blog.arthistoricum.net

Ein Roman, den das Leben schrieb...

Wie berichtet, befindet sich die im März beschlagnahmte Venus des Fürsten von Liechtenstein im Labor des Louvre zur Untersuchung, ob sie denn echt oder falsch sei. Neben den (nicht nur Pariser) Spatzen, die es von den Dächern kunsthistorischer Elfenbeintürme pfeifen, dass an der Herkunft einer mittlerweile ganz ansehnlichen Zahl von fraglichen Werken etwas faul sein muss, gibt es nun auch noch einen Roman, der den ganzen Fälschungsskandal detailgetreu beschreibt. Dieser stammt von Jules François Ferrillon und heißt kurz und knackig „Faussaire“. Er ist nicht etwa in Windeseile nach Bekanntwerden der Beschlagnahmung durch die französischen Behörden entstanden, sondern bereits im vergangenen Jahr. Der Mann, der als Verkäufer der in Frage stehenden Bilder genannt wird, ein gewisser Giulano Ruffini (der möglicherweise nicht wirklich gut französisch spricht oder schreibt), soll den Romancier Ferrillon beraten haben. www.arthistorynews.com berichtete am 20.04.2016 darüber und zeigt ein jugendliches Foto des Mittsiebzigers Ruffini zusammen mit der Tochter des vermeintlichen Sammlers André Borie. Ruffini soll in Malta leben und in seiner Jugend als Künstler gearbeitet haben. Er gab offensichtlich zwei Interviews in „Le Journal des Arts“ sowie dem online Magazin „Roadsmag“ wo er schwere Vorwürfe gegen den Händler „Benheimer“ erhob, mit dem sicherlich Konrad Bernheimer gemeint sein dürfte. Es hat den Anschein, als fühle sich Ruffini bei gewissen Deals „über den Tisch gezogen“. Es würde mich freuen, wenn Ruffini wie 1974 Christian Goller im Fall der Grünewaldfälschung sich als „künstlerischer“ Urheber zu erkennen geben würde. Das würde uns einige Arbeit ersparen und gleichzeitig ihm den Ruhm einbringen, der Fälschern naturgemäß vorenthalten bleibt. Eine Frage lässt mich derweil nicht los, die ich gerne Herrn Bernheimer gestellt hätte: Warum hat er den Unterschied zwischen der wunderbaren Cranach-Venus, die ein Jahr vor der Lichtenstein-Venus in seinem Besitz war und diesem Bild nicht bemerkt? Da bekannt wurde, dass zur Aufklärung der Frage nach der Echtheit nun das Kunsthistorische Museum in Wien hinzugezogen wird, soll hier für alle Kollegen ein Echt-Falsch-Bildvergleich gezeigt werden, der zeigt, dass es technologischer Untersuchungen zur Klärung der Frage nicht bedarf.

Siehe auch: Cranachs Venus verführt Cranach-"Experten", in: blog.arthistoricum.net, 2016 (06.03.2016)

CRANACH RESEARCH INSTITUTE
Kohlhof 5
69117 Heidelberg

0 Kommentar(e)

Kommentar

Kontakt

Kommentar

Absenden