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Was kann die Psychologie für ARTigo leisten?
Wurde ARTigo durch Zusammenarbeit der Fächer Kunstgeschichte und Informatik entwickelt, wird jetzt deutlich, dass auch die Psychologie einen Beitrag zu dem interdisziplinären Projekt leisten kann. Eine Analyse unter kognitiv-ergonomischen Aspekten mit Hinweisen, was dies für den Spieler bedeutet, können Sie in dem Artikel Eine GUI-Analyse von ARTigo lesen.
Gleichzeitig möchte ich damit mein Blog über Computerspiel und Ästhetik vorstellen, das auf Anregung der Veranstaltung Weblogs in den Geisteswissenschaften (9. März 2012 in München), entstanden ist.
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24 Kommentar(e)
Ja! Wirklich schön! Das mit der Doppelgängersuche ist auch klasse:
http://www.youtube.com/watch?v=MqoH1mIfjCU&feature=relmfu
Sehr lustig! :)
http://www.youtube.com/watch?v=khmS_i3YSe4
@Orkus: sie haben nicht unrecht! schwermut bleibt schwermut! hierzulande lernt man damit leben, oder man packt's, so einfach is' es!
"alte hüte" hin oder her, ein paar lächelnde putti wären mir manchmal lieber...
Sind doch "alte Hüte", dass das was mit Selbstmord-Ankündigung zu tun haben soll. Aber mit dem Bild-Unterschriften-Lieferer bei artigo kann man ja wohl nicht reden.
Tstst!
ob es auch umgekehrt geht? ich meine, ob nicht vielmehr artigo etwas für die psychologie leistet? jetzt ist schon der halbe tag um und bei artigo sieht man immer noch die düstere sommerlandschaft Van Goghs kurz vor seinem tod. ich will ja nicht ein hübsches rokoko-bildchen sehen, aber vielleicht gibt es noch zwischenstadien. kann ich vielleicht was helfen?
@Orkus
>Reicht es zur Katharsis, schöne Bilder anzuschauen?
Vielleicht.
>Man kann ja so viel programmatisch vorgeben und hineinpostulieren.
Ich will ja nichts "hineinpostulieren", ich wehre mich nur dagegen, ein noch nicht mal aus der Taufe gehobenes Experiment schlecht zu reden nur weil man schlechte Laune hat. ARTigo ist ein Spiel, ein kunsthistorisches Spiel, ein Computerspiel, ein Spiel mit Kunst und gut is' es! Warum muss man permanent irgend etwas dagegen haben oder daran aussetzen, immer definieren, was es gerade nicht ist, aber im Idealfall sein könnte usw. usf.?!? Nein, ich sehe das nicht ein! Ich finde es ok wie es ist und mir gefällt es, Punkt!
>Kann bildende Kunst überhaupt Katharsis bewirken. Klassisch war das ja Aufgabe des Theaters.
Tut mir leid, ich bin kein wandelndes Lexikon und kann nicht jede Frage hier im Blog beantworten! Es gibt wikipedia und andere Lexika, in denen man bei Bedarf nachschlagen kann. Ich meine, dass die Verbindung zwischen Malerei und Dichtung (auch Tragödie) ein Topos ist, der auch dazu geführt haben könnte, im Laufe der Zeit bildender Kunst eine kathartische Funktion zuzuschreiben. Aber das ist eine Hypothese oder reine Spekulation, weil ich darüber keine Doktorarbeit schreibe (das auch nicht vorhabe!) und daher auch die Argumente nicht sammele. Im übrigen habe nicht ich behauptet, dass bildende Kunst eine kathartische Funktion hat (obwohl ich immer wieder feststelle, dass Künstler und/oder Kritiker eben diesen Aspekt verwirklicht sehen wollen), sondern Sie haben in Ihrem Kommentar vom 04.04. sprachlich ausgemalt, wie das anhand von bildender Kunst funktionieren sollte (vgl. oben), kathartisch eben! Also was soll ich dazu noch sagen?! :(
Reicht es zur Katharsis, schöne Bilder anzuschauen? Und ist es ein Mehr, wenn man interaktiv Begriffe dafür findet, was auf den Bildern zu sehen ist?
Sicherlich ist es auch ein wenig naiv, wenn durch Schmerz-Zufügen wie es in dem erwähnten "pain station" geschieht, so etwas wie ernsthafte Läuterung der Spieler erreicht werden will. Naja, so naiv wie die Kunst eben oft ist in ihren selbstgesetzten Vorgaben.
Man kann ja so viel programmatisch vorgeben und hineinpostulieren.
Kann bildende Kunst überhaupt Katharsis bewirken. Klassisch war das ja Aufgabe des Theaters.
Grundsätzlich finde ich, dass es eine bedauerliche Verfälschung des klassischen Ideals der "katharsis" ist, wenn von Kunst erwartet wird, dass es immer und überall quasi als seelisches Abführmittel dienen muss. Das tut weder der Kunst noch dem Betrachter (oder Konsumenten) und umso weniger dem Künstler gut, der damit auf dem "freien Markt" - wo der Kunde in der Regel Bestätigung und nicht Verfremdung erwartet - nicht überleben kann. Das führt aus meiner Sicht zu überdimmensionierten staatlichen Förderungen für Kunst, die sich allmählich damit einrichtet, als Provokation zu gelten, obwohl sie gar keine mehr ist. Zum Glück wandeln sich Gesellschaften und Systeme aber auch, auf dem Markt wird der Staat irgendwann ein Kunde wie jeder andere auch, und das stellt Kunst und Künstler vor neuen Herausforderungen.
Zu ARTigo: Der umsichtige Umgang mit Kunst und Spielern ist aus meiner Sicht eher positiv zu bewerten. Probiert habe ich es noch nicht, aber das repetitive Verfahren der Tagvergabe könnte im Prinzip über so manchen seelischen Abgrund helfen. Das sollte im Prinzip jede gute Kunst - ohne zu betrügen - auch können. Dabei sorgen immer neue Bilder für die nötige Abwechslung in der konstanten Wiederholung, so dass das Spiel nie langweilig wird und das richtige Maß an guter Überraschung (und damit verbundenen Freude) einbringt. Auf jeden Fall trägt ARTigo dazu bei, den Spieler mit Kunst vertraut zu machen und das ist m.E. ein nicht genug zu schätzender Verdienst. :)
Artigo könnte ja auch als Spiel Kunst sein, wenn es etwa als "harmloses Spiel" daherkommt, die Spieler aber immer mehr mit ihren eigenen seelischen Abgründen konfrontiert, indem es dramatische Wendungen einbaut (etwa wenn alles dank Filterungen perdu geht). Dann sind Spieler und Spielerinnen mit ihren blanken Emotionen konfrontiert, die Reflexionen über das eigene Sein auslösen.
Gibt es irgendwelche Brüche, die Konventionelles in Frage stellen, ist das auch schnell nah dran an Kunst.
Ich kann mir vorstellen, dass da PsycholgInnen auch am Spiele-Design kreativ mitwirken könnten. Ist aber nur eine Privatspekulation von mir.
Aber wenn's dann doch noch Kunst würde, dann fielen womöglich die wissenschaftlichen Förderungen weg? Und artigo müsste sich am freien Kunstmarkt behaupten! :-(
Vielen Dank für die vielen Beiträge. Man kann an der Diskussion sehen, dass bei der Frage, ob ARTigo Kunst ist, die Meinungen auseinandergehen. Aber das ist ja gerade das Spannende.
Hier noch ein Gedanke, über den, wenn ich die Beiträge richtig interpretiere, Einigkeit bestehen dürfte:
Es ist immer ein besonderes Vermögen, kreatives Potential zu erkennen und zu öffnen. Und das passiert bei ARTigo!
>Vielleicht mal an Kunstinstitutionen schicken und sich “als Kunstwerk” bewerben, ZKM Karlsruhe o.ä.
Ha, ha! War ja klar, dass das jetzt kommen musste! ARTigo ist primär ein Spiel also soll es mit anderen Spielen und nicht mit anderen Kunstwerken verglichen werden.
Vielleicht fällt es dann auf, dass einfach so wie hier oben zu sagen, es sei keine Kunst, nicht unbedingt stimmt.
Mindestens eine(r) müsste bei artigo als Künstler leben, damit artigo als Kunstwerk gelten könnte.
Die spezielle "Kunstatmosphäre" braucht es ja heute nicht mehr (vgl. A.C.Danto's "art-world").
Vielleicht mal an Kunstinstitutionen schicken und sich "als Kunstwerk" bewerben, ZKM Karlsruhe o.ä..
Oder auch noch special effects für "den Kick". ;-)
ARTigo ist aber nicht nur der "kreative Akt der Software-Entwickler". Das ist es auch, aber auch etwas mehr, meine ich. ARTigo = Entwurf (van Ahn) + Thema (Kohle) + Programmierung (Bry & co.) + Team + Spieler. Und das so zusammen zu bringen, das gesamte Verfahren, das - meine ich - ist nicht frei von (schöpferischem) Geist und weil es auch ästhetischen Sinn hat und dem Anspruch gerecht wird, ist es für mich Kunststück, oder Kunstakt... es ist eben Leben und es ist Kunst! :)
>Frage: Suchbegriff “Computerspiel” eingeben, nur WO? Bei Google oder wo sonst?
Die Seite des Kulturjournals von BR2 enthält ganz oben über dem Menü eine schwarze Schnellzugriffsleiste, die eine Suchfunktion anbietet. Diese Suche habe ich gemeint.
>deswegen ist ARTigo selbst nicht Kunst
Vielen Dank für Ihre Sicht auf ARTigo, "he". Sie haben mich über meine eher beiläufige Bemerkung noch einmal nachdenken lassen:
ARTigo ist ein Spiel, das an die Kreativität seiner Spieler gerichtet ist. Natürlich beruht Software selbst immer auf Kreativität, ist aber trotzdem nur höchst selten Kunst.
Auf ARTigo bezogen bin ich der Meinung, dass der auf die Kreativität der Spieler gerichtete kreative Akt der Software-Entwickler nicht Kunst ist. Es wird zwar der Dialog zwischen Betrachter und Bild gefördert - aber heraus kommt, was bereits vorhanden ist. D.h., die Bildsprache (Grafik) wird in Worte übersetzt (verbalisiert). Dieser Übersetzungsprozess ist mir zu wenig, als ihn Kunst nennen zu können.
An dieser Stelle ist aber interessant, was mit dem Betrachter während des Übersetzungsprozesses passiert. Ist es einfach nur ein "Übersetzungsprozess", wie ich ihn genannt habe, oder mehr? Das weiß ich nicht und würde darüber gerne weiter diskutieren.
p.s. Sorry! Ich wollte sagen, dass mir der Beitrag von Bernd Noak besser gefallen hat. Ein allgemein gültiges Urteil war nicht beabsichtigt.
Der Beitrag über die neue Dauerausstellung in der Leipziger Deutschen Nationalbibliothek zum Thema "Papier" von Bernd Noak ist aber viel besser als jener über Kunst und Computerspiele, aus dem ich so gut wie nichts verstanden habe, außer, dass eine angestrengte Parallele irgendwie doch möglich ist, wenn man den Grundsatz von Huizinga lange genug bemüht und übers Knie bricht. Ich bin der Ansicht, dass ARTigo Kunst ist, weil es - sogar mehr als jede andere Form von statischer bildenden Kunst - die Kreativität des Spielers anspricht und dabei genau das zustande kommt, was zahlreiche Künstler über Jahrzehnte hinweg angestrebt haben, nämlich ein wirklicher Dialog zwischen Betrachter und Bild. Der Anblick, die Zusammensetzung und nicht zuletzt die Idee entsprechen auch höchsten ästhetischen Ansprüchen und beruhen auf den Einfallsreichtum mehrerer Schöpfer. Es ist ein Kunststück, das sehr geschickt "den uns alle innewohnenden Spieltrieb nutzt", wie hier schon mal an anderer Stelle gesagt wurde, ohne ihn zu missbrauchen. Man lernt was dabei und zwar im aller klassischsten Sinn, indem man sich angenehm einer Tätigkeit widmet, die Freude bringt (s. Horaz "Ars poetica" - das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden).
Danke dür den Podcast-Hinweis. Gut, dass man durch Schieben schnell zum letzten Beitrag kommen kann.
Aha, ja, da ging's also darum, wie Künstler selbst mit Computern arbeiten. Aber die Effekte könnten ja auch für normale Computerspiele "ausgeliehen" werden. Wenn Bill Viola in seiner "Night Journey" den Betrachter schweben und die Welt von oben betrachten lassen möchte: vielleicht schaffen die das auch noch bei artigo. Wäre ein wenig mehr als den Blick von rechts nach links oder von oben nach unten schweifen zu lassen.
Bill Viola will dadurch sogar zur Weisheit führen! Vielleicht wird's ja auch damit noch was bei artigo ;-)
Frage: Suchbegriff "Computerspiel" eingeben, nur WO? Bei Google oder wo sonst?
>deswegen ist ARTigo selbst nicht Kunst
Ach! Und wer sagt das?! Natürlich ist ARTigo Kunst und zwar auch noch funktional! Über meine Argumentation denke ich noch nach und melde mich dann wieder. So was! :(
Vielen Dank für den Hinweis aufs Kulturjournal!
Den Podcast zur Sendung erreicht man unter folgender Adresse:
http://www.br-online.de/podcast/mp3-download/bayern2/mp3-download-podcast-kulturjournal.shtml#. Außerdem gibt es unter dem Suchbegriff "Computerspiel" einiges zu entdecken.
Das Thema des Beitrags war, was die Kunst mit Computerspielen macht, bzw. wodurch Computerspiele zu Kunst werden. Der Medienwissenschaftler Thomas Hensel äußert sich hierzu.
Um ARTigo ging es dabei nicht, denn hier sind zwar Kunstobjekte Spielgegenstand, aber deswegen ist ARTigo selbst nicht Kunst.
nee, ARTigo war diesmal wohl doch nicht dabei... :(
Im morgigen Kulturjournal auf BR2 gibt es einen Beitrag von Martin Zeyn "Kunst und Computerspiele. Wie sich scheinbar Widersprüchliches befruchtet".
http://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/sendung255302.html
Wird es da auch um artigo gehen?
... ich hatte nur geschrieben, dass ich mich für die interessante Lektüre bedanke, dass ich beim Spielen etwa 95 % der Zeit auf das Bild starre und nur um die 5 % die Tagliste verfolge, und dass ich es lustig fände, das Bild mal zur Abwechslung auf der linken Seite zu haben. Danke! :)
Da war eine Leserin, die einen Kommentar geschickt hat. Leider war ich aber nicht sehr geschickt und habe ihn versehentlich zurückgewiesen. Wären Sie so freundlich, und würden Sie Ihren Kommentar noch einmal senden?
Ich werde dann auf den richtigen Knopf drücken. Versprochen!