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Das Auge des Arbeiters

Arbeiterfotografie und Kunst um 1930 scroll to top

arthistoricum.net listet für die Suche nach „Arbeiterfotografie“ rund 2.500 Treffer, darunter 2.400 Fotografien aus dem Bestand der Deutschen Fotothek der SLUB Dresden. Wesentliche Teile dieses Bildmaterials konnten im Rahmen eines dreijährigen DFG-Projekt 2009-2012 am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde digitalisiert und erschlossen werden. Die Ergebnisse dieser bislang umfangreichsten und detailliertesten Forschung zur visuellen Kultur der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik sind vor wenigen Tagen in der von Wolfgang Hesse herausgegebenen Publikation „Das Auge des Arbeiters. Arbeiterfotografie und Kunst um 1930“ erschienen.

 

Die Publikation ist zugleich Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung, die gegenwärtig in den Kunstsammlungen Zwickau, Max-Pechstein-Museum gezeigt wird (bis 3. August 2014; weitere Stationen: Käthe-Kollwitz Museum Köln, August-Oktober 2014  und Stadtmuseum Dresden, März-Juni 2015).

In der Zeit der Weimarer Republik beginnen Arbeiter, in Amateurfotografien eindrucksvoll ihre Lebenswirklichkeiten darzustellen und den Kampf der Arbeiterbewegung zu dokumentieren. Die Beträge des begleitend zur gleichnamigen Ausstellung herausgegebenen Bandes „Das Auge des Arbeiters“ (Spector Books, Leipzig) diskutieren die in den 1920er Jahren neu entstehende Bildkultur der Arbeiterfotografie und setzen sie ins Verhältnis zur zeitgenössischen Grafik und Malerei, insbesondere zu den Werken der Neuen Sachlichkeit und des Kritischen Realismus. Die Publikation enthält zudem ein Bestandsverzeichnis der 400 Fotografien des Leipziger Bauarbeiters und Bauhausschülers Albert Hennig (1907-1998) aus den Kunstsammlungen Zwickau, die in arthistoricum.net vollständig online recherchierbar sind.

Die Ausstellung belichtet die Weimarer Republik in Momentaufnahmen „von unten“. Rund 200 Fotografien lenken den Blick einer breiteren Öffentlichkeit auf bisher kaum wahrgenommene Akteure im Spannungsfeld zwischen privater Medienkultur und linker Propaganda: Arbeiter, Handwerker und Kleinbauern, die um 1930 ihre Lebenswelt fotografierten. Mit ihrem Alltag bildeten sie soziale wie politische Konflikte ab – und trugen damit zu deren agitatorischer Inszenierung in der Parteipresse bei. So erweisen sich die Amateuraufnahmen vom Beginn der Medienmoderne als Vorboten sowohl der DDR-Fotokultur als auch der heutigen Bilderflut des Internets.

Die Deutsche Fotothek ist in Zwickau mit rund 70 Aufnahmen von Kurt Beck, Hans Bresler, Kurt Burghardt, Erich Meinhold, Richard Peter sen. und Kurt Winkler vertreten. Acht großformatige Totenbilder von Richard Peter sen. werden eigens in einer Installation im Kuppelsaal des Museums präsentiert.

Bestand Arbeiterfotografie in der Deutschen Fotothek scroll to top

 

 

 

 

 

 

Hans Bresler, Freital: Lesende Frau. Die Schwägerin des Fotografen beim Lesen der Zeitschrift "Der Arbeiter-Fotograf", 1928. Deutsche Fotothek df_pos-1986-a_0000006 

 

Für Ihren FID-Sammelschwerpunkt „Fotografie“ erwarb die SLUB 2013 im Zusammenhang mit diesem Projekt antiquarisch die Zeitschrift "Der Arbeiter-Fotograf". Dieser für die Fotografie- und Mediengeschichte der Weimarer Republik bedeutende Titel wurde digitalisiert und online für die Forschung bereitgestellt. 

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