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Lob der Entschleunigung - Das Kolumba-Museum in Köln

Gastkommentar von Ioana Herbert

Wenn einen das Schicksal beim Ausbruch des Karnevals nach Köln verschlägt, so gibt es heute zumindest eine Stätte außerhalb von wiederaufgebauten romanischen Kirchen, die laut Presseberichten Ruhe und Besinnung verspricht. Das ist „Kolumba“, das Kunstmuseum des Erzbistums Köln, das bekanntlich im September 2007 in dem Bau des Schweizer Architekten Peter Zumthor eröffnet wurde. Doch nicht nur vermutete Stille sondern auch reine Neugierde treibt den Besucher zu diesem Tempel religiöser Kunst, zu dem in den sparsam gehaltenen Öffnungszeiten viele Kunstsinnige pilgern.

 

Auffällig sind zunächst, neben einem selbstgefälligen Publikum, welches sich mit teuren Kameras zum Fotoshooting in den Räumlichkeiten des Museums verabredet, das in grauer Tonalität gehaltene Ambiente und der an jeder Stelle gekonnt in Szene gesetzte Lichteinfall. Ausgestellt ist im Grunde genommen (für vermutlich sehr viel Geld) das Tages- und das künstliche Licht, in dem die wenigen Exponate von Stephan Lochner bis John Cage versinken. Wenn man seit Walter Benjamin den Verdacht haben sollte, dass die Aura eines Kunstwerks im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit verblasst, so wird man in „Kolumba“ eines Besseren belehrt: die Aura gibt es und zwar manchmal sogar ausschließlich!

Architektur, Lichtregie und Exponate bedienen allesamt die höchsten ästhetischen Ansprüche der Besucher, und man kann nach einem kompletten Rundgang und als profaner Mensch nicht umhin, die Frage zu stellen, ob es nicht zu viel des Guten ist? Muss religiöse Kunst in einem Museum unbedingt auch heilig sein? Wie auch immer, etwas mehr Sacherschließung als in dem Begleitheft zur Ausstellung, das jedem zu Beginn des Besuchs zusammen mit der Eintrittskarte in die Hand gedrückt wird, und etwas weniger Absolution, als sie durch die Inszenierung der Räume angedeutet wird, wären mir in diesem rheinischen Zumthorbau lieber gewesen.

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