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Claire Bishop's 'Digital Divide'

Claire Bishop's 'Digital Divide' nach oben

In der aktuellen Ausgabe des Artforum hat Claire Bishop einen Artikel veröffentlicht, der auf heftige Kritik auf verschiedensten Diskussionslisten gestoßen ist. Bishop geht es in erster Linie darum, dass der Großteil der zeitgenössischen Kunst nicht direkt auf die Allgegenwart digitaler Medien reagiert, aber nichtsdestotrotz viele Arbeiten eine indirekte Reaktion auf digitale Praktiken offenbaren, etwa dadurch, dass sie auf Internetrecherchen basieren, dem Surfen verwandte Techniken der Assoziation und Montage verwenden, oder – als Gegenreaktion - analoge Medien fetischisieren. Allerdings begeht Bishop gleich zu Beginn einen Fauxpas: Sie legt dar, dass es zwar ein eigenes Feld der Medienkunst gebe, dieses aber zu weit vom Mainstream entfernt sei, als dass sie sich in diesem Artikel mit ihm beschäftigen wolle: „There is, of course, an entire sphere of “new media” art, but this is a specialized field of its own: It rarely overlaps with the mainstream art world (commercial galleries, the Turner Prize, national pavilions at Venice). While this split is itself undoubtedly symptomatic, the mainstream art world and its response to the digital are the focus of this essay.” Damit provozierte sie berechtigterweise einen Aufschrei in der medienkunstaffinen Szene, denn wie kann man das Fehlen einer direkteren Beschäftigung mit neuen Medien konstatieren und gleich anschließend darlegen, dass man sich mit Arbeiten, die sich dieser widmen, nicht auseinandersetzen möchte? Kritisiert wird also eigentlich weniger Bischofs zentrale These als ihre irritierenden Äußerungen zur ‚eigentlichen‘ Medienkunst. Die Diskussionen auf Artforum online und auf verschiedenen Listen (v. a. bei CRUMB) machen noch einmal die verschiedenen Argumente deutlich, die nun schon seit vielen Jahren immer wieder angeführt werden, wenn es um die Frage des Verhältnisses von Medienkunst und zeitgenössischer Kunst geht: Einerseits wird der Kunstgeschichte Ignoranz vorgeworfen, andererseits gefragt, ob die Medienkunst denn der etablierten Kunstkontexte (Kunstmarkt, Kunstgeschichte, Museum) überhaupt bedürfe. Wer sich mit diesen Argumenten noch nicht auseinander gesetzt hat, bekommt durch die Reaktionen auf Bischofs Artikel also mal wieder Gelegenheit dazu.

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