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Digital humanities reloaded
Drei anstehende Tagungen nach oben
Dass die Digital Humanities zur Zeit einen Lauf haben, merkt man z.B. daran, dass an allen möglichen (und unmöglichen) Stellen sogenannte "Center" gegründet werden, die den Eindruck erwecken sollen, dass die Musik genau an diesem Ort spielt. Oder an den vielen Tagungen zum Thema. Drei davon, die in nächster Zeit stattfinden, möchte ich hier ankündigen. Das eine ist die etwas unbescheiden "DHSummit" genannte Veranstaltung in Berlin, bei der insbesodere strukturelle Probleme der Digital Humanities im Vordergrund stehen, bis hin zu den Erfahrungen mit einschlägigen Studiengängen. Unmittelbar danach widmet sich die Düsseldorfer Gerda Henkel Stiftung in Kooperation mit dem Konstanzer Wissenschaftsforum der Zukunft der Wissensspeicher und damit einem konkreteren Thema, das für die Gesamtheit der Wissenschaften eine zweifellos entscheidende Rolle spielt. Und dann findet schon Ende Februar die große Digital Humanities-Konferenz im deutschsprachigen Raum in Graz statt. Diesjähriges Motto: "Von Daten zu Erkenntnissen: Digitale Geisteswissenschaften als Mittler zwischen Information und Interpretation". Übrigens: Einen Überblick über spezifisch kunsthistorische Veranstaltungen in dem Feld bekommen Sie beim Arbeitskreis für digitale Kunstgeschichte hier.
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- digitale kunstgeschichte, Theorie und Methode
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Digital Humanities
Unter dem Sammelbegriff DH werden oft institutionelle, bedarfsgerechte Digitalisierungs- und Erschliessungsprojekte, IT-basierte Studiengänge und Programmentwicklungen, Museen 2.0 und Online-Portale in Bibliotheken und Archiven zusammengeworfen. So nützlich diese Tools für die Praxis der Informationsbeschaffung, den Datenabgleich sowie den schnellen Zugriff und Austausch sein mögen, so überzogen ist die Erwartung einer post-humanen Erkenntnisgenerierung ohne Eingriff der Intelligenz des Einzelforschers oder des Teams. DH ist für sich genommen jedoch keine Reflexionswissenschaft sondern eine bedeutsame Umstellung in der Art und Weise wie, wofür, wie lange und für wen genau Daten bzw. Informationen verfügbar gemacht, gesehen, geteilt oder verglichen werden könnten. Dass allein durch diese Programme jeden Tag ein Apfel vom Baum der Erkenntnis fällt ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ebenso auszuschliessen wie das Obsoletwerden des nicht eingebetteten Einzelforschers. Die Revolutionsrhetorik, die den Auf-oder Umbruch durch DH begleitet ist übrigens, was die Topoi betrifft, mindestens 100 Jahre alt.