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Privat und öffentlich

Wiedereröffnung der Pinakothek der Moderne scroll to top

Gestern war ich bei der Eröffnung der Wormland-Ausstellung "Traum-Bilder" aus Anlass der Wiedereröffnung der Pinakothek der Moderne in München. Großer Bahnhof, bestimmt 800 Leute, die sich die tollen surrealistischen und postsurrealistischen Bildern einer Sammlung ansehen wollten, die teilweise schon lange in dem Museum zu sehen war, jetzt aber in deren Besitz übergegangen ist. Die Stiftung unterstützt die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen schon seit Jahrzehnten, wenn man bedenkt, dass am Kunstmarkt für die Sammlung locker ein dreistelliger Millionenbetrag zu holen gewesen wäre, dann kann man nur sagen: Hut ab! Problematischer scheinen mir da andere Formen des public-private partnership, die am gleichen Ort praktiziert werden. Wenn die Allianz mittwochs den freien Eintritt in die Pinakothek der Moderne ermöglicht, finde ich das noch völlig okay, und beide Seite haben etwas davon. Eine macht in der Öffentlichkeit einen guten Eindruck, und die andere spart Geld. Auch wenn Audi, der offizielle Sponsor der Pinakothek, die Errichtung der temporären Kunst-Plattform ("Schaustelle") unterstützt, die in der Zeit der Schließung der dritten Münchener Pinakothek neben dem Museum stand und im Gegenzug Werke aus der Neuen Sammlung an den Audi-Standorten ausstellt, geht das vielleicht noch an. Aber dass jetzt eine überdimensionierte, aus 1800 Modellen des Audi Quattro bestehende "Wand" in der Neuen Sammlung ausgestellt wird, kommt mir doch problematisch vor. Hat es nicht ein Geschmäckle, wenn hier das Produkt einer Firma, die das Museum finanziell unterstützt, in eben diesem Museum Kunststatus erhält? Ihre Meinung würde mich interessieren.

Ergänzung am 8.11.2013: Ich werde darüber informiert, dass die Neue Sammlung keinerlei Sponsoring von Audi erhält. Damit ist der Vorwurf hinfällig. Ich bitte um Entschuldigung

 

13 Comment(s)

  • Anne Fischer
    20.12.2013 10:06
    outen

    Fairerweise nachtragen will ich meine Beziehungen zum Thema:
    als Magistrantin habe ich exemplarisch die HypoKunsthalle/HypoKulturstiftung abgehandelt, als Berufsanfängerin in den 90er Jahren erste Erfahrungen in der damaligen Bayerischen Vereinsbank und dem Siemens Kulturprogramm, Mchn. gemacht. Mit dem berühmten Karriereknick durch Mutterschaft wurde und bleibt das Thema Geld, insbesondere Geld und Frauen so richtig spannend, um nicht zu sagen existentiell! Seit meiner Existenzgründung (www.kunstbrücke.de) im Jahr 2011 bin ich als Wiedereinsteigerin und Freiberuflierin wieder für die private Kunstförderung tätig, insbesondere für die Metropolregion, i. d. Fall die Kester-Haeusler-Stiftung, Fürstenfeldbruck. Korrigieren will ich, dass ich hier kommentiere und nicht beitrage.

  • Anne Fischer
    20.12.2013 00:50
    Wieso?

    Lieber Herr Hufnagl,
    noch später stolpere ich über den Ton, den Sie in Ihrem Beitrag anschlagen. Ich bedaure, dass sich bei Klarstellungen zu Finanzierungsfragen schnell ein Klima des Falschliegens bzw. Rechthabens zusammenbraut. Wieso? Mir gefällt eines: Über Geld wird geredet! Das ist befreiend und berechtigt. Den Snobismus, der zu Unsicherheiten im Umgang mit diesem "komplexen Thema" (s. mein Beitrag oben) führen kann, halte ich für veraltet. Im Übrigen habe ich die Erfahrung gemacht, dass dort, wo das Geld denn ist, vielmehr ein freundliches Klima herrscht. Abschließend stelle ich fest, dass Kunstsponsoring und Co. ein spannendes Thema bleibt.

  • Florian Hufnagl
    09.11.2013 08:05
    Falsch

    Lieber Herr Kohle,

    etwas spät komme ich auf Ihren Blog zum Thema "Privat und öffentlich" oder die "Wiedereröffnung der Pinakothek der Moderne" und würde gerne ein paar Dinge klarstellen, die man eigentlich wissen sollte oder könnte.
    Mit der Neuen Sammlung leite ich ein Designmuseum, und das beschäftigt sich nun mal zwangsläufig mit industriell gefertigten Produkten. Wir sammeln nicht nur retro, sondern gehen bis in die unmittelbare Gegenwart und können es uns einfach nicht leisten, einen Tabletcomputer erst in 100 Jahren auszustellen, weil es dann vermutlich kein "Geschmäckle" bei Kunsthistorikern auslöst.
    Es ist bekannt, publiziert, dass Audi ausschließlich die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen fördert, also weder die Graphische Sammlung noch das Architekturmuseum, geschweige denn mein Haus, denn ob wir Dinge ausstellen oder nicht, ist allein Entscheidung meiner Kollegen/innen und meine.
    Für das alle vier Häuser betreffende Sponsoring der Schaustelle haben alle vier Häuser Gegenleistungen erbracht. Die Staatsgemäldesammlungen und mein Haus haben hierfür jeweils Ausstellungen an Audi-Standorten gegeben.
    Nach zehn Jahren einer Wand, die der damalige Chefdesigner von BMW mit seinem Team gestaltet hat, einen anderen innovativen Designer einzuladen, ist natürlich, wenn wir das Haus wiedereröffnen. Und dass wir eben gerade nicht von der Industrie Geld nehmen, wenn wir ihre Produkte ausstellen, ist für ein Staatsmuseum eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Ansonsten hätten wir eine Gelddruckmaschine und wären nicht von den kärglichen staatlichen Mitteln abhängig.
    Ich hoffe, damit zur Wissenserweiterung beigetragen zu haben.

    Beste Grüße

    Prof. Dr. Florian Hufnagl
    Leitender Sammlungsdirektor

  • Sabine Scherz
    15.10.2013 12:22
    Genau...

    Ich finde es schwierig, wenn ein Marketingkonzept im Kunstgewand daherkommt.

    Das ist so ähnlich wie die IGEL-Leistung beim Hausarzt. Da frage ich mich, ob ich die nehmen sollte, weil sie gesundheitlich nötig ist oder sie aufgeschwatzt bekomme, weil jemand gut daran verdienen will.

    Anders ausgedrückt: Bekomme ich im Museum Kunst zu sehen oder muss ich es sehen, weil es jemand ins Museum gestellt und dafür eine Menge Geld bezahlt hat?

    • ih
      15.10.2013 13:04
      Vor längerer Zeit...

      ... hatte ich die Möglichkeit eine Monet-Ausstellung in Martigny (Suisse) zu besichtigen. Wer die Fondation Pierre Gianadda kennt, weiß, dass in einem Teil des Museums Oldtimer bewundert werden können. Wie es also im o.g. Fall in der Pinakothek der Moderne ausgesehen hat oder noch aussieht, kann ich nicht beurteilen, weil ich die Ausstellung nicht gesehen habe. Was ich nur sagen will, ist, dass Autos in einem Museum nicht unbedingt nach Marketingstrategie aussehen müssen. Die ausgestellten Automobile aus dem vergangenen Jahrhundert fand ich dort und damals sehr schön. Den Kunstcharakter kann ich ihnen auch nicht absprechen.

  • Sabine Scherz
    15.10.2013 11:47
    Kunst vs. Marketing

    Kunst braucht Marketing
    Marketing bedient sich der Kunst

    Ich finde, das sollte man unterscheiden können.

    • ih
      15.10.2013 11:58
      ja, sicher...

      ..., das sollte man unterscheiden können. In der Theorie scheint das sehr klar und deutlich zu sein. In der Praxis fällt es mir aber heute oft schwer das auseinander zu halten.

  • Anne Fischer
    18.09.2013 12:42
    Why not?

    Wer hat die "Wand" kreiert? Wenn ich diese Ausstellung als interdisziplinäe Veanstaltung betrachte und als Form eines Industriedesigns will ich auf den ersten Blick nichts daran aussetzen. Wenn ich Audi als Kultmarke interpretiere, kann die "Wand" einen besonderen künstlerischen Ausdruck annehmen. Zur Zeit meiner Magisterarbeit "Zur Kunstförderung durch Industrie und Wirtschaft" (1991) waren die mit Robert Rauschenberg-Motiven bedruckcten BMW-Modelle Objekte der Kunst- bzw. Intellektuellenkrititk. In meiner Arbeit kam ich zu dem Ergebnis, dass die Intention über "Geschmäckle" entscheidet und dass der privaten Förderung zu schnell die Seriosität oder Kompetenz (dabei sind auch dort Kunsthistoriker am Werk und auch Vorstandsvorstände dürfen neben ihrer ach so profanen Sicht der Welt Kunst- und Sachverstand haben ) abgesprochen wird. Kunstsponsoring ist ein komplexeres Thema als es auf den ersten Blick erscheint. Für mich bleibt es auch heute dabei, dass private Förderung ein wichtiger Beitrag für die Kunstszene darstellt und dass insbesondere NewComer davon maßgeblich profitieren können. Am Schönsten ist dieses Engagement dann, wenn es zu Begegnungen mit öffentlichen Räumen kommt, also ergänzend. Why not?

  • ih
    15.09.2013 19:14
    August Horch Museum

    Vielleicht sollte das alles auch nur im Zusammenhang mit der diesjährigen Sonderausstellung des August-Horch-Museums in Zwickau "ShowCars" gesehen werden?

    http://www.horch-museum.de/index_inhalt.asp?GoTo=ausstellungsrundgang

  • MK
    15.09.2013 19:02
    Volkswagen

    Und wie hält's der Herr Professor mit der Volkswagen-Stiftung?

    • Hubertus Kohle
      16.09.2013 14:06
      Der Herr Professor ...

      ... versteht die Frage nicht und bittet um Präzisierung

  • charles davis
    15.09.2013 18:06
    Audi Design Wall

    Da ich am Rande des Kunstareals wohne habe ich heute das Erste Kunstareal Fest besucht und das riesige, überdimensionierte Audi Design Wall in der Neue Sammlung (Pinakothek der Moderne) gesehen. Sie ist auf der Seite beschriftet: „Audi Design Wall, September 2013“, ohne Künstlernamen und mit, ganz oben, den vier silbernen Kreisen des Audi-Logos. In der Ausstellung hat mir eine nette aber gut informierte Repräsentantin der Neuen Sammlung versichert, dass die Wand ist nicht als ‚Kunst’ oder ‚Kunstwerke’ konzipiert oder präsentiert. Das große Modell eines Autos das auf der Wand hängt ist eine Art Zukunftsmodell für ein mögliches Fahrzeug dieses Markennamen. Die Funktion der Wand in der Öffentlichkeit scheint dennoch unklar, aber sie soll eine neue Zusammenarbeit zwischen der Neuen Sammlung und der Audi AG widerspiegeln, in der das Museum und der Autohersteller als Partner in eine Kooperation zu sehen sind, wobei die Neue Sammlung gastiert auch in Ausstellungsorten von Audi (Ingolstadt, Neckarsulm). Siehe:
    http://die-neue-sammlung.de/muenchen/dauerausstellung/audi-design-wall/
    http://die-neue-sammlung.de/archiv/on-tour/2013/neckarsulm/

    Da wird die Wand unterschiedlich bezeichnet: ‚Designskulptur’, ‚Design-Ikon’, ‚Wandinstallation’.

    Das löst die Fragen von Hubertus Kohle nicht, die werden wenn schon vielleicht noch akuter.

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