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MWW – Mit 13 Millionen Euro zur Verfügung bündeln Marbach, Weimar und Wolfenbüttel ihre Forschung

Vor einem Jahr haben sich die FAZ und der Wissenschaftsrat mit Wolfenbüttel und seiner Zukunft beschäftigt (s. Blogbeitrag vom 6.5.2013). Jetzt ist es offiziell – „Marbach, Weimar, Wolfenbüttel bündeln ihre Forschung“ – wie in der Süddeutschen Zeitung (Nr. 115, Dienstag 20. Mai 2014, S. 11; s. unten) zu lesen ist. Unter den Empfehlungen des Wissenschaftsrates für Wolfenbüttel vom letzten Jahr liest man: die Einrichtung solle enger mit anderen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Einrichtungen zusammenarbeiten. Ferner wurde eine intensivierte Zusammenarbeit mit Weimar und Marbach empfohlen.

Die Herzog August Bibliothek besitzt eine immense Bedeutung für die historische und kunsthistorische Erforschung des Mittelalters und der frühen Neuzeit, vor allem wegen ihrer Sammlung historischer Quellen und in neuerer Zeit wegen der Digitalisierung dieser Quellen. Die neue Förderung durch das BMWF geht auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrates von 2013 zurück, die drei Einrichtungen enger zusammenzuführen, um sie auch international sichtbarer zu machen.

In der Süddeutschen Zeitung ließt man:

„Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach, die Klassik Stiftung Weimar und die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel kooperieren künftig unter der Chiffre „MWW“. Es geht um eine bessere Erschließung und Erforschung der Bestände dieser bedeutenden Archive der deutschen Kultur, aber auch um eine größere internationale Wirkung. Mit einem Festakt und einem Grußwort der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, wurde jetzt am Montag in Berlin der Forschungsverbund vorgestellt. Das Vorhaben trägt einer Empfehlung des Wissenschaftsrates aus dem Jahr 2011 [2013?] Rechnung. International ausgeschriebene Stipendienprogramme gehören ebenso dazu wie die gemeinsam betriebene Ausweitung der „Digital Humanities“. In der ersten Phase, für die 10 Millionen Euro zur Verfügung stehen, sollen drei Vorhaben [sic] gemeinsam durchgeführt werden. Die Themen: „Autorenbibliotheken“, „Bildpolitik“ und „Text und Rahmen“.“
„Für die Koordinierung des Forschungsverbundes wird eine Geschäftsstelle mit Sitz am Wissenschaftskolleg zu Berlin eingerichtet, Geschäftsführerin wird zum 1. Juli die Ideenhistorikerin und Philosophin Sonja Asal, die derzeit am ‚Center for Advanced Studies’ (CSA) der LMU tätig ist. In Berlin residiert bereits seit 2007 die von den Verbundpartnern gemeinsam herausgegebene Zeitschrift für Ideengeschichte.“


Weitere Informationen:

 

Bei der neuesten Entscheidung bleiben die Fragen unbeantwortet, die in der FAZ vor einem Jahr gestellt worden sind:

 

„Bleiben zwei Fragen:  Welchem Bundesministerium wird denn die Herzog August Bibliothek als Zuwendungsempfängerin empfohlen? Und soll es, wie in Marbach und Weimar, der Bundeskulturminister sein, oder wäre nicht doch das Forschungsministerium und eventuell die Leibnitz-Gemeinschaft die besseren, weil finanzstärkeren Adressen? Die andere Frage betrifft den angestrebten Verbund der drei Bücher-, Schriften-, Bilder-, und Museumshäuser. Er ist kein leichtes Unterfangen, denn nicht nur sind die Schnittmengen aus Früh- und Vorneuzeit, Weimar und der Literatur seit dem neunzehnten Jahrhundert überschaubar. Auch die jeweiligen Forschungstemperamente unterscheiden sich zumeist sehr. Die Resonanz der Goetheschillerwelt in der Öffentlichkeit ist eine andere als die der Reformationsepoche oder des lateinischen Europa. Andererseits ist in Wolfenbüttel eine genuin europäische Geisteswelt präsent, wohingegen Marbach und Weimar einen nationaleren Akzent haben.“

„Gemeinsam sind den drei Häusern vor allem Fragen der Digitalisierung von Beständen, des Editionswesens und der Forschungsorganisation. Vergleichbar ist auch das Alter ihrer Leiter: des Sinologen Helwig Schmidt-Glinzer (64), des Juristen Hellmut Seemann (59) in Weimar und des Historikers Ulrich Raulff (63) in Marbach. Die Sachfragen des geplanten Verbundes hängen also mit künftigen Personalfragen zusammen. Wenn sich die Kooperationen nicht auf eine gemeinsame digitale „Umgebung“, abgestimmte Stipendiensysteme und epochenübergreifenden Konferenzen – „Das Mittelalterbild von Melanchthon bis Mörike“ – beschränken soll, braucht es darüber hinaus vor allem eines: Ideen und eine Koordinationsstelle, der man eigene Entscheidungen zu ihre Verwirklichung zutraut. Das gegeben, behielte die vernetzte Provinz des Geistes alle Vorzüge.“

Der Verfasser kennt Wolfenbüttel aus Stipendienzeiten und Forschungsaufenthalten. 1994 hat er an die Konzeption und Realisation der Jahresausstellung teilgenommen; Katalog: Margaret Daly Davis, Archäologie der Antike aus den Beständen der Herzog-August-Bibliothek, 1500-1700 (Ausstellung im Zeughaus der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, vom 16. Juli bis 2. Oktober 1994), Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 1994).

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