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ArtWiki - ein neues Rechercheportal im Netz

Vergangenen Freitag ist die Internetplattform

ArtWiki online gegangen.

 

Anlässlich der 7. Berlin Biennale sind Künstlerinnen und Künstler aufgerufen, Abbildungen ihrer Werke, biografische Angaben und Statements zur künstlerischen Intention sowie zum politischen Selbstverständnis der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Online-Portal basiert auf sechs Kategorien (von »political inclination« bis »Born in year«), innerhalb derer ein Ranking von Schlagworten aufgelistet ist. Darüber wird eine Vernetzung der Künstler erstellt. Knapp 1700 Künstler nehmen bereits an dem Projekt teil. Laut der im Manifest formulierten Zielsetzung sehen die Initiatoren in ArtWiki die Möglichkeit, »die künstlerischen Curricula auf diese Weise zu einer netzbasierten Datenbank für die zeitgenössische Kunstproduktion [zusammenzufassen] und […] zugleich ein allen im weitesten Sinne Kunstinteressierten zugängliches Rechercheinstrument« zu bieten. Dass »darüber hinaus ArtWiki revolutionär auf die kuratorische Praxis [wirkt]«, erscheint allerdings doch recht fraglich.

 

Mitinitiator ist der Kurator der 7. Berlin Biennale Artur Żmijewski. Auf ihn geht auch der Versuch zurück, den Künstlern mit ArtWiki eine Plattform zu bieten, über die sie sich politisch positionieren können. Liest man Żmijewskis programmatisches Vorwort zur Biennale-Publikation Forget Fear, wird sein Ansinnen, politischen Aussagen größere Bedeutung beizumessen, verständlicher: »Wenn die Kunst entpolitisiert wird, bedeutet das, dass sie nicht die Interessen von Menschen vertritt, sondern die individuellen Karrieren der KünstlerInnen antreibt. Kunst zu politisieren bedeutet, gemeinsam mit anderen die Einsätze festzulegen und diese für eine Öffentlichkeit deutlich zu repräsentieren. Ich möchte, dass der Kunstbereich stark und sich seiner Macht bewusst ist. Ich möchte, dass er willens und fähig ist, diese Macht politisch einzusetzen, nicht um eine Inszenierung zu schaffen, sondern um die Realität fundamental zu lenken.«

 

Grundsätzlich gilt bei ArtWiki: Allein die Künstler entscheiden, was über sie zu lesen ist. Zwar verweist schon die Bezeichnung ArtWiki auf die große Online-Enzyklopädie Wikipedia als Vorbild – im Gegensatz dazu ist es aber gerade nicht jedem erlaubt, eine Bearbeitung der Künstlerprofile vorzunehmen. So sind es beispielsweise auch einzig die Künstler, die die Schlagworte vorgeben. Das mag auch das ein oder andere seltsam anmutende Schlagwort, wie beispielsweise »Call it leftist with an edge!!!?« in der Kategorie »political inclination«, erklären. Pit Schultz, Gestalter von ArtWiki, erläutert das Prinzip in einem Interview für den Deutschlandfunk: »Das Prinzip nennt sich ›folksonomy‹. Also eine Bibliothek, die von den Nutzern selber gestaltet wird. Das ist im Vergleich zu Systemen, wo der Bibliothekar die Begriffe alle definiert, ein bisschen chaotischer, aber eben auch demokratischer.« Sieben Tage nach dem Start des neuen Online-Lexikons für zeitgenössische Kunst ist seine Praxistauglichkeit noch nicht einzuschätzen. Es bleibt zu wünschen, dass sich ArtWiki zu einem gewinnbringenden Rechercheinstrument entwickelt.

Grundsätzlich gilt bei ArtWiki: Allein die Künstler entscheiden, was über sie zu lesen ist. Zwar verweist schon die Bezeichnung ArtWiki auf die große Online-Enzyklopädie Wikipedia als Vorbild – im Gegensatz dazu ist es aber gerade nicht jedem erlaubt, eine Bearbeitung der Künstlerprofile vorzunehmen. So sind es beispielsweise auch einzig die Künstler, die die Schlagworte vorgeben. Das mag auch das ein oder andere seltsam anmutende Schlagwort, wie beispielsweise »Call it leftist with an edge!!!?« in der Kategorie »political inclination«, erklären. Pit Schultz, Gestalter von ArtWiki, erläutert das Prinzip in einem Interview für den Deutschlandfunk: »Das Prinzip nennt sich ›folksonomy‹. Also eine Bibliothek, die von den Nutzern selber gestaltet wird. Das ist im Vergleich zu Systemen, wo der Bibliothekar die Begriffe alle definiert, ein bisschen chaotischer, aber eben auch demokratischer.« Sieben Tage nach dem Start des neuen Online-Lexikons für zeitgenössische Kunst ist seine Praxistauglichkeit noch nicht einzuschätzen. Es bleibt zu wünschen, dass sich ArtWiki zu einem gewinnbringenden Rechercheinstrument entwickelt.

2 Comment(s)

  • Sebastian Jung
    07.05.2012 08:30

    Also die Übersichtlichkeit der Seite lässt doch sehr zu wünschen übrig. Wieso kann man sich bezüglich des Layouts und der Benutzeroberfläche nicht einfach an Wikipedia orientieren? Dieses Format ist mittlerweile etabliert und hat sich als benutzerfreundlich erwiesen.
    Eine alphabetische Ordnung nach Vornamen scheint mir auf lange Frist auch nicht wirklich sinnvoll, wenn das Portal eine ständige Erweiterung anstrebt. Sollte die Ordnung und Gestaltung der Plattform so beibehalten bleiben, wird es meiner Meinung nach bei einem Experiment bleiben, sich aber nicht etablieren können, da die eigentliche Funktion (nämlich das Suchen) hier viel zu kompliziert ist.

  • hubertus kohle
    05.05.2012 11:09

    Wenn die Künstler ausschließlich für die Darstellungen und Schlagwörter zuständig sind, ist es eben gerade keine folksonomy!

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