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Schlaglicht: Die einzige erhaltene Radierplatte Albrecht Dürers

In der Staatsbibliothek Bamberg hat sich die einzige Radierplatte Albrecht Dürers (1471–1528) erhalten. Der Künstler setzte das Motiv Christus am Ölberg im Jahr 1515 als Radierung um und verwendete damit eine Technik, die ursprünglich Plattner und Waffenätzer zur kunsthandwerklichen Verzierung von militärischen Prunkstücken benutzten. Zwar ermöglichte dieses Verfahren, die Zeichnung zügig und mit wenig Kraftaufwand in das Eisenblech zu überführen, das rostanfällige Material führte allerdings zu fleckigen Abzügen – wohl ein Grund dafür, dass insgesamt nur sechs Eisenradierungen im Gesamtwerk des Künstlers nachzuweisen sind.

Die Radierplatte gelangte mit dem übrigen Nachlass und gemeinsam mit zahlreichen anderen Druckformen des 16. bis 19. Jahrhunderts (vgl. Heller'sches Kupferstich-Verzeichniß, Bl. 63r) nach dem Tod des Kunstgelehrten und -sammlers Joseph Heller (1798–1849) in den Bestand der damals noch Königlichen Bibliothek. Über die Provenienz gab der Sammler bereits in seiner 1827 erschienenen Publikation "Das Leben und die Werke Albrecht Dürer’s" Auskunft (vgl. Heller 1827, S. 390). Heller zufolge rettete der österreichische Maler Joseph Schöpf (1745–1822) die Platte vor der Weiterverarbeitung durch einen Schmied und überließ sie später dem in Innsbruck ansässigen Maler und Kupferätzer Johann Georg Schedler (1777–1866).

In dieser Zeit unternahm Heller gemeinsam mit Joachim Heinrich Jäck (1777–1847), dem damaligen Leiter der Bibliothek, eine Forschungsreise durch deutsche, österreichische und italienische Städte, die sie im September 1821 nach Innsbruck führte. Noch während der Reise konnte Heller die Platte erwerben, so dass am 10. Oktober 1821 – auf Station in Augsburg – Carl Eichler bescheinigte:

„Von Tit. Herrn Joseph Heller für Rechnung dHerrn J. G. Schedler in Innsbruck achtzig Gulden in vier und zwanzig Gulden Fuß empfangen zu haben“.

(vgl. Quittung von Eichler an Heller, dat. 10.10.1821)

Bis heute verleiht ein Überzug der Platte eine goldgelbe Färbung. Heller berichtete davon, dass Kaiser Rudolph II. (1552–1612) Dürers circa 1501 gefertigte Kupferstichplatte "Der heilige Eustachius" erstehen konnte und sie als Zeichen seiner Verehrung vergolden ließ, wohl damit sie als Arbeit des Meisters „dem Golde gleich geachtet werden möchte“. (vgl. Heller 1827, S. 443 ) Es handelt sich folglich hierbei um eine unter Verehrern gängige Art der Überhöhung.

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Dr. Franziska Ehrl
Staatsbibliothek Bamberg
Neue Residenz
Domplatz 8
96049 Bamberg

 

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