blog.arthistoricum.net

BMBF-Projekt UN/SEEN schafft Sichtbarkeit für Grafik-Designerinnen vor dem Bauhaus


Die Zeit vor dem Bauhaus und die Bedeutung von »Kunstgewerbe« wurde in der Designgeschichte lange vernachlässigt. Die Marginalisierung betrifft vor allem Frauen, die in den Bereichen Gebrauchsgrafik und Buchgestaltung tätig waren. Dass es um 1900 im heutigen Deutschland einige schon zu Lebzeiten erfolgreiche Gestalterinnen gab, zeigt die mehr als 280 Biografien umfassende Website des BMBF-Forschungsprojekts „UN/SEEN. Innovative Frauen im Grafik-Design 1865-1919 & heute“. Die Website ist seit kurzem auch auf englisch verfügbar, um die Designerinnen-Datenbank einem internationalen Publikum zugänglich zu machen.
Ziel des Projekts ist es, die bisher unsichtbar gebliebenen gestalterischen Leistungen von Frauen im Grafik-Design sichtbar zu machen. Dabei setzt UN/SEEN neben der Website auf Wikipedia-Workshops, bei denen Mitarbeitende aus Museen und Archiven, aber auch Studierende lernten, auf den Grundlagen der UN/SEEN-Recherchen neue Artikel mit Bildmaterial anzulegen. Intendiert war damit auch, mehr historische Designerinnen auf Wikipedia sichtbar zu machen, denn aktuell widmen sich in der deutschsprachigen Wikipedia nur knapp 18 % der biografischen Einträge Frauen.

Die Anfänge der Professionalisierung von Grafik-Designerinnen sowie die Emanzipationsstrategien von Arbeiterinnen im Bereich Druck und Schrift wird zudem eine umfassende Publikation (geplant für Herbst 2025) detailliert aufarbeiten. Für ein wissenschaftlich fundiertes, wie auch visuell ansprechendes und bildgewaltiges Buch besteht das Team aus Designhistorikerinnen und Grafik-Designerinnen.

Um die Situation heute zu beleuchten und die eurozentrische Perspektive zu verlassen, folgt im April 2025 außerdem das hybride „SEEN Around the World-Symposium“. Mithilfe von Interviews mit internationalen Designerinnen und Panel-Diskussionen wird herausragendes und innovatives Design vorgestellt. Dabei stehen Fragen im Raum wie: Welche Freiräume konnten Frauen im Grafik-Design und in der Typografie erobern und welche (Gender-)Diskurse prägen den Gestaltungsbereich heute?

 

Das Projekt ist an das Institut Designlabor Gutenberg der Hochschule Mainz angebunden.
Vielfältige Infos aus dem laufenden Forschungsprozess werden wöchentlich auf Instagram veröffentlicht: @unseen.women.design

0 Kommentar(e)