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Neue Publikationsformen in der Kunstgeschichte

Ein interessantes Beispiel aus der Romantik-Forschung nach oben

Ich habe vor einer Weile mal die Neuausgabe der Menzel-Briefe - eigentlich eine monumentale Gelehrtenleistung - dafür kritisiert, dass sie weiterhin in traditioneller Buchform herauskommt. Denn gerade in einem solchen Fall muss man, sobald etwas Neues auftaucht, gleich wieder Ergänzungsbände produzieren, was im Normalfall aus Kostengründen nicht passiert, so dass das Unternehmen schon nach kurzer Zeit wieder nicht mehr aktuell ist. Alternative wäre auch hier eine fortschreibbare elektronische Ausgabe, idealerweise im open access. Genau so etwas unternimmt jetzt Detlef Stapf, der seine Überlegungen zu Caspar David Friedrichs Neubrandenburger Filiationen als P-Book (projectbook) veröffentlicht, das ergänzt werden kann, sobald Neues vorliegt. Es soll hier gar nicht um den Inhalt gehen (in dem vor allem der Tetschener Altar traktiert wird), sondern um die interessante und zukunftsweisende Form. Typischerweise muss das Fach auf solche Möglichkeiten mal wieder von außen gebracht werden. Zu hoffen bleibt aber in jedem Fall, dass das Modell an der einen oder anderen Stelle auch im Fach aufgenommen und produktiv weiterentwickelt wird.

3 Kommentar(e)

  • H.C. Hönes
    23.03.2014 20:45
    Akzeptanzprobleme

    Das "von außen" ist sicher ein Problem: Für die Akzeptanz einer solchen Publikationsform ist es sicherlich wenig förderlich, wenn sie durch einen etwas monoman scheinenden Hobbyforscher eingeführt wird, der offensichtlich (ich bin kein Friedrichkenner und habe nur die Projektbeschreibung gelesen) anfängt überall im Oeuvre eines großen Künstlers Reflexe auf die Ideen einer von ihm ausgemachten Schlüsselperson zu entdecken.
    Übrigens, @kulturgeschnatter, hat das m.E. überhaupt nichts mit Interdisziplinarität zu tun, wenn ein Ingenieur für Nachrichtentechnik plötzlich in jeder Figur das Porträt eines ganz bestimmten Pfarrers entdeckt. Das ist eine im Grunde geniun kunsthistorische Vorgehensweise.

    Was ich aber eigentlich schreiben wollte: Entsprechende Ansätze gibt es in der Disziplin durchaus. James Elkins etwa arbeitet gerade an zwei "live books" (wie er es nennt), an denen jeder eingeladen ist mit zu schreiben: http://www.jameselkins.com/index.php/experimental-writing/256-writing-with-images
    Das Ganze sieht mir zwar mehr wie ein Blog aus, wo der Blogger dann evtl. die Kommentare aufgreift, aber immerhin. Die Aussicht, irgendwie am Fortschreiben der Bücher eines der bekanntesten Kunsthistoriker der Welt beteiligt zu sein, dürfte manchem Fachkollegen sicher ziemlich erstrebenswert sein...

    • Hubertus Kohle
      24.03.2014 22:09
      Friedrich-Forschung

      Ich finde, es geht hier überhaupt nicht um die Qualität der Forschung, sondern nur um das Publikationsmodell. Und das scheint mir auch für die akademische Kunstgeschichtsschreibung bedenkenswert!

  • Kulturgeschnatter
    12.03.2014 17:31
    Das problem der Interdisziplinarität - und deren Undurchsichtigkeit

    Sehr geehrter Herr Kohle,
    vielen Dank für Ihren Hinweis, aber das problem des "von außen" auf ein Thema gebracht werdens, ist nicht nur für die Kunstgeschichte normal, sondern stellt ein typisches Phänomen für die heutigen Geisteswissenschaften dar. Trotz der Möglichkeiten des WWW hat sich in den meisten Fächern das reine Nischen-Forschen gehalten, und obwohl große, vernetzende Publikationsformate, wie das von Ihnen erwähnte open Acces-Format, oder etwa Plattformen wie academia.edu existieren, werden sie bislang noch viel zu selten zur wirklichen Vernetzung genutzt. Werde Interdisziplinäre Ansätze, ja leider nicht einmal fächerinterne Vernetzungen scheinen wirklich auf dem Vormarsch zu sein, und während Gelehrte aus der Zeit um 1900 noch fächerübrgreifende Kenntnis ihrer Kollegen aus ganz anderen Bereichen besaßen, scheint dies trotz schnellerer Kommunikation heute kläglicher als je zuvor.
    In diesem Sinne scheint das von Ihnen vorgestellte Format ein guter neuer Schub zu sein, und sollte dringend weiter verfolgt werden. Denn seien wir mal ehrlich: Niemand von uns kann alle heutigen Forschungsbestrebungen, selbst auf seinem eigenen Spezialgebiet, ad hoc überblicken. Da sollte es dann doch zumindest leicht gemacht werden, sich bei Bedarf danach "umzuschauen".

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