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Open Access rückt näher

Mit dem „Plan S“, in dem 11 europäische Wissenschaftsförderungsorganisationen ankündigen, in Zukunft nur noch Projekte zu fördern, die dann ohne wenn und aber in Open Access publiziert werden, tritt die Publikationsreform in ihre entscheidende Phase ein. Die DFG ist (vorerst) nicht dabei, deren Präsident Peter Strohschneider hat auch begründet, warum. (Süddeutsche Zeitung vom 13.9., Dank an Nils Büttner für den Hinweis) Fächer aus den Geisteswissenschaften – er erwähnt ausdrücklich die Kunstwissenschaften – verfügten gar nicht über die entsprechenden Organe. Anstatt sich jetzt bequem zurückzulehnen und zu vermuten, dass damit das Problem erledigt ist, sollte man eher annehmen, dass dann eben entsprechende Finanzierungen in der Kunstgeschichte wegfallen. Es scheint mir daher höchste Zeit, ein Organ zu schaffen, dass den Bedingungen der modernen Forschungsförderung gehorcht, denn über kurz oder lang wird sich auch die DFG nicht verschließen.

Es ist nicht so, dass es keine Open Access Zeitschriften in der Kunstgeschichte gäbe. Ich erinnere an die kunsttexte und an Kunstgeschichte. Open peer reviewed journal. Aber keines dieser Journale hat sich bislang die Reputation erarbeitet, die nötig ist, um auch die klassischen Vertreter des Faches anzuziehen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, solche Prozesse beanspruchen Jahrzehnte, zuweilen Jahrhunderte. Nun könnte man meinen: so what, wenn das Geld nur dort fließt, wo die Publikationen frei im Internet zugänglich sind, dann wird den entsprechenden Zeitschriften die Herde der Veröffentlichungswilligen schon zugetrieben. Aber nur Zwang verursacht Verhärtungen, die letztlich kontraproduktiv sind. Wenn sich dem Zwang dagegen eine reputierliche Möglichkeit beigesellt, dann sollte es viel glatter gehen. Dringend zu überlegen wäre daher, ob man das Pferd nicht auch von der anderen Seite aufzäumen kann und eine renommierte, schon seit langem existierende Zeitschrift in Open Access konvertiert. Dabei fällt mir natürlich gleich die Zeitschrift für Kunstgeschichte ein, die seit ein paar Jahren über ein jüngeres und vor allem aufgeschlossenes Herausgeberteam verfügt. Entscheidend wäre bei diesem Prozess, dass die Qualitätsmaßstäbe unter den neuen Bedingungen ohne jede Einschränkung erhalten bleiben und sich nicht die übliche Haltung einschleicht: ach ja, online, das ist ja minderwertig. Das heißt vor allem: Auch die Finanzierung einer redaktionellen Begleitung bleibt unverzichtbar. Ich bin mir aber sicher, dass die Geldgeber, die ja häufig aus einem privatwirtschaftlichen Bereich kommen, in dieser Hinsicht zugänglich sind und ihr Portemonnaie genau dann öffnen, wenn man ihnen im Geist der Fortschrittlichkeit entgegentritt. Um zu zeigen, dass hier eine Aufgabe ansteht, die das ganze Fach angeht, wäre es sicherlich nützlich, wenn der Verband die Sache forcieren könnte!

 

@VDKunsthistorik

#kunstgeschichte

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#openaccess

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