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Neueröffnung des Rijksmuseums in Amsterdam

Ein kulturelles Großereignis nach oben

Auf allen Kanälen  feiert das Feuilleton die Neueröffnung des Rijksmuseums in Amsterdam. Was man hier auch mal anfügen sollte: So wie die Hollländer allgemein eine ausgesprochen phantasievolle und weitsichtige Internet-Kulturpolitik betreiben, so ist auch das Rijksmuseum im Umgang mit seinen Schätzen avancierter als fast alle anderen Museen der Welt. Zum Beispiel sorgt es offensiv für die Verbreitung seiner Bestände, indem es sie ohne wenn und aber (und vor allem ohne die meist sowieso nicht vorhandenen Urheberrechtsansprüche, die die meisten Museen immer vorschieben) über das Internet verteilt und zum Weiterverwenden auffordert. Ich zitiere mal aus den "instructions for use":

The Rijksmuseum brings together people, art and history. Our aim is to share the collection and make it more accessible for everyone. The national art collection belongs to everyone and is for everyone to share. The Rijksmuseum’s core values are:

  • Authenticity
  • Quality
  • Personal touch
  • Innovation
  • Simplicity

It is important to us that developers stand behind our mission, aims and core values. With this in mind, developers are free to use objects in their entirety, combine collections, combine our data with other sources, and to sample and quote.

Wunderbar! Wir haben für artigo die Möglichkeit genutzt, über ein API mehr als 100.000 Bilder aus dem Museum in unser Spiel einzubinden. Einfach so. Unerhört - werden manche deutschen Museumsvertreter sagen. Ich meine dagegen: Vorbildlich und für die Zukunft der Museen existenziell bedeutsam.

4 Kommentar(e)

  • Sabine Scherz
    14.04.2013 08:38
    Die Suche nach dem Original

    Die Menschenmassen, die teilweise die Museen bevölkern könnten ein Zeichen dafür sein, dass viele auf der Suche nach dem Original in Zeiten der Vervielfältigung sind.

  • Anne Fischer
    13.04.2013 12:50
    Sympathie

    Mir ist noch was aufgefallen: Ich finde den Auftritt des Museums sympathisch. Sympathische "Leute" trifft man doch gerne auch persönlich. So funktionieren doch die Kontaktbörsen im Internet auch. Sorry, das ist profan. Und dennoch sind derartige Aspekte für die Akquise und Garantie von Qualität im Museum entscheidend: das ist auch Marketing, Werbepsychologie, oder? Es gibt doch gar kein entweder - oder. Ich verstehe die Sorgen einfach nicht oder verstehe ich etwas nicht?

  • Anne Fischer
    13.04.2013 12:28
    Bewahrung oder Vorsorge

    Ich kann die Frage nach der Bewahrung aus zwei Aspekten nicht nachvollziehen:
    1. Die Parallelwelt ist Realität. Die Frage nach "entweder - oder" stellt sich nicht. Die Welten werden - auf jeden Fall von der Zukunft Deutschlands, also dem Nachwuchs, auch dem geistig elitären - gelebt. Dies zu hinterfragen, ist Romantizismus, Verklärung.
    2. Alles, was mit sinnvollen, guten Inhalten beide Welten bereichert, ist gut.
    Fazit: Umso mehr wird sich die Frage nach entweder-oder erübrigen, je qualitätvoller beide Welten ausgestattet sind oder je kooperativer sie miteinander umgehen. Für mich geht es nur um die Frage einer Vermittlungsform oder Informationstechnologie oder alles zu seiner Zeit. Im Moment käme ich nicht ins Rijksmuseum ... oder eben doch - vielleicht heute?
    Und eines sollte auch mal bedacht sein: Es gibt in unserer überalternden Gesellschaft in den eigenen vier Wänden auch eingefangene und eigentlich sehr kunstinteressierte Mitbürger. Vielleicht freuen die sich sogar, endlich mal wieder einen "anständigen"Museumsbesuch" mitmachen zu können ... wenn man sie denn lässt. Für heute beruhigt mich die Perspektive, eines möglichen Tages im Ohrensessel und meinem Tempo weiterhin dabei sein zu können und mich heute schon in diesem geistigen Vorsorgeklima zu wissen. Allen, die an dieser Vorsorge mitwirken, wünsche ich Ausdauer und weiterhin gute Ideen!

  • Thomas Moser
    12.04.2013 11:17
    word

    Wer würde infrage stellen, ob der offene Zugang zu musealen Beständen für die Fachwelt von Interesse ist? Es stellt sich m.E. die Frage nach Auftrag und Zielgruppe des Museums. Die Museenlandschaft dürfte wohl kaum von der Fachwelt leben, sondern vom - bestenfalls interessierten - Laienpublikum. Da gilt es abzuwägen, ob der 'open access'-Charakter Otto Normalverbraucher zu seinem Heimkino nun auch noch das Heimmuseum beschert und sich dadurch die Besucherzahlen reduzieren. Auf der anderen Seite denkt man natürlich auch schnell daran, wie werbewirksam frei zugängliche Musik im Internet ist. Ich empfinde ganz persönlich, dass - um den strapazierten Begriff zu bemühen - die Aura des Kunstwerks an keinem Ort noch so stark ist wie im Museum. Egal in welcher Farbe man den 'cube' streicht - es scheint selbst dem unbedarftesten Kunstfreund klar: Kunst am Bildschirm ist nicht dasselbe wie im Museum. Daher kann ich im Umgang des Rijksmuseums mit den eigenen Beständen keine Gefahr für die Besucherzahlen erkennen und bin damit - ganz wie Sie - der Meinung, dass sich das eine oder andere Museum davon eine Scheibe abschneiden sollte.

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