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Kosmos Runge - ein Hamburger Urgestein zu Besuch in München

Derzeit läuft in der Hamburger Kunsthalle die unbedingt sehenswerte Runge-Werkschau, die im Mai in die Hypo-Kunsthalle kommen wird. Es handelt sich dabei um die erste umfassende Retrospektive seit Werner Hofmanns Ausstellung von 1977. Das Werk des aus Wolgast stammenden Wahlhamburgers wird anders als die Caspar David Friedrich Schau (2006/07) in den weitläufigen unterirdischen Räumlichkeiten der Kunsthalle präsentiert, in denen das gesamte Oeuvre viel besser zur Geltung kommt. Thematisch geordnet werden die über 300 Exponate vor bisweilen überraschend anmutenden Wandfarben gezeigt, die jedoch eigens für die Ausstellung des Romantikers historisch korrekt umgesetzt worden sind. Die kräftigen, an Fürst-Pückler-Eiscreme erinnernden Farbschattierungen unterstreichen insbesondere Runges komplexe Erkenntnisse im Bereich der Farbenlehre vorzüglich, sie bringen aber auch die Scherenschnitte und Schattenrisse sowie den detailliert geschilderten Entstehungsprozess des großen und kleinen Morgens gut zur Geltung.

Wissenschaftlich überaus interessant sind die Erkenntnisse der maltechnischen Analysen, die die Kunsthalle in einem Projekt hat erstellen lassen. Erste Ergebnisse werden im letzten Saal anhand der Hülsenbeckschen Kinder und des Morgens präsentiert. Leider sind die Ergebnisse erst kurz vor der Eröffnung der Ausstellung konkret geworden, daher steht zu hoffen, dass die Münchner Schau davon noch mehr profitieren wird. Meiner Ansicht nach böte sich hier eine wunderbare Gelegenheit, den Auftrag des Kunsthistorikers für das Publikum noch greifbarer zu machen.

Gemeinsam mit dem Werkkatalog ist ein umfangreicher Band zum Runge-Symposium von 2009 erschienen, der eine Vielzahl der wissenschaftlichen Fragen aufgreift. Interessant an diesen Bänden ist auch die wissenschaftliche Verbindung zwischen der Kunsthalle und dem kunstgeschichtlichen Seminar der Uni Hamburg, denn die Katalogbeiträge sind im Rahmen eines Seminars von Uwe Fleckner und Regine Gerhardt unter anderem von Studenten erarbeitet worden.

 

Ich kann nur empfehlen, dem leider viel zu früh verstorbenen Runge einen ausgiebigen Besuch in der Hypo-Kunsthalle zu widmen oder gar nach Hamburg zu fahren (dafür spricht, dass die Hülsenbeckschen Kinder für eine Fernreise leider zu angegriffen sein sollen...)

 

Viel Vergnügen bei der Besichtigung!

 

http://www.hamburger-kunsthalle.de/archiv/seiten/runge_10.htm

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