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Bartolomeo Ammannati. Eine Online-Ausstellung der Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz - Max-Planck-Institut

Die Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz – Max-Planck-Institut präsentiert die aktuelle Fotokampagne einiger wichtiger Werke Bartolomeo Ammannatis in einer Online-Ausstellung.

Im Zuge der Vorbereitungen für die Ausstellung „L’acqua, la pietra, il fuoco. Bartolomeo Ammannati scultore“, die das Museo del Bargello in Florenz anlässlich des 500. Geburtstages des Künstlers in diesem Jahr zeigte, wurde die Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz mit einer Fotokampagne einbezogen, die unter idealen Aufnahmebedingungen durchgeführt werden konnte. Mit Hinblick auf eine Revision der musealen Präsentation und auf eine virtuelle Rekonstruktion von Ammannatis Fontana di Sala Grande hatte man einige Werke von den Wänden gerückt, welches die Aufnahme der Skulpturen erstmals von allen Seiten möglich machte. Die dabei entstandene fotografische Dokumentation bietet den Forschern einige völlig neue Blickwinkel auf ihre Studienobjekte.

Ab dem 21. November 2011 zeigt nun die Photothek insgesamt 46 Fotos aus dieser Kampagne in einer Online-Ausstellung. Ergänzt werden sie durch 14 Aufnahmen des Palazzo Grifoni Budini Gattai, Sitz der Photothek, einem der architektonischen Hauptwerke Ammannatis.

Bartolomeo Ammannati (1511-1592) war einer der bedeutendsten Künstler der Florentiner Hochrenaissance. Nach einer Ausbildung in der Werkstatt des Bildhauers Baccio Bandinelli und Aufenthalten in Venedig und Urbino erhielt er zwischen 1540-1542 mit dem Grabmal für Mario Nari in Santissima Annunziata seinen ersten größeren Auftrag. 1550 ging er nach Rom, wo er auf Michelangelo traf, dessen Werke er bereits in Florenz eingehend studiert hatte. Die Bewunderung für den älteren Künstler und den Einfluss, den dessen Werk auf Ammannatis bildhauerische Arbeiten hatte, ist in allen seinen Werken zu spüren. So bereits in seiner um 1536 entstandenen „Leda mit dem Schwan“. Unübersehbar ist hier die stilistische, aber auch thematische Nähe zu Michelangelo, der dieses mythologische Thema zwischen 1529 und 1530 in einem heute verlorenen, jedoch vielkopierten Bild für Alfonso d’Este festgehalten hatte.

Seinen künstlerischen Durchbruch erzielte Ammannati nach der Rückkehr aus Rom im Jahr 1555. Cosimo I. de‘ Medici hatte ihn an seinen Hof gerufen, wo er, gefördert von Vasari und Michelangelo, rasch zu einem der gefragtesten Künstler aufsteigen sollte.

Zusammen mit Vasari arbeitete er an der Umgestaltung des Palazzo Vecchio zur herrschaftlichen Residenz und entwarf zwischen 1556-1561 für den Salone dei Cinquecento eine monumentale Brunnenanlage. Planänderungen hinsichtlich der Deckenhöhe ließen das Projekt scheitern, die Skulpturen dafür waren jedoch bereits ausgeführt. Einige von ihnen, so die von zwei Pfauen flankierte Juno sowie die Nymphe Kastalia und die personifizierte Gestalt des Flusses Arno wurden von Ammannati 1588-1589 in den Brunnen oberhalb des Hofes des Palazzo Pitti integriert. Später fanden sie im Boboli-Garten Aufstellung, bevor sie von dort aus konservatorischen Gründen entfernt und in den Bargello gebracht wurden. Ein 3-D-Modell, welches man anlässlich der Ausstellung zum 500. Geburtstag des Bildhauers entwickelte, rekonstruiert jedoch virtuell Ammannatis originalen Entwurf.

Noch während Ammannati an dem Brunnen für den Salone dei Cinquecento arbeitete, erhielt er von Cosimo I. weitere Aufträge. Dazu gehört auch die 1559-1560 entstandene Bronzegruppe des mit dem Riesen Antäus ringenden Herkules, die für den Brunnen im Garten der Villa Medici in Castello bestimmt war. Das Werk fixiert den Moment des Kampfes, in welchem Herkules die Brust des Anthäus umschlingt und ihn in die Höhe reißt.

Einen kleinen, aber signifikanten Ausblick auf das architektonische Werk des Künstlers bieten schließlich die Aufnahmen des Palazzo Grifoni Budini Gattai. Er wurde zwischen 1561 und 1565 im Auftrag von Ugolino Grifoni, Sekretär Cosimos I., an der Piazza Santissima Annunziata in Florenz errichtet. Der Palazzo besticht nicht nur durch seine Monumentalität, sondern auch durch die Verwendung von in ihren Rottönen nuancierenden Terrakotta-Ziegeln, die Ammannati bewusst in die Gestaltung der Fassade einbezogen hat. Als die Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz 2010 die Kampagne durchführte, fanden dabei die Lichtverhältnisse und ihr Einfluss auf die Farbigkeit des Backsteins sowie auf die plastische Wirkung des Gebäudes besondere Beachtung. Die Fassade wurde bewusst zu unterschiedlichen Tageszeiten fotografiert, um das Spiel des Architekten mit dem Kolorit zu veranschaulichen.

 

BARTOLOMEO AMMANNATI – Eine Onlineausstellung der Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz – Max-Planck-Institut

Konzept: Costanza Caraffa, Almut Goldhahn

Texte: Almut Goldhahn

Koordination und Redaktion: Almut Goldhahn

Ab 21. November online unter expo.khi.fi.it

 

Weitere Informationen:

Dott.ssa Stefania Clio Lösch

Leiterin Öffentlichkeitsarbeit

Kunsthistorisches Institut in Florenz - Max Planck Institut

Via Giuseppe Giusti 44, 50121 Firenze, Italia

Tel. +39 055 249 11 90, Fax +39 055 244 394

khi-presse@khi.fi.it

www.khi.fi.it/

 

KHI_Pressemitteilung_Ammannati

 

3 Kommentar(e)

  • Ich bin sehr angetan! Die Bilder sind gut, die Erklärungen ebenso und die Verknüpfungen zwischen Bild und Text ideal. Die Präsentation der Kunstwerke ist exzellent, mir scheint, als ob ich noch nie so gute Aufnahmen von Skulpturen gesehen hätte. Ich gratuliere, auch für den Mut ein Ausstellungskonzept online vorzuschlagen! Ich kenne noch keine Ausstellungen online, aber der Gedanke ist nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht hat Herr Graf den kuratorischen "Wurf" aus der analogen Welt vermisst? Ich finde, dass er zwar verhalten, aber gut erkennbar ist. Vielleicht ein wenig streng, der Kunst (möglicherweise auch der neuen Technik?) untergeordnet, aber es muss nicht so bleiben. Für Ammannati passt es jedenfalls! Den klaren Vorteil sehe ich darin, dass man in die Ausstellung wiederkehren kann. Das werde ich dann auch nutzen und sie mehrmals besuchen! Danke! :)

  • charles davis
    09.12.2011 11:58

    Manche verstehen den Blog vom arthistoricum.net als ein wissenschaftliches Medium, hauptsächlich für Kunsthistoriker, und nicht als ein Ort wo man vom Meckersofa aus bleistiftet. Die 10 Fotos von den Mr Graf spricht sind in der Tat 61. Das sind 61 professionelle Fotos höchster Qualität - alle beschriftet und mit informativen Einleitungen begleitet. Der Link zur Ausstellung folgt:

    http://expo.khi.fi.it/galerie/bartolomeo-ammannati/gruswort/view?set_language=de

    Man könnte als Kritik anbieten, dass manche gezeigten Bildwerke nicht von Ammannati sind, wie ich meine (http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/frontdoor.php?source_opus=1806&la=de ), aber darüber kann man sprechen. Die 'ausgestelleten' Fotos liefern auch neue Informationen: auf dem Helm von Mars steht eindeutig ein 'Capricorno' und nicht wie meist gesagt wird, ein 'Ariete'. Dieses Detail ist in den Uffizien schwer zu sehen. Der grosse Bronze wird dann ein Sinnbild bzw Bildnis vom Herzog Cosimo I.

  • Dr. Klaus Graf
    08.12.2011 23:58

    Muss das wirklich sein, dass der Link zur Ausstellung so versteckt und nicht anklickbar präsentiert wird. Und wenn ich 10 Fotos im netz veröffentliche, darf ich das dann auch Online-Ausstellung nennen? Wie war das mit dem Sack Reis?

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