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Digitales Publizieren. Haben wir da nicht etwas vergessen?

Genauer gefragt: Gibt es eigentlich Rezensionen zu kunsthistorischen Dissertations- und Habilitationsschriften die Open Access als PDF publiziert wurden? Soweit ich mich meiner monatlichen Lektüre etwa von „Sehepunkte“ erinnere, habe ich dort bisher noch nie die Rezension einer im Sinne des Open Access publizierten Arbeit gelesen. Wenn jedoch immer wieder beklagt wird, dass Open Access zu wenig genutz wird und die klassischen Publikationsformen als Reputationsmedien fröhliche Urstände feiern, dann sollten wir hierüber weiter nachdenken.

 

Hilfreich und vor allem glaubwürdig wäre es vielleicht, wenn wir auch die Open Access Publikationen als gleichwertig zu besprechende Werke betrachteten. Es dürfte doch kein Problem sein, alle als Open Access publizierten Dissertations- und Habilitationsschriften automatisiert als Neuerscheinungen in den einschlägigen Rezensionsmagazinen neben den Buchneuerscheinungen abzubilden und für Rezensenten bereitzustellen.

 

Sicher, eines bliebe gleichsam als Wermutstropfen zu bedenken: Die Arbeit des Rezensenten wäre ein selbstloser Dienst an der Wissenschaft, denn eine Entlohnung in Form des Buches funktioniert hier nicht und auch ließe sich die Publikationsliste wohl kaum mit dem Renommee eines großen Verlages erweitern.

8 Comment(s)

  • Volker Schümmer
    13.06.2013 17:01
    Deutsche E-Dissertationen im kubikat

    Hallo Frau Valentin,

    die Lage bei den Online-Dissertationen ist in der Tat nicht ganz übersichtlich. Für den kubikat lässt sich sagen: bis zur Systemumstellung (Beitritt zum Bibliotheksverbund Bayern [BVB]) im Sommer 2011 wurden in den kubikat die Titelaufnahmen der von der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) katalogisierten und archivierten kunsthistorischen Dissertationen von deutschen Hochschulen automatisch eingespielt. Leider ist diese Routine im neuen System so nicht mehr realisierbar. Seit einiger Zeit sind wir nun dabei, die einschlägigen Titel auf anderem Wege in den Katalog einzubringen. Die neueren Dissertationen sollten mittlerweile verzeichnet sein, die nachträgliche Katalogisierung der zwischen Mitte 2011 und 2012 nicht erfassten Titel ist im Gange. Freilich kann es auch gelegentlich zu Lücken gekommen sein, die wir dann zu schließen bemüht sind. Die Arbeit von Stephanie Gropp ist seit kurzem im kubikat erfasst, die von Marika Menath-Brosch wurde heute nachkatalogisiert. Einzelne (wahrscheinlich wenige) E-Dissertationen, die im kubikat verzeichnet sind, bei denen jedoch die Codierung für E-Publikationen nicht mitgeliefert bzw. angebracht wurde, findet man in artlibraries.net allerdings nicht, wenn man dort die Suche auf „digitale Medien“ einschränkt. Nebenbei: einige artlibraries.net-Zielsystemen kennen eine solche Codierung leider gar nicht, weshalb eine Recherche mit dieser Sucheinschränkung nie Treffer aus diesen Systemen anzeigt.

    Zum Schluss eine kleine Stichprobe: auf dem edoc-Server der UB der LMU München sind drei bei Prof. Kohle und 14 bei Prof. Büttner zwischen 2002 und 2011 erstellte E-Dissertationen zu finden. Davon sind im kubikat aktuell 14 (zwei bei Kohle, 12 bei Büttner) nachgewiesen, drei fehlen noch – werden aber jetzt nacherfasst.

    • Elke Valentin
      13.06.2013 21:11
      Gut zu wissen

      Hallo Herr Schümmer,

      herzlichen Dank für Ihre Erklärungen, die die Lage erhellen. Gerade auch der Hinweis auf die unter Umständen "trefferlose" Suche mit der Einschränkung "digitale Medien" ist wichtig zu wissen. Für den Nutzer ist dies nämlich erst einmal nicht ersichtlich, und soweit ich es sehe ist in der Hilfe auf artlibraries.net bislang kein Hinweis auf diese Einschränkung hinterlegt.

  • Elke Valentin
    10.06.2013 17:58
    Angemessene Würdigung

    Vielen Dank, dass Sie sich dieses Themas annehmen! Immerhin besteht ein Gutteil der kunsthistorischen Forschung aus Hochschulschriften und sollte daher im Sinne des Open Access auch leicht auffindbar und sichtbar sein. Befürworte daher Rezensieren von Online-Dissertationen und würde besonders eine Aufnahme bspsweise in die Heidelberger Neuerwerbungsliste begrüßen. Denn: es hapert an der Auffindbarkeit. Dabei müsste doch eine bequeme Recherche an einer Stelle rein technisch doch keine Utopie bleiben? Will man sich auf dem Laufenden halten, dem kann ich aus eigener aktueller Erfahrung nur den regelmäßigen (gefilterten) Besuch von arttheses (ist verknüpft mit artlibraries.net) empfehlen. An einem Beispiel konkretisiert: Die 2012 an der UB der LMU München eingestellte Diss. von Marika Menath-Brosch "Johann Joseph Huber (1737-1815). Das Werk des Augsburger Freskanten und letzten Akademiedirektors" ist ausschließlich im OPAC der Kunstbibliothek Berlin verzeichnet (bei Suche "nur digitale Medien"), also nicht in kubikat und nicht in HEIDI. Erweitert man die Suche auf alle Kataloge, wird erstaunlicherweise eine weitere digitale Version im German. Nationalmuseum Nürnberg verzeichnet. Auch in der Landesbibliographie Ba-Wü hätte man die Diss. erwarten können (sie liegt auch ausgedruckt vor), da Huber Kloster Ochsenhausen ausstattete. Hier gesellt sich zur mangelnden Auffindbarkeit die offenbar nicht vorhandene Sichtbarkeit. In der DNB war die Diss. übrigens mit dem Erscheinungsjahr 2009 angegeben, obwohl sie lt. Server der UB erst 2012 eingestellt wurde (auf Nachfrage dann am 3.6. geändert worden). Mehrere Münchner kunsthistorische Dissertationen sind wohl mit dem Jahr der mündlichen Prüfung als Erscheinungsjahr an die DNB per automatischem Datenaustausch gemeldet worden und werden diese weiterhin behalten, wenn sich die Autoren nicht selbst kümmern bzw. Bibliothekare nicht initiativ werden.
    Insgesamt erstaunt mich, wie lückenhaft digitale Dissertationen in kubikat verzeichnet sind. Als ob niemand von den Münchner Doktoranden je zur Arbeit im ZI gewesen wäre? Aber wenn selbst Forschungsleistungen eigener Stipendiaten, bspsweise die Diss. von Stephanie Gropp "Das Kolosseum in der Druckgraphik des 15. bis 19. Jahrhunderts", Bonn 2012, nicht einmal ein Minimum an Würdigung findet: im "hauseigenen" Verbundkatalog kubikat ist sie nicht aufgenommen.

  • Sebastian Fitzner
    10.06.2013 08:40
    Wegweisend

    Vielen Dank für den Link mit der Suchanfrage. Dann ist das Auffinden ein leichtes und doch die Frage, warum wir online Publikationen rezensieren sollten entscheidend.

  • Maria Effinger
    08.06.2013 15:33
    Nachtrag zur URL

    Bitte die oben angegebene URL (ist durch den Umbruch nicht komplett "scharf") nicht anklicken, sondern komplett kopieren und in das URL-Feld eingeben, sonst fehlt die Sucheinschränkung auf die Kunstgeschichte. Danke.

  • Maria Effinger
    08.06.2013 15:30
    Nachweis kunsthistorischer Dissertation etc. im Open Access

    Wir hier in der UB Heidelberg erfassen schon seit Jahren solche Hochschulschriften "ganz normal" zusammen mit den sonstigen Neuerscheinungen im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund / HEIDI. Damit sind sie auch über die arthistoricum.net-Suche oder artlibraries.net nachgewiesen.
    Aktuell sind es 813 Titel
    http://katalog.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/search.cgi?&query=fac_teil%3Ahs&f[fac_sgkg]=1&f[fac_onl]=1
    Diese Suchanfrage könnte man also per RSS abonnieren. Ich kann aber auch gerne die Titel in der nächsten Zeit an die "Sehepunke" melden, wenn gewünscht. Zudem überlege ich mal, wie wir solche Titel auch in unserer monatlichen Neuerwerbungsliste getrennt ausweisen können.

  • Sebastian Fitzner
    08.06.2013 13:07
    Wohl wahr

    Eine sehr gute Idee! Sicher könnte eine solche Sonderausgabe dazu beitragen nicht nur auf die Problematik aufmerksam zu machen, sondern auch einmal die Vermutungen zu prüfen. Probieren wir es doch einmal aus. Mit einer Rezension können Sie bereits rechnen.

    Auch hybrides Publizieren bleibt natürlich eine Möglichkeit. Sollte sich das Rezensieren von online Publikationen aber dennoch etablieren, dann sehe ich längerfristig eine Herausforderung darin, dass die Universitätsbibliotheken die Inhalte ihrer Repositorien in irgendeiner Form als Neuerscheinungen den Rezensionsmagazinen kommunizieren müssten. Dies müsste doch technisch machbar sein.

  • Hubertus Kohle
    08.06.2013 08:46
    Stimmt

    Der Kommentar berührt einen wunden Punkt, obwohl wir ganz selten schon einmal solche Rezensionen hatten. Eigentlich sollte man mal eine ganze Ausgabe nur zu online-Dissertationen machen, auch um den immer wieder geäußerten Verdacht zu überprüfen (an dem z.Z. noch sicherlich etwas dran ist), dass man die guten ins Töpchen (sprich Buch) und die schlechten ins Kröpchen (sprich Internet) packt. Eine fatale Tendenz! Aber es stimmt: Wir können die Mühe der Rezension nur mit dem gelieferten Buch "bezahlen". Und wenn das online open access geleifert wird, fällt diese Entlohnung natürlich auch noch weg, so dass schwer Rezensenten zu finden sind. Meine Empfehlung an Autoren und Autorinnen wie immer: hybird, also online und identisch als gedrucktes Buch veröffentlichen. Dann fiele auch das Rezensions-Problem weg

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