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Open Access

Ein Krieg tobt in den deutschen und internationalen Feuilletons um open access und die google-Initiative, auch Bücher über das Internet zur Verfügung zu stellen, die noch nicht urheberrechtsfrei sind. Dabei wird vieles durcheinander gebracht, die Darstellungen wimmeln von falschen Behauptungen, an der Front herrscht Chaos. Insbesondere fühlen sich Autoren und Autorinnen in ihren grundlegenden Rechten verletzt und um Einnahmemöglichkeiten gebracht. Dieser schwerwiegende Einwand soll hier nicht verharmlost und weggewischt werden, wie das auf seiten der Internet-Apostel gerne geschieht, die den von den Kritikern praktizierten Manichäismus gerne umdrehen und dann genauso anwenden. Aber vielleicht kann ein kleiner Beitrag zur Entspannung nützlich sein: Schriften, die im Internet im Volltext zur Verfügung gestellt werden, dienen offenbar in erster Linie dazu, den Interessierten zum Kauf der gedruckten Version anzuregen! Im Klartext: Ein Buch, das vollständig im Internet veröffentlicht wurde, verhindert dessen Kauf nicht, sondern befördert ihn sogar. Offenbar lesen die meisten doch noch lieber auf Papier als am Bildschirm. Und wenn die Buchversion nicht deutlich teurer ist als die am privaten Drucker hergestellte, wird weiterhin das Buch bevorzugt. Gleichzeitig liegt die digitale Version vor, mit all den Vorteilen an die wir uns gewöhnt haben, wenn es um das Auffinden spezieller Stellen geht. Eine Chance für Verlage? Aber ja doch!

 

Näheres zu dem erstaunlichen Phänomen findet man hier

2 Kommentar(e)

  • Hubertus Kohle
    02.06.2009 15:28

    Ich sehe, dass unter http://www.oapen.org/ eine Umfrage zum open access für Geisteswissenschaftler organisiert wird. Teilnahme erwünscht, dauert nur 10 Minuten!

  • Ioana Herbert
    08.05.2009 11:57

    Manchmal frage ich mich, ob die Anfänge des Buchdrucks ähnlich konvulsiv verlaufen sind, wie die jetzige Digitalisierung von Schriftgut? Mit Sicherheit hat damals so mancher Miniaturenmaler seinen Job verloren... und bestimmt gab es auch solche, die um ihre Privilegien bangten, selbst wenn das - anders als heute - eine Minderheit gewesen sein dürfte... Einige haben aber auch Mittel und Wege gefunden, ihrer Leidenschaft nachzukommen (s. hier Beitrag "Illuminierte Astrologie", in dem es um eine Handschrift geht, die mit Erfolg einer Druckversion folgte). Man könnte das ja auch auf die heutigen Tage übertragen. Das Internet als Baustelle! Die digitalisierte Version eines Textes wäre dann eine öffentliche Vordruckversion, die Druckversion eine vollständige Publikation von abgewandeltem Text oder von Text und qualifizierten Kommentaren usw. Weil man sich diese komplette, über Jahre hinweg bearbeitete und ergänzte Fassung gar nicht mehr wird finanziell leisten können, würde man dann Institutionen aufsuchen, die sie bezahlen können. Sprich: Bibliotheken. Wodurch dann wiederum die Bibliotheken größeren Anlauf als jemals zuvor hätten. Oder?

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