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Auf Augenhöhe

Alt trifft neu nach oben

Museen experimentieren längst mit ungewöhnlichen Präsentationsformen, die die klassische chronologische und kunstgeographische Einteilung hinter sich lassen. Zur Zeit ist Derartiges im Ulmer Museum zu sehen: Als wollte man den produktiven Zusammenprall von moderner (Gottfried Böhm/ Richard Meiers/ Stephan Braunfels) und alter Architektur (Rathaus u.a.) in der "Neuen Mitte" im Museum spiegeln, werden hier Werke des Spätmittelalters, der Blütezeit der Ulmer Kunst) mit solchen der Gegenwart zusammengestellt, und kommen diese aus Afrika. Nach anthropologischen Motti geordnet ("Wunden und Werkzeuge", "Innerlichkeit und Spiritualität") prallen hier  Standbilder mittelalterlicher Kämpfer mit Porträts von verunsicherten kongolesischen Kindersoldaten zusammen, in der "Ästhetik der Gewalt" stehen Schnittbilder Lucio Fontanas neben Märtyrerbildern des Heiligen Laurentius. Ich hätte das zunächst für eine problematische Enthistorisierung gehalten, aber vielleicht ist es auch andersherum: In der Ähnlichkeit zeigt sich die Distanz. Und es wäre doch gelacht, wenn ich nicht auch wieder einen Bezug zu meinem geliebten artigo hinbekäme: So eine Ausstellung ist geordnet wie die taggings unseres Bilderannotationsspiels - nicht nach Kategorien des historischen und geographischen Ordnung, sondern nach solchen der Erfahrbarkeit!

2 Kommentar(e)

  • Franz Hefele
    28.10.2012 19:47
    Ergänzung

    "In gewisser Hinsicht ist das Museum Ursache, Wirkung und Verkörperung der Haltungen und Praktiken, die den posthistorischen Augenblick der Kunstgeschichte definieren" (Ebenfalls Danto)

  • Franz Hefele
    28.10.2012 19:44
    Unablässige Neuordnung

    Da kommt mir eine Stelle Dantos in den Sinn:
    "Die heutigen Künstler behandeln Museen nicht als Behältnis für tote Kunst, sondern als Quelle vitaler künstlerischer Möglichkeiten. Das Museum wird damit zu einem Feld, das zur unablässigen Neuordnung einlädt; derzeit bildet sich sogar eine Kunstform heraus, die das Museum als eine Materiallage für Collagen von Objekten betrachet, welche sie jeweils zur Vorbringung oder Unterstützung der These arrangiert."

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