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Kunsthandel online

Eine Studie nach oben

Ich bin gerade dabei, eine Artikel über "Kunsthandel und Internet" zu schreiben und stoße in diesem Zusammenhang auf die Studie eines englischen Kunstversicherers, die doch sehr aufschlussreich ist. Nicht nur, dass traditionelle Galerien häufig längst einen online-Verkaufskanal etabliert haben und seit der Jahrtausendwende ganze Auktionen online abgehalten werden. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von "online only"-Anbietern, die zunehmend Erfolg haben. Erstaunlich ist vor allem, dass offenbar überhaupt kein Vorbehalt besteht, Kunstwerke im höheren fünfstelligen Bereich nur auf der Basis eine digitalen Abbildung des Werkes zu kaufen (wobei die Studie sich in erster Linie auf den Handel mit moderner und zeitgenössischer Kunst bezieht). Und auch der Hinweis darauf, dass auch Museen hier einen Kanal zur Verfügung haben, auf dem sie etwa über Editionen eine gewisse Refinanzierungsmöglichkeit erreichen könnten, scheint mir interessant (S. 14). Sicherlich wird der Kunsthandel nicht so revolutioniert werden, wie etwa die Musikindustrie. Aber beachtlich ist in jedem Fall, was da gerade läuft.

8 Kommentar(e)

  • J.W. von Goethe

    >Wenn ich etwas für "wichtig" halte, dann heißt das nicht automatisch "gut". Sondern eben einfach nur wichtig. Und dass man sich damit beschäftigen sollte. Denn die wichtigen Dinge im Leben sind eben die wichtigen, nicht in erster Linie die guten.

    Wie war das nun gleich? "Ein großes Wort gelassen ausgesprochen"? So ähnlich... :)

  • amerikanisches Amazon auch

    Amazon.com mischt jetzt auch mit. Siehe Sueddeutsche.de-Artikel:

    http://www.sueddeutsche.de/digital/kooperation-mit-galerien-amazon-verkauft-nun-auch-kunst-1.1740044

    NB: Wenn da dann auch noch die S/W-Qualität von kindle zum Betrachten dazukommt ...

  • Sabine Scherz
    22.08.2013 08:37
    Boltanski

    War schon mal Thema auf diesem Blog: Durch den Einsatz von Internet-Kunst verkauft Christian Boltanski Kunst:

    http://www.christian-boltanski.com/

    Links zu Artikeln auf diesem Blog dazu:
    http://blog.arthistoricum.net/beitrag////boltanskis-abo-falle/
    http://blog.arthistoricum.net/en/beitrag////boltanskis-unbekannte-seite/
    http://blog.arthistoricum.net/en/beitrag/2012/06/11/blick-auf-boltanskis-katze-im-sack/

  • Isa Bickmann
    21.08.2013 19:20
    Gibt es schon lange und neuerdings mit Schattenseiten

    Lieber Herr Kohle,

    das ist vielschichtig. Zum einen kann man natürlich ein Werk, das man kennt, übers Netz kaufen, ohne es gesehen zu haben, wie z.B. einen Yves Klein. Und das gibt es schon lange. Die Galerien hatten ihre ersten Webauftritte via Artnet, die ja schon lange im Markt sind. Ich selbst habe dort Anfang der 2000er Jahre hochpreisige Verkäufe begleitet, die in die USA gingen. Das ist schon 13 Jahre her.
    Was das mittlere Preissegment betrifft ist es zum Leidwesen der Galerien so, dass die meisten Kunden sich neuerdings durch die Auktionspreise im Netz klicken (die ja immer niedriger als die Marktpreise ausfallen, wenn es sich um noch aktive Künstler handelt), und dann deftige Rabatte verlangen, die die Galerie nicht an den Künstler weitergeben kann. Das ist ein ernsthaftes Problem, denn die Preisvorstellungen kommen oft in völliger Unkenntnis der vielen Bedingungen, die einen Preis bestimmen, zustande. Das mittlere Segment der Galerien hat es ohnehin nicht leicht, nun kommt dieses noch belastend hinzu.

    • Aber sicher,

      freilich haben Sie recht darin. Und das Ganze ist hochaktuell, zumal die Händler sich unbedingt neue Vertriebskanäle suchen müssen. Einen Schauraum eröffnen und auf flanierende Sammler warten, darin liegt gewiss nicht mehr die Zukunft, wie der Exodus vieler Galerien zeigt. Stark spezialisierte Händler verkaufen fast nur noch übers Netz.

      Ein aktueller Link zu Berlin:

      mobile.bloomberg.com/news/2013-08-21/imagine-that-a-berliner-bought-art-in-berlin.html

    • Hubertus Kohle
      22.08.2013 22:00
      Richtig, aber ...

      Liebe Frau Bickmann
      ist alles sicherlich sehr bedenkenswert. Aber: Weblogs sind nicht das Medium, um Vielschichtigkeit zu reflektieren. Dafür haben wir unsere Aufsätze und Bücher. Und was mir wichtig ist (was mir aber keiner glaubt): Ich gebe zu, dass mich das Ganze fasziniert. Aber ehrlich: Wenn ich etwas für "wichtig" halte, dann heißt das nicht automatisch "gut". Sondern eben einfach nur wichtig. Und dass man sich damit beschäftigen sollte. Denn die wichtigen Dinge im Leben sind eben die wichtigen, nicht in erster Linie die guten. Alles klar?

  • Lilian Landes
    19.08.2013 17:32
    eBay

    Neben den auktionshaus- bzw. galerieeigenen Auftritten ist ja auch eBay selbst nicht zu verachten. Ich habe - allerdings eher gerüchteweise - gehört, dass nahezu alle Museen inzwischen eBay mit Fokus auf ihre Sammelstrategie engmaschig im Blick behalten. Andererseits: Wenn es so wäre, hätte mir dort vor einiger Zeit nicht ein tolles Schnäppchen gelingen dürfen...
    Vielleicht schreibt ja der ein oder andere Museumskollege hier etwas dazu.

    • Museen und Ebay

      In Bezug auf Kunst ist Ebay (wie aber auch etliche andere Online- oder Offline-Auktionshäuser) oft problematisch, weil keine Provenienzinformationen übermittelt werden. Für Bereiche wie Alltagskultur ersetzt es mittlerweile kuratorische Flohmarktspaziergänge.
      Das Kaufen anhand eines digitalen Bildes ist besser als das Kaufen anhand eines Katalogeintrages. Natürlich ist es gut, ein Objekt vorher gesehen zu haben, aber das ist auch im normalen Kunsthandel nicht immer möglich (wenn der Verkäufer nicht vor Ort sitzt). Wichtig ist natürlich, ein Rückgaberecht vereinbart zu haben bzw das Objekt vorher zur Ansicht anzufordern; für Objekte in höheren Preissegmenten wird allerdings auch bei Auktionen in der Regel doch jemand zum Begutachten (u.a. des Zustands) entsandt.

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