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Museum und Internet

Digital Humanists in der Kunstgeschichte beschweren sich ja gerne darüber, dass ihre digitalen Ideen im Fach wenig rezipiert werden. Das gilt etwa für das Museumswesen, welches in Deutschland auf breiter Front im internationalen Vergleich beklagenswert weit zurückliegt. Vielleicht müsste man, um hier Abhilfe zu schaffen, erstens die häufig vernehmbare Überheblichkeit weglassen und zweitens auch einmal in einem Medium kommunizieren, das von der Vertretern des status quo wahrgenommen wird. Mein Projekt wäre daher, ein Buch über "Museum und Internet" zu schreiben, in dem best practice-Beispiele vorgestellt werden. Und zwar nicht in systematischer, sondern sozusagen in einer erzählerischen bottom up Perspektive. Idealerweise würde das Ganze dann in einem Publikumsverlag veröffentlicht, open access hin oder her (auch wenn mir das schwerfällt). Mir schweben etwa 6-8 Institutionen vor, die sich naturgemäß in erster Linie in der angelsächsischen Welt befinden. Meine augenblickliche Favoritenliste:

Metropolitan Museum/ New York - Cleveland Museum of Art - Tate Gallery - Rijksmuseum Amsterdam - Städel -Haller Zeiträume(als Beispiel für ein rein virtuelles Museum)

Was mich interessieren würde: Was halten Sie von der Liste? Fehlt etwas Essenzielles, das selbst in einer derartig kurzen Zusammenstellung dabei sein muss? Was ist verzichtbar?

7 Kommentar(e)

  • Georg Hohmann
    29.09.2015 21:23
    Was ist best/good practice?

    Ich kann eigentlich nur Christians Sichtweise unterstützen, denn die "gute" Strategie ist entscheidend. Nur wird sich der Nutzen dieser Strategie erst ein einigen Jahren erweisen. Viele Häuser (in Deutschland) sind erst einmal damit beschäftigt, die Grundlagen zu schaffen. Und danach ist es schon die Frage, was dann "innovativ" und "prospektiv" gedacht ist. Das Städel z.B. ist sicher im Moment in D die Spitze des Digitalen, aber es stellt sich doch die Frage der Zielgruppe. Das sog. "Digitorial" des Städel hat zu Recht einen Grimme Award gewonnen, aber ist das wirklich etwas, dass "Digital Humanist" brauchen/wollen?

    • Christian Gries
      30.09.2015 08:14
      good practice

      Ich bin mir sicher, dass das Städel seine Zielgruppe sehr genau definieren kann und auch entsprechende Instrumente schafft, die dann zielgenau eingesetzt werden. Das #Digitorial hat meines Erachtens weniger den echten "Digital Humanist" im Fokus, als vielmehr den klassischen Museumsbesucher, der sich etwas ausführlicher auf ein Thema vorbereiten und für den Besuch inspirieren lassen möchte. Und es zeigt vor allem eines: dass neben den klassischen Formaten auch Zwischenebenen der Kommunikation und Kulturvermittlung möglich sind. Spannend, wenn sich Museen auf die Frage nach den Zielgruppen mal etwas genauer einlassen (bei der Tate siehe dazu: http://www.tate.org.uk/context-comment/blogs/digital-blog-getting-art-our-users)

  • Tine Nowak
    29.09.2015 18:36
    Digitale Dependancen

    Ich würde als Alternative für ein virtuelles Museum auf die Ausstellungen bei der Deutschen Digitalen Bibliothek oder Europeaa verweisen. Durch das Verweben von Erzählung, Exponat und Archivalien geht das über den imaginären Nachbau eines Museums hinaus (auch wenn es noch viel Luft nach Oben gibt).
    http://exhibitions.europeana.eu/
    https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/ausstellungen

    • Hubertus Kohle
      29.09.2015 18:57
      Stimmt

      Vielen Dank. Daran hatte ich auch schon gedacht. Im Fall Halle hat mir immer die intensive Einbindung einer lokalen Öffentlichkeit gefallen, aber die Europeana ist natürlich bestimmt ein deutlichn weiter ausgreifendes Projekt

  • Christian Gries
    29.09.2015 11:25
    Digitale Strategie

    Wichtig wäre wohl ein Blick auf die Häuser, die auch eine kommunizierte, wahrnehmbare und reflektierte digitale Strategie haben. Da fiele mir neben den o.g. noch ein: das Warhol Museum (Pittsburgh, USA) (dazu u.a.: http://blog.warhol.org/museum/more-than-a-museum/), das Walker Art Center (Minneaplois, USA) (dazu u.a.: http://www.walkerart.org/new-media-initiatives/about-the-program-2), das Museum Victoria (Melbourne, Australia) (dazu: http://museumvictoria.com.au/pages/3607/onlinestrategy.pdf) oder auch im kleineren Maßstab bzw. europ. Kontext die Pinacoteca Agnell in Turin (dazu http://www.bh2013.polimi.it/papers/bh2013_paper_349.pdf)

    • Tine Nowak
      30.09.2015 08:57
      Museen

      Ich würde auf jeden Fall das MOMA und das Rijksmuseum wählen. Das MOMA, weil sie nicht nur digital agieren, sondern auch viel ausprobieren, von Digitalen Kuratieren bis hin zu MOOCs. Das Rijksmuseum, da hier die Digitalisate zur Nutzung frei stehen und das finde ich sowohl für kommerzielle Projekte als auch für die Wissenschadft inspirierend.

    • Hubertus Kohle
      29.09.2015 18:58
      Danke

      Super, Christian, ich hatte ja schon mal gesagt, dass Du eigentlich dieses Buch schreiben müsstest!

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