierfür angekauften Möbeln und ergänzte sie um Stücke, die er nach seinen eigenen Entwürfen herstellen ließ.

Während einiges mit der Zeit verloren ging – etwa bei der erneuten Umgestaltung (Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg, Gr.A. 10959-1-Gr.A.10959-9) des Hauses anlässlich des Dürerjahrs 19284 – sind in der heutigen Dauerausstellung des Albrecht-Dürer-Hauses, das zu den Museen der Stadt Nürnberg gehört, noch Relikte aus Wanderers Konzept zu besichtigen. So etwa ein Konvexspiegel (Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V., Inv.-Nr. Pl 0878), der in einen hölzernen Rahmen mit teils figürlichen Einlegearbeiten aus Elfenbein und Perlmutt eingebettet ist. Eine Vorzeichnung von der Hand Wanderers (Abb. 3, Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V., Gr.A. 09076) dokumentiert den Detailreichtum seiner Entwürfe. Motivisch bediente er sich dabei direkt im Œuvre des früheren Hausherrn: die in bäuerliche Tracht gekleidete Frau links des Spiegels entspricht Dürers Kupferstich Der Koch und sein Weib, der Mann rechts mit dem Korb voller Eier findet sein Vorbild bei Drei Bauern im Gespräch.

Besonders intensiv setzte sich Wanderer offenbar mit Dürers Randzeichnungen für das Gebetbuch Kaiser Maximilians I. auseinander. Gleich zwei Objekte greifen motivisch auf den mit Feder gezeichneten Buchschmuck zurück: eine Zinnflasche gibt ein tanzendes Bauernpaar wieder (Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung, Pk 1431), das in der Randbordüre des in der Bayerischen Staatsbibliothek München aufbewahrten Hälfte des Gebetbuchs begegnet (München, Bayerische Staatsbibliothek, 2 L.impr.membr. 64, fol. 56v). Ein vom Nürnberger Holzbildhauer Johann Ludwig Geiger ausgeführter und mit figürlichen Schnitzarbeiten ausgestatteter Stollenschrank zeigt die Heiligen Märtyrerinnen Barbara (Abb. 4) und Apollonia (Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V., Pk 1435) mit ihren jeweiligen Attributen der Vorlage entsprechend (fol. 7v und 24r). Als direktes Vorbild könnten Wanderer Reproduktionen der Federzeichnungen gedient haben – allen voran die lithographischen Nachbildungen Johann Nepomuk Strixners (Abb. 5), von denen eine Ausgabe Teil des Altbestandes der Bibliothek der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung ist (Sign. alt/255).5 Die Fotografien Schmidts zeigen, dass es eben dieser Band war, der in den 1880er Jahren im Dürer-Haus für Besucher ausgelegt war. Die beiden Heiligenfiguren aus Maximilians I. Gebetbuch ergänzte Wanderer um weitere Motive aus dem Werkkomplex um Dürer: das Wappen des Künstlers findet sich auf der Tür wieder, den Hintergrund durchzieht Rankwerk aus Weinlaub, das an die ehemals Dürer zugeschriebene Bildtapete mit Satyrn und Nymphen erinnert. Auch bei der Raumgestaltung orientierte Wanderer sich offenbar an druckgraphischen Vorbildern: so entspricht etwa das in der hinteren Stube in die Vertäfelung eingepasste Lavabo jenem aus dem um 1503 zu datierenden Holzschnitt der Geburt Mariens.

Ausgewählte Objekte der im Albrecht-Dürer-Haus gezeigten Einrichtungsgegenstände sind bereits jetzt in der virtuellen Forschungsumgebung duerer.online recherchierbar und werden laufend ergänzt. Das DFG-geförderte Forschungsprojekt ist eine Kooperation der Universitätsbibliothek Heidelberg mit den Museen der Stadt Nürnberg sowie der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung und befindet sich gerade in der zweiten Phase (2023-2026), die neben der Erschließung der Zeichnungen und Gemälde auch das Nachleben des Künstlers in den Blick nimmt.

 

Weiterführende Literatur in Auswahl

  • Bauer, Heinrich und Höhn, Heinrich: Das Albrecht-Dürer-Haus in Nürnberg und seine Wiederherstellung im Dürer-Gedächtnisjahr 1928. Nürnberg 1929.
  • Berninger, Ulrike: „Im Gepräge der Zeitperiode Dürers…“. Die Musealisierung des Albrecht-Dürer-Hauses durch den Künstler Friedrich Wilhelm Wanderer. In: Karl Möseneder (Hrsg.): Nürnberg als romantische Stadt. Beiträge zur Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts (= Schriftenreihe des Erlanger Instituts für Kunstgeschichte 1). Petersberg 2013, S. 83-101.
  • Klein, Ulrich: Zur Forschungsgeschichte des Dürer-Hauses. In: G. Ulrich Großmann und Franz Sonnenberger (Hrsg.): Das Dürer-Haus. Neue Ergebnisse der Forschung (= Dürer-Forschungen 1). Nürnberg 2007, S. 99-120.
  • Mende, Matthias: Museum Albrecht-Dürer-Haus Nürnberg (= Große Kunstführer 158). München/ Zürich 1989.
  • Mende, Matthias: Das Dürerhaus in Nürnberg. Geschichte und Gegenwart in Ansichten von 1714 bis 1990. Nürnberg 1991.

1 Das Zitat Wanderers stammt aus einem Briefwechsel, der sich in den alten Aktenbeständen der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung erhaltenen hat. Diese geben auch Auskunft über die Renovierungsarbeiten (Stadtarchiv Nürnberg, E6/438 II, Nr. 12).

2 Zu Heideloff und dem Dürer-Haus vgl. u.a. Mende 1991, S. 16-22.

3 Vgl. Berninger 2013, S. 99.

4 Über die getroffenen Maßnahmen berichten die maßgeblich an Umbau und Neugestaltung beteiligten Heinrich Bauer und Heinrich Höhn. Vgl. Bauer/Höhn 1929. Unter den 1928 entfernten und verlorengegangenen Objekten befanden sich unter anderem mehrere Geweihleuchter, die von Wanderer nach Entwürfen Dürers zur Fertigung in Auftrag gegeben wurden. Vgl. hierzu Mende 1991, S. 41 und 47.

5 Siehe auch Altinventar des Albrecht-Dürer-Hauses, Stadtarchiv Nürnberg, E6/438 II Nr. 91, S. 40.

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news-21143 Sat, 03 Feb 2024 10:03:42 +0100 #arthistoCast Folge 11: Digitale Kunst - ihre Geschichte, Akteur*innen und interaktiven Ansätze /beitrag/2024/02/03/arthistocast-folge-11-digitale-kunst-ihre-geschichte-akteurinnen-und-interaktiven-ansaetze

Die Digitale Kunst führte im Kanon der Kunstgeschichte lange ein Schattendasein. Doch ihre Geschichte beginnt bereits in den 1960er Jahren. Sie war seitdem immer da. Es ist uns nur nicht so bewusst.

In dieser Folge spricht Jacqueline Klusik-Eckert mit Julian Stalter über die lange Geschichte der digitalen Kunst und die vielen Akteur*innen dieser Kunstgattung.

 

Die Digitale Kunst hat ihren Ursprung in den 1960er Jahren, als Künstler*innen begannen, Computer als kreatives Werkzeug zu nutzen. Der Durchbruch kam in den 1980er Jahren mit der Verbreitung personalisierter Computer und Software, die es Künstlern ermöglichten, digitale Medien als eigenständige künstlerische Ausdrucksform zu nutzen. Der Blick auf unterschiedliche Kunstwerke zeigt, wie eng die digitale Kunst auch mit der Technikgeschichte verbunden ist, sich aber auch von der Biologie inspiriert ist. Im Blogbeitrag zu dieser Folge findet man eine Liste aller genannter Künstlerinnen und Künstlern. Wo es möglich ist, wurden auch Aufzeichnungen der Werke als Links hinterlegt.
Digitale Kunstwerke gehen oft über die traditionelle visuelle Wahrnehmung hinaus und integrieren Klang, Bewegung und Interaktivität. In teils experimentellen Installationen werden die Grenzen der Sinneswahrnehmung ausgelotet. Viele der multidimensionalen Werke fordern nicht nur die kunsthistorische Analyse heraus, sondern werfen auch Fragen nach der Rolle des Publikums und der Interaktion in der Kunst auf.
Wichtige Institutionen, die sich mit Digitaler Kunst beschäftigen, sind das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe, das sich auf die Schnittstelle von Kunst und Technologie konzentriert. Das Ars Electronica Center in Linz widmet sich der Förderung von Kunst und Technologie schon seit mehreren Jahrzehnten. Diese Institutionen und noch einige mehr spielen eine entscheidende Rolle bei der Dokumentation, Ausstellung und Erforschung digitaler Kunst und tragen dazu bei, ihre Anerkennung in der kunsthistorischen Landschaft zu fördern.

Trotz ihrer kulturellen Bedeutung und des Einflusses auf zeitgenössische Kunst sind digitale Kunstformen in den kunsthistorischen Lehrplänen oft unterrepräsentiert. Die Debatte darüber, warum diese Gattung in der akademischen Welt nicht ausreichend gewürdigt wird, kreist um Fragen der Materialität, der Zugänglichkeit und der fehlenden Tradition. Die Trennung zwischen Kunst und Technologie sowie die Schwierigkeiten bei der Bewahrung und Ausstellung digitaler Werke sind ebenfalls Themen, die in diesem Kontext diskutiert werden.

 

Julian Stalter M.A. ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Reflection-based Artificial Intelligence in Art History, LMU München und beschäftigt sich in seiner Forschung mit Digitaler Kunst an der Schnittstelle von Naturnachahmung und Bio Art.

 

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Die Folge ist mit persistentem Identifier im Repositorium heidICON abgelegt und kann nach Belieben heruntergeladen und nachgenutzt werden

unter https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

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news-21019 Mon, 22 Jan 2024 10:07:05 +0100 #arthistoCast Special zu Folge 10 #Perspektivwechsel: Digitale Denkmaltechnologien und Virtual Reality /beitrag/2024/01/22/arthistocast-special-zu-folge-10-perspektivwechsel-digitale-denkmaltechnologie-und-virtual-reality

In der ersten Sonderfolge von #arthistoCast steht die technische Perspektive auf das Erfassen von Kulturgütern im Mittelpunkt.

 

Nachdem Jacqueline Klusik-Eckert in der 10. Folge mit ihren Gästen den kunsthistorischen Blick auf die viel diskutierten Technologien Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) geworfen hat, soll nun die technische Perspektive eingenommen werden. Im Gespräch mit Mona Hess von der digitalen Denkmaltechnologie gibt es Einblicke in die technischen Verfahren von Räumen und Objekten.

Die technische Erfassung von Kulturgütern erfordert eine Vielzahl von Techniken, darunter aktive (Laserstrahl, Lichtmuster) und passive Sensoren (Kameras), sowie Methoden wie Photogrammetrie und Laserscanverfahren. Dabei werden Begriffe wie Geomatic Engineering, Reality Capture erklärt, und die Vorteile einer optischen, berührungsfreien Aufnahme bei der Erfassung von Räumen und Objekten erläutert.

Es zeigt sich dabei deutlich, dass es mit dem Scannen allein nicht getan ist. Neben der Nachbereitung der Daten gehört auch die Langzeitarchivierung zu den aktuellen Herausforderungen. Doch wo können diese vielseitigen Kompetenzen erlernt werden? Da der Bedarf an Fachleuten mit interdisziplinären Kompetenzen zwischen Ingenieurswissenschaften, Informatik, Naturwissenschaften, Materialwissenschaften und Kunstgeschichte stetig wächst, wurde ein eigener Masterstudiengang etabliert.

Insgesamt zeigt die Sonderfolge, dass die digitale Kunstgeschichte eine Brücke zwischen verschiedenen Fachrichtungen schlägt. Es wird deutlich, dass die Erfassung und Digitalisierung von Kulturgütern nicht nur kunsthistorisches Interesse bedient, sondern auch technische Innovationen vorantreibt. Der Blick auf die Herausforderungen der Datenverarbeitung und Langzeitarchivierung betont die Notwendigkeit, nicht nur die Erfassungstechniken zu beherrschen, sondern auch die umfassende Verarbeitung und Bewahrung der digitalen Daten im Blick zu haben.



Prof. Dr. Mona Hess ist Lehrstuhlinhaberin des Lehrstuhls für Digitale Denkmaltechnologien an der Universität Bamberg. In ihrer Forschung bewegt sie sich an der Schnittstelle von naturwissenschaftlichen Technologien und geisteswissenschaftlichen Fragestellungen.

Der Podcast kann man auf vielen Wegen hören. Der auf dieser Seite eingebundene Player ist nur einer davon. 

Die Folge ist mit persistentem Identifier im Repositorium heidICON abgelegt und kann nach Belieben heruntergeladen und nachgenutzt werden

unter https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

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Bei Fragen, Anregungen, Kritik und gerne auch Lob kannst du gerne per Mail an uns schicken unter

podcast@digitale-kunstgeschichte.de

Weiterführende Links und Literatur zur Folge nach oben

Lehrstuhl Digitale Denkmaltechnlogie unter  https://www.uni-bamberg.de/ddt/

Die Publikation über das Kanu mit den Herausforderungen des Objekts findet sich unter folgendem Link https://discovery.ucl.ac.uk/id/eprint/1305320/

 

 

 

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news-20966 Tue, 16 Jan 2024 15:51:00 +0100 2. Netzwerk-Treffen der “easydb/fylr-Community” am 13.02.2024 /beitrag/2024/01/16/2-netzwerktreffen-der-easydb-fylr-community

Zielgruppe der 2023 gegründeten “easydb/fylr-Community” sind sowohl aktive und/oder potentielle Betreiber und Servicegeber von easydb-Instanzen im wissenschaftlichen Bereich (Universitäten, GLAM), als auch beteiligte Entwickler:innen.

Inhaltlich setzen wir neben dem gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmer:innen vor allem auf Austausch zu Themen wie z.B. “Einsatzbereiche in Forschung & Lehre, GLAM”, „Datenmodelle“, „Migration“ und „Weiterentwicklungen / Plugins“.

In dem nun anstehenden Netzwerk-Treffen wird es u.a. um 3D-Daten sowie um Erfahrungsberichte zum Umstieg von easydb auf fylr gehen. Da auch wieder Vertreter der programmfabrik an dem Treffen teilnehmen, werden wir einen Einblick in aktuelle Entwicklungen der Software erhalten.

Wir hoffen, dass sich bei dieser Gelegenheit möglichst viele Akteur:innen kennenlernen und austauschen.

 

Das Netzwerk-Treffen findet virtuell statt am 13.02.2024 von 14:00 bis ca. 17:00 Uhr
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Dem Zoom-Meeting können Sie unter folgendem Link beitreten:
https://adwmainz.zoom.us/j/92406027511?pwd=djUydkJNbTlqNUdwZlRRK05aMnFOUT09
Meeting-ID: 924 0602 7511 | Kenncode: 191478

 

Dr. Maria Effinger
Universitätsbibliothek Heidelberg
E-Mail: effinger@ub.uni-heidelberg.de

Frank Dührkohp
Verbundzentrale des GBV (VZG)
E-Mail: frank.duehrkohp@gbv.de

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news-20852 Tue, 09 Jan 2024 15:54:18 +0100 #arthistoCamp auf dem 37. Deutschen Kongress für Kunstgeschichte in Erlangen-Nürnberg /beitrag/2024/01/09/arthistocamp

Am Vortag des 37. Deutschen Kongresses für Kunstgeschichte veranstaltet der Arbeitskreis Digitale Kunstgeschichte als Vorkonferenz-Programm das dritte #arthistoCamp als Online-Veranstaltung.
 

Dienstag, 12. März 2024, 10:00–16:00 Uhr, online und kostenlos
Anmeldung zum arthistoCamp.

Wir laden zum #arthistoCamp – dem Barcamp für Kunstgeschichte – ein, um über aktuelle Themen in den Digital Humanities aus Perspektive der Kunstgeschichte zu sprechen. Von Interesse sind dabei Erkenntnisse aus nationalen und internationalen Forschungsprojekten zur digitalen Kunstgeschichte, Fragen zu neuen Infrastrukturen für die Forschung, aber ebenso praktische Lösungen zur Handhabung und Verbesserung von Daten oder die Frage, inwieweit sich die Forschungsfelder durch die digitalen Methoden verändern. Im Sinne eines Barcamps könnt ihr selbstverständlich auch Ideen und Fragen mitbringen, um sie gemein­sam zu diskutieren. Vom Ideenpitch über Hands-On bis zur Diskussionsrunde sind im #arthistoCamp deshalb alle Formate möglich und erwünscht.
Barcamps sind sogenannte „Unkonferenzen“, auf denen das Programm und die konkreten Themen erst an dem Tag selbst von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern festgelegt werden. Das Format der Barcamps eignet sich besonders gut, ein Thema in seiner Breite zu öffnen und vom Bedarf der Anwesenden auszugehen.
Das #arthistoCamp findet online statt und ist kostenlos. Wir verschicken 24 Stun­den vor Beginn eine E-Mail mit den Zugangsdaten. Eine Anmeldung ist aus organisa­to­rischen Gründen notwendig und kann über den Ticketshop des Kongresses vorgenommen werden.

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news-20843 Tue, 02 Jan 2024 20:44:07 +0100 #arthistoCast Folge 10: Virtual Reality und Kunstgeschichte – von Punktwolken zur illusionistischen barocken Deckenmalerei /beitrag/2024/01/02/arthistocast-folge-10-virtual-reality-und-kunstgeschichte-von-punktwolken-zur-illusionistischen-barocken-deckenmalerei

Virtual Reality gilt als der nächste Innovationsmeilenstein. Das Metaversum als komplett digitale Zwillingswelt steht in den Startlöchern. Was sind eigentlich die Anwendungsszenarien? Was kann in dieser virtuellen Realität jenseits der Vermittlung der Kunstgeschichte für die Kunstgeschichte passieren? Wo liegen die Potenziale dieser Techniken?

In dieser Folge spricht Jacqueline Klusik-Eckert mit Prof. Dr. Stephan Hoppe und Dr. Matteo Burioni über den Einsatz von Virtual Reality (VR) bei der Erforschung barocker Deckenmalerei.

Im Gespräch erhält man Einblick in die unterschiedlichen Abläufe und Kooperationen, die notwendig sind, um diese technischen Möglichkeiten für die Kunstgeschichte nutzbar zu machen. 

Die Unterhaltung beginnt mit der Grundlagenklärung, die den Begriffen wie Virtual Reality und Augmented Reality Raum gibt. Dabei wird deutlich, wie stark die Entwicklungen in der Kunstgeschichte auch mit der jüngsten Technikgeschichte zusammenhängen.

Die Diskussion vertieft sich, indem die Potenziale und Herausforderungen von VR/AR in der Kunstgeschichte ausgelotet werden. Die Vision, historische Schauplätze virtuell auf höchstem wissenschaftlichen Niveau zu erschließen und zugänglich zu machen, wird durch Forschungsprojekte wie dem Akademieprojekt Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland (CbDD) erprobt. Dabei wird nicht nur die Möglichkeit der Vermittlung von Kunstgeschichte betont, sondern auch der Erkenntnisgewinn durch neue Perspektiven und Forschungsmöglichkeiten im virtuellen Raum. 

 

Die Episode wirft auch einen kritischen Blick auf die derzeitige Integration von VR/AR in die Standardpraxis kunsthistorischer Institute. Hierbei wird deutlich, dass trotz vielversprechender Ansätze und Forschungen noch ein erheblicher Weg bevorsteht, bis diese Technologien flächendeckend in der Lehre und Forschung verankert sind.

 

Der Höhepunkt des Gesprächs liegt in einem eindringlichen Appell: Die Kunstgeschichte muss enger mit Disziplinen wie Denkmaltechnologie, Archäologie und Informatik kooperieren. Nur so können die Entwicklung von VR/AR-Räumen und die Verantwortung für die Bewahrung des kulturellen Erbes vorangetrieben werden. Dabei wird betont, dass die Kunstgeschichte nicht nur von diesem Expertenwissen profitieren sollte, sondern auch als Treiber für innovative Entwicklungen fungieren kann.


Prof. Dr. Stephan Hoppe ist Professor für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Bayerische Geschichte an der Ludwigs-Maximilian Universität München, ordentliches Mitglied des Instituts für Bayerische Geschichte und Leiter des Gesamtprojektes sowie Vorsitzender des Projektausschusses des Corpus der barocken Deckenmalerei.

PD Dr. Matteo Burioni ist Projektkoordinator und Leiter der Arbeitsstelle München des Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland) an der Ludwigs-Maximilian Universität München.

 

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Weiterführende Informationen und Literatur nach oben

Aktuell stehen über Mozilla Hub einige erfasste Räume zur Verfügung. Auf der Projektseite findet man den Zugang zu den virutellen Räumen

deckenmalerei.badw.de/virtual-reality.html

 

Weitere Aufnahmen

Die im Rahmen des Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland (CbDD) erstellten Fotografien zur barocken Decken- und Wandmalerei in ihrem architektonischen Kontext werden einerseits auf der Publikationsplattform des CbDDs eingebunden und angezeigt, zugleich aber auch im Bildportal des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK), dem Bildindex der Kunst und Architektur

Zum Bestand des Corpus der barocken Deckenmalerei im Bildindex der Kunst und Architektur

 

Weiterführende Literatur

Hoppe, Stephan, Locher, Hubert und Burioni, Matteo (Hrsg.): Digitale Raumdarstellung: Barocke Deckenmalerei und Virtual Reality, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2020 (Computing in Art and Architecture, Band 4).https://doi.org/10.11588/arthistoricum.774

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news-20708 Tue, 05 Dec 2023 10:58:25 +0100 #arthistoCast Folge 9: Vernetztes Wissen – LOD und Knowledge Graph für die Kunstgeschichte /beitrag/2023/12/05/arthistocast-folge-9-vernetztes-wissen-lod-und-knowledge-graph-fuer-die-kunstgeschichte

Sind wir in der Kunstgeschichte schon bereit sind für ein im Digitalen offenes, vernetztes Wissen? Haben wir die notwendigen Kompetenzen im Fach, um mitgestalten zu können? Oder haben wir es eher mit einem Knowledge Gab als mit einem Knowledge Graph zu tun?

In dieser Folge spricht Jacqueline Klusik-Eckert mit Harald Sack und Holger Simon über den Knowledge Graph und seine Bedeutung für die Kunstgeschichte. Schon jetzt finden sich viele Informationen über Kulturgüter und Geschichte digital im Netz. Datenbanken und Repositorien bieten zwar verstärkt Zugang zu Informationen, sind aber oft in isolierten Silos verstreut. Institutionen nutzen unterschiedliche Systeme zur Datenbereitstellung, was zu einer fragmentierten Landschaft führt. Meta-Datenbanken wie Europeana und die Deutsche Digitale Bibliothek versuchen, diese Fragmentierung zu überwinden, aber ihr Erfolg ist begrenzt. Es scheint, als bräuchten wir eine Meta-Meta-Datenbank, um diese Silos zu durchbrechen. Die Grundidee des Internets und das Konzept Linked Open Data (LOD) versprechen hier Abhilfe zu leisten.

Die Herausforderung besteht darin, dieses vernetzte Wissen digital abzubilden. Hier kommt der Knowledge Graph ins Spiel. Im Rahmen des NFDI4Culture Projekts entsteht ein solcher Wissensgraph, über den ich mit Harald Sack und Holger Simon spreche. Wir diskutieren das Konzept hinter dem Wissensgraphen und seine Vision. Wir erkunden die Hürden jenseits der reinen Technik und fragen uns, ob die Kunstgeschichte bereit ist für ein offenes, vernetztes Wissen oder ob es dabei eher zu einer Wissenskluft kommt, weil gewisse digitale Kompetenzen nicht vermittelt werden. Abfragesprachen wie SPARQL spielen eine entscheidende Rolle bei der Datenabfrage im Knowledge Graph.

Während in anderen Bereichen die Technologie des Knowledge Graphs schon länger im Einsatz ist – Google hat seit 2012 einen solchen Graphen etabliert –, befindet sich die Kunstgeschichte möglicherweise noch am Anfang dieser Entwicklung. GLAM-Institutionen (Galleries, Libraries, Archives, Museums) haben eine wichtige Rolle bei der Datenbereitstellung, müssen aber auch Anreize für den Austausch schaffen und erhalten.

Für die Forschung eröffnet der Knowledge Graph neue Horizonte. Er ermöglicht nicht nur andere Fragestellungen und Visualisierungen von Datenmassen, sondern auch eine komplexere Anreicherung von Museumsinformationen. Aber letztendlich gewinnt der Mensch durch die Erkenntnisse, die aus diesen Daten gezogen werden.

Von der Modellierung im Graphen bei der Digitalisierung bis hin zur Unterstützung durch die NFDI gibt es verschiedene Wege, sich einzubringen. Doch letztendlich liegt die Herausforderung darin, wie wir als Gemeinschaft von Forschenden und Kulturerbebewahrenden diese komplexe Datenlandschaft gemeinsam gestalten und nutzen können.

 

Prof. Dr. Harald Sack ist Bereichsleiter für Information Service Engineering bei FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur und Professor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren (AIFB) mit der Forschungsgruppe „Information Service Engineering“ sowie NFDI4Culture Co-Spockesperson von FIU Karlsruhe.

Prof. Dr. Holger Simon ist Sprecher im AK Digitale Kunstgeschichte, Geschäftsführer der Pausanio GmbH & Co. KG. Er ist darünber hinaus außerplanmäßiger Professor an der Universität zu Köln und im Culture Steering Board NFDI4Culture. 

 

Unseren Podcast kann man auf vielen Wegen hören. Der auf dieser Seite eingebundene Player ist nur einer davon. 

Die Folge ist mit persistentem Identifier im Repositorium heidICON abgelegt und kann nach Belieben heruntergeladen und nachgenutzt werden

unter https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

 

Man kann den Podcast aber auch gerne über die Plattform des Vertrauens hören. Folge einfach den Links auf den Icons.

Bei Fragen, Anregungen, Kritik und gerne auch Lob kannst du gerne per Mail an uns schicken unter

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Culture Knowledge Graph von NDFI4Culture nach oben

Der Culture Knowledge Graph hat zum Ziel, eine Verbindung zwischen allen Forschungsdaten herzustellen, die in den NFDI4Culture Fachgebieten erzeugt werden.

Der Culture Knowledge Graph hat zum Ziel, eine Verbindung zwischen allen Forschungsdaten herzustellen, die in den NFDI4Culture Fachgebieten erzeugt werden, um so die Auffindbarkeit, Zugänglichkeit, Interoperabilität und Wiederverwendbarkeit von Kulturerbe-Daten innerhalb der 4Culture Domäne zu verbessern. Als zentraler Zugangspunkt vernetzt der Culture Knowledge Graph von NFDI4Culture selbst erzeugte Daten mit solchen, die von den adressierten Forschungsgemeinschaften als vollwertige Linked Open Data oder als auf Grundlage des Culture Graph Interchange Format (CGIF) strukturierte Daten bereitgestellt werden. Wir verwenden sowohl anerkannte W3C Standardtechnologien und standardisierte Metadatenformate, die bereits in der Culture Community Anwendung finden, als auch die NFDIcore Ontology, die basierend auf den Bedürfnissen der Konsortien der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) entwickelt wurde (siehe Knowledge Graph-basierte Forschungsdatenintegration in NFDI4Culture).

Startseite mit Einführung und Linkliste: https://nfdi4culture.de/de/dienste/details/culture-knowledge-graph.html

 

 

 

Vertiefter Einstieg in das Wissensfeld Knowledge Graph nach oben

Auf der eLearning-Plattform stellt Harald Sack einen Kurs über das Thema zur Verfügung. Dieser kann im Selbststudium absolviert werden.

Kurs Knowledge Graphs - Foundations and Applications unter https://open.hpi.de/courses/knowledgegraphs2023 

 

 

Die Videos sind auch auf Youtube in einer Playlist veröffentlicht worden

 https://youtube.com/playlist?list=PLNXdQl4kBgzubTOfY5cbtxZCgg9UTe-uF&si=HjlBFJ1LhW4IlqCt

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news-20606 Wed, 22 Nov 2023 19:59:06 +0100 Walt Whitman in Weimar /beitrag/2023/11/22/walt-whitman-in-weimar

Song of Myself – buchkünstlerische Positionen 1923 und 2023
Ausstellung in der Universitätsbibliothek vom 27.10. bis 14.12.2023

Beitrag von Dr. Moritz Lampe, Universitätsbibliothek an der Bauhaus-Universität Weimar

Der Gedichtzyklus »Song of Myself« des US-amerikanischen Dichters, Journalisten und Verlegers Walt Whitman (1819–1888) zählt zu den Schlüsseltexten der Literatur des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1855 zusammen mit weiteren Gedichten Whitmans unter dem Titel »Leaves of Grass« erstmals veröffentlicht, wurde der Text immer wieder überarbeitet und erschien in zahlreichen originalsprachlichen Fassungen und in Übersetzungen.

In der Bibliothek der Bauhaus-Universität Weimar wurde diesem wegweisenden Gedichtzyklus nun eine eindrucksvolle Ausstellung gewidmet, die Whitmans poetische Sprache anhand von aufwändig gestalteten Buchobjekten sichtbar werden lässt. Grundlage der Ausstellung bildet ein glücklicher Überlieferungszufall der Geschichte. Unbeschnittene Druckbögen einer englischsprachigen »Song of Myself«-Ausgabe, die 1923 im Weimarer Utopia-Verlag erschien, haben sich zunächst in der Werkstatt des Buchbindemeisters Otto Dorfner (1885–1955) am Bauhaus Weimar und dann an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Saale) erhalten. Nach einem hundertjährigen Zwischenzustand konnte diesen historischen Zeugnissen jetzt neues Leben eingehaucht werden: Im Sommersemester 2023 erhielten Studierende der Klasse Buchkunst von Prof. Sabine Golde, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Saale), die Möglichkeit diesem bedeutenden Fund mit heutigem Blick eine neue Gestalt zu geben.

Die in der Universitätsbibliothek präsentieren Buchobjekte zeigen dabei die ganze Bandbreite der technischen und künstlerischen Weiterentwicklung, die das Medium Buch in den vergangenen hundert Jahren erfahren hat. In Auseinandersetzung mit den historischen Druckbögen entstanden so zeitgenössische Interpretationen des originalen Satzbildes, die mit asymmetrischer Textanordnung, der Verwendung von Acrylglas oder den Möglichkeiten des modernen Digitalsatzes experimentieren. Besonders hervorzuheben sind die Werke von Friederike Dolinschek und Rosa Tuchel, die anlässlich der Ausstellungseröffnung am 27.10.2023 durch einen von Christa und Onno Feenders gestifteten Preis prämiert wurden. Während Rosa Tuchel ihrer Bindung der Druckbögen durch die Verwendung von Walnussöl und Grassaft eine olfaktorische Komponente verleiht, die auf Whitmans Werktitel verweist, macht Friederike Dolinschek mit ihrem Künstlerinnenbuch auf die intensive Textarbeit Whitmans aufmerksam. Indem sie den Ursprungstext von Whitmans erster Fassung durch den Einsatz von Korrekturzeichen wieder lesbar macht, wird neben dem prozesshaften Charakter von Whitmans Arbeitsweise auch die Arbeit von Lektoren und Setzern wieder sichtbar.

Diese modernen Bindungen der historischen Druckbögen werden in der Ausstellung durch eine großzügige Leihgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums Leipzig ergänzt. Dabei handelt es sich um eine der wenigen »Song of Myself«-Bindungen, die 1923 noch in Weimar angefertigt wurden. Als Urheberin dieses kunstvollen Handeinbands in grünem Bast konnte Anny Wottitz (1900–1945) identifiziert werden, die 1919 im Gefolge von Johannes Itten an das Bauhaus in Weimar kam. Hier leitete sie in der Nachfolge Dorfners in der Zeit von September 1922 bis Mai 1923 die Buchbindewerkstatt, bevor sie 1939 als Jüdin vor den Nationalsozialisten fliehen musste und nach Palästina emigrierte, wo sie kurze Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs starb. Neben dem in der Ausstellung gezeigten Exemplar sind nur zwei weitere Whitman-Ausgaben mit ihrem Einband in Deutschland bekannt, die heute im Bauhaus-Archiv Berlin und in der Bibliothek des Jüdischen Museums Berlin verwahrt werden.

Anhand der Ausstellung in Weimar lassen sich daher nicht nur die Rezeptionsgeschichte Whitmans, sondern auch die unterschiedlichen buchkünstlerischen Positionen der Jahre 1923 und 2023 im unmittelbaren Vergleich miteinander nachvollziehen.

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news-20551 Wed, 15 Nov 2023 18:19:21 +0100 Kommunizieren in der Kunstgeschichte /beitrag/2023/11/15/kommunizieren-in-der-kunstgeschichte

Roundtable digital / #WissKomm – Kommunizieren in der Kunstgeschichte.

Der Transformationsprozess der Wissenschaftskommunikation betrifft fraglos auch die Kunstgeschichte. In der Online-Reihe „Roundtable digital / #WissKomm – Kommunizieren in der Kunstgeschichte“ mit Expert*innen wollen wir ergebnisoffen Möglichkeiten und Risiken sowie Chancen und Herausforderungen erörtern und sondieren. Wir fragen nach Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Kosten, nach gesellschaftlicher Relevanz, nach Rückkopplungen und Interferenzen – was bedeutet dieser Wandel für die Kunstgeschichte eigentlich genau? Wie können wir Tools und Infrastrukturen für unser Fach nutzen?

Moderation: Christian Fuhrmeister

12. Dezember 2023, 16:15-17:15 Uhr
Maria Effinger und Christine Tauber
Kunstchronik goes Open Access: Vom digitalen Publizieren und seinen Herausforderungen

30. Januar 2024, 16:15-17:15 Uhr
Franziska Lampe und Yvonne Schweizer
Citizen Science: Kunstgeschichte als Dialog

6. Februar 2024, 16:15-17:15 Uhr
Peggy Schoenegge, Ursula Ströbele und Annette Urban
Virtual Reality und Augmented Reality in Ausstellungen – Herausforderungen, Präsentationsformen und Vermittlungsmodi

 

Die Veranstaltungen finden ausschließlich online via Zoom statt. Dem Zoom-Meeting können Sie unter folgendem Link beitreten: https://us02web.zoom.us/j/85659345839?pwd=UmFZYU0xN1NxMGJ1MjlQM054NXgvZz09. Meeting-ID: 856 5934 5839 | Passwort: 148258.


Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Katharina-von-Bora-Str. 10
80333 München
Telefon: +49 89 289-27556
Email: info@zikg.eu
https://www.zikg.eu/

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news-20465 Wed, 08 Nov 2023 21:04:28 +0100 “Kunstchronik“ ab Januar 2024 im Open Access /beitrag/2023/11/08/kunstchronik-ab-januar-2024-im-open-access

Ab Januar 2024 steht die „Kunstchronik“ kostenlos und ohne jede Zugangsbeschränkung im Open Access zur Verfügung.

Wir freuen uns über die Entscheidung des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München!

Die Kunstchronik e-only wird von der Universitätsbibliothek Heidelberg gehostet, wo die Zeitschrift bereits seit 2019 retrodigitalisiert wird. Die inhaltlich passende Lokalisierung bei arthistoricum.net, dem Fachinformationsdienst Kunst – Fotografie – Design, in unmittelbarer Nachbarschaft zu derzeit 49 weiteren kunsthistorischen Periodika stellt ein entscheidendes Plus für die Wahrnehmung durch die Fachcommunity dar. Die derzeit noch bestehende Moving Wall von drei Jahren für die Freischaltung der Beiträge im Zuge der Retrodigitalisierung wird ebenfalls zum 1. Januar 2024 fallen, so dass dann in Kürze sämtliche Jahrgänge seit 1948 online zugänglich sein werden.

Bei den zurückliegenden Jahrgängen wurdendie Artikel nach erfolgter Rechteklärung online gestellt. Autor:innen wurden angeschrieben und um Zustimmung zur Veröffentlichung gebeten. Aufgrund fehlender Rückmeldung oder nicht zu ermittelnden Kontaktdaten kann es bei den zu Lücken in den einzelnen Heften kommen. Autor:in der Kunstchronik, die noch nicht kontaktiert wurden oder noch keine Einverständniserklärung geschickt haben, können hier das Formular runterladen und per Post oder Email schicken: PDF-Download

 

Informationen auf Seiten des ZI München

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news-20373 Tue, 07 Nov 2023 12:41:00 +0100 Datenbank zur historischen Kunstsammlung der Académie royale de peinture et sculpture im Louvre, Paris, online /beitrag/2023/11/07/datenbank-zur-kunstsammlung-der-academie-royale-de-peinture-et-sculpture-im-louvre-online

Das Deutsche Forum für Kunstgeschichte Paris stellt eine neue Datenbank zur wohl wichtigsten Kunstsammlung europäischer Kunst des 18. Jahrhunderts online (zur Datenbank). Die Académie royale de peinture et sculpture hat von 1648 an bis zu ihrer Zerstreuung im Zuge der französischen Revolution 1793 Gemälde, Zeichnungen, Drucke, Skulpturen, Abgüsse und Medaillen ihrer Mitglieder vereint und zum Zwecke der Lehre und Repräsentation in den Räumen der Académie im Louvre , Paris, ausgestellt. Die Kunstwerke waren überwiegend die Aufnahmestücke (morceaux de réception) der jungen Künstler, die sich in einem Wettbewerb um ihre Aufnahme bemühten. Daneben fanden sich aber auch mit dem Prix-de-Rome ausgezeichnete Gemälde und Flachreliefs sowie in Auftrag gegebene Porträts von Mäzenen der Académie und weitere Kunstwerke in der Sammlung.

Obwohl die Académie unbestreitbar von immenser Bedeutung für die Entwicklung der europäischen Kunst und damit auch ihrer Genre war, ist nur wenig über die Anordnung der Werke in den Räumen des Louvre bekannt. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Hängung von Gemälden und Drucken, ebenso wie das Arrangement von Skulpturen und Abgüssen ebensosehr nach praktischen Überlegungen zur Beleuchtung angelegt war, wie auch dem Gerschmack und den intendierten Wirkungen der Werke.

Die nun online zugängliche Datenbank versammelt rund 650 der Werke und gruppiert sie entlang der räumlichen Zusammenhänge, die zwei Inventaren des 18. Jh. entnommen wurden. Es sind dies die Description de l'Académie Royale des arts de peinture et de sculpture (1715), erstellt von dem Sekretär der Akademie Nicolas Guérin, und die Description sommaire des ouvrages de peinture, sculpture et gravure exposés dans les salles de l'Académie Royale (1781), angefertigt vom Kunstliebhaber Antoine-Nicolas Dezallier d'Argenville. Versehen mit den Hinweise zu den Inventaren und der Nennung der Werke in den Process Verbaux der Académie ist ein Werkzeug zur Recherche entstanden, das zur intensiven Beschäftigung mit der Sammlung anregen soll. Vereinfacht wird das wissenschaftliche Arbeiten durch die Verlinkung auf die Digitalisate der Quellen und umfangreichen Filtermöglichkeiten.

Die Datenbank ist Teil eines laufenden Forschungsprojekts des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Kooperation mit dem Centre Vivant Denon, Musée du Louvre, den Beaux-Arts de Paris und dem Institut national d’histoire de l’art (INHA)) (mehr zum Projekt). Die Datenbank wird im Laufe des Projekts weiter entwickelt und um Module zur besseren Vergegenwärtigung der einstigen räumlichen Situationen in 1715 und in 1781 erweitert werden.

 

Hinweise zu den Inhalten und zur Nutzbarkeit der Datenbank nimmt das Team (Markus A. Castor, Sofya Dmietrieva, Anne Klammt und Moritz Schepp (wendig.io)) unter collection-academieroyale@dfk-paris.org entgegen.

 

Marcus A. Castor, Deutsches Forum für Kunstgeschichte Paris
Sofy Dmietrieva
Anne Klammt, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung

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news-20322 Mon, 06 Nov 2023 16:43:00 +0100 ‚Sodoms Ende‘: Die skandalisierende Wirkung von Karikaturen im Rahmen des Eulenburg-Skandals (1906/7) /beitrag/2023/11/06/sodoms-ende-wahrer-jacob

Homosexualität im Deutschen Kaiserreich

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Thema Homosexualität im Deutschen Kaiserreich Tabu. Abgesehen von der im ausgehenden 19. Jahrhundert aufgekommenen Homosexualitätsforschung und einigen Skandalen[1] wurde in der deutschen Öffentlichkeit selten bis gar nicht über gleichgeschlechtliche Sexualität diskutiert. Solche ‚unmoralischen‘ Praktiken wurden seit dem späten 19. Jahrhundert aus hauptsächlich christlichen und sittlichen Gründen bekämpft, unter anderem Homosexualität.[2] Im politischen Diskurs wurde diese nämlich als Gefährdung des Friedens und als Zeichen von (aristokratischer) Dekadenz dargestellt.[3] Dies gipfelte 1871 mit der reichsweiten Kriminalisierung von –wohlgemerkt nur männlicher– Homosexualität.[4] In diesem Rahmen waren sogar Andeutungen auf oder Darstellungen von homosexuellen Akten oder Personen medial verboten, da sie „das Schamgefühl der Öffentlichkeit in sexueller Hinsicht“ verletzten.[5]

Erst im Rahmen der sogenannten Harden-Eulenburg-Affäre –und darüber besteht Konsens in der Forschung– würde die Thematik Homosexualität in den Bereich des Sagbaren gerückt. Grund dafür waren nicht nur die Enthüllungen Maximilian Hardens über Homosexuelle im Freundeskreise Kaiser Wilhelms II. selbst, sondern auch die Mediatisierung der darauffolgenden Gerichtsprozesse. Während Katholiken und Konservative gleichgeschlechtliche Sexualität als abnorm und krankhaft ansahen, war die Sozialdemokratie in dieser Hinsicht gespalten: Einerseits herrschte die Meinung, Homosexualität sei eine Krankheit, für die die Kranken selbst nicht verantwortlich gemacht werden sollten; andererseits die Ansicht, dass das Verhalten der (homosexuellen) Aristokraten Ausdruck von sittlichem Verfall sei.[6] Mit dieser in der Presse ausgetragenen Auseinandersetzung über die Moralität von Homosexualität ging eine andere Diskussion einher, nämlich über geschlechtsspezifische Kategorisierungen, Männlichkeit und deren Zusammenhang mit dem ‚Nationalcharakter‘. Demnach definierten unterschiedliche Grade von Männlichkeit den politischen Charakter eines Nationalstaates.[7]

Besagte Diskursverschiebung und die darauffolgende Auseinandersetzung mit sexualitätsbezogenen Themen fanden nicht nur im Rahmen von parteipolitischen Diskussionen in Tages- und Wochenzeitungen ihren Ausdruck. Unzählige Satirezeitschriften und Karikaturisten nahmen den Skandal zum Anlass, männliche Homosexualität zu humoristischen Zwecken darzustellen und somit teilweise ebenfalls zum Politikum werden zu lassen. Anhand des Titelblatts der 547. Ausgabe der sozialdemokratischen Satirezeitschrift Der Wahre Jacob[8] wird im Folgenden der Frage nachgegangen, inwiefern Karikaturen zur Skandalisierung ihrer Rezipienten beitragen können.

 

‚Sodoms Ende‘

Skandale und Karikaturen haben in ihrer gesellschaftlichen Funktion etwas gemein: Skandalöse Ereignisse zeigen zum einen auf, welche Praktiken akzeptabel sind und welche Normen in einer bestimmten Gesellschaft herrschen.[9] Satire als Kunstform, in diesem Fall als Karikatur, gibt zum anderen durch ihre Spontanität Auskunft über die augenblickliche gesellschaftliche Reaktion und Verarbeitung skandalöser Ereignisse.[10] James Steakley hat in einer Studie über die Karikaturen rund um die Eulenburg-Affäre die immer wiederkehrenden Thematiken der Zeichnungen herausgearbeitet; unter anderem „die sich in der Aristokratie ausbreitende Dekadenz“ und „die Unterminierung der kodifizierten Geschlechterrollen“ sowie die Angst vor einem Niedergang der Sitten und Werte.[11] Diese Befürchtungen sehen sich in der hier zu behandelten Karikatur widergespiegelt, zusammen mit einer sehr plastischen und tabubrechenden Darstellung homosexueller Akten.

Die betreffende Karikatur erschien am 9. Juli 1907 im Wahren Jacob, einer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands nahestehenden Satirezeitschrift, dessen Zielgruppe die Arbeiterinnenklasse war.[12] Karikaturisten widmeten sich in dieser Zeit der Aufgabe, auf übertriebene und groteske Weise sowohl die politischen als auch die erotischen Aspekte des Skandals in Zeichnungen darzustellen.[13] Obwohl –oder möglicherweise weil– diese Zeichnung auf dem Titelblatt jenes Heftes abgedruckt wurde, ist an keiner Stelle die Signatur des Künstlers zu finden. Der vermeintliche Wunsch des Zeichners, seine Anonymität zu wahren, ließe sich mit einem Blick auf den gewagten Inhalt der Karikatur rasch erklären. Denn hier handelt es sich nicht um ein übliches Spottbild eines beliebigen Politikers, sondern um eine sehr plastische und eklatante Veranschaulichung der vorgeblichen homosexuellen Praktiken des engsten Freundeskreises Wilhelms II.[14] Die eigensetzte Symbolik und Anspielungen auf Identitäten der Dargestellten deuten darauf hin, dass der Urheber ein gewisses Vorwissen vorausgesetzt hat. Alle von Harden verfasste Presseartikel, die vermeintliche Homosexualität in der Kaiser-Kamarilla enthüllten, waren immerhin bereits veröffentlicht worden und die Gerichtsberichterstattung befand sich in vollem Gange.

Die gesamte Karikatur soll sowohl durch den Zeichnungsstil als auch durch die Kleidung der darin dargestellten Figuren an das Alte Rom und dessen Dekadenz erinnern. An den oberen Ecken sind jeweils zwei sich liebkosende Paare zu sehen, die ebenjene Dekadenz und Perversität zum Ausdruck bringen sollen. Der alte Mann und der junge Knabe oben links stehen für das, was ehemals als ‚Päderastie‘ bekannt war: nämlich die homosexuellen Akte zwischen Männern und Jungen. Die Darstellung der Paarung zwischen der Frau und dem Stier soll zudem den Aspekt der Verkehrung ins ‚Abnorme‘ bestärken und eine Anspielung auf den Mythos ‚Europa und Zeus‘ sein. Zwischen den Paaren und mit dem Rücken zum Betrachter thront ein Adler, der womöglich das Deutsche Kaiserreich und dessen jene perversen Umstände missbilligende Bevölkerung symbolisiert. Denn unterhalb des Greifvogels spielt sich eine skandalöse Szene ab, deren Protagonisten hochrangige preußische Machthaber sind.

Der hochrangigste der hier dargestellten Persönlichkeiten ist gewiss der preußische Monarch. Mangels Alternativen lassen sowohl das auf seinem Rock aufgedruckte „M.“ und der Schnurrbart darauf schließen, dass es sich um Seine Majestät handeln muss. Links im Bild steht er als wissender Beobachter da, diese Tätigkeit deutlich durch das Tragen eines Monokels und seinen auf das Geschehen in der Mitte gerichteten Blick. Ein klarer Gesichtsausdruck ist nicht ausreichend erkennbar; der halboffene Mund könnte auf Überraschung oder Entsetzen hindeuten. So wird die Frage aufgegriffen und zugleich unmittelbar beantwortet, ob der Kaiser denn wirklich keine Kenntnis von den Exzessen seines engsten Kreises hatte. Darüber hatte die deutsche Bevölkerung eine scharfe Debatte geführt und in der Folge wurden sogar die Regierungsfähigkeit und Autorität des Kaisers hinterfragt.[15] Die hohen Schuhe, die der karikierte Kaiser trägt und Effemination bedeuten, könnten ebenfalls auf Kenntnis, wenn nicht gar auf Komplizenschaft, verweisen.

Hohe Schuhe werden auch von der mittigen Figur getragen. Weil sie mit dem Rücken zum Beobachter und gebückt dargestellt wurde, ist kein Gesicht zu sehen. Dank der Beschriftung auf dem Kleid kann man sich die Identität herleiten: Es handelt sich um „den Süßen“, wie Kuno Graf von Moltke von seinen engsten Freunden genannt wurde. Einer dieser engen Freunde war der ebenso abgebildete Philipp Fürst zu Eulenburg. Durch die Harfe in der rechten Hand und die Beschriftung auf seiner Bekleidung lässt sich der Fürst ebenfalls leicht identifizieren, denn dieser war leidenschaftlicher Harfenspieler, wie ihn der Journalist Harden spöttisch in seinen Enthüllungen beschrieb.[16] Vor dem bereits erläuterten Hintergrund der Zensur und der Tabuisierung von homosexuellen Inhalten bestätigt sich die These einer skandalisierenden Karikatur, wenn man einen Blick auf die zentrale Handlung wirft. Der Fürst zu Eulenburg wird durch den Grafen von Moltke oral befriedigt, und der ‚Harfner‘ zeigt sich in seiner rezeptiven Rolle davon bestürzt und zugleich erregt. Insgesamt wird Eulenburg als der ‚männlichste‘ aller Beteiligten dargestellt. Der homosexuelle Akt lässt ihn nicht nur verblüfft wirken, seine Bekleidung lässt ebenfalls darauf hindeuten: Der Zeichner lässt ihn keine hohen Schuhe tragen wie die anderen Figuren, sondern Sandalen im Stil römischer Soldaten.

Viel verweiblichter ist jedoch die Darstellung des Grafen von Moltke. ‚Der Süße‘ nimmt nicht nur die aktive Rolle bei der Befriedigung Eulenburgs ein, sondern anderweitig auch eine rezeptive Position. Dies geschieht jedoch durch eine Person im Verborgenen, die mittels einer Armbrust einen Pfeil in den Hintern des ‚Süßen‘ abschießt. Auf der Waffe ist „Die Zukunft“ zu lesen: eine Referenz auf den Angriff, den die von Harden herausgegebene Zeitung für die Freunde des Kaisers bedeutete. Denn aus dem Gesäß Moltkes tritt eine Art Rauchwolke heraus, die bis an den oben thronenden Adler hinaufsteigt. Dies lässt sich so interpretieren, dass die die Kaiser-Freunde betreffenden Veröffentlichungen durchaus Auswirkungen auf das Deutsche Kaiserreich –verkörpert durch den Adler– und dessen Bevölkerung hatten. Ein solcher Einfluss kann vor dem Hintergrund der von der Presse hergestellten Verbindung zwischen dem Skandal und der damals als ‚weich‘ interpretierten deutschen Außenpolitik auf der europäischen Bühne interpretiert werden.

Die politische Bedeutung der Berichterstattung Hardens wird an der Bildunterschrift erneut deutlich: „Tells Geschoß war es gerade nicht, aber es hat getroffen“. Dabei handelt es sich um eine Anspielung auf Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ und höchstwahrscheinlich auch um einen Vergleich zwischen der Hauptfigur und dem Herausgeber der Zukunft. „[…] sicher ist die Unschuld vor Dir / Du wirst dem Lande nicht mehr schaden“ sagt der Schweizer Held, nachdem er den machtgierigen Vogt Gessler mit seinem Pfeil trifft.[17] Der Journalist Harden hatte nämlich laut eigener Aussage kein Interesse daran, Homosexualität zu denunzieren oder Hass auf Homosexuelle zu säen. Er wurde vielmehr von seiner Ambition getrieben, gegen eine bestimmte politische Konstellation vorzugehen, die ein Übermaß an Einfluss auf den Kaiser ausgeübt hatte.[18] Dies könnte des Weiteren darauf hindeuten, dass die (politischen) Motive hinter den Enthüllungen Hardens zumindest einem Teil der Öffentlichkeit bereits bekannt waren.

 

Fazit: Skandalisierende Satire

Nichtsdestotrotz bleibt in dieser Hinsicht festzuhalten, dass der Aspekt der Homosexualität –vermutlich entgegen den Vorstellungen Hardens– im Großteil der Berichterstattung zur Eulenburg-Affäre hervorgehoben wurde und der Skandal durchaus eine Diskursverschiebung in Sachen Homosexualität bedeutete, zum Besseren oder zum Schlechteren. Da gleichgeschlechtliche Sexualität nun in aller Munde zu sein schien, wurden solche Praktiken von Satirikern in Karikaturen eingesetzt, um die Beteiligten zu verspotten oder, im Falle der hier analysierten Zeichnung, um selbst die Leserschaft zu skandalisieren. Während andere Karikaturen durchaus Homosexualität zum Thema machten, fokussierten sie jedoch auf deren Spott und blieben dabei relativ harmlos. Das Titelblatt der 547. Ausgabe des Wahren Jacob ragt hingegen aufgrund seiner Explizitheit und provokativen Inhalte heraus. Hierin wurden sexuelle Praktiken in aller Deutlichkeit präsentiert und es lässt sich im Hinblick auf den kulturellen Hintergrund schlussfolgern, dass eine solche Zeichnung durchaus zwecks Provokation auf der ersten Seite des Heftes abgedruckt wurde. Abschließend lässt sich zudem konstatieren, dass satirische Karikaturen nicht nur dem Zweck der Belustigung folgten, sondern sie trugen teilweise auch zur Skandalisierung des Publikums bei, indem (Sex-)Skandale auf groteske und plastische Weise bildlich darstellten.

 


[1] Vgl. Bösch 2009, S. 119. Es sei hier zusätzlich auf den Fall Friedrich Albert Krupp verwiesen, dessen Exzesse mit jüngeren männlichen Liebhabern auf der Insel Capri es 1902 in diversen europäischen Zeitungen schafften und für Aufregung sorgten.

[2] Stark 2017, S. 115.

[3] Domeier 2014, S. 757.

[4] Vgl. Bösch 2009, S. 46.

[5] Stark 2007, S. 117.

[6] Vgl. Bösch 2009, S. 141f.

[7] Domeier 2014, S. 737.

[8] „Sodoms Ende“, Titelblatt von „Der Wahre Jacob“ 547 vom 9. Juli 1907, S. 5453, online: https://doi.org/10.11588/diglit.6549#0167 [25.09.2023].

[9] Vgl. Tumber/Waisbord 2019, S. 11.

[10] Vgl. Steakley 2004, S. 18.

[11] Steakley 2004, S. 22.

[12] Allen 1984, S. 3.

[13] Vgl. Steakley 2004, S. 12ff.

[14] Um dieses Argument zu untermauern, sei es hier exemplarisch auf andere, ebenfalls im ‚Wahren Jacob‘ veröffentliche Karikaturen verwiesen, die zwar Aspekte wie Homosexualität und Männlichkeit thematisieren, jedoch vergleichsweise nicht dermaßen skandalös wirken: „Nachtleben in Potsdam“, in: WJ 557 vom 26.11.1907, S. 5616 und „Militärische Neuerungen“, in: WJ 557 vom 26.11.1907S. 5621, online: https://doi.org/10.11588/diglit.6549; „Vom Strafvollzug“, in: WJ 559 vom 17.12.1907, S. 5663, online: https://doi.org/10.11588/diglit.6549 [25.09.2023].

[15] Bösch 2009, S. 150.

[16] Harden, Maximilian: Dies Irae, in: Die Zukunft 57 vom 24.11.1906, S. 287–302, online: archive.org/details/diezukunft42hardgoog/page/286/mode/2up [25.09.2023].

[17] Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Schauspiel, Stuttgart 2014 [1804], 4. Aufzug, 3. Szene, S. 107.

[18] Bösch 2009, S. 122.

 

Weiterführende Literatur

Allen, Ann Taylor: Satire and Society. Kladderadatsch and Simplicissimus 1890–1914, Lexington 1984.

Bösch, Frank: Öffentliche Geheimnisse. Skandale, Politik und Medien in Deutschland und Großbritannien 1880–1914 (Veröffentlichungen des Historischen Instituts London, Bd. 65), München 2009.

Domeier, Norman: The Homosexual Scare and the Masculinization of German Politics before World War I, in: Central European History 47 (4) 2014, S. 737–759.

Stark, Gary D.: Aroused Authorities. State Efforts to Regulate Sex and Smut in the German Mass Media 1880–1930, in: Not Straight from Germany. Sexual Publics and Sexual Citizenship since Magnus Hirschfeld, hg. von Michael Thomas Taylor, Annette F. Timm und Rainer Herrn (Social History, Popular Culture, and Politics in Germany), Ann Arbor 2017, S. 110–132.

Steakley, James: Die Freunde des Kaisers. Die Eulenburg-Affäre im Spiegel zeitgenössischer Karikaturen (Bibliothek Rosa Winkel, Bd. 37), Hamburg 2004.

Tumber, Howard/Waisbord, Silvio: Media and Scandal, in: The Routledge Companion to Media and Scandal, hg. von denselben, London/New York 2019, S. 10–21.

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news-20366 Sat, 28 Oct 2023 13:09:50 +0200 #arthistoCast Folge 8: Recht und Kunstgeschichte - von Schreckgespenstern, Hürden und dem Weg zu mündigen Rechtsnutzerinnen /beitrag/2023/10/28/arthistocast-folge-8-recht-und-kunstgeschichte-von-schreckgespenstern-huerden-und-dem-weg-zu-muendigen-rechtsnutzerinnen

Forschung ist kein rechtsfreier Raum. In der Kunstgeschichte ist es wichtig, sich neben Bild- und Urheberrechten eben auch vermehrt um den Umgang mit digitalen Medien und deren Rechte auseinander zu setzen. Was hat sich durch das Digitale geändert? Haben wir einen souveränen Umgang mit unterschiedlichen Rechtsformen? Und was hat Kinowerbung mit unserer Angst vor rechtlichen Konsequenzen zu tun?

In dieser Folge spricht Jacqueline Klusik-Eckert mit Dr. Dr. Grischka Petri über die vielen unterschiedlichen Rechtsverhältnisse in der Kunstgeschichte und dem digitalen Raum. In einem lockeren Rechtsgespräch erhält man einen Überblick über den Blumenstrauß an Rechtsformen, mit denen man in Berührung kommt, wenn es um die Erforschung des kulturellen Erbes geht. Petri plädiert dafür, die Bild- und Urheberrechte 

 

 als Mitspracherechte zu verstehen. Die Forschenden kennen sich immer besser aus und wissen um die Knackpunkte. Doch die Rechtsformen ändern sich stetig weiter. Dabei schöpft er anekdotenreich aus einem großen Fundus von Praxisbeispielen. Dabei kommen Candida Höflers Fotografien von Rodin ebenso zur Sprache wie die von generativen Modellen erstellten Bilder. Wie ist unser Umgang mit den Urheberrechten bei künstlerischen Aufnahmen von gemeinfreien Werken? Und wo stehen wir gerade in der KI-Recht-Debatte? Aktuell fällt der Output von generativen Modellen noch aus dem Werkschutz heraus. Doch das könnte sich mit einem steigenden Verständnis der Verfahren auch ändern.

 

Im Gespräch geht es auch um die rechtlichen Rahmenbedingungen für datengetriebene Forschung. Was ist bei der Beschaffung von großen Datenmengen noch erlaubt? Und welche Möglichkeiten der Publikation von Daten hat man, wenn sie einem nicht gehören?

 

Der digitale Raum hat neue Spielformen von Bildern zutage gebracht. Während auf der einen Seite das Remixen und eben nicht auf ein Original reduzierte spannende, virale Kulturphänomene entstehen lässt, wächst das Interesse an einer Zertifizierung durch Blockchain-Technologie. Was sind die aktuellen Trends und welche Rolle spielt dabei Kunstmarkt?

 

Neben den übergeordneten Debatten geht es auch immer wieder um die Eigenverantwortung als Wissenschaftler*in. Neben einem wissenden Umgang mit Bildern und Daten von sammelnden Institutionen liegt es doch an, wie zugänglich und rechtlich offen die eigenen Forschungsergebnisse zur Verfügung gestellt werden.

 

Priv. Doz. Dr. Dr. Grischka Petri ist bei FIZ Karlsruhe und dort Mitarbeiter am Legal Help Desk von NFDI4Culture sowie Privatdozent für Kunstgeschichte an der Universität Bonn. Er beschäftigt sich schon lange mit Immaterialgüterrecht in verteilten Informationsinfrastrukturen in seinem Forschungsschwerpunkt über das Verhältnis von Recht und Kultur.

Unseren Podcast kann man auf vielen Wegen hören. Der auf dieser Seite eingebundene Player ist nur einer davon. 

Die Folge ist mit persistentem Identifier im Repositorium heidICON abgelegt und kann nach Belieben heruntergeladen und nachgenutzt werden

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Man kann den Podcast aber auch gerne über die Plattform des Vertrauens hören. Folge einfach den Links auf den Icons.

Bei Fragen, Anregungen, Kritik und gerne auch Lob kannst du gerne per Mail an uns schicken unter

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In der Folge genannte Rechte nach oben

Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte https://www.gesetze-im-internet.de/urhg/

 

§ 38 Beiträge zu Sammlungen https://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__38.html 

§ 60d Text und Data Mining für Zwecke der wissenschaftlichen Forschung https://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__60d.html 

§ 68 Vervielfältigungen gemeinfreier visueller Werke https://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__68.html 

§ 72 Lichtbilder https://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__72.html 

 

Handreichung

Fischer, Veronika / Petri, Grischka; Bildrechte in der kunsthistorischen Praxis – ein Leitfaden. - Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage 2022. 104 Seiten PDF (826kB)
DOI: 10.11588/artdok.00007769
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

 

Informationsblog irights.info - Urheberrecht und kreatives Schaffen in einer digitalen Welt

irights.info

 

Begleitmaterial und Literatur für den Einstieg nach oben

Petri, Grischka: Kunsthistorische Publikationen und Bildrechte zwischen dem BGH-Urteil zu Museumsfotos (2018) und der Umsetzung der Richtlinie (EU) 2019/790, in: Effinger, Maria und Kohle, Hubertus (Hrsg.): Die Zukunft des kunsthistorischen Publizierens, Heidelberg: arthistoricum.net, 2021, S. 65-77. Unter https://doi.org/10.11588/arthistoricum.663.c10510

Petri, Grischka / Fischer, Veronika: Bildrechte in der kunsthistorischen Praxis – ein Leitfaden, zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage, 2022, 10.11588/artdok.00007769

Creative Commons Lizenzen https://creativecommons.org/licenses/?lang=de

Petri, Grischka: The Public Domain vs. the Museum: The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art. In: Journal of Conservation and Museum Studies, 12 (1), 2014, p.Art.8, http://doi.org/10.5334/jcms.1021217

Klimpel, P., Rack. F. (2020): Reproduktion und urheberrechtlicher Schutz: Vervielfältigung, Lichtbildschutz und Gemeinfreiheit - Was gilt bisher, was wird gelten?, in: de la Durantaye et. all (Hrsg.): Recht und Zugang, 2020/2, ISSN 2699-1284, S. 243-257. Unter https://doi.org/10.5771/2699-1284-2020-2-113

Klimpel, P. (2020): Kulturelles Erbe digital - Eine kleine Rechtsfibel, DigiS Forschung- und Kompetenzzentrum Digitalisierung (Hrsg.), August 2020, ISBN 978-3-752987-64-5. https://doi.org/10.12752/2.0.004.0

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news-20244 Wed, 18 Oct 2023 14:27:03 +0200 Kunsthistorisches Publizieren im Open Access – Fragen und Antworten /beitrag/2023/10/18/kunsthistorisches-publizieren-im-open-access-fragen-und-antworten

Sie möchten Ihre kunsthistorische Publikation online im Open Access publizieren? Ihre Forschungsergebnisse sollen unentgeltlich zugänglich sein und weiterverwendet werden können? Trotzdem zweifeln Sie, ob Open Access für Sie passt, weil Sie das Thema als zu kompliziert empfinden oder Sie die Abläufe besser verstehen möchten?

Die vom Verband und seinen Kooperationspartnern organisierte Informationsveranstaltung vermittelt kompakt grundlegendes Wissen rund um das wissenschaftliche Publizieren im Open Access. Ausgehend von den Publikationsangeboten von arthistoricum.net, sowie den Services von NFDI4Culture sollen praxisnah Ihre Fragen beantwortet werden:

Welche konkreten Möglichkeiten habe ich, als Autor/-in meinen Aufsatz, meine Dissertation oder meine Monografie zu veröffentlichen? Welches ist die beste Möglichkeit, als Herausgeber/-in einen Kongressband herauszugeben oder gar ein eigenes E-Journal zu gründen? Kann ich trotz Open Access auch ein gedrucktes Buch haben? Wie ist es mit Sichtbarkeit und Renommee? Wie sieht es mit der Förderung und Finanzierung von kunstwissenschaftlichen Open-Access-Publikationen aus? Welche Besonderheiten und Hürden, aber auch welche Möglichkeiten ergeben sich hier für das beständige Problem der Bildrechte und Lizenzen? Dürfen geschützte Bilder frei publiziert werden, und hat der freie Zugang auch Vorteile bei der Einholung von Nutzungsrechten?

Zielgruppe sind studierende und graduierte Kunstwissenschaftler/-innen in allen Karrierestufen.

Die  Veranstaltung wird durchgeführt von Dr. Maria Effinger (Universitätsbibliothek Heidelberg / arthistoricum.net / NFDI4Culture) und PD Dr. Dr. Grischka Petri (FIZ Karlsruhe / NFDI4Culture), die Moderation übernimmt Dr. Lisa Dieckmann (Universität Köln / prometheus e.V. / NFDI4Culture).

Informationsveranstaltung
Dienstag, 21. November 2023
10:00–12:00 Uhr, online via Zoom
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Über die Webseite des Deutschen Verband für Kunstgeschichte erhalten Sie weitere Informationen zur Veranstaltung sowie die nötigen Zugangsdaten. Außerdem besteht die Möglichkeit, vorab Ihre persönlichen Fragen den Veranstaltern mitzuteilen.

 

Eine gemeinsame Veranstaltung von:

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news-20237 Tue, 17 Oct 2023 14:32:33 +0200 Schlaglicht: Schreibmeisterblätter /beitrag/2023/10/17/schlaglicht-schreibmeisterblaetter

Nach dem Tod des Bamberger Sammlers und Privatgelehrten Joseph Heller (1798–1849) gelangten zahlreiche Mappen mit Graphiken in die ehemals Königliche Bibliothek (heute Staatsbibliothek Bamberg). In einer Mappe, die Caspar Schoen (Lebensdaten unbekannt) in den Inventaren der Heller‘schen Sammlung zunächst mit der Nummer XV, später im „Katalog 149“ als I P bezeichnet, befand sich eine beachtliche Anzahl von Blättern, bei denen Schrift nicht nur schmückendes Beiwerk ist, sondern selbst zur Kunst und zum Sammelobjekt wird. Der Bibliotheksdirektor Friedrich Leitschuh (1837–1898) hat die Blätter der Schönschreibkunst Ende des 19. Jahrhunderts als einheitliche Gruppe zusammengestellt. Doch erst unter Bernhard Schemmel (1940–) wurden sie schließlich in die Signaturengruppe I Qf überführt und 1987 katalogisiert.

Die Kunst des Schönschreibens hat eine lange Tradition. Schon im 16. Jahrhundert entstanden Lehrbücher, die zu verschiedenen Schriften anleiten sollten. Der Nürnberger Johann Neudörffer d. Ä. (1497–1563) gehörte zu den ersten deutschen Schreibmeistern, die Musterblätter mit Gebrauchs- und Zierschriften, Schmuckinitialen und Randornamenten entwarfen. Als Schreibmeister führte er eine private Schreibschule, wo Neudörffer seinen Schülern Grundkenntnisse im Schreiben, Lesen und Rechnen vermittelte. Die Vorlagenblätter dienten seinen Schülern als Muster, um verschiedene Gestaltungstechniken einzuüben, und konnten später als Buch gebunden.

Heller besaß in seiner Sammlung Schreibmusterbücher von Neudörffer (JH.Kalligr.f.6) und dessen Nachfolgern, die eindrucksvoll demonstrieren, wie die Schreiblehrer vor allem die Initialen und Versalien durch immer ausgreifendere Verzierungen allmählich von ihrer zweckmäßigen Lesbarkeit entbanden. Aus den doppelt, dreifach oder gar zehnfach gezogenen, sich kreuzenden oder ineinander verflochtenen Begleitstrichen entstand ornamentaler Zierrat, der sich – wie im Schreibmeisterbuch des Franz Joachim Brechtel (1554–1593) (JH.Msc.Art.88) – allmählich über die gesamten Seitenränder ausgebreitet hatte. Schließlich lösen sich die Randverzierungen vom Text und treten als rahmende Ornamente mit raffinierten Schnörkelfiguren in den Vordergrund. So versieht der Hersbrucker Schreib- und Rechenmeister Johann Muscat (1659–1711) in seiner „Vorschrifft Teutsch und Lateinischer Schrifften“ von 1692 die Seiten seines Buches mit Darstellungen verschiedener heimischer und exotischer Tiere, die er aus einer ununterbrochenen Linie entwirft (JH.Kalligr.f.5). Im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelte sich der Ornamentreichtum schließlich zu eigenständigen Bildmotiven, die scheinbar ohne abzusetzen in einem einzigen Zug nicht nur aufwendige Rahmungen, sondern auch menschliche Figuren, Tiere und allerlei andere Motive wiedergeben.

Einige Schreibmeister stellten ihr Können auch in Einzelblättern zur Schau. Heller erwarb zwei kalligraphische Federzeichnungen des Nürnberger Schreibmeisters Johann Christoph Albrecht (1710–1777), die Friedrich den Großen (1712–1786) zu Pferd zeigen (I Qf 1 und I Qf 2). Ihm gelingt es – nach druckgraphischen Vorlagen –, den preußischen Herrscher allein mit unterschiedlichen Federschwüngen, Schleifen und gezackten Linien darzustellen. Der Preis von einem Gulden und 12 Kreuzern, den Heller für jedes der beiden Blätter zahlte, ist auf der Rückseite vermerkt. Mit einem Gulden und 47 Kreuzern war das Federzugblatt des „Christus am Kreuz“ (I Qf 8), das der Würzburger Schreibmeister Joseph Anton Hess (1750–1805) 1797 auf Pergament angefertigt hat, etwas teurer. Weitaus weniger, lediglich 12 Kreuzer gab Heller für die einfachere kalligraphische Federzeichnung eines Orgelspielers (I Qf 24) aus, die Christian Widmann (1725–1788) zugeschrieben wird. Er war Organist am Benediktinerstift in Seitenstetten und übernahm dort 1766 die Leitung der Stiftsschule. Noch im selben Jahr stellt sich der Schullehrer als Musiker am Manual der Orgel dar und demonstriert seine Geschicklichkeit im Umgang mit der Feder.

Zu den Kuriositäten in Hellers Sammlung gehört ein Schreiben des Matthias Buchinger (1674–1739), der ohne Hände und Füße zur Welt kam und sich – ungeachtet eines Auftrittsverbots von 1708 – mit der Bitte, seine Schreib- und Zeichenkünste, Karten- und Zaubertricks dennoch bei der kommenden Neujahrsmesse darbieten zu können, an den Rat der Stadt Nürnberg wandte (I Qf 5). Sein außergewöhnliches Talent bot der kleine Mann aus Ansbach nicht nur auf Märkten dar, er reiste an europäische Königshöfe, wo er zu erstaunlichem Ruhm gelangte.

Großen Ruhm bescheinigt auch der Theologiestudenten Christoph Heinrich Specht (Lebensdaten unbekannt) dem Diplomaten und Historiker Hieronymus Wilhelm Ebner von Eschenbach (1673–1752). Specht, der als junger Mann sicher die Schule eines Schreibmeisters besucht hat, wünscht dem Jubilar noch viele weitere Lebensjahre und schmückt seinen Gruß mit prächtiger Goldhöhung, üppiger Rahmung aus Zugwerk und kunstvollen Schnörkelfiguren (I Qf 21).

Neben kalligraphisch gestalteten Schreiben und Zeichnungen fanden auch Blätter mit winzig kleinen Schriftzügen Eingang in die Sammlung Hellers. Diese sogenannten Mikrographien stehen ebenfalls in der Tradition der Schreibmeister; bereits Neudörffer entwarf 1538 ein Labyrinth aus kleinen Versen, das er seinem Hauptwerk „Eine gute Ordnung“ beigegeben. Der Hersbrucker Schreibmeister Muscat, dessen Lehrbücher prächtige Schnörkelfiguren schmücken (s.o.), greift in einer Zeichnung auf geometrisch angeordnete Textblöcke zurück, um für die „sechs Hauptstücke der christlichen Lehre“ (I Qf 12) eine figurale Schriftfläche zu erschaffen. In einem anderen Blatt erfasst Muscat die Konturen und Binnenzeichnung des gekreuzigten Christi im Weinstock in mikrographischen Schriftzügen mit Texten der Passion. Darüber hinaus ist die Geschichte vom Leiden und Sterben Christi in der an kalligraphische Federzüge erinnernden Rahmung nachzulesen (I Qf 13).

Einen Höhepunkt erlangte das Spiel mit der Schrift um die Wende zum 18. Jahrhundert mit Porträt-Mikrographien, bei denen die Haare und Kleidung, mitunter auch der Bart und die Augenbrauen aus sehr kleinen, nur unter einer Lupe lesbaren Schriftzügen gestaltet sind. Besonders bedeutend war die Künstler-Familie Püchler, von der Heller neun Radierungen und zwei Zeichnungen besaß, darunter einen Probedruck des Bildnisses von Johann Georg III. von Sachsen (I Qf 20b), einen dritten Zustand des Porträts von Kaiser Joseph I. (I Qf 20a) und allein vier verschiedene Darstellungen Martin Luthers (I Qf 19a, I Qf 19b, II B 59a und II B 59b).

Die Schreibmeisterbücher und Einzelblätter aus der Sammlung Heller dokumentieren die Entwicklung der Schönschreibkunst in ihren vielfältigen Facetten und können hier nur in einer Auswahl vorgestellt werden. Heller konnte Werke aus vier Jahrhunderten zusammentragen, die über die hohe Kunst des Schreibens hinaus einen Einblick in den von Schreiblernbüchern und Schreibschulen inspirierten Gebrauch der Schönschrift erlauben, und nun auch online präsentiert werden.

Weiterführende Literatur in Auswahl

Bätschmann, Oskar (Bearb.): Schreibkunst. Schulkunst und Volkskunst in der deutsch-sprachigen Schweiz 1548–1980, Ausstellung des Kunstgewerbemuseum der Stadt Zürich, 13. Juni bis 30. August 1981 und Gutenberg-Museum Mainz, 15. September bis 25. Oktober 1981, Zürich 1981.

Linke, Oliver/ Sauer, Christine: Zierlich schreiben. Der Schreibmeister Johann Neudörffer d. Ä. und seine Nachfolger in Nürnberg, Nürnberg 2007.

Roth, Michael (Hrsg.): Schrift als Bild, Ausstellung des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, 29. Oktober 2010 bis 23. Januar 2011, Petersberg 2010.

Schemmel, Bernhard: Auserlesene Schrift-Bilder. Zu einer Sammlung von Schreibmeisterblättern der Staatsbibliothek Bamberg, in: Arnim, Manfred von (Hrsg.): Festschrift Otto Schäfer zum 75. Geburtstag am 29. Juni 1987, Stuttgart 1987, S. 131–161.

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