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Studiengebühren

Überall geht es den Studiengebühren an den Kragen. Jetzt, nachdem Baden-Württemberg  auf grün-rot setzt und NRW trotz Rekordschulden weiter auf den Ausstieg setzt, bleibt wohl nur noch Niedersachsen und Bayern. Aber ist die Argumentation, Studiengebühren seien unsozial, wirklich richtig? Nach allem, was ich weiß, ist es vielmehr so: Akademiker haben nach nur 10 -15 Jahren den Einkommensunterschied wieder aufgeholt, den sie durch den späteren Berufseinstieg verloren haben. Die Akademikerarbeitslosigkeit ist schon immer niedriger als die allgemejne, und sie dürfte in Zukunft, angesichts des Bevölkerungsrückganges und der weiter brummenden Wirtschaft, eher noch weiter sinken. Also warum diese ängstlichen Unkenrufe, junge Leute aus weniger begüterten Familien würden sich bei Studiengebühren nicht für die Universität entscheiden?  Ohne ein gewisses Risiko ist der Erfolg eben nicht zu bekommen, aber das Risiko ist doch wohl eher beschränkt. Und warum soll eigentlich die Kassiererin im Supermarkt, die einen doch einigermaßen anstrengenden Job macht und dafür wahrscheinlich keine 10 Euro in der Stunde bekommt, mit ihren Steuern die Karrierechancen von Leuten verbessern, die nachher das Dreifache verdienen? Mal abgesehen davon, dass sie es auch dann macht (nur eben ein bisschen weniger), wenn es Studiengebühren gibt.  Ich weiss, dass meine Argumente nicht neu sind. Aber wer erklärt mir denn hier mal, warum sie falsch sein sollen?

23 Kommentar(e)

  • Hubertus Kohle
    20.12.2011 07:06

    Zu 1:
    Wenn das eine Lenkungswirkung hätte und die Leute dann aussichtsreichere Studiengänge wählten: Warum nicht?
    Zu 2:
    Da ist was dran!

  • argumente
    19.12.2011 22:45

    1. Gerade bei dem Studium geisteswissenschaftlicher Fächer, die nicht die "Rendite" der MINT Fächer versprechen, sind Studiengebühren ungerecht und können auf einige abschreckende Wirkung haben.
    2. Den Gehaltsunterschied zwischen Akademikern und Nichtakademikern (sofern er denn bei dem einzelnen existiert) könnte man auf effektivere und gerechtere Weise über eine gestaffelte Einkommenssteuer abfangen. Stichwort: Steuergerechtigkeit. In dem Fall müssten nämlich nur die Absolventen einen höheren Beitrag für die Gesellschaft zahlen, die auch reell ein höheres Einkommen (aufgrund ihres Studienabschlusses) haben. Diejenigen die einen Studiengang gewählt haben, bei denen die Berufsaussichten weniger "rosig" sind gehen aber kein zusätzliches Risiko ein (neben den Schulden und Rentenversicherungsausfällen, die während der üblichen Studiendauer ohnehin anfallen).

    Deshalb sind Studiengebühren einer gerechten Steuerpoliik unterlegen.

  • C.M.
    28.04.2011 15:00

    Sehr geehrter Herr Kohle,

    in Anbetracht der Tatsache, dass wir in einem der reichsten Länder der Welt wohnen, sind wir alle oben...
    Vielleicht sollte man diese Frage, ähnlich wie den Atomausstieg, auch im europäischen Kontext diskutieren und dabei den demographischen Wandel in Deutschland und den Bedarf an Fachkräften berücksichtigen, da in anderen Ländern größere Armut herrscht und dennoch Studiengebühren, teilweise sogar Schulgebühren, existieren.
    Wie gehen diese Länder mit dieser Frage um?
    Und wie reagieren die ausländische Presse und ausländische Studenten auf die Demonstrationen gegen Studiengebühren in Deutschland?
    Wie hoch sind die Ausgaben für Bildung in Deutschland und wie hoch ist die Verschuldung? Hat die OECD neulich erst mokiert, dass Deutschland zu wenig Geld in Bildung investiert? Was ist mit der vom Staat eingeführten Bildungsprämie und dem Bildungspaket?

  • Orkus
    27.04.2011 18:49

    Hier mangelt es doch am Wissen, wie die reale Arbeitswelt aussieht.
    Eine Kassierin wird schon nicht die Kuhi-Stud.-Dame mit Steuern finanzieren, weil sie ziemlich sicher einen 400-Euro-Job hat. Und da zahlt man nun mal keine Steuern.
    Es werden vielmehr die reichen Papis sein, die ohnehin schon in höchsten Steuerklassen dem Staat abführen. Reicht das nicht für die indirekte Studienfinanzierung, damit die Tochter mal eine gute Heiratspartie macht?
    Meiner Meinung nach muss in der Argumentation die Differenzierung viel mehr beachtet werden, ob jemand aus Arbeiterkreisen ein Sozialpädagogikstudium aufnimmt oder eben jemand Kunstgeschichte studiert.
    Und dass nun mal "die da unten" irgendwie nicht den Weg zum Blog von arthistoricum.de finden: komisch? Wohl eine Zielgruppenfrage.

  • Genau! Da kämpfen Privilegierte für den Erhalt ihrer Privilegien ohne Rücksicht auf reale Missstände einer über ihre engste Interessengemeinschaft hinausreichende Gesellschaft. Genau so sehe ich das auch!

  • Hubertus Kohle
    27.04.2011 14:49

    Ich akzeptiere die Widersprüche natürlich und finde in einigen von ihnen auch etwas Neues. Überzeugt bin ich aber nicht wirklich. Es mag absurd klingen, aber letztlich kämpft hier nicht unten gegen oben, sondern oben für sich selber - unter dem Deckmantel des unten.

  • C.M.
    20.04.2011 15:05

    Liebe he, ich mag ihren Humor! Erinnert schon stark an die Börse mit ihren Kursen...:0)

    Orkus: Solange die bayerischen Unis den Elite-Status haben, glaube ich, zahlen einige mehr Geld, wegen dem Prestige. In den USA und anderen Ländern zahlen doch auch Eltern sehr viel Geld für die Ausbildung ihrer Kinder in namhafteren Universitäten. Oder sind diese namhaften Hochschulen bereits Konkurrenz?

  • Orkus
    20.04.2011 04:39

    Sachsen ködert Studenten!

    Vor allem Bayern zieht es an sächsische Unis.

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article13218325/Sachsen-koedert-Studenten-mit-niedrigen-Kosten.html

    Da werden die bayerischen Unis wohl doch bald umdenken und nachrechnen müssen, ob 542,- noch "wettbewerbsfähig" sind.

  • >vielleicht könnte man die Studiengebühren auch noch für die einzelnen Fächer unterschiedlich staffeln...

    Das wäre schön, wobei man nach dem Rotationsprinzip verfahren und jedes Semester den Wert der Fächer ändern sollte. Für einen Jahrgang könnten die Preise bis zum Schluss vielleicht gleich bleiben, aber auf lange Zeit und flächendeckend Kunstgeschichte als "billiges" Fach anzubieten, ist vielleicht doch nicht so erstrebenswert. Das gibt rappelvolle Hörsäle und nachher lange Wartezeiten bei der Agentur für Arbeit...

  • C.M.
    17.04.2011 23:00

    Kleine Frage: warum gehen in Bayern relativ wenige Studierende nebenbei einer Erwerbstätigkeit nach? Gibt es hierfür spezielle Gründe?

    Stipendien gibt es immer noch und zum Glück gibt es auch noch Personen, die sich ehrenamtlich engagieren und Firmen, die auf Nachhaltigkeit setzen.

    Studiengebühren von dem Einkommen der Eltern abhängig zu machen, wäre ein Fortschritt, da stimme ich überein. Aber vielleicht könnte man die Studiengebühren auch noch für die einzelnen Fächer unterschiedlich staffeln, da es ganz einfach Studienfächer gibt, bei denen bereits am Anfang des Studiums die Frage besteht: was man damit macht, wenn man nicht ausgerechnet in die Forschung will, und bei denen die Arbeitsmarktprognosen sehr stark schwanken. Wobei aber auch erwähnt werden muss, dass es regionale Unterschiede gibt und es auch unter den Absolventen der angeblich "sicheren" Studiengänge, teilweise Arbeitslose gibt. Habe länger keine genauen Statistiken hierzu gelesen.

  • Es gab doch Zeiten, da wurden gute aber mittellose Studenten gefördert... Gibt es diese Stipendien nicht mehr? Oder war das in einem anderen Land?

  • Nach dieser Befragung fordern die meisten aber Gebühren, die sich nach dem Einkommen der Eltern richten. Somit wären die Gebühren ja schon sozial verträglicher und müssten nicht über Darlehen abgefangen werden.
    Das wäre ja schon mal ein Fortschritt.

  • C.M.
    15.04.2011 13:26

    In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Ergebnisse der Online-Bildungumfrage verweisen:

    http://www.bildung2011.de/?lang=de&mod=download

    Interessant ist hierbei (auf Seite 8), dass sich die Mehrheit der Befragten für Studiengebühren aussprechen und auch höhere Steuern für ein besseres Bildungssystem in Kauf nehmen würden.

  • Das für gute Bildung viel Geld nötig sei ist ein faszinierender Irrglaube. Ich möchte nur einmal auf die herausragenden Schulprojekte hinweisen, die mit dem deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurden. Darunter finden sie durchaus staatliche Einrichtungen, die nicht gerade mit Mittelzuweisungen gesegnet sind. Neue Konzepte und Engangement des Lehrpersonals zeichnen diese aus.
    Dies könnte man durchaus auch an Universitäten erwarten, wo doch die Elite der Gesellschaft lehrt und lernt. Von Büchern alleine wird ein Seminar nicht besser.

    Sollten Akademiker tatsächlich später mehr Geld verdienen als eine Kassiererin, so wird Ihnen auch nicht entgangen sein, dass sie eventuell höhere Steueren zu entrichten haben.
    Das hieße, dass man nach Abschluss des Studiums durchaus in der Lage ist, seine Bildung nachträglich zu bezahlen, bzw. eine Gegenleistung zu erbringen, indem man der Folgegeneration die Bildung finanziert.

    Dann möchte ich darauf hinweisen, dass nach Einführung der Studienbeiträge die Zahl derer signifikant gestiegen ist, die neben dem Studium einer Erwerbstätigkeit nachgehen, um sich den Lebensunterhalt zu finanzieren. Dies betrifft vor allem Studierende aus den unteren und mittleren gesellschaftlichen Schichten, die in Bayern (39%)- und vor allem in München (32%) - stark unterrepräsentiert sind.

    Die tatsächlichen (sozialen) Auswirkungen der Gebührenerhebung lassen sich allerdings noch nicht genau feststellen.

    Ansonsten möchte ich IB zustimmen. Wenn Studiengebühren, dann gestaffelt nach Einkommen der Eltern. Die 37% der Studierenden, die einen hohen sozialen und finanziellen Hintergrund haben, werden sich leisten können etwas mehr zu zahlen, als diejenigen mit gehobenem (24%) oder mittlerem und niedrigem Hintergrund (39%) [Zahlen für Bayern, 19.Sozialerhebung des DSW, Sonderauswertung München].

    herzlichst

  • C.M.
    12.04.2011 09:27

    Ich versuche jetzt mal einen anderen Blickwinkel in den Diskurs der Studiengebühren einfließen zu lassen, da ich gegenüber diesen sehr zwiespältig eingestellt bin und vielleicht kann ja eine andere Herangehensweise an das Thema zur Lösung der Debatte beitragen.

    Wenn ich von der These ausgehe, dass jeder Mensch mit dem was er tut, bewusst oder unbewusst ein Ziel verfolgt, dann gelange ich zwangsläufig zu der Schlussfolgerung, dass es in diesem Kontext kein "richtig" und "falsch" gibt, sondern nur Respekt für die diversen Lebensläufe und damit einhergehend ein gewisser Kompromiss und daraus resultierende Konsequenzen.

    Ein Beispiel aus eigener Erfahrung (stark vereinfacht): Bevor ich mein Studium begonnen hatte, wusste ich nicht so recht, welchen Weg ich einschlagen solle, wusste aber in etwa, was mir Freude macht und was ich ungefähr später machen will. Die Frage war aber für mich, ob ich dies über Arbeit oder eine Ausbildung, sprich Studium, erreiche. Als ich an einem Abend auf einer Feier ein sehr interessantes Gespräch hatte, machte mich ein Mann darauf aufmerksam, dass ein Uni-Abschluss sehr wichtig sei, um "dazu zu gehören". Gut. Also fing ich mit dem Ziel zu studieren an, möglichst schnell einen Titel in der Tasche zu haben. Ich studierte die Fächer, die ich seit meiner Kindheit ohnehin geliebt habe, arbeitete nebenbei so viel es ging als Ausgleich zur Theorie, und auch um eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren.

    Umgekehrt habe ich eine Freundin aus frühester Kindheit, deren Ziel es immer schon war, eine Familie zu gründen und viele Kinder zu bekommen. Neulich auf einer Party haben wir uns nach langer Zeit wiedergetroffen. Sie ist verheiratet, Ausbildung, hat zwei Kinder und wünscht sich ein drittes Kind. Ich mit meinem Uni-Abschluss, keine Kinder. Sie hatte früher negative Vorurteile gegenüber Akademikern. Als wir an dem Abend wie in alten Zeiten rumalberten, kam von ihr der Kommentar, dass sie mein Abschluss nicht wundere, da ich schon immer sehr viel gelesen habe und ich konnte mich nur für sie freuen, da sie so glücklich und zufrieden aussah.

    Gestern beim Einkaufen traf ich eine Verkäuferin in einem Modegeschäft, die mich sehr kompetent beraten hat. Sie hatte studiert und arbeitet jetzt Vollzeit als Verkäuferin, damit sie sich irgendwann selbständig machen kann und Praxiserfahrung sammelt.

    Was das mit den Studiengebühren zu tun hat? Wenn jemand wirklich studieren will, dann schafft man das auch trotz Gebühren. Natürlich gibt es sozial benachteiligte Familien, die sich ein Studium nicht leisten können. Aber wo fängt man hier an? Der Kindergarten kostet auch Geld, Mitgliedschaften, Freunde, Kino etc. Wo fängt man also an, wenn es um soziale Gerechtigkeit geht? Und wer spricht von den Erfahrungen, die man nicht bezahlen kann? Und wer spricht von diesem großartigen Gefühl, wenn man sagen kann: das habe ich geschafft, auch wenn diese Jahre teilweise sehr hart waren und man im Nachhinein einiges anders machen würde? Und wer spricht von den Menschen, die einen unterstützen und helfen? Und wer sagt, dass meine Freundin und ihr Mann mit ihren Kindern keine Probleme und teilweise finanziellen Schwierigkeiten haben? Und wer sagt, dass ich trotz all dem "Wissen" manchmal meine Freunde (von denen nur wenige studiert haben) für ihre praktische und soziale Intelligenz (und/oder andere Eigenschaften) nicht hin und wieder bewundere?

    Natürlich spielt Geld auch eine Rolle, aber von denen, die ich kenne, hat niemand Kunstgeschichte studiert, weil er damit reich werden will.

  • Wie wäre es denn mit einer einkommensabhängigen Bildungsabgabe? Das wäre gerechter.

    Bildung (auch Kinderbetreuung, Schule und Studium) sollte kostenlos bleiben. Gerade die Geisteswissenschaftler leiden doch an der schlechten Ausstattung. Und für die sollen sie noch bezahlen?

    Übrigens gehören gerade Kunsthistoriker nicht zu den Top-Verdienern. Ich kenne eine Menge Museumsmitarbeiter und Freiberufler, die bei einer 60-Stunden-Woche kaum mehr als eine Kassiererin, um mal bei diesem netten Beispiel zu bleiben, im Portemonnaie haben. Nicht jeder kann sich über eine wohlbezahlte Professorenstelle freuen!

  • Nur insofern sie die finanzielle Notlage-Argumentation bei der Abschaffung von Studiengebühren hoffentlich etwas relativiert.

  • marco
    05.04.2011 15:21

    @he
    Diese Arbeitsvermittler-Anekdote hat mit Studiengebühren auch nichts zu tun.

  • Tut mir leid, aber ich kann der Sorge um eine Elitenbildung sowie dem Diskurs mit Blick auf eine aus finanziellen Gründen angeblich benachteiligten, ungebildeten Bevölkerungsschicht nicht folgen. Das sind für mich nichts als Floskeln, bestenfalls eine Rhetorik, die irgendwo im 19. Jahrhundert hängen geblieben ist. Mit den Studiengebühren hat das aus meiner Sicht soviel zu tun, wie ich mit dem Abendstern, nämlich: nichts!

    Als ich vor wenigen Jahren als Jungakademikerin und Harz-IV-Empfängerin vor einem Arbeitsvermittler des Sozialamtes landete, blickte der von oben herab auf mich und legte mir die Nutzlosigkeit meines Studiums (Kunstgeschichte) und die Sinnhaftigkeit seiner Ausbildung (Schlosser) dar. Anschließend belehrte er mich ungebeten in allgemeinen Lebensfragen und erzählte mir von seiner schönen Zeit als Taxifahrer (und zugleich Fremdenführer), als er sich (wohlgemerkt! auch ohne Studium!) Gästen die Denkmäler der Stadt (ich wollte nicht wissen, wie?) vorführte. Als ich nach rund dreißig Minuten "Vermittlung", nachdem ich in exemplarischer Weise die dumme Gans abgegeben hatte, den Raum verlassen durfte, hatte ich, mit der strengen Auflage zur Bewerbung, ein Angebot in der Hand, welches mich (im Zuge der europäischen Erweiterung) in jenes Land zurück führen sollte, aus dem ich Jahre zuvor eben gekommen war.

    Ich weiß nicht, ob der gute Mann seine Kinder zum Studium ermutigt hatte oder nicht. Mir ist aber spätestens seither klar, dass eine abschätzige Einstellung zur Bildung eher die Bremse ist als mangelndes Geld. In diesem Sinne: vielleicht haben Harz-IV-Empfänger (übrigens nicht nur ausländische Mitbürger und nicht nur Ungebildete) kein Geld für Ausbildung wie fürs Studium, für alle anderen ist es jedoch nur eines: sinnlos!

    Und nochmal: Mit den Studiengebühren hat das aus meiner Sicht Null zu tun.

  • Bleistifterin
    05.04.2011 09:19

    Ich gebe zu, seit dem Großen Streik '96 (3. Semester) habe ich meine Meinung auch geändert - es ist eben doch komplizierter als man sich mit 19 vorstellen kann. dennoch war ich schon damals für nachlaufende Gebühren zu haben. Warum soll die Kita Geld kosten, das Studium aber nicht? Warum soll der Meisterbrief Geld kosten, das Studium aber nicht?
    und man sieht den Studierenden heute leider auch an: was nix kostet, ist nix wert. Selbst die 500 Euro, die sie hier in Niedersachsen zahlen, sind ihnen nicht die Anwesenheit in der Vorlesung wert...
    Und doch: die Studiengebühren sind nachweislich der geringste Teil der Kosten. 500,- Euro im Semester, sind weniger als 100,- Euro im Monat. Da geben die Studierenden leicht das Gleiche/Vielfachce für Miete, Essen, Kleidung, Auto, etc aus. Das Problem ist, dass zugleich kein Einkommen reinkommt. Und so schrecken Studiengebühren genau die Leute ab, deren Eltern eben auch nicht studiert haben. Denn wer kein Geld hat, für den ist jede zusätzliche Gebühr zu den Lebenshaltungskosten zu viel.
    Alle nachlaufenden Bezahlsysteme hingegen werden gerade hinterrücks abgeschafft. Bestes Beispiel ist die Klausel bei der Rückzahlung des Bafögs, die einen Nachlass für die besten 30% des Jahrgangs gewährt hat, und einen weiteren für die besonders schnellen Studierenden. Statt dessen gibt's jetzt ein Stipendiensystem. Sozial gerecht ist das nicht.

    Und der Zustand der Lehre wird sich auch MIT Studiengebühren nicht ändern solange die Kapazitätsverordnung steht und/oder Lehrbeauftragte weniger verdienen als Kassiererinnen.

  • marco
    05.04.2011 08:58

    Ich sehe da oben zwei Argumente:

    1. Akademiker haben nach 10-15 Jahren den Einkommensunterschied aufgeholt. Junge Leute aus einkommensschwachen Familien sollen sich also mal nicht so anstellen und das Risiko eingehen.

    Das Risiko ist aber nunmal da und ist für einkommenssschwache Familien eben existenzieller. Ihre Prognose der in Zukunft weiter sinkenden Akademikerarbeitslosigkeit ist auch nur eine von Ihnen selbst vorsichig formulierte Vermutung.

    2. Es ist unsozial, dass schlecht verdienende Kassiererinnen das Studium der später Besserverdienenden finanzieren.

    Das ist einfach ein schlechtes Argument. Man könnte jetzt tausende Beispiele aufzählen, bei denen der eine Bürger mit seinen Steuern den anderen Bürger unterstütz, zunächst selbst aber nichts davon hat. Bezahlt nicht der gut verdienende Akademiker später die Rente der Kassiererin? Oder des Taxifahrers, obwohl er nie Taxi fährt?

    Was spricht denn überhaupt für Studiengebühren? Jaja, die Unis brauchen Geld um gute Lehre und Forschung für die vielen Studenten bieten zu können. Noch was?
    Wäre das ohne Studiengebühren auf keinen Fall möglich?

  • Anna
    05.04.2011 08:44

    Die Frage ist doch eher: Wozu brauchen wir Studiengebühren? Da wo es wirklich hakt an unseren Hochschulen, nämlich am Lehrpersonal, dürfen sie nicht eingesetzt werden. Stattdessen hängen nun in jedem Institut Flachbildschirme mit Uni-Werbung. Die soziale Selektion in unserem Bildungssystem ist enorm hoch und fängt definitiv schon wesentlich früher an als bei der Frage eines Studiums. Sie wird aber definitiv durch solch hohe Gebühren (die 500€ waren bei Einführung übrigens eine Maximal- nicht Minimalgrenze) verstärkt. Tatsache ist, dass dadurch der Zugang zu Bildung, zu einem Grundrecht, eingeschränkt wird, klare Form von Elitenbildung.

  • Ist wohl richtig! Nur wenn demnächst die Kassiererin zugleich die Akademikerin ist, könnte sich das möglicherweise ändern. So weit kommt es aber vielleicht doch nicht...

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