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FONTES 66: Pietro della Valle's Research and Documentation in the Levant - Part I

 

FONTES 66 präsentiert die Erforschung der Ruinen von Persepolis durch den Reisenden Pietro Della Valle im Jahr 1621. Der Römer war der wichtigste italienische Reisende des siebzehnten Jahrhunderts. 1614 ging Della Valle von Venedig aus auf eine kolossale Reise durch den Orient. Seine Rückkehr nach Rom erfolgte fast zwölf Jahre später (1626). Während seiner Wanderjahre berichtete Della Valle in vierundfünfzig Briefen über seine Erfahrungen, die später in drei Teilen (La Turchia, La Persia und L’India) zwischen 1650 und 1663 unter dem Titel Viaggi di Pietro della Valle il Pellegrino veröffentlicht wurden. In jüngerer Zeit zum Gegenstand der Forschung von Archäologen und Literaturwissenschaftlern, sind die Briefe Della Valles von Kunsthistorikern selten wahrgenommen worden. Die Briefe Della Valles folgen einer Tradition früherer italienischer Reisender, aber wichtiger ist, daß seine Methoden der Erhebung antiker Monumente, Kunst und Artefakte von den modernsten archäologischen und antiquarischen Ansätzen abgeleitet waren, wie sie in Italien im 16. Jh. entwickelt wurden. Della Valle notiert die Größe und Form von Denkmälern, ihre Konstruktion, den Erhaltungszustand, Inschriften, Wasserleitungen, architektonische Elemente und Baustoffe, und er sammelt sogar Beispiele von Ziegelsteinen mit Bitumen, „per mostrarli in Italia a gli antiquari curiosi.“

 

Er untersucht mit der gleichen Neugier Skulptur und Malerei. Aus seinen Beobachtungen versucht er, die Monumente zu datieren und ihre Funktion festzustellen. Darüber hinaus ordnet Della Valle die physikalische Anordnung der Anlagen: die Straßen, Flüsse und Brücken, die zu einem Ort führen, die Qualität des Bodens, die alternativen Namen des Ortes, die Informationen, die ihm von Einwohnern und Führern geliefert werden. Er vergleicht die visuellen Erkenntnisse mit dem, was er aus den antiken und modernen Schriften kennt.

 

Der Blick Della Valles war viel weitsichtiger und umfangreicher als der seiner Vorgänger, und seine kulturellen Interessen waren auch viel breiter, wie die Biographie des Reisenden von Giovan Pietro Bellori verdeutlicht. Die geographische Bandbreite seiner Reisen, die Reichweite seines Materials, die Geschichte, Geographie, Topographie, Bräuche, Politik, Völker, Sprachen, Literatur, Gegenstände und Monumente umfassen, und noch die Klarheit seiner Präsentation, die Präzision und vor allem die Lebendigkeit seiner Erzählung – all dies sicherte den redaktionellen Erfolg seiner Viaggi. Politik und Religion, Kunst und Wissenschaft, der Krieges und das tägliche Leben in den alten Ländern sind die Parameter, die Della Valles Interessen auf allen Seiten der Viaggi leiten und bestimmen.

 

Von Anfang an war es die Absicht Della Valles, nicht nur zu beschreiben was er sah, sondern auch in Zeichnungen die Denkmäler und Kunstwerke, die Inschriften und Landschaften und die Menschen, denen er begegnet, aufzunehmen. Der nie erschienene letzte Band seines Werkes sollte dieses Material enthalten (“le figure di molte cose memorabili, sparse per tutta l’opera, la  loro esplicatione”). Doch seine genaue Beobachtung und verbale Erfassung der archäologischen Befunde, in Kombination mit der graphischen bzw. bildlichen Erfassung des archäologischen Gegenstands in einer ausführlichen Bilddokumentation, bildete die Grundlage seiner archäologischen Deutung. Worte und Bilder dienen den Zwecken der Hermeneutik.

 

In seinen Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis des West-Östlichen Divans liefert Goethe eine lange Präsentation von Della Valles Viaggi. Della Valle ist als „unabhängig, wohlhabend, vornehm, gebildet, empfohlen“ beschrieben, und er habe Zugang zu den Höfen besessen. Er sei nicht einfach als „ein neugieriger Reisender“ zu betrachten, sondern vielmehr „als einen vom Zufall hin und breiter getriebenen Abendteurer.“ Nicht nur die Fülle von Wissen durch Della Valle, sondern auch sein Fleiß und die Lebendigkeit seiner Erzählungen waren Determinanten Goethes Wertschätzung. Bezüglich Della Valles Berichte über Isphahan in Persien ruft Goethe aus: „Über ein Jahr hatte sich Della Valle in Isfahan aufgehalten und seine Zeit ununterbrochen tätig benutzt, um von allen Zuständen und Verhältnissen genau Nachricht einzuziehen. Wie lebendig sind daher seine Darstellungen! Wie genau seine Nachrichten!“

 

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1 Kommentar(e)

  • Maria Effinger
    16.03.2012 14:56

    Auch Teil 2 (FONTES 67) ist nun online.
    http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/volltexte/2012/1869/

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