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Entdeckungen im Digitalisierungsprojekt "Gebrauchsgraphik 1924-1944"

- Arbeitsnotizen aus dem FID Kunst -


Eine seltsame Prägedruck-Rückseite fiel mir neulich bei einer Datenkontrolle im Produktionssystem Goobi auf. Sie gehört zu einer eingebundenen Beilage der Zeitschrift "Gebrauchsgraphik" von 1928. Das Motiv kam mir bekannt vor. Die zugehörige Vorderseite des Werbedruckes von Gerhardt & Teltow bewirbt ein Parfum "Josephine Baker".

Das Etikett des Flakons "ziert" ein reliefhafte Ganzkörperdarstellung der amerikanisch-französischen Tänzerin und Schauspielerin Joesphine Baker, (1906-1975), der damals "berühmteste[n] schwarze[n] Frau der Erde".

Die zugehörige Originalfotografie (Studio d'Ora, Paris) von 1925 war schnell im Internet gefunden – hier als Postkartenmotiv.

Ein Vergleich des professionellen Starporträts mit dem zeitgenössischem Etikett des Parfumflakons bzw. dessen Werbedruck lässt uns bedauernd feststellen, dass die Verwendung des Motivs im gebrauchsgrafischen Arbeitsfeld "Verpackung" zwar eine Wiedererkennbarkeit ermöglicht, andererseits aber als Verunglimpfung erscheinen muss. Die lebendige, gut definierte Körperlichkeit der Baker, die neben tänzerischem Ausdruck und Sex-Appeal auch Humor und Lebensfreude auszustrahlen vermag, erstarrt beim Versuch der Reduktion von der Fotografie auf ein kleines Relief, auch wenn Körperumrisse und (typische) Pose übernommen werden.

Allerdings relativiert sich dieses Urteil doch etwas, wenn man das heutige Flakondesign des Parfums "Josephine Baker" betrachtet...

Die im Jahr 1924 gegründete Zeitschrift "Gebrauchsgraphik - Monatsschrift zur Förderung künstlerischer Reklame" gilt als weltweit einflussreichste Zeitschrift im Bereich des Werbe- und Reklamedesigns vor 1945 und stellt damit eine wichtige Quelle für den FID-Sammelschwerpunkt "Gebrauchsgrafik" an der SLUB dar. Als Relaunch "novum" ist sie bis heute an den Kiosken erhältlich. 90 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen digitalisieren und erschließen die Universität Erfurt und die SLUB Dresden in Zusammenarbeit mit dem Verlag Stiebner/novum die klassische "Gebrauchsgraphik" (1924-1944) und stellen die digitalen Ausgabenfür die Wissenschaft und alle Interessierten im Verlauf des Jahres 2015 online zur Verfügung. Die Verschlagwortung erfolgt in Zusammenarbeit mit Studierenden im Rahmen einer Lehrveranstaltung des Studium Fundamentale an der Universität Erfurt.

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