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Ein Einstieg: Kopf-Gesicht-Antlitz-Icon-Abbild-Konterfei-Bildnis-Porträt-Selfie

Die visuelle Selbstdarstellung im Porträt gehört zu den grundlegendsten künstlerischen Ausdrucksformen der Menschheit – unabhängig von Geschlecht, Sozialisation oder Kultur und unabhängig von den sich wandelnden Paradigmen wie Realismus, Naturtreue und Ähnlichkeit. Ihre Präsenz hat im Zeitalter von Social Media einen Höhepunkt erreicht, der zugleich zur Reflexion über die anhaltende Wirkmacht nachdenken lässt und zur Auseinandersetzung anregt.

 

In den vergangenen Monaten sind wir wie kaum zuvor in den sozialen Netzwerken, beim Homeschooling und im Home-Office, in virtuellen Meetings und Konferenzen mit unserem eigenen Gesicht und den Gesichtern unserer Mitmenschen in einer künstlich inszenierten Form konfrontiert worden. Als Icon gerahmt, treffen wir im virtuellen Raum aufeinander, um miteinander zu kommunizieren. Kaum jemand, der sich dabei wohl keine Gedanken gemacht hat, wie er/sie sich am vorteilhaftesten positioniert, ausleuchtet und inszeniert, welche Hintergründe zu wählen sind, die genau das richtige Maß an Information und positiver (Selbst)Darstellung bieten, ohne dabei Peinliches oder Unerwünschtes preiszugeben.

Damit unterscheiden wir uns kaum von unseren Vorfahren, die insbesondere in Zeiten der Illiteralität auf die visuelle Wirkmacht der Porträtkunst setzten. Als Prestige- und Propagandamedium unterliegen Porträts bis heute einer gezielten Inszenierung und Instrumentalisierung und beinhalten eine spezifische Zeichensprache, die eingeweihten Zeitgenossen vertraut, für nachfolgende Generationen jedoch oftmals verschlüsselt bleibt. Stets wurden sie über die zur Verfügung stehenden medialen Kanäle verbreitet und popularisiert. Als individuelle künstlerische Annäherungen können sie zu psychologisierenden Spiegelbildern werden, die ebenso einfühlsame wie schonungslose Einblicke in menschliche Charaktere liefern.

Als Kunsthistorikerin, die sich seit Jahrzehnten der Faszination des Mediums Porträt verschrieben hat, möchte ich dieses Blog nutzen, um in lockerer Folge Informationen zur Porträtforschung quer durch alle Medien und Jahrhunderte zu teilen – über Ausstellungen, physische und virtuelle Sammlungen, Publikationen, Online-Ressourcen, Konferenzen und Netzwerke. Über Anregungen, Kommentare und Hinweise würde ich mich sehr freuen!

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