Beitrag

Bilderflut in Ordnung und Übersicht

Gerhard Richter, am 9. Februar 1932 in Dresden geboren, wird aus Anlass seines 80. Geburtstags in diesem Jahr gleich mit mehreren großen Ausstellungen geehrt.

Als Auftakt wurde vergangenen Freitag in Dresden die Präsentation des ATLAS in der Kunsthalle im Lipsiusbau eröffnet. Nicht die Gemälde stehen hier im Zentrum der Betrachtung, sondern eine universell anmutende  Sammlung an Bildern, Motiven, Ideen, Gedanken und Skizzen, die Richter ab 1969 aus dem “Wunsch nach Ordnung und Übersicht” heraus kritisch zu sichten und auf Kartons zu gruppieren begann. Seit den 1970er Jahren stellte er ihn wiederholt aus. Bis heute hat der Künstler  den ATLAS als “work in progress” immer wieder überarbeitet und ergänzt, so dass diser inzwischen einen Umfang von mehr als 8.000 Einzelmotiven besitzt.

 

Die Ausstellung des Gerhard Richter Archivs Dresden sowie  der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München vermittelt Einblicke in verschiedene Phasen künstlerischer Auseinandersetzung und motivischer Vorlieben, aber auch in Richters persönliche Lebenswelt. Intime Familienmomente, Landschafts- und Blumendarstellungen, pornografische Motive, zeithistorische Schreckensbilder, Zeitungsausschnitte und Skizzen zu Ausstellungsgestaltungen sind gleichwertig nebeneinander angeordnet und machen die beeindruckende, lebendige Kontinuität des Sammelns und Selektierens konkret erfahrbar, die hinter den gleichformatigen Bildtafeln des ATLAS steht.

Längst nicht alles im ATLAS vereinte wurde für Richter zur Grundlage eines seiner Werke. Vielmehr scheinen mit seiner Hilfe auch Möglichkeiten und Unmöglichkeiten einer weiteren Bearbeitung erprobt zu werden oder, wie die Schriftstellerin Julia Franck in ihrer Eröffnungsrede formulierte: “Im Atlas sehe ich Gerhard Richter denken…”.

 

Gerhard Richter. Atlas

Eine Ausstellung des Gerhard Richter Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Zusammenarbeit mit dem Lenbachhaus und Kunstbau, München

 

4. Februar - 22. April 2012, Kunsthalle im Lipsiusbau, Dresden

0 Comment(s)

Kommentar

Kontakt

Kommentar

Absenden