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Roboter und Pharaonen – Multimediale Rauminszenierungen in München

Auf der diesjährigen Münchener Langen Nacht der Museen

konnte man zwei kuratorische Experimente bzgl. der "Ausstellung" von

Sound vergleichen: Das Lenbachhaus zeigte im Kunstbau eine 3-D Installation

der Elektropop-Band 'Kraftwerk', das Ägyptische Museum bespielte seinen noch

nicht bezogenen Neubau mit einer Klanginstallation von Mark Polscher, einem

Münchener Komponisten. Während im Lenbachhaus die Musik von Kraftwerk durch

großformatige 3D Projektionen illustriert wird, inszeniert Polscher die Räume des Ägyptischen Museums mit einer zurückhaltenden 'Atmo', was sinnvoll erscheint, sollen seine Klänge doch ab 2013 die Ausstellung der Exponate untermalen. Dass die Klänge im noch nicht möblierten Rohbau bei starker Besucherfrequenz kaum zu hören waren, stimmt in diesem Falle also weniger verdrießlich als hoffnungsfroh, in der Hinsicht, dass diese Klanginstallation noch genügend 'Raum' für die Exponate zu lassen verspricht - man darf gespannt sein.

 

Im ebenfalls nicht leicht zu bespielenden Kunstbau ist die Musik zwar gut zu

hören, die Akustik jedoch ebenfalls problematisch - im Vordergrund müssen also

die Visuals stehen. Auf der Längswand sieht man hier drei Projektionen, die

zwar zeitweise durch gewisse Abweichungen in der Mittelprojektion

triptychonartig zusammenwirken, letztlich aber dreimal die gleichen Bilder

zeigen. Die 3D-Effekte (mittels Brille erfahrbar) funktionieren, reißen einen

aber auch nicht vom Hocker, genauso wenig wie die Visuals selbst, die von

einförmig über eine stilisierte Autobahn ziehenden VW-Käfern ("Fahr'n,

fahr'n, fahr'n – auf der Autobahn"), über animierte Comicelemente und

abstrakte Farbcodes (diese noch am überzeugendsten) bis hin zu animierten

Robotern in Gestalt der Kraftwerker ("Wir sind die Roboter") reichen.

Ich habe zwar das zum Projekt gehörende Konzert in der Alten Kongresshalle nicht gesehen, nehme aber an, dass hier die gleichen Visuals zum Einsatz kamen. So freut man sich einerseits, dass man sie nun auch im Lenbachhaus zu sehen bekommt und schließt andererseits, dass es – was die Visuals betrifft – wohl nicht so tragisch ist, das Konzert verpasst zu haben. Hier gibt es  von jüngeren Künstlern durchaus

spannendere Ansätze.

 

Aber auch als museale Installation kann (mich) die Arbeit nicht überzeugen – ich hätte mir mehr Bezug auf die Räumlichkeiten des Kunstbaus erhofft, sowohl hinsichtlich des Sounds, als auch der Visuals.  Eine Idee davon, wie so etwas

funktionieren kann, erlangt man, wenn man die vierte, bislang nicht erwähnte

Projektion, ganz am Ende des Raumes betrachtet. Auch sie zeigt zwar dieselben

Visuals, bespielt aber eine komplette Raumwand, wobei seitlich das Fenster mit

dem Ausblick auf die beleuchteten und bevölkerten Rolltreppen der U-Bahn

anschließt. Hier ergibt sich die Idee einer Rauminszenierung, die realen

Raum/Ausblick mit der virtuellen Technowelt zusammenbringt und damit schon sehr

viel interessanter ist.

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