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"TEST OK Xylo-Wdf" – zu Besuch im neuen Lenbachhaus

Gastbeitrag von Karolin Nirschl.
 

Es ist eine recht eigentümliche Atmosphäre so zwischen Kunst und Baustelle. In den Randbereichen des großzügigen Atriums stehen Leitern, Werkzeugkisten und Farbeimer. Auf der Treppe zu den Schließfächern liegt Staub und ein Stück Malervlies. In der Mitte des Raumes schraubt sich eine Konstruktion aus Stahl und Glas von der Decke bis knapp über unsere Köpfe: das „Wirbelwerk“ des dänischen Künstlers Olafur Eliasson. Über einem Durchgang klebt ein weißer Folienstreifen. Bei näherer Betrachtung wird der darunterliegende Schriftzug erkennbar: „Franz von Lenbach“.

Es klingt noch recht leer, trotzdem ist die Atmosphäre freundlich und einladend.

Nur 14 Tage bleiben noch, bis das Lenbachhaus in München nach vier Jahren Renovierung und Umbau seine Pforten wieder für Besucher öffnet. Einen ersten exklusiven Einblick in das neue Museum gewährte man in der letzten Woche einer kleinen Gruppe Neugieriger, die vornehmlich aus den zukünftigen Guides bestand. Die Sammlungsleiterin und Kuratorin Dr. Karin Althaus führte durch die neuen – und die alten Räume.

Auf bemerkenswerte Weise ist es den Architekten gelungen, die historische Bausubstanz mit dem imposanten Neubau zu verbinden. Die Fassade der Künstlervilla Franz von Lenbachs ragt direkt in den neuen Eingangsbereich hinein, wirkt dabei aber keineswegs wie ein Fremdkörper. Eher wie eine Skulptur in der Architektur – oder vielmehr umgekehrt? Die Lenbachräume und der Garten wurden lediglich renoviert und blieben ansonsten unangetastet.

Dem Wunsch, den Charme des Privaten zu erhalten, hat man auch in den Räumen des Neubaus entsprochen. Es wurde Eichenparkett verlegt und aus den Bildern heraus ein neues Farbkonzept für die Wände entwickelt. Zum Teil mit überraschenden Resultaten: Gewischte japanische Tusche mit Glimmer oder ein schwarzer gemusterter Seidenmoiré als Hintergrund für Marc, Kandinsky, Münter & Co..

Ins rechte Licht gerückt wird die Kunst durch modernste LED-Technik, die das Tageslicht perfekt imitiert. Einige Ausstellungsräume, wie die für den Blauen Reiter, sind bereits so gut wie fertig. Lediglich die Beschilderungen fehlen noch. Woanders wird hingegen noch fleißig gewerkelt. Hier haben die Kunstwerke teilweise noch nicht einmal den Weg aus der Schachtel gefunden.  Zwischen leeren Rahmen und unmontierten Büsten zeugt beschriftetes Klebeband an den Wänden von Testhängungen.

Ein zufälliges Arrangement aus Verpackungsresten in einer einsamen Ecke bekommt eine ganz neue Bedeutung, wenn im Nebenraum gerade ein Beuys installiert wird. Dieser bildet einen neuen Schwerpunkt in der Sammlung und hat sogar einen ganzen Flügel des Museums für sich alleine. Insgesamt möchte man den Fokus künftig auf starke Einzelpositionen legen und gesteht ihnen daher solche ‚Künstlerräume‘ zu.

Wie das neue Lenbachhaus bei den Besuchern ankommt, wird sich bei der Wiedereröffnung am 8. Mai zeigen. In der ersten Woche ist der Eintritt für alle Interessenten frei. Darüber hinaus werden ab dem 14. Mai bis Ende September das Museum und seine Sammlung in einer täglich stattfindenden Überblicksführung vorgestellt.

2 Kommentar(e)

  • Hermann Nirschl
    11.09.2013 16:32
    Ohne Titel

    Hallo Karolin,

    schöner Artikel! Werde mir das Lenbachhaus auch einmal anschauen, sobald ich wieder mal in München bin.

    Weiter so!

    Hermann

  • Hubertus Kohle
    26.04.2013 20:05
    Vorfreude

    Nach diesem Bericht freue ich mich auf die Wiedereröffnung noch mehr!

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