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Kunstgeschichte und Traumdeutung
Wer wollte nicht gerne erfahren, dass sein Schreibstil dem
eines berühmten Schriftstellers gliche? Eine solche Selbstbestätigung ist nun
möglich. Dem Wunsch der FAZ Folge leistend hat Dmitry Chestnykh seinem für
englische Freigeister geschaffenen Analysetool "I write like"
deutsche Texte einverleibt und siehe da: die zumindest stilistische
Verwandtschaft von Kunstgeschichte und Traumdeutung ist bewiesen. Nicht nur ich
selbst, sondern auch diverse KollegInnen, von denen mir Textbeispiele vorlagen,
schreiben wie – Sigmund Freud. Es lebe die Computerlinguistik, die uns solch
tiefgreifende Einsichten eröffnet und offensichtlich auch für nachfolgende
Generationen noch vielfältige Fragen offen lässt. Wie dem auch sei – ein
schöner Zeitvertreib im August: http://www.faz.net/f30/aktuell/WriteLike.aspx
Und sollte Sie der Stil dieser Zeilen verwundern: er entsprang dem Bedürfnis, einmal die Gefilde der Tiefenpsychologie zu verlassen – und war von Erfolg gekrönt: er kann es mit Friedrich Nietzsche aufnehmen - zumindest dem Stil nach...
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19 Kommentar(e)
Ich schreibe wie Hegel? Dabei wäre schon Freud schlimm genug gewesen.
Gut aber, dass mein chinesischer Text Konfuzius gleicht.
Wie ich soeben erfahre, reicht eigentlich ein Satz, um zu den ganz Großen zu gehören...
http://www.dla-marbach.de/dla/museum/ausstellungen/wechselausstellungen/index.html
:)
interessant - mein romananfang ist hegelesk, mein vortrag auf englisch klingt wie freud. jetzt muss ich mich mal kundig machen, wie es um freuds emglischkenntnisse bestellt war- vielleicht hilft mir das weiter...
merci bien! :)
Ich liebe Rätsel! Können Sie noch mehr Rätsel machen? Hin und wieder dann hier so wie dieses oben veröffentlichen... Das wäre schön! Danke noch einmal, es war sehr erholsam und aufheiternd!
Douze points, félicitations !
Und der "Ungenannte" ist? Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)! Stimmt es? Danke für dieses bezaubernde Rätsel! Aber ohne Google hätte ich das nicht erraten... :)
Und Kant schreibt in seiner 'Kritik der reinen Vernunft' wie Hegel. Immerhin schreibt Hegel wie Hegel. Aber auch die ersten Absätze von Gottfried Kellers 'Der grüne Heinrich' sind ganz in Hegelscher Manier verfasst. Lessing dagegen gehört zu den Goethe-Vorwegnehmern, ebenso Wieland - und wahrscheinlich fast alle, die Texte schreiben "worin nichts von Kegelschnitten und Integralen vorkommt", um einen Satz eines anderen Großen zu dekontextualisieren, der wiederum mit seinem kleinen Text "Charakter einer mir bekannten Person" in die Goethe-Schublade rutscht (was er sich vermutlich verbeten hätte). In einem anderen Text macht der Ungenannte aber dann schon ganz auf Nietzsche, viele Jahrzehnte vor dessen Geburt. Nietzsche hätt's bestimmt gefreut, hielt er doch die Kurztexte seines Vorwegschreibers, neben "Goethes Unterhaltungen mit Eckermann, dem besten deutschen Buche, das es gibt" (so seine Worte) und Werken von Jung-Stilling, Stifter ('Der Nachsommer') und Keller für die Glanzpunkte der deutschen Prosaliteratur. Nietzsche kann übrigens nicht nur Nietzsche, sondern tendiert gelegentlich gerne auch einmal zu Freud - usw. usw.
man nehme einen essay über kant und heraus kommt:
"ich schreibe wie kant"
...total logisch.
Ein kurzer englischer Text von mir in diesem Blog hat "in dem Original" - auf den hier Herr Hohmann verwies - ergeben, dass ich wie Cory Doctorow schreibe. Das ist schon seltsam! Erstens ist der Mann Journalist und Blogger und zweitens ist er sehr nah an meinem Geburtsdatum geboren (mit Tag und Jahr man mag es kaum glauben). Also, bis auf das Geschlecht stimmt eigentlich so ziemlich alles... Die deutsche Version der Anwendung ist natürlich schmeichelhafter, selbst wenn vermutlich etwas weniger genau. Noch interessanter wäre für mich die französische Ausgabe... Gibt es die auch? Wenn man sich auf gleicher Augenhöhe mit einem Sartre oder Camus begegnen darf, steht man doch ganz anders da im Leben... :) Letztendlich finde ich es aber schön, dass täglich hier so viel gute Literatur geschrieben wird. Das hat schon was!
@hk
Da muss ich aber widersprechen! Die o.g. Autorin macht Bilder zur Sprache. Was will man da in der Kunstgeschichte mehr?! :)
(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Friederike_Mayr%C3%B6cker)
Fachtexte wie Freud.
Museale Arbeitsanweisungen wie Handke.
Private Mail mit Bericht einer misslichen Begebenheit wie Kafka.
Fröhliche private Mail wie Abonji.
Private Mail an Verwandten wie Tucholsky.
Usw.
Das kommt davon, wenn man adressatenspezifisch formuliert.
und ich schreibe wie... bin very amused;-)
Ha, sehr schön! Im Englischen schreibe ich wie David Foster Wallace, wenn man nach dem Original geht (http://iwl.me/). Und das in einem Artikel über den Umgang mit Datenwerten im CIDOC-CRM ... 0_O. Klingt wie ein "Unendlicher Spaß" ;-)
Sehr suspekt! Auch ich schreibe wie Sigmund Freud ... in einem Artikel über Semantic Web und Ontologien ... o_0
Also hegel finde ich besser als mayröcker! Ubrigens ist die anwendung natürlich viel weniger albern als man das auf den ersten blick denkt!
Hegel. Ob mich das nun so richtig freuen soll, da bin ich uneins ...
... und ich schreibe in meiner Muttersprache wie Friedericke Mayröcker! :)
… echt? Bei mir, selbst wenn es um Relativitätstheorie geht: Freud. Was mich freut.
... und ich schreibe wie Goethe. Damit ist der Tag gerettet!