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Guttenberg reloaded

Über den Fall Guttenberg ist hier schon öfter berichtet worden. Jetzt wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt. Wenn ich richtig verstehe, geschah das in erster Linie, weil der wirtschafltiche Schaden der urheberrechtlich Geschädigten "marginal" war. Für die Wissenschaft ist das eine carte blanche. Welcher Geisteswissenschaftler etwas verdient mit seinen Büchern Geld und kann dadurch geschädigt werden? Also ran an den Speck und ordentlich bei den in 400er Auflage gedruckten Dissertationen abschreiben. Jeder dadurch entstehende wirtschaftliche Schaden wird marginal sein, ich würde sogar sagen: gleich null.

 

Immerhin muss Guttenberg jetzt 20.000 Euro an die Kinderkrebshilfe zahlen. Aber das holt er mit seiner anstehenden Rückehr in die Politik locker wieder rein!

14 Kommentar(e)

  • auch di lorenzo steht gern im rampenlicht und will seine produkte verkaufen...

  • Danke für den Link. Der Beitrag vom Deutschlandfunk ist herrlich.

    Das was sich die Die Zeit/di Lorenzo da geleistet hat, ist unsäglich!

  • eine Freundin, tätig im Buchhandel, konstatierte gestern unmutig, der herr guttenberg würde nun das gesamte weihnachtsgeschäft dominieren. aber ganz ehrlich, wenn deutschland so dumm ist, dem mann auch noch geld für sein elaborat zu geben und es sich unter den weihnachtsbaum legt, dann verdient es auch keine bessere selbst deklarierte "elite". das einzige, was diesem aufgeblasenen "man von mann" gerecht würde, wäre vollständige ignoranz von nun bis in alle ewigkeit...

    hier noch was zum delektieren: http://www.dradio.de/aodflash/player.php?station=1&broadcast=57942&datum=20111129&playtime=1322584609&fileid=d610dec7&sendung=57942&beitrag=1616604&%2F

  • Lydia Haustein
    01.12.2011 09:24

    "Die Zeit tut ja erfreulich viel für den akademischen Nachwuchs, da wundert es schon, dass sie einem akademischen Hochstapler und Schwindler ein Forum gibt, denn ein solcher bleibt Guttenberg auch nach dem eingestellten Verfahren, bei dem einfach kein „wirtschaftlichen Schaden der Urheber“ feststellt werden konnte (was ist eigentlich mit dem ­‚ideellen Schaden‘ an der Wissenschaft? Wer bilanziert den?). Nicht nur Jürgen Kaube konnte sich – im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur – gut vorstellen, dass die „Wissenschaftsredaktion oder die Hochschulredakteure“ der Zeit über dieses Interview erbost waren." (aus dem Freitag 1.12.2011)
    ich finde erschreckend wie die genannte Manipulation der Presse jegliche Objektivität in den Hintergrund drängt.

  • Franz Hefele
    29.11.2011 21:00

    Na, halten wir ihm zumindest einmal die immense Dimension seiner Ausflucht zugute. Das ist ja doch ein sehr üppig geratenes "ups" ... Freilich darf vermutet werden, dass selbst im Zuge einer solch artistischen Arbeitsweise - wenn man ihm diese für den Moment einmal einräumt - wohl kein Plagiatanteil im zweistelligen Prozentbereich zustande kommen dürfte.

  • Ein Grauen! Der reine Horror! Was soll da Forschungsarbeit sein?! Der Mann hat ja keine Ahnung von einer Promotion! Ich frage mich, wie er überhaupt auf den Gedanken gekommen ist, dass das wissenschaftliche Arbeit sein soll? Oder stellte sich die Frage gar nicht? Und was für ein Bild von Wissenschaftlern er haben muss! Also, wenn ich das weiter spinne, sehe ich schwarz! Es ist nicht zu fassen! Ich habe einen solchen Respekt (und eine solche Angst) vor den Prüfern, dass ich jedes Mal das Bild des Doktorvaters regelrecht verdrängen muss, wenn ich über meiner Dissertation sitze. Sonst komme ich keine Zeile ohne Fußnote voran. Und der "bastelt" einfach so was zusammen und meint, das geht durch! Unglaublich! Wirklich sagenhaft!

  • Sebastian.Jung
    27.11.2011 17:46

    Also ohne das Thema jetzt gleich wieder aufzuwärmen, hier nur ein Ausschnitt aus dem Interview, dass Herr Guttenberg dem Zeitchefredakteur di Lorenzo gegeben hat. Da fragt man sich schon, was der Herr so in seinem Studium gelernt hat. Das sind wissenschaftliche Anfängerfehler oder nicht?!?


    ZEIT: Wie haben Sie gearbeitet?

    Guttenberg: Ich war ein hektischer und unkoordinierter Sammler. Immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, dass etwas zu meinem Thema passt, habe ich es ausgeschnitten oder kopiert oder auf Datenträgern sofort gespeichert oder direkt übersetzt.

    ZEIT: Wie sind Sie denn dabei vorgegangen? Haben Sie Copy und Paste gedrückt und die Bausteine abgespeichert? Oder haben Sie die Zitate eigenhändig eingetippt?

    Guttenberg: Ganz unterschiedlich, in allen Formen. Ich habe Dinge abgeschrieben und in den Computer eingegeben; ich habe Kopien gemacht, abgelegt und gesagt, das wird später noch bearbeitet. Oder ich habe es sofort bearbeitet. Später habe ich gewisse Textstellen auch mal aus dem Internet herausgezogen, auch diese abgespeichert, wieder auf unterschiedlichen Datenträgern. Eigentlich war das eine Patchworkarbeit, die sich am Ende auf mindestens 80 Datenträger verteilt hat.

    ZEIT: 80 Datenträger?

    Guttenberg: Ich habe für jedes Kapitel eine Diskette angefertigt, ich habe unterschiedliche Ordner angelegt, ich habe über die Jahre hinweg auf vier unterschiedlichen Computern gearbeitet, die an unterschiedlichen Orten waren. Übersetzungen habe ich manchmal auf langen Flügen vorgenommen. Ich habe auf Reisen an der Dissertation gearbeitet, manchmal in Universitätsbibliotheken oder wenn ich bei einem Thinktank unterwegs war. Irgendwann hatte ich einen Wust an Informationen, der allerdings, abgesehen von den Gliederungspunkten, keinerlei innere Ordnung mehr hatte.

    ZEIT: Und was genau war Ihrer Meinung nach der Fehler?

    Guttenberg: Dass ich auf diesen Datenträgern sowohl an eigenen Texten gearbeitet als auch fremde Texte übernommen habe. Ich wollte diese Quellen später entsprechend aufarbeiten. Tatsächlich ist das nur sehr mangelhaft geschehen. Ich hatte einen großen Text- und Gedankensteinbruch, habe immer mal wieder von Datenträger zu Datenträger gewechselt, eigene und fremde Texte nach Themen aufgegliedert und an unterschiedlichen Stellen als Rohlinge geparkt. Ich habe nie chronologisch, sondern immer an einem Kapitel gearbeitet. Dann war ein Jahr Pause, und ich habe im Grunde wieder von vorn begonnen. Der größte Fehler war, dass ich den Zitaten- und Fußnotenapparat nicht gleichzeitig oder wenigstens zeitnah abgeschlossen hatte. Ich wusste offensichtlich später auch nicht mehr, an welchem Text ich selbst bereits gearbeitet hatte, welcher Text mein eigener und welcher möglicherweise ein Fremdtext war, insbesondere beim Zusammenfügen dieser Bruchstücke.


    Den Rest des Interviews findet man hier:
    http://www.zeit.de/2011/48/DOS-Guttenberg

  • Hier, er kommt nicht wieder! Zumindest in die ernst zu nehmende Politik nicht. (Dafür ist DSK gerade wieder im Kommen). :) Lepsius: "Guttenberg gefällt sich in einer Rolle als populistischer Außenseiter."

    http://www.sueddeutsche.de/politik/interview-zu-guttenbergs-plagiatsaffaere-luege-oder-realitaetsverlust-1.1219143

  • Wann Frankreich DSK hat, dann hat Deutschland eben von und zu Guttenberg... und kein Ende in Sicht... :(

  • Bleistifterin
    24.11.2011 14:52

    Ja. Der wirtschaftliche Schaden, das ist ja alles was zählt heutzutage. Der Schaden an Ansehen... nuja. Immerhin spricht Deutschland jetzt mal einige der im Argen liegenden Probleme an den Hochschulen an. Nicht dass sich viel ändern würde.

    Und während "die Medien" noch sagen, dass er gefälligst länger ruhig bleiben soll und sich nicht schon ein halbes Jahr später wieder - mit neuem Look - nach vorne drängen solle, halten sie zugleich alle mit der Kamera drauf und ein Mikro unter die Nase. Seufz. Der Mann wird leider wiederkommen.

  • ok! Ja, das ist in der Tat sehr bedauerlich! :(

  • Hubertus Kohle
    24.11.2011 12:50

    Das ist ja der Witz. Wir werden ihn wohl bald wiedersehen und also nicht vergessen dürfen!

  • Warum wird dieses Thema nicht einfach, dort wo es ist, nämlich im Grab gelassen? Es interessiert doch wirklich niemanden mehr, was der Herr von und zu macht, abgesehen von den Paparazzi. Oder sehe ich das falsch? Geldgeschäfte wird er wohl immer machen, daran wird ihn der Presserummel nicht hindern. Im Gegenteil, er kann ihm noch förderlich sein. Wie auch für die Politik. :( Ich finde, man sollte ihn einfach für alle Zeiten der Vergessenheit übergeben.

  • Lydia Haustein
    24.11.2011 09:48

    ach das zahlt er aus der Portokasse der Rhönkliniken, das ist eine Aktiengeselschaft die als Ergebnis vor Steuern von 173,8 (158,7) Mio. Euro erzielt.Der Aufsichtsrat besteht aus zwanzig Mitgliedern und wird von Eugen Münch geführt. Ihm gehören u. a. Karl Lauterbach, MdB der SPD-Fraktion sowie Brigitte Mohn an. Von 1996 bis 2002 saß Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) im Aufsichtsrat.Seine Familie hielt 26,5 Prozent der Stammaktien. Im März 2002 wurden die Aktien für 260 Millionen Euro an die HypoVereinsbank verkauft.Da wird mit den Ärmsten der Armen viel Geld verdient und Karl-Theodor schmückt sich mit einem Titel.

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