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Global Art History

Alle Welt redet zur Zeit von Global Art History. Man hat allerdings nicht den Eindruck, dass alle Welt auch weiss, was es damit auf sich haben koennte. Sollen wir jetzt auch Asien und Afrika einbeziehen? Um den Universaldilettantismus noch ein wenig weiter zu treiben? Abgesehen davon: An der Unversitaet steht schon seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, die Beschaeftigung mit nicht-europaeischer Kunst auf dem Programm. Eher schon soll es wohl um eine methodische Reflexion des europaeischen Kunstbegriffs im Horizont des Globalen gehen sowie die Thematisierung eines Kunstgeschehens, das seinen Schwerpunkt immer deutlicher in einen Bereich verschiebt, der mit der westlichen Welt nicht mehr identisch ist. In letzterem aber verengt sich der Gegenstand auf das Zeitgenoessische bzw. Rezente. Wir versuchen in Muenchen etwas Bescheideneres, das uns aber vielversprechend erscheint: Avinoam Shalem und Burcu Dogramaci schliessen beide die islamische Kunstgeschichte mit ein, legen aber einen Schwerpunkt auf die europaeisch-islamischen Austauschverhaeltnisse, der eine in der Vormoderne, die andere in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Das ist einerseits unter den Bedingungen eines kleinen Faches machbar, andererseits beruehrt es einen der faszinierendsten Aspekte des Gegenstandes. Was wohl an anderen Orten passiert?

24 Kommentar(e)

  • Ein Blick hin und wieder in den Blog der ApAhAu lohnt sich wirklich, sei es auch nur zum Vergleich.

    http://blog.apahau.org/?p=4914

    und

    http://blog.apahau.org/?p=4875

  • Lydia Haustein
    24.11.2011 09:42

    Fundstück:
    A Mercedes-Benz van with a paint job designed by Ai Weiwei is to be auctioned in Hong Kong next week.

    The van, entitled The Dog Mobile: A Car for Francis Bacon by Ai Weiwei, arrived from Japan on Tuesday.

    It will be sold among nearly 100 lots at Est-Ouest Auctions' contemporary and fine art sale next Tuesday evening at the J.W. Marriott Hotel.

    The car is expected to fetch HK$1.5 million to HK$2.3 million.

  • Lydia Haustein
    21.11.2011 10:55

    Leseempfehlung: Vera Tollmann, China. Der deutschen Presse Märchenland 2, Berlin 2011
    (Neues zu Ai Wei Wei)

  • Lydia Haustein
    15.11.2011 09:27

    Im Januar gibt es ein interessantes Programm in Kamerun, das auf die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst unter schwierigsten Bedingungen erinnert, falls sich jemand aufmachen möchte, das Land ist schwierig aber höchst interessant:
    Programme 24.-27.1.2012
    24.1. Douala
    Public panel discussion on the occasion of the celebration of the 50th anniversary of the Goethe-
    Institut in Cameroon
    “Building bridges – role of art and cultural work in a globalizing world – past, presence and future”
    January 24
    17:00
    19:00 reception cocktail
    Doual’art
    Douala Cameroon
    Speakers and moderator – invited / to be confirmed:
    Peter Anders (Director Goethe-Institut China)
    Jean Pierre Bekolo (Filmmaker – Michigan US)
    Marilyn Douala Manga Bell (President Center of Contemporary Art Doual’art Douala Cameroon) -
    confirmed
    Ntone Edjabe (Director Magazine „Chimurenga“ Cape Town) – confirmed
    Lydia Haustein (Art History, University Berlin – Germany/Peking)
    Koyo Kouoh (Curator, cultural producer, , director „Raw Material“ – Dakar Senegal) - confirmed
    Germain Loumpet (Archaeologist, anthropologist, University Yaoundé I – Cameroon) - confirmed
    Achille Mbembe (Historian, political scientist – Wits University Johannesburg South Africa)
    Simon Njami (Artist, curator – Paris France)
    Pascale Marthine Tayou (Artist – Gent Belgium) - confirmed
    Jean-Marie Teno (Filmmaker - France) – confirmed
    Barthélémy Toguo (Artist – France)
    Moderation: Jean Emmanuel Pondi (Political scientist, jurist University Yaoundé I) - confirmed
    25.1. Edea
    Programme – opening ceremony “Pont culturel – ‘Flaneurs d’Edea’’ January 25
    10:00 Arrival of guests
    10:30
    Welcome address Prefect of the region Sanaga Maritime
    Welcome address Délégué du Gouvernement
    Welcome address President Doual’art
    Welcome address Regional Director Goethe-Institut Johannesburg (Katharina von Ruckteschell)
    Welcome address H.E. Ambassador of the Federal Republic of Germany
    Welcome address H.E. Minister of Public works – to be confirmed
    Welcome address H.E. Minister of Culture – to be confirmed
    11:00
    - Inauguration of artistic work of Pascale Marthine Tayou and address of the artist to the public
    - Theatre play Johann Wolfgang von Goethe “Faust”
    (interdisciplinary “projet satellite” created by Cameroonian artists which unites theatre, literature,
    dance, fashion and other disciplines)
    - Inauguration of sculpture “Alphabet des Bamoun” (Salifou Lindou, Hako Hankson)
    13:00

  • Lydia Haustein
    09.11.2011 08:11

    Es ist in der Tat sehr schwer den Überblick zu behalten und vielleicht gibt es eine Idee, wie man eine Art Register anlegen könnte, für alle, die in diesem Bereich arbeiten. Für heute
    möchte auf ein interessantes Projekt von Prof. Ruth Simbao, Grahamstown, Südafrika hinweisen
    http://www.research-africa-arts.com/themes.html

  • Meinen Sie die im Posting angesprochenen Institute? Ansonsten kann ich nicht mehr folgen, sorry! Wenn man nicht die gleiche Lektüre hat, wie in globalen Zeiten anders nicht zu erwarten, hilft nur der transparente Diskurs. Andeutungen und Stichworte festigen zwar das Gefühl zu den Insidern einer Gruppe zu gehören, grenzen aber bekanntlich auch von anderen ab. Danke aber für den digitalen Wortwechsel und alles Gute!

  • Lydia Haustein
    08.11.2011 16:26

    :) ach so? Es gibt kunsthistorische Institute in denen gerade der Postkolonialismus entdeckt wird, während in Afrika und Asien die ganze Debatte als Einbahnstrasse begriffen wird.
    Gleichzeitig viele neue Allianzen und globale Netze, wie z.B. die Arbeit: "Chocolate City
    Guangzhou’s Diasporic community and the rise of an African merchant class"
    A PROJECT BY MICHAEL MACGARRY.

  • Wobei man mit der außereuropäischen Kritik am Postkolonialismus in Europa offene Türen einrennt. Das digitale Zeitalter kann man natürlich auch als "radical enlightenment" sehen. Das habe ich noch nirgendwo so gelesen, aber ich glaube, dass es schon so begriffen wird, wenn von open access, von Abbau von Hierarchien, von offensiver Bildung usw. gesprochen wird. :)

  • Lydia Haustein
    08.11.2011 08:54

    ja, die Bestrebungen sind da. Aber was bedeutet das konkret?Global? Wo haben wir internationale Forschergrupen, die zunächst einmal die verschiedenen Epistemologien gegenseitig übersetzen?
    Oft kennen wir ja nicht einmal die neue Kunst aus der unmittelbaren europäischen Nachbarschaft, geschweige denn aus den afrikanischen Ländern oder Asien. Die Kulturindustrie mit ihren Biennalen praktizieren permanente Übersetzungsmodi, welche kulturelle Vieldeutigkeiten im unaufhörlichen Strom der Daten verwischen und in vereinfachten Übersetzungen an transnationalen Nutzer zurückgeben.Beim gegenwärtigen Stand der Kunst- und Theorieentwicklung weichen allgemeine Urteile der Kunstkritik und Ausstellungskuratoren von kunsthistorischen Interpretationen mitunter in so unvereinbarer Weise voneinander ab, dass sich ihre Positionen im internationalen Diskurs gegenseitig lähmen. Je nachdem ob etwa aus einer chinesischen Innenperspektive (Gao Shiming) oder westlichen Außensichten (Wu Hung 2010) reflektiert, können sich schon bestehenden Unterschiede noch einmal vergrößern. Der türkische Sinologe Arif Dirlik parallelisiert diesbezüglich heterogene Einzelaspekte der chinesischen Kunst und diskutiert ihre spezifischen Besonderheiten auch und gerade im politischen Engagement der Künstler. Dirlik analysiert emergente kulturelle Bewegungen und überwindet starre Schemata, indem der die "postkoloniale Debatte" verabschiedet. Gegenüber einer kritischen Haltung am Postkolonialismus bleibt auch der Begriff des Universalismus nicht unberührt. Damit inspiriert er eine junge Forschergeneration, die aktuell ein spezifisches Modell chinesischer Kunstgeschichte entwickelt und sich in diesem Prozess von den Ideen der sogenannten „Dritten Welt“ (Trinh T. Minh-ha) und den postkolonialen Theorien der cultural studies abwendet, die weitgehend von indischen Forschern in den Diskurs eingebracht wurden.Gao Shiming, Sarat Maharaj, Johnson Chang haben mit ihrem Aufruf „ Farewell to Post-colonialism: the Third Guangzhou Triennial“ in zahlreichen nichtwestlichen Kulturen für einen Blickwechsel gesorgt. Es erscheint im Lichte der postkolonialen Analysen mit und gegen die europäische Kunstgeschichte eine dritte Struktur, die unter dem Motto „radical enlightenment“ verhandelt wird und als Erneuerung des abendländischen Konzepts der Vernunft begriffen wird.

  • Auch hier bin ich etwas anderer Meinung. Es gibt schon länger Bestrebungen, Kunst global zu sehen und Kunstgeschichte global zu gestalten. ARTigo ist nur ein Beispiel dafür. Ein als Spiel aufgerolltes wissenschaftliches Projekt, das genau die Sicherung von Forschungsergebnissen globaler Kunstbetrachtung zum Ziel hat. Mit weniger Kondeszendenz vielleicht dafür aber mit viel Pragmatismus wird das Wissen von "Dilettanti" zur Klassifizierung und Neuordnung von Kunst eingesetzt. Ein immer weiter gefasster Kunst- und Bildbegriff macht in Zeiten von Digitalisierung die Verwaltung des Sachbestandes seitens der "Initiati" nahezu unmöglich und so wird dafür spielerisch die Gesellschaft herangezogen. Als Nebeneffekt dieses Unterfangens - so würde man meinen - kommt eine eigene, nicht nominale Bildbetrachtung zustande, die für Bildanalysen und wissenschaftliche Arbeiten herangezogen werden kann. Der Vorteil liegt in der bereits durch Betrachter abgesegnete Rezeption des Kunstwerks, die als Bildbeschreibung zur Grundlage wissenschaftlicher Analyse dient und den bislang vielfach hermetisch abgeriegelten kunsthistorischen Diskurs nach außen hin, zu Betrachtern, Publikum und Zuhörern öffnet. Forschungsresultate? Ja! Kunst wird global anders gesehen, in diesem Fall entsprechen visuellen Zeichen die gemeinschaftlich vergebenen Tags. Dass man mit diesem sehr neuen Sachverhalt noch nicht umgehen kann, dem stimme ich zu, aber es ist ein analytisch abgesichertes, sehr konkretes Ergebnis. :)

  • Lydia Haustein
    07.11.2011 11:34

    danke für den link zur Radiosendung: Diese Radiosendung zeigt präzise wie oberflächlich
    in vielen Bereichen die "globale" Kunst verhandelt wird. Wir sollten zugeben, dass wir weit entfernt sind von gesicherten Forschungsresultaten.

  • p.s. Wobei man natürlich die Rolle des Internets beim Thema "globale Kunst(+geschichte)" wie bei der Überwindung der Grenzen nicht vergessen sollte. Manches akzeptiert man in digitaler Form leichter als in analoger Form. Sicher wird sich da einiges in West aber auch in Ost verändern... :)

  • Ich sehe das anders. Viele Faktoren verändern die Welt und viele sind daran beteiligt. China mag zur Zeit eine wichtige Rolle spielen, aber ob es das Spiel macht, hängt auch von den anderen ab. Im übrigen: nichts gegen chinesische Kultur, aber alles für abendländische Werte! Das ist lediglich eine persönliche Option und jeder hat seine eigene. Solange der Unterschied (zwischen Kulturen, Individuen, Ländern usw.) erhalten bleibt, sind wir uns einig. Sobald "global" synonym mit "uniform" wird, stimme ich nicht mehr zu. Bei allem Respekt für morgenländische Werte, ich bleibe bei dieser Wahl. :)

    4. Global Art
    Sendezeit: 30.10.2011 07:07
    Autor: Knipp, Kersten
    Programm: Deutschlandfunk
    Sendung: Information und Musik
    Länge: 05:56 Minuten

    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2011/10/30/dlf_20111030_0707_3ba54b32.mp3

  • Lydia Haustein
    30.10.2011 08:31

    China verändert die Welt. Ob es uns gefällt oder nicht. Nichts gegen "Ihren" französischen Porträtmaler, aber wir sollten uns den Realitäten stellen. Je eher, desto besser.

  • Entschuldigung! Wir können das gerne mit Schlange oder Papaya austauschen, wenn Ihnen das lieber ist, und die Diskussion auf andere Kulturen ausweiten. Das würde aber an der Sache nicht viel ändern, denn "es läuft durch den Magen", sonst fänden Sie das nicht so "schrecklich".

    Mein o.g. Lehrer hatte nicht nur die Gabe sondern auch das nötige Wissen und die Aufrichtigkeit, um Denkkategorien nicht nach Kriterien des gesellschaftsfähigen Konsens zurecht zu biegen, sondern sie einzuhalten, egal wie problematisch die dadurch zu Tage geförderten Wahrheiten waren. Das habe ich sehr geschätzt und schätze es auch heute noch. Wenn Sie in Ihrem ersten Kommentar von "Schwerpunkten" und "Gewichten" schrieben und diese gegen den Beitrag der "Dilettanti" absetzten, meinten Sie mit Ersteren die McDonald-Kultur? Wer sollten dann die "Dilettanti" sein? Möglich, dass ich etwas falsch verstanden habe, sonst hätte ich natürlich nicht den erwähnten Ausspruch zitiert.

    Von einer "abgeschlossenen Einheit" habe ich nicht gesprochen, sondern lediglich von einer "Einheit". Ich kann den Begriff gerne mit "Gesetzmäßigkeit" ersetzen, wenn Ihnen das lieber ist. Ich sehe aber, ehrlich gesagt, den Gewinn für die hiesige Diskussion nicht, zumal die zusätzliche Differenzierung die Dinge nicht einfacher macht.

    Oder geht man mit einer offenen Kultur, die ihre Gesetzmäßigkeit hat, leichter um? Tut mir leid, aber Chinesen, um bei Ihrem Beispiel zu bleiben, die Parteimitglieder sind und zugleich bei Starbrucks essen, werde ich nie verstehen, geschweige denn jemals erklären oder ihre Kultur vermitteln können. Ich bleibe lieber bei "meinem" französischen Porträtmaler, der mir auch so genug Kopfzerbrechen bereitet. :(

  • Lydia Haustein
    13.10.2011 11:42

    Was für ein schrecklicher Lehrer, und er hat Unrecht. Die meisten Chinesen (und Asiaten) hassen Hundefleisch.
    Statt dessen gibt es starbucks und McDonalds.
    Eine Kultur ist nie eine abgeschlossene Einheit, sonst wäre sie tot.

  • Einer meiner Lehrer hatte es mal so ausgedrückt: "So lange wir keinen Hunger auf Hundefleisch haben, sondern wir uns nach einer einheimischen Mahlzeit sehnen, wird uns die asiatische Kultur fremd bleiben."

    Für zart besaitete Menschen aus vornehmen Verhältnissen mag diese, im wahrsten Sinne des Wortes durch den Magen gehende Sentenz über das Verhältnis zu fremden Kulturen schockieren, aber ich habe sie beherzigt und lag noch nie falsch damit. Bei aller Euphorie um die "globale Kunstgeschichte": die Grenzen exotischer Rezeption zu überwinden, ist aus meiner Sicht ein sehr mutiges Unterfangen und ihre Substantialität zu ignorieren, wäre m.E. verkehrt. Eine Annäherung ist vorstellbar, ein lückenloses Verständnis - eine Sache der Unmöglichkeit.

    Für mich ist eine fremde Kultur genauso eine Einheit wie die mir vertraute Kultur und ein klares Nebeneinander, in dem jeder bei seinem Schwerpunkt bleibt, ist mir lieber als ein missverständliches Miteinander, in dem jeder seinen Schwerpunkt auszutauschen versucht. Aber das ist natürlich eine subjektive Angelegenheit. Wie viel Abstand und/oder wie viel Nähe ein jeder braucht oder haben will, lässt sich ohnehin nur im zweiten Schritt und nur im Dialog klären.

    Ansonsten... so lange mir ein Blickwinkel von Laien dazu verhilft, einen durch Halbwissen verbauten Blick auf Artefakte zu korrigieren, sehe ich lieber davon ab, Ersteren mit Überheblichkeit zu strafen.

    :)

  • Lydia Haustein
    11.10.2011 09:02

    Das ist die perfekte Definition: "Global Art History als die methodische Reflexion des europaeischen Kunstbegriffs" im Horizont des Globalen. Denn in der Tat verschieben sich Schwerpunkte und Gewichte der westlichen Welt im Rahmen globaler Entwicklung.
    Die Gefahr des Dilettantischen besteht natürlich. Doch seien wir großzügig: war es nicht einst die Society of Dilettanti, die den Blick für das Ungewöhnliche öffnete?

  • >Und Ergebnisse?

    Sehr viele! Bescheidenheit wenn man merkt, dass vieles schon mal gedacht wurde. Humor wenn von Göttern gesprochen und geschrieben wird. Distanz wenn Freud zitiert wird. Im allgemeinen weniger Arroganz und weniger Ignoranz. Das ist doch schon was! :)

  • Orkus
    08.09.2011 12:54

    @ he

    Eurozentristisch urteilend, dass da etwas nur leere Behauptung sei?
    Ja da haben schon einige ein paar Jahrhunderte lang gestritten.
    Und Ergebnisse?

    Übrigens wird sogar Habermas in der nächsten Woche im Rahmen des Philosophie-Kongresses an der LMU einen Vortrag halten, den der "Verkörperung von Gründen" titelt.

    Habermas und "Körper"!
    Er wird doch nicht noch im Alter die Sinne entdecken?!

  • Orkus
    08.09.2011 12:46

    Ganz konkret gibt es die soeben eröffnete Ausstellung „EigenSinn – Inspirierende Aspekte der Ethnologie“ im Museum der Kulturen Basel. Also kein „Asien“- und kein „Afrika“-Saal mehr, stattdessen die Neuvorschläge einer reflektierenden Museumsmannschaft, Objekte der herkömmlichen ethnologischen Sammlung nach Handlungsmustern zu ordnen. Wenn das nicht Wahrnehmung anstelle kategorisierenden Denkens ist!
    „Genießen, Staunen, …“

    http://www.mkb.ch/de/1-1-programm/events/2011/EigenSinn.html

    Handlungsspielräume werden über die eingefahrenen Grenzen ausgedehnt.
    Kurz erklärt die Ausstellungsidee Anna Schmidt, die Direktorin des Basler Museums der Kulturen, im gestrigen BR-„Kulturwelt“-Beitrag, in dem es zwar vor allem um das neue Dach von Herzog&deMeuron geht, ab etwa 2:00 min aber …

    http://www.br-online.de/bayern2/kulturwelt/herzog-und-de-meuron-basel-architektur-ID1315377112882.xml

    Vielleicht wird ja auch gemeinsam gegessen, getanzt und umarmt?
    Ach jeeeh, da wirft’s dann die Damen und Herren Wissenschaftler ganz aus der Kategorisierungsbahn, welcher Kultur das nu’ mal zugeordnet werden soll!

    Übrigens kann als Vorreiter solcher Kulturen-Kunterbunts-Sammlungen die Barnes-Collection in Philadelphia gesehen werden. Albert C. Barnes sammelte in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts Kunstwerke unter dem persönlichen Einfluss der amerikanischen Philosophen der Pragmatismus. Alltagserfahrung in „global art“ war da „sine qua non“.
    Abgeguckt und aufgewärmt?

  • okay! Auch gut! Ohne einen Universalienstreit vom Zaun brechen zu wollen, bin ich aber der Ansicht, dass man die als Realia wahrgenommenen Nomina doch hin und wieder in die Tat umsetzen oder zumindest verbalisieren sollte, damit anhand konkreter Sachverhalte diskutiert und vielleicht sogar tatsächlich etwas bewegt werden kann. Doch sicher muss man dafür zumindest teilweise die Universalia als Nomina (nicht mehr aber auch nicht weniger) ansehen, ab und zu diese Ebene verlassen und vielleicht sogar mit Hilfe des Denkens handeln. In diesem Fall wäre es, an Dialogen partizipieren. Was natürlich hier wegen dem hohen Grad an Reflexivität so manchen Postings nicht immer leicht ist. Das gebe ich zu, aber man tut halt, was man kann. Manchmal gewinnt man auch! :)

  • Orkus
    03.09.2011 18:53

    Aber in der Wahrnehmung ist doch immer schon alles da. Es ist das Denken, das mit seiner Begrifflichlichkeit segmentiert.

  • Die Frage kann ich leider nicht beantworten, aber den Gedanken finde ich interessant, dass "es wohl um eine methodische Reflexion des europäischen Kunstbegriffs im Horizont des Globalen gehen" soll. Das ist so gut formuliert, dass es eine Fülle von weiteren Gedanken auslöst, obwohl sie wahrscheinlich sie sich so noch gar nicht konkretisiert haben. Aber man darf sich das vorstellen! Man stelle sich also vor (vielleicht gibt es das sogar schon hier und da?) eine Abwendung von der Hierarchie der Inhalte in der Kunst, d.h. auch von dem Primat europäischer Kunst und eine Hinwendung zum Formalen, eine unabhängig vom Thema gleichwertige Beurteilung künstlerischen Vokabulars im Verhältnis zu der intendierten Aussage des Kunstwerks. Das wäre doch was! Dann könnte man in der Fachwelt übereinkommen, dass das Zusammenspiel von Form und Inhalt unabhängig von Gattungen (und sowieso von geographischen Breitengraden) das ästhetische Bedürfnis des Betrachters dann erfüllt, wenn es harmoniert (es sei denn Disharmonie ist ausdrücklich gewollt) und sich also wieder auf klassische Werte im Sinne allgemein gültiger Maßstäbe besinnen. Dann könnte man auch getrost mit der postmodernen Beliebigkeit der Werte abräumen und der Epoche endlich ihren Platz in der Geschichte zuweisen und sich wieder einmal trauen, von guter und schlechter Kunst zu sprechen. Das wäre wirklich was und wahrscheinlich findet es sogar schon irgendwo auf der Welt statt. Also von mir aus: "Ja!" zur "Global Art History", wenn es in dem soeben beschriebenen Sinne passiert und was man auch mit Vorsicht als ein Phänomen betrachten kann, in dem es wenigsten teilweise auch zurück zur Klassik geht. Alles klar? :)

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