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Zeitgenössische Kunst aus Südostasien im deutschsprachigen Raum

Gastbeitrag von Alice Mann

In den letzten Jahren haben sich Künstler aus China, Japan oder Korea ihren Weg auf den Kunstmarkt gebahnt und dabei die Aufmerksamkeit ganz klar Richtung Asien gelenkt. Was nun schon seit einiger Zeit ebenfalls zunehmend in den Blickpunkt der internationalen Kunstszene rückt, sind die Länder Südostasiens. Diese nicht nur wirtschaftlich schnell wachsenden Märkte zeigen auch eine rasante Entwicklung ihrer Gegenwartskunst auf. Die zeitgenössische Kunst bildete sich hier in einem relativ kurzen Zeitraum aus, so dass die Kollision mit traditioneller Kunst besonders deutlich wird. Die Künstler scheinen sich dadurch noch stärker mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Sie suchen nach ihrer Identität in der globalisierten Welt, ohne dabei ihre Wurzeln zu vernachlässigen.

 

Innerhalb der Region Südostasiens ist der Boom auf dem Kunstmarkt in vollem Gange. Neben Hong Kong als wichtigstes Kunstzentrum für Asien, hat sich hier vor allem Singapur als Schmelztiegel zeitgenössischer Kunst hervorgetan. In der Finanzmetropole sind in den letzten Jahren immer mehr Museen, Galerien und Kunstzentren entstanden. Außerdem beherbergt sie mittlerweile zum vierten Mal die Biennale (bis 16. Februar 2014), die sich dieses Jahr vor allem auf Neuerscheinungen aus Südostasien konzentriert.

 

Doch wie sieht es in Europa bzw. dem deutschsprachigen Raum aus? Zieht man hier mit und beschäftigt sich mit Kunst aus Südostasien? Mein bisheriger Eindruck war meist, dass man sich auf ostasiatische Kunst vor allem aus China beschränkt, sei es im Antiquitätengeschäft oder dem Handel und Ausstellen zeitgenössischer Kunst. Doch nun, da ich mich selbst speziell mit Werken aus Südostasien befasse, wollte ich es natürlich genauer wissen.

 

In der ifa-Galerie in Berlin fand beispielsweise dieses Jahr die Ausstellung „connect Phnom Phen: Das Verschwinden verhindern – zeitgenössische Kunst und Stadtentwicklung in Kambodscha“ statt. Dabei zeigten zum ersten Mal in Europa Künstler aus Kambodscha Werke, die den Wandel ihrer Hauptstadt verdeutlichen. Auch auf der letzten documenta (13), eine der wichtigsten internationalen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, waren einige Künstler vertreten, die ihre Wurzeln in Südostasien haben. Darunter der in Kalifornien aufgewachsene Dinh Q. Lê, welcher mit Arbeiten zum Vietnamkrieg sein eigenes Bild darüber ablieferte. Auch Sopheap Pich setzte sich mit seinem Heimatland Kambodscha auseinander. Er hat sich in seiner Kunst nach der Rückkehr aus den USA auf traditionelle Materialien wie Bambus und Bienenwachs konzentriert und schuf damit seinen ganz eigenen Stil (Quelle: Martin Wolf: documenta (13) – Positionen von Künstlern aus Asien, DAPG Deutsche Asia Pacific Gesellschaft, Köln 2012).

 

Leider vertreten noch sehr wenige Galerien in Deutschland südostasiatische Künstler. Am meisten aufgefallen ist mir die Galerie Arndt in Berlin, die schon Arbeiten aus Indonesien, Singapur, Thailand oder den Philippinen zeigte. Außerdem betreibt sie Ausstellungsräume in Singapur selbst und konzentriert sich in ihrer Kunstberatung zunehmend auf den südostasiatischen und pazifischen Raum.

 

In der Schweiz kann man ebenfalls direkt Kunst aus der Region bekommen. Die Galerie Panasia verkauft dort als einzige Werke zeitgenössischer Künstler aus Vietnam und Laos. Die jährlich stattfindende Art Basel, die nun auch einen Ausstellungsort in Hong Kong hat, vertrat dieses Jahr wohl zum ersten Mal Galerien aus Singapur und den Philippinen und zeigt damit, dass der Kurs in Europa weiter Richtung Asien geht.

 

So wie die Gegenwartskunst aus Ostasien die letzten Jahre ihren festen Platz im internationalen Geschäft gefunden zu haben scheint, so bin ich mir sicher, dass auch Künstler Südostasiens daran anknüpfen können und sich durch die Aufmerksamkeit, die sie ohne Frage schon mal sicher haben, dauerhaft auf dem Kunstmarkt positionieren werden.

1 Kommentar(e)

  • http://www.artgeist.de/
    19.11.2013 16:05
    asiatische kunst

    Es gibt viele noch untentdeckte (zumindest im Westen) Künstler, z.B. Toshio Ebine aus Japan.

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