blog.arthistoricum.net

Nach dem cranach.talk ist vor dem cranach.talk! Symposium will künftig mehr Präsenz zeigen

Aktueller kann eine Tagung nicht sein, schreibt Christian Müller-Straten bereits im März 2016  in seinem blog unter http://blog.museum-aktuell.de/archives/365-Eine-ungewoehnliche-Beschlagnahme.html und meint damit den Restauratorentag von IIC Austria und Universalmuseum Joanneum in Graz. Doch nicht nur in Österreich unterzieht man der schönen Verführerin eine Leibesvisitation, auch in Deutschland haben sich Experten zusammengefunden, der Liebesgöttin hinter ihr Geheimnis zu kommen.

Der 2. Heidelberger cranach.talk am 9. und 10. Juni 2016 stand unter dem Motto "Fälschung" und auch die unglaubliche Geschichte einer für die Cranach-Forschung jungfräulichen (zu jungfräulichen?) Venus stand auf der Tagesordnung. Hochkarätig besetzt war die Diskussionsrunde, die im Handschriftensaal der Universitätsbibliothek in Heidelberg Fragen zu Fälschungen im Werk Lucas Cranachs behandelte. Neben Lehrstuhlinhabern für Kunstgeschichte verschiedener Universitäten waren auch Vertreter des Kunsthandels, Restauratoren, Sachverständige sowie Rechtsexperten beteiligt. Als kleine Sensation galt die Teilnahme des Direktors der Fürstlichen Liechtensteinischen Sammlungen, Wien. Diese stehen aktuell durch die Beschlagnahmung einer ganz im Stil Cranachs des Älteren gemalten Venus während einer Ausstellung in Frankreich im Fokus der internationalen Presse. Die Zuschreibung des Werkes wurde von den anwesenden Experten kontrovers diskutiert und es steht nach wie vor die Meinung im Raum, dass es sich um eine neuzeitliche Fälschung handeln könnte. Während Prof. Dr. Nils Büttner (Suttgart) und Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke (Trier) den Ausführungen von Prof. Dr. Claus Grimm (München) folgend das Werk für ein authentisches Werk Lucas Cranach halten, besteht für Dr. Michael Hofbauer (Heidelberg) kein Zweifel, dass die auf Eichenholz gemalte Venus sowohl aus maltechnischer als auch stilkritischer Sicht nur die Arbeit eines Fälschers sein kann. Die Diskussionen wurden eingeleitet durch Vorträge unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen, um die Aspekte des Umgangs mit Fälschungen durch Handel, Justiz und Wissenschaft aufzuzeigen. Einigkeit darüber bestand in der Notwendigkeit, eine verbindliche Terminologie im Zusammenhang mit Zuschreibungen festzulegen. Hierfür wurde vereinbart, innerhalb einer Arbeitsgruppe Vorschläge für eine Vereinheitlichung zuschreibungsrelevanter Fachbegriffe zu erarbeiten, die anschließend fächerübergreifend geprüft werden sollen. Zu einem der Highlights zählte der Besuch der laufenden Ausstellung "FAKE" unter Führung von Prof. Dr. Henry Keazor (Heidelberg), der zusammen mit Dr. Maria Effinger (Heidelberg) die Ausstellung kuratiert.

2 Kommentar(e)

  • Michael Hofbauer
    18.06.2016 23:42
    Korrigendum

    Um Missverständnissen vorzubeugen hier die Präzisierung der Formulierung, die Venus sei auf eine Eichentafel gemalt: Die Malschicht der Venus befindet sich zwar auf einer Eichentafel, sie ist jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht ursprünglich mit dieser verbunden, sondern erst nach Fertigstellung und Erzeugung der "Altersrisse" aufgeklebt worden.

  • Michael Hofbauer
    18.06.2016 23:33
    Langsam kommt Licht in das Dunkel hinter der Venus...


    "The Art Newspaper" trifft den Verkäufer der Liechtenstein-Venus: http://theartnewspaper.com/news/meet-the-man-at-the-centre-of-the-cranach-mystery/

Kommentar

Kontakt

Kommentar

Absenden